B
bjarne
- 19
- 3
Hey!
Mein Leben mit der Angst begann ungefähr mit 14. Ich habe mich damals dazu überreden lassen mit ein paar Leuten abzuhängen die schon deutlich älter waren. Daraus entstand dann eine soziale Drucksituation in der ich gezwungen war mehr Dro. zu rauchen als ich eigentlich vertrage. Meine Gedanken waren damals, dass ich jetzt zu viel davon in meinem Körper habe und es mich im nächsten Moment total umhaut. Ich habe dann totale Angst vor dem Kontrollverlust bekommen und das in eine Panik münden lassen.
Mein Problem war damals, dass ich das nicht als Angst gedeutet habe. Für mich war das einfach ein so starkes Gefühl, dass ich der Meinung war, dass das ein Anzeichen dafür ist verrückt zu werden. Für mich war dann klar, dass das irgendwann so schlimm wird, dass ich sabbelnd durch die Straßen laufe und in Zwangsjacke abgeführt werde. Also hab ich mir selbst gesagt, dass ich das nun so lange verheimlichen werde bis gar nichts mehr geht.
Nach der Attacke bin ich dann nicht zur Schule gegangen. Im Zuge dessen wurde nach ein paar Wochen eine abklingende Herzmuskelentzündung diagnostiziert. Aus heutiger Sicht war das vermutlich eine falsche Diagnose, aber immerhin wurde mir damals eine Psychotherapie verschrieben um damit klarzukommen. Der Arzt sagte damals sowas wie: Mensch, so eine Sache mit dem Herz kann ziemlich belastend sein. Ich schreib dir jetzt mal was auf, da kannst du dann darüber reden.
Leider ging es in der Psychotherapie dann nicht um die Angst, sondern um zwischenmenschliches. Wenn die Therapeutin mir damals sowas gesagt hätte wie: Das ist einfach nur Angst. Wenn Du es schaffst die auszuhalten wird alles viel besser. Wir arbeiten jetzt daran, dann wäre wohl sehr vieles anders verlaufen. Stattdessen haben wir irgendwelche Familienaufstellungen gemacht und uns über meine frühe Kindheit unterhalten.
Ich habe mich dann einfach selbst therapiert. Ich bin einfach in die Situationen gegangen und habe mir selbst gesagt, dass ich jetzt lernen muss mit meiner verrücktheit zu leben. Das hat auch einigermaßen geklappt. Ich bin zwar einmal sitzen geblieben, habe dann aber ein ausgezeichnetes Abitur gemacht.
Der krasseste Moment war damals dann die Abiturprüfung. Trotz der schlimmsten Panikattacke meines Lebens habe ich es irgendwie fertiggebracht eine 1+ in der mündlichen Deutschprüfung hinzulegen. Einer der Lehrer meinte nach der Klausur: Also, sie haben uns heute sehr beeindruckt. Nicht nur, was sie da vorgetragen haben, sondern auch das wie. Mit so viel Ruhe und Gelassenheit. Gratulation! In dem Moment ist für mich dann echt alles zusammengebrochen. Wie konnte es sein, dass ich nach Außen so eine tolle Wirkung habe und innerlich so unfassbar geladen bin?
Ab dem Zeitpunkt begannen dann die täglichen Panikattacken. Eigentlich war mein Leben eine einzige Panikattacke. Ich habe noch echt viele Dinge gemacht, hatte aber andauernd die Angst verrückt zu werden. Stellenweise waren das mehrere am Tag. Eine unfassbare miese Zeit.
Ich habe mich dann immer weiter zurückgezogen. Habe nur noch das nötigste gemacht. Hab mich irgendwie an der Uni eingeschrieben und alles in Eigenregie zu Hause gelernt. Dann zu den Klausuren gequält und irgendwie durchgekommen.
Irgendwann habe ich dann beschlossen eine Therapie zu beginnen. Da wurde mir dann das erste mal erzählt, dass das einfach nur Angst ist. Es ging dann rapide bergauf. Ich habe wieder alles gemacht, Ängste überwunden, bin gereist, ins Stadion gegangen, zur Uni, einfach alles. Ich bin auf einen riesigen Erfolgszug aufgesprungen und hab den echt lange geritten. Ich dachte die Angst verschwindet nun endgültig und ich kann wieder frei sein.
Das miese war dann allerdings, dass es einen ziemlichen Rückfall gab. Und genau zu dem Zeitpunkt hat meine Therapeutin dann auch ihrerseits einfach die Therapie abgebrochen, da sie nur noch Privatpatienten behandeln wollte. Eine unfassbar Empathielose Person. Ist sicherlich ihr gutes Recht das so zu machen, aber in der Situation hätte es sie vermutlich auch nicht umgebracht noch 10 Stunden mit mir durchzuziehen, um mir wenigstens eine Perspektive zu eröffnen.
Stattdessen habe ich zu dem Zeitpunkt dann einfach innerlich aufgegeben und wieder begonnen mich zurückzuziehen. Ich habe einen Hund mit dem ich regelmäßig Gassi gehe und habe es so geschafft einen Bereich rund um das Haus zu schaffen der einigermaßen erträglich ist. Ansonsten nehme ich an nichts mehr Teil.
Durch einen absoluten Glücksfall habe ich es irgendwie geschafft eine Frau kennenzulernen mit der ich zum ersten mal darüber wirklich reden konnte. Sie hat ihre eigenen krassen Probleme, aber ich bewundere im allgemeinen, wie sie selbst mit ihrer Panik umgeht. Wir helfen uns gegenseitig auf ganz unterschiedlichen Ebenen und das ist ein unfassbar gutes Gefühl.
Das ist auch der Grund warum ich mich hier angemeldet habe. Ich suche Menschen mit denen ich mich austauschen kann. Der Schlüssel zu meiner Angst wird sein sie zu akzeptieren und zu erkennen, dass auch andere Menschen damit umgehen können.
Ich habe die dunkelsten Orte in den letzten 10 Jahren gesehen und trotzdem habe ich das Gefühl jetzt ein besserer Mensch zu sein. Das ist etwas, auf das ich wirklich stolz bin. Mit dieser Erkenntniss kann es jetzt nur noch nach oben gehen!
Falls jemand Interesse hat sich einfach mal intensiver zu unterhalten (Chat/Telefon), meldet euch.
Mein Leben mit der Angst begann ungefähr mit 14. Ich habe mich damals dazu überreden lassen mit ein paar Leuten abzuhängen die schon deutlich älter waren. Daraus entstand dann eine soziale Drucksituation in der ich gezwungen war mehr Dro. zu rauchen als ich eigentlich vertrage. Meine Gedanken waren damals, dass ich jetzt zu viel davon in meinem Körper habe und es mich im nächsten Moment total umhaut. Ich habe dann totale Angst vor dem Kontrollverlust bekommen und das in eine Panik münden lassen.
Mein Problem war damals, dass ich das nicht als Angst gedeutet habe. Für mich war das einfach ein so starkes Gefühl, dass ich der Meinung war, dass das ein Anzeichen dafür ist verrückt zu werden. Für mich war dann klar, dass das irgendwann so schlimm wird, dass ich sabbelnd durch die Straßen laufe und in Zwangsjacke abgeführt werde. Also hab ich mir selbst gesagt, dass ich das nun so lange verheimlichen werde bis gar nichts mehr geht.
Nach der Attacke bin ich dann nicht zur Schule gegangen. Im Zuge dessen wurde nach ein paar Wochen eine abklingende Herzmuskelentzündung diagnostiziert. Aus heutiger Sicht war das vermutlich eine falsche Diagnose, aber immerhin wurde mir damals eine Psychotherapie verschrieben um damit klarzukommen. Der Arzt sagte damals sowas wie: Mensch, so eine Sache mit dem Herz kann ziemlich belastend sein. Ich schreib dir jetzt mal was auf, da kannst du dann darüber reden.
Leider ging es in der Psychotherapie dann nicht um die Angst, sondern um zwischenmenschliches. Wenn die Therapeutin mir damals sowas gesagt hätte wie: Das ist einfach nur Angst. Wenn Du es schaffst die auszuhalten wird alles viel besser. Wir arbeiten jetzt daran, dann wäre wohl sehr vieles anders verlaufen. Stattdessen haben wir irgendwelche Familienaufstellungen gemacht und uns über meine frühe Kindheit unterhalten.
Ich habe mich dann einfach selbst therapiert. Ich bin einfach in die Situationen gegangen und habe mir selbst gesagt, dass ich jetzt lernen muss mit meiner verrücktheit zu leben. Das hat auch einigermaßen geklappt. Ich bin zwar einmal sitzen geblieben, habe dann aber ein ausgezeichnetes Abitur gemacht.
Der krasseste Moment war damals dann die Abiturprüfung. Trotz der schlimmsten Panikattacke meines Lebens habe ich es irgendwie fertiggebracht eine 1+ in der mündlichen Deutschprüfung hinzulegen. Einer der Lehrer meinte nach der Klausur: Also, sie haben uns heute sehr beeindruckt. Nicht nur, was sie da vorgetragen haben, sondern auch das wie. Mit so viel Ruhe und Gelassenheit. Gratulation! In dem Moment ist für mich dann echt alles zusammengebrochen. Wie konnte es sein, dass ich nach Außen so eine tolle Wirkung habe und innerlich so unfassbar geladen bin?
Ab dem Zeitpunkt begannen dann die täglichen Panikattacken. Eigentlich war mein Leben eine einzige Panikattacke. Ich habe noch echt viele Dinge gemacht, hatte aber andauernd die Angst verrückt zu werden. Stellenweise waren das mehrere am Tag. Eine unfassbare miese Zeit.
Ich habe mich dann immer weiter zurückgezogen. Habe nur noch das nötigste gemacht. Hab mich irgendwie an der Uni eingeschrieben und alles in Eigenregie zu Hause gelernt. Dann zu den Klausuren gequält und irgendwie durchgekommen.
Irgendwann habe ich dann beschlossen eine Therapie zu beginnen. Da wurde mir dann das erste mal erzählt, dass das einfach nur Angst ist. Es ging dann rapide bergauf. Ich habe wieder alles gemacht, Ängste überwunden, bin gereist, ins Stadion gegangen, zur Uni, einfach alles. Ich bin auf einen riesigen Erfolgszug aufgesprungen und hab den echt lange geritten. Ich dachte die Angst verschwindet nun endgültig und ich kann wieder frei sein.
Das miese war dann allerdings, dass es einen ziemlichen Rückfall gab. Und genau zu dem Zeitpunkt hat meine Therapeutin dann auch ihrerseits einfach die Therapie abgebrochen, da sie nur noch Privatpatienten behandeln wollte. Eine unfassbar Empathielose Person. Ist sicherlich ihr gutes Recht das so zu machen, aber in der Situation hätte es sie vermutlich auch nicht umgebracht noch 10 Stunden mit mir durchzuziehen, um mir wenigstens eine Perspektive zu eröffnen.
Stattdessen habe ich zu dem Zeitpunkt dann einfach innerlich aufgegeben und wieder begonnen mich zurückzuziehen. Ich habe einen Hund mit dem ich regelmäßig Gassi gehe und habe es so geschafft einen Bereich rund um das Haus zu schaffen der einigermaßen erträglich ist. Ansonsten nehme ich an nichts mehr Teil.
Durch einen absoluten Glücksfall habe ich es irgendwie geschafft eine Frau kennenzulernen mit der ich zum ersten mal darüber wirklich reden konnte. Sie hat ihre eigenen krassen Probleme, aber ich bewundere im allgemeinen, wie sie selbst mit ihrer Panik umgeht. Wir helfen uns gegenseitig auf ganz unterschiedlichen Ebenen und das ist ein unfassbar gutes Gefühl.
Das ist auch der Grund warum ich mich hier angemeldet habe. Ich suche Menschen mit denen ich mich austauschen kann. Der Schlüssel zu meiner Angst wird sein sie zu akzeptieren und zu erkennen, dass auch andere Menschen damit umgehen können.
Ich habe die dunkelsten Orte in den letzten 10 Jahren gesehen und trotzdem habe ich das Gefühl jetzt ein besserer Mensch zu sein. Das ist etwas, auf das ich wirklich stolz bin. Mit dieser Erkenntniss kann es jetzt nur noch nach oben gehen!
Falls jemand Interesse hat sich einfach mal intensiver zu unterhalten (Chat/Telefon), meldet euch.
28.05.2018 13:05 • • 28.05.2018 x 1 #1
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