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Hallo zusammen,

ich bin neu hier im Forum und packe gleich mal meine Sorge auf den Tisch. Ich heiße Muya, bin 32 Jahre und Lehrerin. Aktuell Beamtin auf Probe, die Lebzeitverbeamtung folgt bald. Ich leide seit mehreren Jahren an Agoraphobie mit Panikattacken. Was den Alltag angeht habe ich keine Probleme, habe mich arrangiert bzw. weiß welche Situationen ich vermeiden muss (Zugfahrt, Busfahrt, weite Reisen, weite Felder, etc) um keine Angst aufsteigen zu lassen. Ab und an konfrontiere ich mich mit kleineren angstauslösenden Situationen, gelingt meistens.

Nun zu meinem akuten Problem: Ich soll im nächsten Jahr mit auf Klassenfahrt. Hier ein paar Fakten:

- Teilnahme an einer Klassenfahrt gehört zu meiner Dienstpflicht
- nicht teilnehmen muss man bei Kinderbetreuung oder Pflege (bei mir beides nicht der Fall)
- ich kann auf keinen Fall mitfahren, es gibt mehrere Problemfelder
a) ist sehr weit weg, im Ausland, ca. 1500 km
b) es ist eine Busreise (ich kann kein Beifahrer sein, weder im Auto, Bus, Zug whatever, muss immer selbst fahren, zumindest wa Autobahn angeht)
c) zusätzlich bin ich Reisekrank mit Übelkeit und Erbrechen, habe auch diese Motion Sickness in anderen Situationen
d) ich nehme keinerlei Medikamente, niemals, nur in medizinischen Notfällen (bisher hatte ich 0)

ICh hoffe natürlich auf hilfreiche Tipps und Anregungen und auf empathische Antworten. Ich sage das nur weil ich schon oft erlebt habe dass diese Erkrankung einfach nie ernst genommen wird. Ich selbst nehme es mittlerweile sehr ernst, sehe es wie ein gebrochenes Bein, dann würde man wahrscheinlich auch nicht mitfahren, einfach weil man es nicht kann. Die Option das offen anzusprechen habe ich nicht bzw nur mit der Folge, nicht auf Lebzeit verbeamtet zu werden, was für mich aber außer Frage steht (mein Weg war bis hierher schon sehr weit, will mir das nicht kaputt machen aufm letzten Meter).

Wenn ich bspw sage dass ich Reisekrank bin, habe ich Angst dass Aussagen kommen wie:
Schmeiss dir doch ne . (irgendein Benzo oder so) ein für die Fahrt, dann kannste schön pennen
-- ich nehm allerdings keine Medis weil Angst davor

Wenn ich sage dass ich in dieser Woche zb das neue Haus renoviere, habe ich Angst dass die Fahrt einfach nur verschoben wird.

Das bringt mich zu der VErmutung, dass mir nix andres übrig bleibt als mich krankzumelden. Voll die asi nummer. aber ich habe das Gefühl tatsächlich gar keine andere Möglichkeit zu haben.

Vielleicht habt ihr IDeen, Anregungen, irgendwelche Gedanken die mir eventuell helfen können. Habe das ganze übrigens die Tage erst erfahren und das ganze soll in 5 Monaten schon stattfinden. Stresst mich gerade einfach nur derbe

22.12.2023 02:56 • 22.12.2023 #1


4 Antworten ↓


-IchBins-
Hallo,
ich denke, die Idee hast du bereits dir selbst als Antwort gegeben: krank schreiben lassen.
Eine andere würde mir nicht einfallen, da du Angst vor Medikamenten hast und ohne es nicht funktionieren würde, wie du selbst beschreibst. Oder du gehst raus aus der sogenannten Komfortzone und trotzt dem, indem du vorher gedanklich an dir arbeitest.

Ich kann auch ganz schlecht mit öffentlichen Verkehrsmitteln fahren, das war damals schon zu der Zeit, als ich noch arbeiten musste. Manchmal musste ich die Fahrt unterbrechen und bin dann zu spät gekommen, entweder weil ich musste (hyperaktive Blase seit meiner Kindheit) oder mir übel wurde durch das Gewackel und Geruckel sowie der Gerüche und Enge (keine Fluchtmöglichkeit). Ich fahre auch selbst kein Auto und auch als Beifahrerin ist das manchmal anstrengend für mich. Aber ich habe mich seit geraumer Zeit damit abfinden können, weil ich in Rente bin.

Mein persönliches Vorgehen war und ist immer: erst etwas dafür (meistens wird dagegen geschrieben - das bedeutet aber wieder Kampf, kann manchmal klappen, aber langfristig aus meiner eigenen Erfahrung leider nicht, es ist eher die Annahme, das Akzeptieren, dass die Angst davor da ist, aber es trotzdem zu tun (die Stirn bieten) - im Kopf/Gedanken/Willenskraft, dass sich etwas ändern soll, wenn man selbst bereit dafür ist, etwas ändern zu wollen - raus aus der sogenannten Komfortzone- dann versuchen - den Dingen die Stirn zu bieten (in deinem Fall kleinere Strecken schon mal vorab mit dem Bus fahren) und wenn es dann doch nicht geht, bleibt die Krankschreibung und das endgültige Abfinden, dass dies oder das eben nicht mehr geht, was dann eben so ist, aber man hat es erst mal versucht.

Jetzt hast du 5 Monate Zeit, um mit anderen Techniken bzw. zunächst gedanklich daran zu arbeiten und zu schauen, ob es dann möglich für dich sein kann, zu üben wie eben die kleineren Strecken mit dem Bus als Beispiel.
Was ist dir denn wichtiger? Willst du gern mit auf diese Reise oder nicht? Hättest du die Kraft, jetzt etwas für dich zu ändern, wenn du gern mit auf die Reise willst/möchtest oder eher nicht? Ähnliche Fragen habe ich mir damals selbst gestellt, um für mich einen Weg finden zu können.

22.12.2023 07:05 • x 1 #2


A


Job in Gefahr? Situation vermeiden

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Islandfan
Zitat von Murayaha:
Die Option das offen anzusprechen habe ich nicht bzw nur mit der Folge, nicht auf Lebzeit verbeamtet zu werden, was für mich aber außer Frage steht (mein Weg war bis hierher schon sehr weit, will mir das nicht kaputt machen aufm letzten Meter).


Wenn du es offen ansprichst, dann ist die Chance auf eine Verbeamtung auf Lebenszeit gleich null, denn Klassenfahrten sind Teil deines Dienstes. Ich bin da generell zwiegespalten, weil ich im Studium auch Studenten kennen gelernt haben, die nicht zum Psychologen gegangen sind, weil sie Angst hatten, nicht verbeamtet zu werden. Perfiderweise sind dann die, die sich um ihre Erkrankung aktiv kümmern und eine Chnace auf Genesung haben, die Gear schten, weil sie ehrlich sind. Die, die sich durchkämpfen nur wegen der Verbeamtung sind im schlimmsten Fall die, die in Frühpension gehen, was den Staat viel Geld kostet.
Entschuldige meine ehrlichen Worte, aber so sieht es aus. Der Vorteil, und da verstehe ich dich sogar, ist der, dass du als Beamtin auf Lebenszeit später niemals finanziell tief fallen wirst und deswegen beißen sich manche durch, koste es, was es wolle.
Es gäbe ja noch die Option als angestellter Lehrer zu arbeiten, machen manche Bundesländer ja auch nur noch, dass sie nicht mehr verbeamten, aber klar, auch wenn die Gehälter da auch sehr gut sind, hat man halt im Krankheitsfall das gleiche Problem wie alle anderen nicht Beamten auch.

So kurz vor deinem Ziel wäre es auf der anderen Seite zwar ehrlich zu sagen, was Sache ist, aber damit verbaust du dir die Verbeamtung auf Lebenszeit. Kann ich menschlich verstehen, wenn man es dann verhindert.
Allerdings kannst du nicht jedes Jahr die Klassenfahrt verweigern, daran musst du sowieso arbeiten und ich würde in deiner Sitation mal über eine Therapie (die du privat zahlen solltest, dann wird es nicht sichtbar für deine Akte) und Medikamente nachdenken.

22.12.2023 07:45 • x 1 #3


Schlaflose
Die Tochter meiner Freundin ist trotz vorherigen Therapeutenbesuchen vor ein paar Jahren verbeamtet worden, allerdings nicht im Schuldienst sondern beim Finanzamt. Ich weiß nicht, ob das einen Unterschied macht.
Für diese Fahrt besteht natürlich die Möglichkeit sich krank zu melden, aber dauerhaft wirst du das nicht so halten können. Da führt kein Weg an einer Therapie vorbei.
Mich hat meine Psyche die Verbeamtung gekostet, weil ich wegen meinen extremen Schlafstörungen vieles nicht machen konnte, was außerhalb des reinen Unterrichts war. Ich war durch Schlafmsngel immer so k.o., dass ich froh war, irgendwie meinen Dienst nach Vorschrift hinzubekommen. Klassenfahrten habe ich nur am Anfang eine mitgemacht und das war die Hölle, weil ich eine Woche fast ohne Schlaf war. Das ist übrigens privat auch so, war zuletzt 1994 in Urlaub. Bei uns war es aber so, dass bei Teilzeit, was ich immer hatte, keine Verpflichtung besteht, mehrtätige Fahrten zu machen. Als ich anfing, wurde man nur im Angestelltenverhältnis in Teilzeit übernommen und erst 8 Jahre kam das Angebot zur Verbeamtung. Ich bekam sie nicht wegen mangelnder Belastbarkeit und blieb bis heute im Angestelltenverhältnis. Ich habe vieles getan, um das zu ändern, mehrere Therapien, Rehaaufenthalt, viele Medikamente, die die Lage etwas verbesserten, aber keine endgültige Heilung brachten. Nach 20 Jahren im Schuldienst und am Ende immer wieder Krankschreibungen habe ich den Schuldienst aufhegeben und arbeite seit 12 Jahren in der Verwaltung am Ministerium. Bei mir war das tieferliegende Problem aber eine soziale Phobie und ängstliche (vermeidende) Persönlichkeitsstörung. Der Schuldienst war für mich einfach völlig ungeeignet.

22.12.2023 08:14 • #4


Perle
Moin,

mich würde interessieren, ob Du in Therapie bist oder warst.

Ich sehe es auch so, dass Du mit dem Thema Klassenfahrt Jahr um Jahr immer wieder konfrontiert werden wirst. Du wirst nicht dauerhaft über Krankheit ausweichen können. Vielleicht ist genau das Deine Chance auf eine Veränderung im Umgang mit der Agoraphobie.

Du sagst, dass Du genau weißt, welche Situationen Du vermeiden musst. Dann weißt Du aber auch, dass genau da das Problem liegt, denn so wirst Du nicht weiterkommen und Dich mit der Erkrankung im Kreis drehen. Möchtest Du das wirklich Dein Leben lang durchziehen?

22.12.2023 08:16 • #5





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