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Celestine
Schon so oft habe ich mir die Frage gestellt, ob ich mich einfach raus beamen soll aus dem Alltagstrott, diese ganzen Verpflichtungen, alle wollen etwas von mir, dieser ständige Kampf, wenn die Angst kommt und es stehen Arbeit oder andere Termine an und man schafft es dann irgendwie und ist danach fix und alle,aber das sehen die anderen ja nicht.
Dann gibt es wieder gute Tage, wo alles gut ist, wo ich mich gut fühle...und dann immer wieder diese Abstürze.

Soll ich weiter kämpfen, oder mir eine Auszeit gönnen? Mich offiziell krank schreiben lassen, geht ja niemanden etwas an, warum. Oder gebe ich dann auf, und suhle mich noch mehr im Selbstmitleid, der Opferrolle, gebe der Angst noch mehr Spielraum? Hätte die Angst dann gewonnen?

Dieser Beitrag ist ziemlich konfus, ich weiß. Vielleicht geht es ja trotzdem jemandem von Euch ähnlich, hat ähnliche Gedanken.
An Tagen wie heute, wo nur Panik und Resignation in mir sind, möchte ich einfach nur noch alles hinschmeißen und mich verbuddeln. Der ständige Kampf macht unglaublich müde...

24.11.2014 21:33 • 24.11.2014 #1


5 Antworten ↓


Kuntergrau
Diese Frage hat mich auch lange gequält. Ich hab mich damals mit schweren Depressionen jeden Tag auf Arbeit gequält (teils war ich dort 14 Stunden täglich), viel Verantwortung gehabt und mich auch für den Betrieb aufgeopfert. Selbst mit einer Lungenentzündung war ich noch auf Arbeit. Fakt ist: Niemand dankt es Einem, Niemand nimmt Rücksicht.
Ich wollte mich nicht krankschreiben lassen, weil sich dann Schuldgefühle breit machten (Ich darf meine Kollegen nicht im Stich lassen!; Ich kann doch nicht meinen Posten verlassen, ich hab Verantwortung!)
Das Ende vom Lied war dann ein Nervenzusammenbruch und ein Suizidversuch. Das verstehe ich unter Aufgeben.

Du solltest einfach auf dein Innerstes hören. Du musst keine Rücksicht auf Andere nehmen, denn für dich tut das auch keiner. Die Welt dreht sich weiter - auch wenn du eine Auszeit nimmst.
Mir hat die Auszeit auch wirklich gut geholfen. Teils verkrieche ich mich zwar auch, aber ich versuche durch Weiterbildungen und ehrenamtliche Tätigkeiten (derzeit im Tierheim) aktiv zu bleiben.

24.11.2014 21:57 • #2


A


Ist es Aufgeben oder eine Auszeit nehmen ?

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Celestine
Hallo Kuntergrau,

danke für Deine Antwort. Das Problem ist, dass ich mir gerade beruflich neue Wege erarbeitet habe, die sich natürlich nicht realisieren lassen, wenn ich eben diese Auszeit nehme...finanziell wird es dann auch eng! Und ich weiß auch nicht, ob es mir gut tun würde, keinen geregelten Tagesablauf zu haben, ob ich dann nicht vollkommen versacken wurde...das sind so meine widersprüchlichen Gedanken, die in meinem Hirn Karussell fahren..

Ich finde es gut, dass Du Dich entschieden hast, auch wenn es eine erzwungene Entscheidung war. Hast Du denn schon einen Plan, wie es für Dich weiter gehen soll?

24.11.2014 22:29 • #3


Hotin
Hallo celestine,

Dein Beitrag ist sehr klar, überhaupt nicht konfus.

An dieser Stelle möchte ich auch noch erwähnen, ich habe schon sehr viele tolle
Beiträge von Dir hier im Forum gelesen. Gerne weiter so.

Zitat:
Schon so oft habe ich mir die Frage gestellt, ob ich mich einfach raus beamen soll aus dem Alltagstrott, diese ganzen Verpflichtungen, alle wollen etwas von mir,


Eine berechtigte Frage. Die musst Du Dir allerdings allein beantworten.

Zitat:
aber das sehen die anderen ja nicht.


Wenn Du das zulässt, das die das nicht sehen brauchen. Dann schuftest Du Dich kaputt.
Eventuell die Lösung:

Lerne, das Du auch gut und liebenswert bist, wenn Du nicht einfach funktionierst. Und lerne unbedingt Nein sagen.


Wenn Du nicht Nein sagst, machen Dich auch die engsten Familienmitglieder fertig.
Und Fremde erst recht.
Und wenn Du es gar nicht anders schafft, benutze Notlügen und nimm dir jeden Tag
kleine Ruhepausen. Und wenn Du dafür die Zeit findest überlege abends vor dem
schlafen gehen mal was Du so tagsüber geschafft hast. Vielleicht wirst Du staunen, wie viel das war.

Und sprich mit Deiner Angst, sie soll mal nicht so laut brüllen. Sag ihr Du hast schon alles im Griff.

Viele Grüße

Hotin

24.11.2014 22:31 • #4


Celestine
Hotin, ganz lieben Dank für Dein positives Feedback, das hat sehr gut getan.

Und Du hast Recht, nur ich alleine kann mir die Antwort geben. Es ist aber eine so weitreichende Entscheidung, dass ich Angst habe (wiedermal), das Falsche zu tun.

Ich finde es so frustrierend, da fühlt man sich gut, denkt, endlich einen Weg gefunden zu haben, damit die Angst in einem erträglichen Rahmen bleibt und dann---peng! kriegt man wieder eine auf die Mütze und hängt mal wieder in der Panik-Falle drin...das ist sehr zermürbend....

24.11.2014 23:05 • #5


Kuntergrau
Zitat von Celestine:
Hallo Kuntergrau,

danke für Deine Antwort. Das Problem ist, dass ich mir gerade beruflich neue Wege erarbeitet habe, die sich natürlich nicht realisieren lassen, wenn ich eben diese Auszeit nehme...finanziell wird es dann auch eng! Und ich weiß auch nicht, ob es mir gut tun würde, keinen geregelten Tagesablauf zu haben, ob ich dann nicht vollkommen versacken wurde...das sind so meine widersprüchlichen Gedanken, die in meinem Hirn Karussell fahren..

In Hinblick auf die Finanzen würde ich mich mal beim Arbeitsamt erkundigen, wie es bei dir mit dem ALG2-Anspruch aussieht. Das sind immerhin 70% des letzten Lohns. Krankengeld von der Kasse ist auch etwas mehr als Hartz4. Also man kommt schon über die Runden (ich kenne natürlich deine Ausgaben nicht)

Aktiv zu bleiben, ist dann wirklich wichtig. Weiterbildungen, Teilzeit-Jobs, Ehrenämter, Kurse, Hobbys ... es gibt da wirklich viele Möglichkeiten. Es muss auch nicht zwingend irgendwas produktives sein.
Wenn du einen geregelten Tagesablauf haben willst, dann kannst du dir Tagespläne erstellen. Den Wecker kannst du dir ja auch stellen um nicht in den Tag hinein zu schlafen.
Zitat:
Lerne, das Du auch gut und liebenswert bist, wenn Du nicht einfach funktionierst. Und lerne unbedingt Nein sagen.


Du darfst abschalten! Du darfst dich ausruhen! Du darfst einfach mal nichts tun!
Das musste ich auch erst wieder lernen.

Wenn du wirklich der Meinung bist, dass die Arbeit eine wichtige Säule in deinem Leben ist, dann behalte sie. Tu das aber nicht aus Schuld - oder Pflichtbewusstsein. Wenn die Arbeit für dich eher eine Belastung darstellt, dann bringt es wirklich nichts, wenn du dich kaputt-arbeitest. Das ist es nicht wert.

Das musst du dann aber abwägen. Meine Geschichte soll dir nur zeigen, wo das evtl. enden könnte.
Zitat:
Ich finde es gut, dass Du Dich entschieden hast, auch wenn es eine erzwungene Entscheidung war. Hast Du denn schon einen Plan, wie es für Dich weiter gehen soll?

Seit Heute gehe ich ehrenamtlich im Tierheim mit Hunden Gassi. Es macht mir Spaß, die Hunde sind dankbar und ich fühle mich dadurch gut. Im Neuen Jahr beginne ich dann eine Weiterbildung und bewerbe mich dann auch wieder aktiv. Die Depression und meine SP sind nicht verschwunden, aber ich habe wieder ein dickeres Fell und bin v.a. nicht mehr so ein Nervenbündel (daher bin ich auch erst seit kurzem wieder Therapiefähig)
Bis dahin gehe ich meinen Hobbys nach und Faulenze. Nach 5 Jahren Arbeit ohne Krankmeldung und haufenweise verfallenen Urlaubstagen hab ich mir das auch verdient

24.11.2014 23:18 • #6





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