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Liebes Forum, ich möchte euch kurz meine Situation beschreiben. Ich bin 20 Jahre alt und seit März diesen Jahres gehe ich in Psychotherapie wegen generalisierter Angststörung und nehme 15mg Escitalopram.

Vor etwa einem Jahr bin ich in die Großstadt gezogen, das erste Mal in eine Studentenwohnung ohne meine Eltern und mehrere Stunden von ihnen entfernt. Dazu muss man sagen, dass ich überbehütet aufgewachsen bin und nie so richtig gelernt habe selbst mit meinen Problemen oder Ängsten umzugehen. Mit überdurchschnittlichen Ängsten hatte ich nur in vereinzelten Fällen bereits in meiner Kindheit zu tun.

Seit ich zum Studieren umgezogen bin, stehe ich vor meinen Problemen und Ängsten und habe große Probleme damit. Mittlerweile ist es sogar soweit, dass ich überhaupt immer wenn ich hier in der Wohnung allein bin große dauerhafte und teils unbegründete Panik habe, sodass ich es überhaupt nicht packe und irgendwann wieder zu meinen Eltern zurückfahren muss. Hinzu kommen viele Faktoren, wie dass mein Alltag hier keine Struktur hat und nicht sehr ausgefüllt ist und mir neue soziale Beziehungen fehlen.

Mir stellt sich die Frage, ob ich vielleicht einfach noch nicht bereit bin ohne meine Eltern zu wohnen oder ob ich zu stark emotional von ihnen abhängig bin und man das irgendwie lösen kann. Ich weiß einfach mittlerweile überhaupt nicht mehr wie ich das in der Stadt packen soll. Gleichzeitig stellt sich mir die Frage, ob das ein Problem ist, das man zum Beispiel durch einen Klinikaufenthalt bei dem man sich damit beschäftigt, lösen kann. Oder ob es vielleicht wirklich einfach noch nicht so sein sollte, aber dann wirds ja auch nie besser.

Habt ihr ähnliche Erfahrungen, Tipps oder Anregungen? Würde mich echt freuen, bin im Moment total am Limit mit der Panik.

30.09.2025 14:58 • 30.09.2025 #1


12 Antworten ↓


hi , wohnst du jetzt ganz allein in einer wohnung ? ich könnte mir vorstellen dass es , wenn auch erstmal evtl. eine beängstigende vorstellung für dich sein könnte in eine wg mit fremden menschen zu ziehen ein versuch wert wäre , bzw. am besten gibst du dem ganzen nicht nur einen versuch sondern direkt ein paar mehr , und wenn du nach ein paar tagen/wochen feststellst dass du leider nicht die für dich passenden menschen dort gefunden hast dann trau dich und mach noch mal ein - zwei - drei ... versuche , ich hatte früher die beste zeit und glück das ich mich mit fast allen super verstanden habe , natürlich ist es nicht immer leicht und es gehört auch etwas glück dazu nette und vertrauensvolle menschen so kennen zu lernen , aber ich wünschte mir diese zeit am liebsten zurück , und auch wenn es manchmal schwierig wird der versuch lohnt sich bestimmt , ich wünsche dir viel glück so nette menschen kennen zu lernen

lg

A


Ich kann nicht mehr - dauerhafte Panik in Wohnung

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@paulapappen Danke für deine Nachricht. Nein glücklicherweise lebe ich mit meiner Freundin zusammen, aber sie ist ziemlich ausgelastet durch ihren dualen Studiengang. Ich im Vergleich hab in meinem Studiengang ja nur wenig Struktur und es füllt nur ein bis zwei Tage die Woche. Überlege mir auch viel zu ändern, noch was zusätzliches zu machen, aber hab einfach Schiss, dass ich einfach nicht ready dafür bin ohne meine Eltern zu wohnen. Wie gesagt sie haben mich überbehütet und ich fühle mich allein noch total lost und irgendwie ist dann eben auch eine große Panik da, die es mir unerträglich macht.

@Helfermensch wie sehen deine ängste denn diesbezüglich aus , was glaubst du nicht zu können ? ich könnte mir vorstellen , dass wenn du dir diese frage beantwortest du vielleicht auch erkennst dass die meisten sachen eigentlich garnicht so schwer sind , ich mache mir mein leben auch immer noch häufig so komplizierter als es eigentlich ist

@paulapappen naja auf der einen Seite, dass ich es mit der Panik nicht allein schaffe. Meine Eltern kümmern sich in so Phasen halt komplett um mich und helfen mir, dass ich mich aufraffe, ich weiß auch ich muss mich zum Beispiel nicht ums Essen kümmern, weil Essen generell für mich in Panik eine Hürde ist. Allein fühle ich mich damit komplett überfordert. Und dann auch generell die Angst, dass ich vielleicht emotional einfach sehr abhängig noch bin und diese Phase des Loslassens so bisschen übersprungen hab und das die Panik auslöst. Dagegen wüsste ich auch gar nicht was ich tun soll, so gegen Heimweh, oder ob man daran arbeiten kann.

hm , dies ist für mich alles etwas schwierig , hatte das gefühl damals alles genau umgekehrt , hatte als kind viele probleme mit meinen eltern , haupsächlich mit meiner mutter und war froh das ich mit 17 endlich ausziehen durfte , auch beim essen habe ich ihr nicht vertraut , und deswegen leider eine seltsame essstörung entwickelt weil ich dachte sie würde mir versuchen fleisch unterzumischen , in meiner extremsten phase habe ich sie sogar verdächtigt mir medikamente um mich ruhigzustellen unter mein essen zumischen , deswegen habe ich bis ich ca. 8 oder 9 jahre war nur frühstück und abendbrot mitgegessen und bin zum mittagessen zu meiner oma gefahren , danach habe ich dann angefangen selbst zu kochen , sorry ich weiss das war jetzt irgendwie wohl so garnicht hilfreich für dich , aber hast du denn in solchen panik phasen angst davor dir selbst etwas zu essen zu machen weil das irgendwie scxhief gehen könnte , oder ehr die angst dann überhaupt nichts mehr zu essen ?

@paulapappen danke für deine Erfahrungen, es ist auch immer gut von anderen Erfahrungen zu hören. Problem ist bei mir meistens, dass ich in Phasen in denen ich richtig Panik hab generell quasi nichts so richtig machen kann. Bin froh wenn ich dann mal spazieren gehe oder so. Und beim Essen fällt es mir dann einfach generell schwer überhaupt schon zu essen. Und dann noch die zusätzliche Hürde einzukaufen und mir selbst was zu machen ist einfach hoch, wenn man in Dauerpanik ist und keinen Appetit hat. Da hilft es natürlich bei jeder Hürde Menschen wie Eltern zu haben, die einem einfach das Essen auf den Tisch stellen. Aber das ist eigentlich ja auch nicht der Sinn der Sache, sondern ich sollte das ja selbst schaffen. Das meine ich, wenn ich zum Beispiel sage, ich habe Angst es nicht allein zu schaffen ohne Personen, die mir schon einige Hürden nehmen.

das problem mit dem einkaufen kenne ich auch , habe manchmal auch übele sozialfobie , zum glück bin ich da bis jetzt immer nach spätestens ein bis zwei wochen wieder rausgekommen und habe solange zwar nichts frisches oder gesundes aber zumindest was zu essen da gehabt weil ich wenn ich einkaufen gehe immer eine menge lebensmittel die lange haltbar sind wie nudeln , reis ..... einkaufe , wenns mal ganz hart kommt hab ichs aber auch schon geschafft trozdem einkaufen zu gehen , ist zwar sehr mies aufeinmal zitternd stotternd und schwitzend an der kasse zu stehen , aber wenn ich es geschafft hab freu ich mich sobald ich endlich wieder zu hause bin und mich entspannen kann . Je nach wohnort ist das natürlich nicht unbedingt so einfach möglich , aber wenn man nicht gerade in einem kleinem dorf mit nur einem lebensmittelmarkt lebt , ist es für mich einfacher in der nächst grösseren stadt einzukaufen wo die wahrscheinlichkeit auf leute die man irgendwie kennt zu treffen geringer ist und dadurch bin ich dann oft schon um einiges weniger gestresst

Zitat von Helfermensch:
Hinzu kommen viele Faktoren, wie dass mein Alltag hier keine Struktur hat und nicht sehr ausgefüllt ist

Das ist tatsächlich nicht so hilfreich für Dich weil fehlende Struktur erzeugt Unsicherheit und das triggert widerum Ängste/Grübeleien.
Gut ist widerum,dass Du weisst,woran es hapert und somit auch,wo Du den Hebel ansetzen kannst.
Wird Dich sicherlich zu Beginn Überwindung kosten aber das würde sich aus meiner Sicht für Dich doppelt und dreifach auszahlen.

Es wäre eine Idee,in der Gastronomie zu jobben,Du bekämst automatisch mehr Kontakte,könntest bisschen Geld verdienen und essen könntest Du sogar dort.


Mörglicherweise würde es auch Sinn machen,am Wochenende mit Deiner Partnerin zusammen den Wocheneinkauf zu erledigen und gemeinsam abzusprechen,was ihr unter der Woche kochen/essen möchtet.
Man kann sich dazu die Angebote durchschauen (Onlineprospekt) und bekommt dann auch Ideen,was man kochen könnte.
Für Tage,an denen man keine Zeit/Energie hat zum kochen,kann man sich ein paar Fertiggerichte einkaufen,die man einfrieren kann.

Kochen kann ja auch richtug Spass machen,vielleicht belegst Du sogar mal einen Kochkurs.
Da lern man neue Menschen und Rezepte kennen,könnte Dir gut tun.

Dass Du noch sehr an Deinen Eltern hängst,kann ich verstehen,vielleicht kannst Du feste Besuchszeiten am Wochenende einplanen (z.B. jeden zweiten Sonntag) und so siehst Du Deine Eltern regelmässig.

Ich glaube,wenn Du erstmal ein paar soziale Kontakte geschlossen hast und für mehr Struktur sorgst (Nebenjob/Ehrenamt o.ä.),fühlst Du Dich auch wohler.

Zusätzlich könntest Du es mal mit hochdosiertem Baldrian probieren oder anderen stabilisierenden natürlichen Mitteln wie Seda-Platina von Klosterfrau.(hilft bei Unruhezuständen).
Bzw. vielleicht kann auch bei Deinerr medikation nochmal geschaut werden,ob das optimierbar ist weil wenn Du unter Dauerstrom stehst,ist das sehr kräftezehrend und dann fehlt Dir auch die Kraft für Veränderung.

Also wenn Du an ein paar Stellschrauben drehst,kannst Du glaub ich zeitnah ein erfüllteres und entspannteres Lebensgefühl haben.

@Flame vielen lieben Dank für deine ganzen netten Worte und Tipps. Erstmal mit der Struktur ist es absolut richtig, dass ich mir zusätzlich was suche, im Moment denke ich da auch über einen praktischeren und familiäreren Studiengang nach. Nur leider ist mir im Moment noch nicht so klar, wo ich hin will und was wirklich das richtige ist. Ich denke hier ist es wahrscheinlich mithilfe von Psychotherapie bzw. Klinik notwendig, das erstmal für mich herauszufinden, was ich will.

Das mit dem Essen sind gute Ideen, danke. In normalen Phasen komm ich auch mittlerweile ganz gut damit klar und mach das gerne zu kochen oder so. Wenn es mir schlecht geht, dann ist es halt einfach für mich generell noch schwierig überhaupt was in mich reinzubekommen, aber ich denke daran muss ich wohl auch in Therapie weiter arbeiten.

Meine Eltern sehe ich auch regelmäßig, aber es war schon immer auch in meiner Kindheit sehr ein Problem für mich ohne Eltern irgendwohin zu fahren. Zum Beispiel konnte ich in der 7. Klasse nicht mit in den Skikurs, weil ich im Bus so Panik bekommen hab. Also irgendwie hab ich da ein Thema, dass es mir grundsätzlich schwerfällt, wenn sie nicht da sind, und weiß noch nicht wie ich das lösen soll.

Vielen Dank für die Tipps und auch die Hinweise für die Medikation. Es ist absolut richtig, dass mir die richtigen Stellschrauben und weitere therapeutische Arbeit wahrscheinlich dabei helfen können. Auch dass die Struktur mir helfen wird weiß ich, aber ich muss noch schauen, was die richtigen Entscheidungen sind und was ich wirklich will. Gerade in dieser Panik sieht man halt nur, dass man gar nicht weiß, wie man das alles hinbekommen soll. Besonders wenn ich Panik hab, die gefühlt ohne konkreten Auslöser kommt, hab ich Angst, dass mir gar nichts dabei helfen kann und ich für immer mit der Panik kämpfen muss. Mich verunsichert auch, dass es einige gibt, die in den Foren schreiben, dass sie schon seit Jahrzehnten mit der Panik quasi dauerhaft zu kämpfen haben.

Zitat von Helfermensch:
Ich denke hier ist es wahrscheinlich mithilfe von Psychotherapie bzw. Klinik notwendig, das erstmal für mich herauszufinden, was ich will.

Das stimmt und dann heisst es ausprobieren,manchmal ist man einfach zu verkopft statt einfach mal auf etwas zuzugehen und zu schauen,wo es hinführt.

Zitat von Helfermensch:
Wenn es mir schlecht geht, dann ist es halt einfach für mich generell noch schwierig überhaupt was in mich reinzubekommen,

Logisch.Wenn die Angst/Panik nachlässt,kommt der Appetit ja meist wieder.


Zitat von Helfermensch:
dass es mir grundsätzlich schwerfällt, wenn sie nicht da sind, und weiß noch nicht wie ich das lösen soll.

Glaube ,das ist schlicht und ergreifend eine Frage der Gewöhnung,sprich,das braucht einfach Zeit und je besser es Dir bald gehen wird,desto leichter fällt es,auch innerlich autonomer zu werden.


Zitat von Helfermensch:
Auch dass die Struktur mir helfen wird weiß ich, aber ich muss noch schauen, was die richtigen Entscheidungen sind und was ich wirklich will.

Das geht wie gesagt nur über´s Ausprobieren.
Entscheidungen abwägen ist gut aber pass auf,dass Du nicht in der Unentschlossenheit versackst,aus Angst eine falsche Entschedung zu treffen/zu versagen o.ä..
Weil falsche Entschheidungen gibt es im Prinzip nicht,jede Erfahrung ist wertvoll.


Zitat von Helfermensch:
hab ich Angst, dass mir gar nichts dabei helfen kann und ich für immer mit der Panik kämpfen muss.

Musst Du nicht,sofern Du dran bleibst mit Therapie,Medikamenten und Verhaltensanpassungen.
Das geht zwar alles nicht von heute auf morgen,ist aber sehr effektiv.

@Flame danke für deine ganzen Worte, das motiviert mich sehr und hilft mir sehr stark! Vielen lieben Dank.

Hallo Helfermensch,

willkommen hier im Forum.

Zitat von Helfermensch:
Vor etwa einem Jahr bin ich in die Großstadt gezogen, das erste Mal in eine Studentenwohnung ohne meine Eltern und mehrere Stunden von ihnen entfernt. Dazu muss man sagen, dass ich überbehütet aufgewachsen bin und nie so richtig gelernt habe selbst mit meinen Problemen oder Ängsten umzugehen. Mit überdurchschnittlichen Ängsten hatte ich nur in vereinzelten Fällen bereits in meiner Kindheit zu tun.

Mit Deinen 20 Lebensjahren, finde ich es gar nicht so ungewöhnlich, wie es Dir derzeit geht.
Bei den Eltern ausziehen und für sich allein Verantwortung zu übernehmen ist anfangs nicht so
einfach. Deshalb lass Dir etwas Zeit, damit Du Dich immer besser an Deine neue Situation gewöhnen
kannst.

Zitat von Helfermensch:
Besonders wenn ich Panik hab, die gefühlt ohne konkreten Auslöser kommt, hab ich Angst, dass mir gar nichts dabei helfen kann und ich für immer mit der Panik kämpfen muss.

Mit meinen 70 Lebensjahren bin ich deutlich älter und auch lebenserfahrener als Du.
Deswegen wage ich Dir mal in bestimmten Bereichen ein wenig zu widersprechen.

Du sagst:
Zitat von Helfermensch:
Besonders wenn ich Panik hab, die gefühlt ohne konkreten Auslöser kommt, hab ich Angst, dass mir gar nichts dabei helfen kann und ich für immer mit der Panik kämpfen muss.

Wenn ich es richtig weiß, kann das nicht ganz so ablaufen, wie Du es hier schreibst.
Ziehst Du das, was in Deinem Kopf abläuft einmal Sekunde für Sekunde auseinander, so wird
das vermutlich ein wenig anders ablaufen.

Unsere Angst ist ein Gefühl. Und das Angstgefühl kann wirklich, wie Du es schreibst, ohne
einen tatsächlichen Auslöser hervorkommen.
Eine Panik ist nun eine Folge von länger anhaltenden Angstgefühlen. Das kannst Du Dir so ungefähr vorstellen, wie den Unterschied zwischen eine Kerze die brennt und einem Wohnungsbrand.
Ein Wohnungsbrand kommt nicht ohne einen konkreten Auslöser. Da muss das Feuer einer Kerze
erst einmal von der Kerze auf etwas anderes überspringen.
Ich hoffe, es ist verständlich, was ich meine.
Solange Du auf die Flamme der Kerze aufpasst, wird nichts passieren.
Zurück zur Angst bedeutet das. Passt Du möglichst immer auf Dein Angstgefühle auf, wirst Du kaum in
Panik geraten.
Lässt Du allerdings zu, dass Dein Angstgefühl sich in Sekunden oder Minuten zu einer Panik
aufschaukelt, dann wirst Du in der Regel erst warten müssen, bist die Panik von alleine wieder aufhört.

So wie Du, wenn ganze die Wohnung brennt, Du auf die Feuerwehr warten musst oder
abwarten must, bis das Feuer alleine ausgeht.

Es braucht meistens einige Übung, damit Du es schaffst, dass sich aus einer oder mehreren
Ängsten möglichst nie eine Panik bildet.

Viele Grüße
Bernhard

A


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