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Ich hoffe ich bin hier richtig und man kann mir helfen, denn irgendwie habe ich den Glauben daran verloren. Ich bin 29 und leide schon seit Jahren unter Panikattacken. Ich denke mal sie kommen durch meine Mutter, die vor Jahren herzkrank war. Mit 25 Krankenhausaufenthalten und 3 Operationen, kann man sich wahrscheinlich denken, was ich psychisch alles durchmachen musste. Die Zeit war nicht einfach und ich bin froh, dass es meiner Mutter wieder besser geht, nur kann ich nicht aufhören, auf sie zu achten, sie ständig zu fragen, ob alles in Ordnung mit ihr sei und so weiter..., ich habe ständig Angst, sie könne wieder krank werden.

Das ist aber nicht die einzige Angst, mit der ich zu kämpfen habe, denn kurz nach der Krankheit meiner Mutter, fing es bei mir an mit Herzrasen..., sehr häufig mitten in der Nacht, Schweissausbrüche, Übelkeit und so weiter. Sehr oft auch in Supermärkten, oder beim Spaziergang..., musste mich draussen auch häufiger übergeben. Im Supermarkt wurde mir immer schwindelig..., so schwindelig, dass ich raus aus dem Laden musste, denn ich hatte Angst, umzukippen. Dagegen unternommen hatte ich vorerst nichts. Ich hatte einfach Angst zum Arzt zu gehen..., Angst vor der Diagnose. Ein Teufelskreis.

Ich fing an es meiner Familie mitzuteilen. Ich redete sehr oft darüber und jedesmal musste ich sie fragen, was sie darüber denken und sie sollen mir bitte versichern, dass es mir gut gehe und ich nichts habe. Ich hatte das Gefühl nicht einschlafen zu können, wenn ich es nicht gehört hätte, dass mit mir alles okay sei. Ich weiß, es klingt bescheuert, aber so war es.

In dieser Zeit habe ich auch gemerkt, dass ich so eine Art übertriebene Schreckhaftigkeit entwickelt habe, die mich zusätzlich belastet.

Ich wollte mich aber auch nie verstecken, oder so und bin deshalb trotzdem immer wieder rausgegangen, was Essen, in's Sonnenstudio und so weiter..., auch wenn ich mich wahrscheinlich oft zum Affen gemacht habe, wenn ich die Panikattacken hatte (die hatte ich in Restaurants, im Sonnenstudio, im Kino..., praktisch überall). Ich habe auch mit dem Sport nicht aufgehört, obwohl es wirklich sehr belastend ist, mit dem Fahrrad unterwegs zu sein und ständig zu prüfen, ob mit dem Herzen alles okay ist. Schlägt das Herz mal schneller, immer eine Pause einlegen und warten, bis sich das Herz beruhigt und dann wieder fortsetzen. Es ist einfach furchtbar.

...irgendwann im Urlaub. Wir hatten so schönes Wetter und waren unterwegs. Alles schien okay zu sein. Wir entschlossen was einzukaufen und gingen in den Laden. Zuerst war alles okay..., ich schaute mich um und fühlte mich ganz gut. Ich ging die Regale durch und plötzlich wurde mir auf einmal schwindelig. So schwindelig, dass ich mich nicht mehr halten konnte. Das Herz fing wieder an. Ich dachte jetzt ist es vorbei..., ich fühlte mich so hilflos und als ob ich die Kontrolle komplett verlieren würde. Ich musste unbedingt raus. Ich hielt mich an Regalen fest und schleppte mich mit letzter Kraft Richtung Ausgang. Es war wirklich fies und mir tat es leid, dass ich meine Leute mal wieder damit belasten musste. Ich fasste einen Entschluss - Jetzt musst Du zum Arzt, und tat es dann auch. Beim Arzt hatte ich dann wieder so eine Panik. Die Krankenschwestern mussten mich erstmal beruhigen. Der Arzt untersuchte mich und machte dann ein EKG. Es ist alles OK mit Ihnen, war seine Antwort. Wie kann das sein?, dachte ich mir. Spüre ich doch deutlich, wie mein Herz stolpert und anfängt zu rasen..., mir schwindelig wird und so weiter. Ich bedankte mich, konnte es aber nicht glauben.

Zurück in Deutschland schien mir der Gang zum Arzt doch etwas geholfen zu haben. Zumindest achtete ich nicht mehr so übertrieben auf mein Herz..., bis ich plötzlich die Grippe bekam..., Fieber, Halsschmerzen..., das volle Programm. Ich lag im Bett und spürte das mein Herz schneller schlug, als normal. Ich bekam wieder Panik und rief meine Mutter. Sie erzählte mir, dass das normal sei und das von der Grippe kommt, dass das Herz etwas schneller schlägt. Ich konnte es - mal wieder - nicht glauben und der ganze Terror fing wieder von vorne an. Als die Grippe vorbei war, tat ich wirklich alles, um ja nicht wieder an eine Grippe zu erkranken. Spürte ich ein leichtes Kratzen im Halse, fing ich an übertrieben Tee zu trinken, Holundersaft und was nicht alles, in der Hoffnung die Erkältung würde nicht schlimmer.

Ich beschloss wieder zum Arzt zu gehen. Meinem Hausarzt erzählte ich alles. Vom Herzrasen, bis hin zu den Panikattacken und so weiter. Er untersuchte mich, es wurde ein EKG gemacht und er meinte ich wäre ein gesunder, junger Mann. Ich konnte es nicht glauben und sagte es ihm auch. Zum Glück habe ich einen verständnisvollen Arzt. Er versicherte mir, dass alles okay sei, gab mir aber eine Überweisung zum Kardiologen, damit, so wie er meinte ich endlich volle Gewissheit habe, dass alles in Ordnung ist. Ich also einen Termin beim Kardiologen gemacht. Der Kardiologe untersuchte mich und sagte daraufhin, dass er sich jetzt schon sehr sicher ist, dass ich vollkommen gesund bin. Ich natürlich wieder skeptisch...

Er schickte mich in einen Raum und es wurde eine Herz-Ultraschalluntersuchung gemacht. Ich mich also obenrum ausgezogen und hingelegt. Dann wurde diese Untersuchung gemacht. Ich war aber so aufgeregt, dass mein Herz wieder begann zu rasen. Die mussten mich erstmal beruhigen. Natürlich habe ich sofort losgefragt, ob sie irgendwas beunruhigendes sehen würden..., Nein., war die Antwort, es wäre alles so, wie es sein soll. Danach musste ich in das nächste Zimmer gehen und es wurde ein EKG gemacht. Bevor ein EKG gemacht wurde, kam die Schwester vom Ultraschall-Zimmer rein und bat die Schwester aus dem EKG zu ihr. Ich dachte mir Okay, jetzt haben die wahrscheinlich doch was entdeckt, mir wurde schlecht und schwindelig. Die Schwester kam daraufhin wieder rein und ich habe sie natürlich direkt gefragt, was besprochen wurde und ob es um mein Herz gehe. Sie meinte, ich wäre nicht das Thema gewesen und fing mit dem EKG an. Nach dem EKG dann noch ein Belastungs-EKG und ich war fertig und durfte mich wieder im Wartezimmer hinsetzen.

Im Wartezimmer war ich total unruhig. Schweissausbrüche, schneller Herzschlag und so weiter. Der Arzt rief mich nach ungefähr fünf Minuten und versicherte mir, dass ich gesund bin. Er meinte, ich wäre der gesündeste Patient, den er heute behandelt hat und sagte mir, dass ich ein ganz anderes Problem hätte, nämlich ein psychisches und ich sollte da vielleicht mal was machen. Gesagt, getan. Ich ging zu meinem Hausarzt und erzählte ihm davon..., daraufhin ging ich zum Neurologen.

Ich schilderte dem Neurologen das Erlebte, aber ich hatte nicht das Gefühl, er würde mir glauben. Er schaute wirklich sehr skeptisch. Ich verstand nicht, warum er mich nicht ernst nimmt, versuchte aber, nicht weiter darüber nachzudenken. Er machte sich Notizen, während ich redete und ließ immer mal wieder Sprüche ab, wie zum Beispiel Dein Zweitname scheint wohl Angst zu sein, mit einem Grinsen. Ich fand das irgendwie nicht okay und fühlte mich auch sehr unwohl. Ich fühlte dann auch, wie ich unruhiger wurde. Er fing an mir alle fünf Minuten dieselben Fragen zu stellen. Mir kam es so vor, als versuche er rauszufinden, ob ich die Wahrheit sage, oder nicht. Dann fragte er, wer mich geschickt hat. Ich antwortete, Mein Hausarzt., dann fragte er mich, warum ich ausgerechnet zu diesem Hausarzt gehe. Ich fand das alles irgendwie komisch. Ich fühlte mich nicht ernst genommen.

Nach dem Gespräch ging ich nach Hause. Lange Zeit ging es mir auch wirklich spürbar besser. Ich hatte weniger bis gar keine Panikattacken mehr. Ich habe immer mal wieder Angst, wenn ich unter der Sonnenbank liege, aber ich versuche mich dann abzulenken und denke immer wieder an den Kardiologen und wie er meinte, ich wäre gesund. Dann geht es wieder. Lange Zeit hatte ich überhaupt kein Herzstolpern oder Herzrasen. Ich fühlte mich wieder selbstsicherer und es tat gut..., bis HEUTE. Ich habe seit Tagen einen völlig verspannten Nacken. Gerade liege ich also im Bett (auf dem Rücken), mein Kopf (Halswirbel) ein wenig gekrümmt, weil ich mein Smartphone in der Hand hielt und dann fing es an..., Herzstolpern. Ein- bis zweimal. Ich hatte mich so arg erschrocken, das ich sofort aus dem Bett sprang und mein Smartphone im hohen Bogen durch mein Zimmer flog. Es war mir in dem Moment aber egal, ich dachte ich sterbe. Ich ging aus meinem Zimmer, Richtung Küche, wo meine Familie saß und da war es dann wieder, wieder ein Herzstolpern. Ich dachte mir Jetzt hört es wohl gar nicht mehr auf, ich hatte wirklich solche Angst, war enttäuscht und traurig. Die ganze Zeit über lief alles so gut..., ich hatte wieder Vertrauen in mir. Hatte gerade wieder angefangen mir mehr zuzutrauen und so weiter und dann passiert sowas. Bin völlig fertig. Was soll ich nur tun?

Fing an zu googlen und habe dann diese Seite gefunden. Musste mich anmelden, weil ich das alles einfach loswerden wollte. Ich hoffe das ist okay. Ich fühle mich so schlecht gerade...

08.11.2015 15:31 • 08.11.2015 #1


2 Antworten ↓


FraukeB.
Hallo yamamoto,

Hier bist du genau richtig.
Ich, und viele andere hier kennen das was du geschrieben hast sehr gut.
Herzrasen, herzstolpern dazu Übelkeit usw...

Es ist wichtig eine Therapie zu machen.
Alleine gegen diese Herzangst wird schwierig.

Wichtig ist, dass du untersucht worden bist.
Und das bist du ja.
Und, mit deinem Herzen ist alles in Ordnung.

Du hast die Herzerkrankung deiner Mutter miterlebt.
Das ist häufig ein Grund für eine Herzangst.

08.11.2015 15:56 • x 1 #2


Y
Hallo Frauke,

danke für Deine Antwort. Ich bin froh, dass ich so ein Forum gefunden habe.

08.11.2015 20:09 • #3





Dr. Reinhard Pichler