Pfeil rechts
2

M
So hallo

Mal eine Frage die ich mir schon öfter gestellt habe:
Kann man sich auch zu viel zutrauen, zu viel konfrontieren? Ich leide ja unter einer Agoraphobie, bei mir ist ja die Angst vor dem reisen besonders schlimm. Früher schon mit 14/15 viel alleine geflogen etc. und jetzt mit Anfang 20 kann ich mit Mühe und not in die nächste Großstadt fahren, dachte ich doch früher ich würde derzeit den Globus bereisen xD
Nun meine Frage:
Ich wollte mit einer Freundin im August 2 Wochen in den Norden Deutschlands fahren (ich wohne ganz im Süden). Aber ich habe Angst dass ich es nicht schaffen werde und mich das dann noch mehr auslaugt und entmutigt.
Medikamente nehme ich gar keine und ich befinde mich am Anfang der Therapie - aber die Angst vorm reisen ist echt grauenhaft, je weiter ich mich aus meiner ,,Komfortzone bewege, desto mehr denke ich verrückt zu werden.
Allerdings ist mein letzter Auslandsaufenthalt jetzt schon 3 (!) Jahre her, dabei Reise ich doch so gerne und irgendwann muss ich ja anfangen.

Wie sind da denn eure Erfahrungen?

27.06.2016 11:37 • 30.06.2016 #1


17 Antworten ↓


P
meiner Erfahrung nach hilft nur sich wirklich konsequent mit der Angst konfrontieren und versuchen es auszuhalten. auch wenn es unendlich schwer ist/wird, aber schrittweise annähern bringt nicht viel. also fahr in den Urlaub, auch wenn es sich teilweise wirklich anfählt als würdest Du es nicht schaffen. aber fahre, un hinterher wirst Du stolz sein auf das was Du geschafft hast und Du wirst den Aufenthalt genießen können !

mein Trick war immer: ich hab mir immer vorgestellt ein Schauspieler zu sein welcher nur eine Rolle spielt. also Du fährst nicht in den Urlaub, sondern Du bist nur ein Schauspieler der jemanden spielt der grad in den Urlaub fährt. und Du wirst alles geben um die Rolle gut zu machen.

versuch es. dann schaffst Du das !

27.06.2016 11:43 • #2


A


Gibt es Situationen, die man tatsächlich vermeiden SOLL

x 3


M
@Painfull danke für den Tipp und die schnelle Antwort!:)
Leider ist es bei mir so, dass ich mich danach nicht stolz fühle, sondern eher erschöpft und entmutigt, sodass ich gar keine Lust und Kraft mehr habe, weiter zu konfrontieren
Kennst du das?

27.06.2016 11:53 • #3


P
Zitat von mrsbrightside:
Kennst du das?

erschöpft ja, aber entmutigt nein.
warum auch ? war zwar anstrengend, aber ich hab es ja geschafft !

27.06.2016 11:57 • #4


M
Zitat von Painfull:
Zitat von mrsbrightside:
Kennst du das?

erschöpft ja, aber entmutigt nein.
warum auch ? war zwar anstrengend, aber ich hab es ja geschafft !



Naja ein Beispiel:

Letztes Jahr bin ich mit einer Freundin in den Urlaub gefahren (mit dem Auto). Klar, Angst gehabt, aber Angst überwunden! Hatte nen richtig klasse Urlaub, gar keine Probleme, war so glücklich und selbstbewusst dass ich gesagt habe, dass wir nächstes Jahr ja vielleicht wohin fliegen können. Dann die Rückfahrt und Zack - eine der schlimmsten panikattacken die ich je hatte. Da denkt man sich man macht Fortschritte und ist dann doch wieder ganz unten.

28.06.2016 11:46 • #5


Schlaflose
Mein Therapeut sagte, dass man Situationen vermeiden darf, wenn man nicht darunter leidet, dass man etwas nicht machen kann oder wenn man eine Alternative hat.

28.06.2016 16:39 • #6


Icefalki
Ich denke, das muss muss raus. In den Urlaub muss man nicht, man muss aber auch nicht Zuhause bleiben.

Ich hab damals überlebt, indem ich einigermaßen funktioniert habe..Mit allen Tricks und Tun oder vermeiden, wie ich es eben hinbekommen habe..

Ist eh alles individuell, ich würde nicht pauschalieren. Selbst wenn hier geraten wird, tu alles, trotz der Angst, heißt das noch lange nicht, dass du damit klar kommst.

Jeder geht von seinem Erleben aus. Dem einer packt das ganz gut, der andere eben nicht.

Generell bei Angst hilft Therapie, evtl. unterstützt von Medis, selbst da gibt es enorme Unterschiede.

Und ich schließe mich der Aussage von schlaflose an.

28.06.2016 18:01 • #7


M
Danke @Icefalki und @Schlaflose !:)

Ja das macht schon Sinn. Einerseits will ich ja, dass es besser wird. Andererseits zieht mich das ständige ,,kämpfen auch immer mega runter. Ist das normal dass man sich auch zwischen den Ängsten auch richtig runtergezogen und kraftlos fühlt? Oder muss ich mir jetzt auch noch sorgen machen dass Depressionen dazu kommen? Oh man. Ich weiß einfach gar nicht mehr was gut und was schlecht für mich ist, wann ich gestresst bin oder einfach nur ängstlich und so weiter :/ schwer zu beschreiben

28.06.2016 21:05 • #8


Icefalki
Insgesamt, so ging es mir, war eigentlich immer das Thema Angst präsent. Gut, wenn man abgelenkt war, dann denkt man nicht daran, aber sobald irgendwas aus der Routine gelaufen ist, peng, gings los.

Und Depri, die bekam ich dann auch noch. Dann waren Medis angesagt und das war meine Rettung.

Angst kannst du nicht einfach mehr ausschalten. Angst will gelebt werden.

Damit will ich sagen, und so blöd das auch klingt, nimm sie an. Und stell dir mal die Frage, was fürchtet du denn so sehr?
Was wäre definitiv so schrecklich?

28.06.2016 21:18 • #9


M
@Icefalki wie geht es dir denn jetzt wenn man fragen darf?:)
Ja also das schlimme bei mir gerade sind nicht die angstattacken an sich, sondern eben dass die Angst immer präsent ist und ich so hilflos bin. Ich frag mich dann immer was wohl ist, wenn das nie weggeht :/
Ja und Medikamenten, da bin ich wahrscheinlich wie die meisten, da sträubt sich was in mir..
Ich mach ja gerade eine Verhaltenstherapie bzw fange bald damit an, bei einer Therapeutin, die darf das ja so viel ich weiß gar nicht verschreiben. Oder geht das dann über den Hausarzt? Fragen über fragen
Naja vielleicht bin ich auch gerade nur gestresst, die Klausuren stehen bald an.

28.06.2016 22:08 • #10


M
Hallo,

ich kenne das alles zu gut. Ich habe gerade Streit mit meiner Schwester, weil ich es in 4 Jahren noch nicht geschafft habe, sie zu besuchen. Sie wohnt ca. 500 Kilometer weit weg. Sieist eben der Meinung, dass ich hätte da schon lange was bzw. mehr tun können. Aber ich kann es einfach nicht.
Momentan fahre ich zumindest wieder entspannt mit meinem Mann zusammen lange Strecken (über 2 Stunden, Tagesausflüge usw.). Aber übernachten möchte ich woanders noch nicht.
Ich bekomme Derealisationsgefühle, sobald etwas anders ist als in meinem Alltag. Die steigern sich dann bis zur Panik. Zusätzlich habe ich 24/7 die Angst, krank zu werden, was auf Reisen natürlich noch schlimmer ist als daheim.
Ich habe mir jetzt vom Hausarzt 0,5 mg Tavor (nur für den Bedarfsfall, in der 20 Stück-Packung) verschreiben lassen und will demnächst endlich mal versuchen, alleine mit dem Zug zu fahren. Aber so schnell wie sich das manche vorstellen, geht es eben nicht (bei jedem). Ich bin schon über die paar Fortschritte froh, die ich vor allem im letzten Jahr gemacht habe.
Keine Ahnung... aber bevor ich allen den Urlaub versaue (mein Vater hatte auch gefragt, ob wir im September eine Woche mit Wandern kommen), lasse ich es lieber und versuche es ganz langsam auf meine Art, OHNE mich zu zwingen und nur unter der Voraussetzung, jederzeit abbrechen zu können. Ob das jetzt richtig ist... Vermutlich nicht, aber ich will auf keinen Fall zu viel Druck.

28.06.2016 22:25 • #11


M
@Mirimo der Text hätte echt von mir stammen können!:D ich versteh das echt. Mein Gefühl sagt mir auch eher, dass ich mich manchmal einfach nicht übernehmen sollte mit der Konfrontation... Aber wie schon gesagt kann ich meinen Gefühlen gar nicht mehr richtig trauen
Aber du bist ja schon auf nem guten Weg! Dass tut ja auch ganz gut so ne Tablette einfach nur dabei zu haben
Wie ist das eigentlich bei euch allen, ich lese so oft dass Ihr Medikamente nehmt, verschreiben euch die Ärzte die immer einfach so? Ich will eigentlich darauf verzichten, nur in letzter Zeit habe ich Angst dass ich immer tiefer in den Sumpf gerate, wie schon gesagt.
Ich wurfe immer darüber aufgeklärt, dass es die Möglichkeit gibt, aber naja, hab eh manchmal das Gefühl die nehmen mich nicht so ernst

29.06.2016 00:07 • #12


R
Vermeiden ist meistens nicht gut und nur einfach vermeiden, weil es einem bequemer erscheint, ist wohl auch richtig schlecht. Es gibt dennoch Situationen, die eine Überforderung darstellen und irgendwo dazwischen liegt der Erfolg.
@Icefalki hat den Punkt bereits genannt, der so die Grenze des Vermeidbaren aufzeigt: Du mußt. Man kann seine Sicht auf eine konfrontierende Situationen ändern, in dem man sich selbst z.B. hinterfragt, warum man Urlaub mit du mußt gleichsetzt, denn es zerstört das ich will. Da gibt es Barrieren im Kopf. Sinn der Konfrontation ist zu lernen, daß man keine Angst haben muß und angstbesetzte Situationen auf diesem Weg zu entschärfen.
Konfrontation ist nicht, bei Angst mit Panik vor Busfahren, 100 mal Bus fahren zu müssen, um 200 mal in Ohnmacht zu fallen.

29.06.2016 06:14 • #13


M
Zitat von Reenchen:
Vermeiden ist meistens nicht gut und nur einfach vermeiden, weil es einem bequemer erscheint, ist wohl auch richtig schlecht. Es gibt dennoch Situationen, die eine Überforderung darstellen und irgendwo dazwischen liegt der Erfolg.
@Icefalki hat den Punkt bereits genannt, der so die Grenze des Vermeidbaren aufzeigt: Du mußt. Man kann seine Sicht auf eine konfrontierende Situationen ändern, in dem man sich selbst z.B. hinterfragt, warum man Urlaub mit du mußt gleichsetzt, denn es zerstört das ich will. Da gibt es Barrieren im Kopf. Sinn der Konfrontation ist zu lernen, daß man keine Angst haben muß und angstbesetzte Situationen auf diesem Weg zu entschärfen.
Konfrontation ist nicht, bei Angst mit Panik vor Busfahren, 100 mal Bus fahren zu müssen, um 200 mal in Ohnmacht zu fallen.



Danke!:) das klingt in der Theorie so einfach. Ich würde am liebsten einfach in den Flieger steigen und dann ab nach Costa Rica oder so. Andererseits ist das auch mein schlimmster Albtraum ich weiß einfach nicht wie viel ich mir zutrauen kann und bei solchen Ängsten kann man sich ja nicht so einfach vorantasten. Ich kann ja nicht jeden Tag irgendwohin fahren, und wenn dann irgendwas kommt, wo ich weiter wegfahren will, dann ist das eben gleich richtig hart. Ich weiß auch nicht :/

29.06.2016 12:56 • #14


M
Passend zum aktuellen Thema berichte ich mal kurz von heute:

Ich bin vorhin spontan zum Bahnhof gegangen und habe mich das erste mal seit vier Jahren in eine S-Bahn gesetzt. Alleine. Das letzte mal hatte ich auf der Fahrt in die Nachbarstadt eine PA. Heute dann mächtig am Zittern gewesen, mit noch schnell an der Info versichern lassen, dass ich auch ja den richtigen Zug erwische. Tavor hatte ich in der Tasche.
Ich wollte nur eine Station fahren, habe dann aber bis zur Endhaltestelle (20 Minuten) ohne Medikament Spaß gehabt und war super entspannt O.o
Angekommen am Stadtrand habe ich mich zu Fuß und per Tram auf den Rückweg gemacht.
DAS sind im Moment Dinge, die mir gut tun. Das nächste mal soll es dann endlich mal mit dem ICE eine halbe Stunde Richtung Erfurt gehen. Ein so kleines und doch großes Ziel für mich.

29.06.2016 17:05 • x 1 #15


M
@Mirimo ah das freut mich für dich!:) manchmal hat man einfach einen guten Tag und alles läuft, das ist dann echt ein gutes Erfolgserlebnis

29.06.2016 18:52 • x 1 #16


Icefalki
Weißt du @mrsbrightside, es findet doch alles im Kopf statt. Bei der Angst sind die Sinne geschärft, ist ja bei Gefahr super, doch unsereins ist auf Habacht die ganze Zeit.

Wie @Reenchen schon geschrieben hat, ist Konfrontation ok, aber die Gefahr dabei ist leider, dass beim 200sten mal, schwups die Angst kommt und du bist wieder bei null.

Ich hab mich irgendwann so durchgemogelt, dass ich mir meine Wege gesucht habe, die für mich ok waren. Dabei hab ich einigermaßen funktioniert.

Raus kam ich erst, als ich mit den Medis mal runter kam. Keine innere Unruhe mehr hatte, plötzlich alles wieder normal war.

Und erst dann wurde mir klar, dass ich immer schon irgendwie auf der Überholspur war. Das wurde mir so beigebracht und ich hab eben So gelebt.

Angst davor eingeengt zu sein. Agoraphobie. Warum denn das? Was engt mich den wirklich ein?

Menschenmassen, Flieger, Autobahnen, Züge, Wartezeiten vor der Kasse, es wurde immer mehr. Zuhause kam es auch, plötzlich war es überall. Zittrig, schwindlig, Herzrasen, Herzaussetzer, beim Drandenken, ich war sehr lange Zeit ein Nervenbündel.

Es war schlicht und einfach meine eigene Überlastung, total unbemerkt hab ich eben ein Leben gelebt, das ich nicht bin.

Alles recht machen wollen, alles 150 prozentig erledigen, Haushalt, Beruf, Kinder, Erfolg.

Oh, nein sagen, konnte ich schon, aber das kam dann irgendwie dumm raus, war man ja von mir gewohnt, dass ich alles erledige. Und dann hat das auch niemand verstanden, dann war ich schuld, oder unbequem und toll fühlte sich das auch nicht an.

Für mich waren dann die anderen schuld. Und innerlich bin ich gegen Wände gelaufen, meine mir selbst gemachten Wände.

Das alles zu erkennen, zu verstehen, hat gedauert. Aber jetzt kenn ich mich selbst. Und meine eigenen Anteile daran. Die Angst hat es mir gezeigt, dass ich mich selbst eingesperrt habe. Und dazu mussten die Ausbrüche her.

Ist aber kein leichter Weg, und ohne Therapie und Medis hätte ich das nicht geschafft.

Hat sich im Endeffekt aber total gelohnt. Jetzt kenn ich meine Grenzen und halte diese auch brav ein.

29.06.2016 23:00 • #17

Sponsor-Mitgliedschaft

M
@Icefalki danke, das ist super interessant was du da schreibst. Bei mir ist es irgendwie komisch, ich habe eigentlich alles was ich will, das einzige was mir im Weg steht ist die Angst. Klar, das Studium ist nicht immer einfach, aber ich hab ja ein Ziel vor Augen, das ich wirklich will.
Wenn die Frage nicht zu persönlich ist, magst du dann vielleicht erklären, inwiefern du dein Leben umstrukturiert hast?

30.06.2016 15:08 • #18


A


x 4





Auch interessant

Hits

Antworten

Letzter Beitrag


Dr. Christina Wiesemann