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H
Hallo ihr

Ich weiß nicht direkt, ob ich hier Hilfe finden kann, aber ich würde euch dennoch gerne meine Situation schildern, weil ich momentan einfach nicht weiter weiß.
Vorweg: Ich bin 20 Jahre alt, Studentin und wohne bei meinem Freund, mit dem ich jetzt knapp ein Jahr zusammen bin.

Wo fange ich an?
Ich habe seit meinem 14. Lebensjahr eine Essstörung. Angefangen hat es mit Hungern, irgendwann kamen Fressattacken und Übergeben dazu. Ich war eine Zeit lang in Therapie und auch in einer Klinik - das und nicht zuletzt mein Freund haben mir da sehr geholfen und mittlerweile ist es wirklich besser geworden, wenn auch nicht verschwunden.
Im Frühjahr diesen Jahres hatten mein Freund und ich mehrere Tage lang Streit über seinen Motorradführerschein. Ich bin schon länger eine eher ängstliche Person, aber seit einiger Zeit nimmt meine Angst übertriebene Formen an. Ich hatte mich irgendwo total in die Diskussion hineingesteigert, hatte total Panik, dass ihm etwas passiert und habe mir so sehr gewünscht, dass er es einfach lässt. Am ca. 6ten Tag nach/während unseres Streites bin ich morgens in die Uni - und habe, aufgrund der Essstörung, entweder gar nichts oder fast nichts gegessen (ich erinnere mich nicht mehr genau). In der Uni habe ich dann aufgrund des Essenmangels totale Kreislaufprobleme bekommen (das hatte ich bisher nur ca. 1 mal in der Klinik) und ein Kommilitone hat mich dann mit Muffin und Cola versorgt. Anschließend bin ich in die Stadt und habe mich mit einer Freundin getroffen - und habe wieder fast nichts gegessen.
(Mein Freund und ich haben den ganzen Tag über miteinander geschrieben - natürlich über das leidliche Thema).
Am Abend, als ich mich in die S-Bahn gesetzt habe, hatte ich auf einmal wieder das Gefühl, dass mir der Kreislauf wegsackt. Die Bahn ist dann auch noch für ein paar Minuten in einem Tunnel stehen geblieben und da war es dann vollends aus. Mir ist richtig komisch geworden, ich hatte das Gefühl, total die Kontrolle über meinen Körper zu verlieren - zum Glück hat mir eine Frau, die mir gegenüber saß, eine Wasserflasche geschenkt. Ich bin dann sofort die nächste Station raus und habe mich erst einmal hingesetzt, aber richtig besser werden wollte es nicht. Nur, wenn ich etwas getrunken habe.
Ich habe dann meinen Freund angerufen und ihn gefragt, ob er mich abholen könnte - ich saß in Frankfurt, er war in Wiesbaden, wir haben kein Auto. Er hat sich dann sofort in die Bahn gesetzt (ca. 40 Minuten Fahrzeit) und die ganze Zeit über mit mir telefoniert. Als er endlich da war, sind wir etwas essen gegangen und ich habe mich auch ganz in Ordnung gefühlt. Ich glaube, ich war noch nie so froh, ihn zu sehen und in seinen Armen zu sein.
Ca. 2 Monate habe ich gebraucht, um danach wieder alleine mit der Bahn zu fahren. In der Zeit habe ich fast die ganze Zeit die Uni geschwänzt, bin fast nur mit zu meinem Freund an den Campus. Alleine sein hat mir richtig zu gesetzt. Ich habe Panik bekommen, umzukippen und auch so bin ich nur noch ängstlicher geworden. Wenn ich z.B. alleine bin und dusche und gleichzeitig eine Pizza im Ofen habe, muss ich das Wasser mehrmals ausstellen und nachsehen, weil ich auf einmal Brandgeruch in der Nase habe und/oder Angst habe, dass der Ofen in die Luft fliegt.
Irgendwann kam dann auf einmal das Gefühl hinzu, keine Luft mehr zu bekommen. Seit dem denke ich ständig, dass mein Hals lebensgefährlich anschwillt und ich ersticken könnte. Vor allem, wenn ich etwas esse, das ich schon länger nicht mehr zu mir genommen habe, kriege ich Angst vor einer allergischen Reaktion. Eine Zeit lang konnte ich nachts nicht richtig schlafen, irgendwann hat sich das wieder für ein paar Tage gelegt und ich war richtig froh, aber irgendwann ist es wiedergekommen.
Letztens waren wir im Urlaub und ich hatte schon vorher richtig Angst davor, wie es im Ausland sein wird. Hier in Deutschlandkonnte ich mir einreden, dass ich schnell im Krankenhaus bin und dass die medizinische Versorgung gut ist, aber in einem fremden Land ist diese Sicherheit nicht in diesem Umfang gegeben. Ich hatte dort meine schlimmsten Nächte. Mit Herzrasen, Übelkeit, Schwindel, Erstickungsgefühl. Es war der Horror. Ich hatte wirklich Angst davor, schlafen zu gehen.
Zurück in Deutschland war es kurz wieder in Ordnung, aber nicht lange. Bei einem Besuch bei meinen Eltern habe ich aus Versehen ein Stück Brot nicht richtig gekaut und trotzdem runtergeschluckt. Irgendwie wollte es nicht richtig rutschen. Hab mich dann zum Erbrechen gezwungen und das hat auch geholfen. Seit dem habe ich total Probleme beim Schlucken bzw. habe ich oft das Gefühl, dass etwas in meinem Hals stecken bleibt.
Ich hatte zwischendurch ein Vorstellungsgespräch und während dieses Gesprächs hatte ich mehrmals das Gefühl, ohnmächtig zu werden. Ich bin überhaupt nicht mehr belastbar, Stress wirft mich total aus der Bahn (siehe Vorstellungsgespräch, auch alleine zum Arzt geht es nicht, ich muss immer Wasser und etwas zu essen bei mir haben, wenn ich rausgehe), ruft dieses Schwindelgefühl hervor und lässt mein Herz richtig stark klopfen. Alleine in Geschäfte gehen funktioniert auch nicht mehr so richtig. Bald fängt die Uni wieder an und ich weiß nicht, wie das funktionieren soll. Meinen Partner belastet das natürlich auch - er sieht, dass er mir nicht richtig helfen kann und verzweifelt total daran.
Mittlerweile gehe ich immer vor meinem Freund schlafen, damit noch Licht brennt und ich weiß, dass jemand wach ist und auf mich aufpasst.

Ich bin eigentlich gar kein irrationaler Mensch. Ich habe Asthma und wenn ich Probleme mit der Luft bekommen habe, bin ich trotzdem immer total ruhig geblieben. Aber auch wenn ich mir momentan einrede, dass nichts ist... es will nicht helfen. War auch schon bei einer Schilddrüsenuntersuchung und warte jetzt das Ergebnis ab, aber ich glaube nicht wirklich, dass es daran liegt. Habe auch bald ein Gespräch mit meiner ehemaligen Therapeutin, aber das dauert noch ein wenig und sie wird mich nur an jemand anderen verweisen, weil sie Jugendtherapeutin ist und Erwachsene nicht behandeln darf.

Ich hoffe, dass war nicht allzu wirr... Ich weiß wirklich nicht weiter. Ich bin noch jung und habe so Angst, dass mir - nach der Essstörung - nun auch noch die nächsten Jahre durch so einen Mist verdorben werden...

Liebe Grüße
Eure Halo

10.10.2013 04:16 • 25.10.2013 #1


10 Antworten ↓


L
Hallo..

Mir geht es ziemlich ähnlich wie dir. Habe auch ständige Angst vor dem Ersticken.
Wenn du willst können wir ja mal privat schreiben.

Liebe Grüße und alles Gute

10.10.2013 12:52 • #2


A


Gefühl, keine Luft mehr zu bekommen

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P
ich kenne das auch mit der Angst mehr keine Luft zu bekommen. Das finde ich persönlich bei meinen Panikanfällen am schlimmsten. Könnte dann ins Krankenhaus rennen und mich ans Sauerstoffgerät hängen oder ne Vollnarkose verlangen. Das schlimme ist ja auch das man sich so reinsteigert. Hab volles Verständnis dafür.

Lieben Gruß Manuela

10.10.2013 13:14 • #3


H
@Lui13: Können wir gerne machen

@pepino66: Ja, genau. Ich würde am liebsten einfach den Krankenwagen rufen, mich in eine Klinik verfrachten und ans Sauerstoffgerät hängen lassen. Und am liebsten da gar nicht mehr raus. Ärzte können einem in den meisten Fällen helfen... zumindest habe ich immer das Gefühl.

10.10.2013 18:57 • #4


M
Hallo zusammen,
ich hoffe das es mir ein wenig hilft, mich hier mit Gleichgesinnten zu unterhalten!
Leide seit Jahren an Angstzuständen und Panikattacken....
Hatte heute ein ganz komisches Gefühl, als ob ich kurzzeitig nicht mehr einatmen kann.Seit dem habe ich jetzt einen Kloß im Hals und denke auch noch, das ich nicht mehr richtig schlucken kann.
Hatte das von euch auch schon mal jemand?Das macht mich echt verrückt.....

Lg Kathi

24.10.2013 13:54 • #5


L
Diese zu wenig Luft zu bekommen ist typische Symptom eine Panik.
Anders -wenn man Asthma hat, ist klar...
Nicht verrückt machen schon in bauch rein atmen und langsam aufatmen....
Das hilft.
Das schlimmste ist wenn man anfängt zu hyperventilieren....
Das passiert sehr oft.
Kopf hoch....

24.10.2013 14:06 • #6


anni91
Hallo ihr lieben:)

Ich kann euch soooo verstehen.
Die Angst vor dem ersticken habe ich schon länger und auch ich empfinde es als die schlimmste Angst die ich jemals hatte, da es gleich bedrohlich wirkt.
Ich habe dabei auch immer einen Zwang aufzustoßen, wobei dann nur Luft kommt, aber für mich bringt es kurzer Zeit Erleichterung.
Das Gefühl es steckt iwas im hals ist einfach unerträglich:(
Gestern hatte ich es wieder ganz schlimm in der Stadt, meine Gedanken kreisten nur noch darum und ich habe mir ernsthaft überlegt mal wieder den kw zu rufen, was ich dann zum Glück doch nicht getan habe.
Das Gefühl nicht schlucken zu können , kenne ich ebenfalls und habe damals dadurch auch 13kg abgenommen weil ich mich nicht mehr traute großartig was zu essen:(
Es ist ein furchtbares Gefühl, freue mich einerseits das wir uns hier austauschen können, natürlich freu ich mich nicht da es anderen auch so ergeht.

Liebe Grüße; )

24.10.2013 14:09 • #7


M
Hi,
Das ist ja einerseits wirklich beruhigend, das es nicht nur mir so geht und andere auch solche Angstzuständen kennen....
Wie lenkt ihr euch denn am besten ab oder wie kommt ihr aus solch einer Attacke am besten wieder heraus!? Ich habe noch nicht den richtigen Trick gefunden....

Glg

24.10.2013 21:13 • #8


anni91
Also mir hilft Musik ganz gut. Ich kann momentan fast garbicht ohne Stöpsel aus dem Haus, aber besser als wenn ich garnicht Raus könnte:)
Kaugummi kauen und kaltes Wasser ohne Kohlensäure trinken hat bis jetzt auch immer geholfen, es hat die Situation zumindest erträglicher gemacht; )

Am besten war mal der Satz als ich Zuhause vor lauter panik den Notdienst abgerufen hab. Ich war damals so verzweifelt, War alleine Zuhause und dachte ich mache gleich den letzten Atemzug. Konnte nur noch heulen. Hab dann dort angerufen und ins Telefon geheult und nur gesagt ich bekomme keine Luft, ich ersticke dann sagte der Mann am anderen Ende dafür können Sie aber noch gut reden ... ich musste auf einmal so lachen, denn er hat ja recht. Diesen Satz werde ich nie vergessen und halte ihn mir immer vor Augen.

24.10.2013 23:44 • #9


S
Hallo Leute, dieses Thema ist ja auch wieder was für mich. Die Angst zu ersticken (sei es durch eine allergische Reaktion oder mein Blutdruckmedikament) ist jeden Tag bei mir, der ganze dreht sich oft nur darum, ob ich gleich ersticken werde. Ganz schlimm.

Arme Halo, ich weiß wie du dich fühlst, mir geht es zur Zeit genauso, mir hilft es wenn ich mich ablenke, Freunde besuche, mit dem Hund draußen rumtollen usw. Leider reichen die Aktivitäten nicht für den ganzen Tag und somit habe ich noch genug Zeit zum Verrückt machen...
Ich gehe bald in eine psychosomatische Klinik, ich hoffe die können mir ein wenig helfen...

@anni: deine Geschichte mit dem Notdienst ist wirklich ulkig, ich hoffe dir hilft das ein wenig



Sandra

25.10.2013 12:38 • #10


anni91
Ja das war es wirklich. In dem Moment war es mir allerdings auch peinlich:-)
Er hat dann gefragt ob er noch kommen soll und ich konnte lachend verneinen; )
Ich bin ja selbst v Krankenschwester und wenn ich das manchmal so betrachte ... Naja also Menschen mit richtiger Atemnot sehen und Verhalten sich schon anders, aber wenn man selbst in dem Zustand ist und denkt gleich zu ersticken , schaltet der Verstand iwie aus :/
.. gibt es noch iwelche Tricks?

25.10.2013 16:07 • #11


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