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Mein Sohn (20) hat seit einigen Monaten massive Erstickungsangst. Er befürchtet, durch die Nase nicht ausreichend Luft zu bekommen und atmet deshalb nur noch lautstark durch den Mund ein und aus.
Zusätzlich leidet er an Angst und Panikattacken. Ständig hat er Angst zu ersticken. Wegen dieser Symptomatik war er im Oktober in einer psychosomatischen Klinik. Dort wurde die Angst leider nur noch viel, viel größer. Durch seine lauten Atemgeräusche konnte der in der Klinik nicht an den Gruppentherapien teilnehmen, da sich die anderen Patienten gestört fühlten. Beim Essen im Speisesaal wurde er von einer Patientiin mehrfach angesprochen, er solle sich woanders hinsetzen oder besser gleich auf seinem Zimmer essen, da er so laute Geräusche mache. Nach 3 Tagen Klinikaufenthalt blieb er dem Speisesaal fern und aß gar nichts mehr, was natürlich keinem der Therapeuten auffiel. Nach 2 Wochen hatte er 6 kg abgenommen und brach den Aufenthalt ab.

Seitdem isst er überhaupt nichts mehr. Seiner Meinung nach kann er keine feste Nahrung in den Mund nehmen, da er dann ja den Mund schliessen muss und nicht atmen kann - folglich müsste er beim Essen ersticken. Wir haben nun in der Apotheke hochkalorische Drinks besorgt, um ihn ein wenig zu stabilisieren. Trotzdem wiegt er nur noch 53 kg bei einer Größe von knap 180 cm. Auch das Trinken fällt ihm wegen seiner Erstickungsangst schwer.

Unsere Hausärztin (Termin beim Facharzt ist in den nächsten Monaten nicht zu bekommen) verschrieb ihm erst Tavor zur täglichen Einnahme (ich weiß) und jetzt Cipralex Tropfen, die er seit einigen Tagen nimmt. Zusätzlich geht er 2x wöchentlich zur Psychotherapie. Gebracht hat das natürlich alles noch nichts. Es braucht halt Zeit. Aber die hat er bei diesem Gewicht nicht mehr lange. Gestern und heute konnte er kaum Flüssigkeit zu sich nehmen. Er bemüht sich, schnauft, stöhnt und spuckt dabei. Ich als Mutter sitze nebendran und kann ihm nicht helfen!

Wir haben Kontakt zu einigen psychosomatischen Kliniken aufgenommen. Keine will ihn jedoch aufnehmen, da er nicht gruppenfähig sei! Er könne erst kommen, wenn er nicht mehr so laut atmet und wieder feste Nahrung zu sich nimmt. Die Hausärztin wollte ihn in die Psychiatrie einweisen - dort wird er auch nicht genommen, weil er dafür nicht krank genug ist.

Wir sind total hilflos. Er isst kaum noch, trinkt nur wenig und verliert von Tag zu Tag an Gewicht.

Geht es jemandem ähnlich oder hat jemand Ideen, wie wir unserem Sohn helfen können? Gibt es vielleicht doch eine Klinik, die mit diesem Krankheitsbild umgehen kann?

Den Spruch einfach essen kann er mittlerweile nicht mehr hören. Er möchte essen, aber die Angst ist stärker!

25.12.2014 16:00 • 22.04.2019 #1


54 Antworten ↓


Icefalki
Also ich bin erst mal richtig entsetzt.
Leider kann ich mit Spezialkliniken nicht weiterhelfen.

Aber steckt nicht noch was anderes dahinter? Eigentlich rettet sich der Körper vor dem verhungern. Und kann er sich seiner Angst nicht stellen?

Bin jetzt etwas ratlos, vielleicht schreibst du mal noch genauer, damit wir uns ein besseres Bild machen können. Denn eine Klinik kann auch mit einem Tropf mit hochkonzentrierten Infusionen helfen.

25.12.2014 16:31 • #2


A


Atemstörung und Erstickungsangst

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anna24
Wie wäre es mit yoghurt Drinks? Und wenn sie vor ihm was essen oder trinken das er es sieht? Und ihm zeigen das er auch durch die Nase Luft bekommt während er trinkt? Oder ihn fragen ob er es mit ganz ganz kleinen schlücken probiert die er in einer sek unten hat.

Oder ihm ganz viel Mut zureden und ihm vor Augen führen was er bis jetzt geschafft hat das er sich dan dadurch traut. Und die Tabletten nimmt er oder?

25.12.2014 16:34 • #3


anna24
Hallo icefalki,

Das ist eine sehr gute Antwort. Ich bin aber richtig entsetzt das ihn keine klinik nehmen will.

25.12.2014 16:35 • #4


anna24
Aber was mir eingefallen ist, wenn sie mit ihm in die klinik fahren in die ambulanz dan müssen sie ihm helfen. Da können sie euch nicht so leicht abwimmeln.

25.12.2014 16:44 • #5


P
Hallo ihr Lieben,

ja, diese ganzen Ideen hatten wir auch. Das Ganze geht ja schon seit Monaten. Mein Mann, ich, die Hausärztin, die Therapeutin, alle reden ihm ständig gut zu. Beim Essen (wenn man es so nennen kann) sitze ich nebendran und rede ihm gut zu. Es hilft nicht! Jeden Morgen koche ich einen dünnen Grießbrei, fast schon Suppe. An guten Tagen isst er 2-3 Esslöffel davon, an weniger guten nur eine Löffelspitze, meist jedoch nimmt er den Löffel in die Hand, zittert, bekommt Panik (trotz Tavor) und das war´s dann. An guten Tagen isst er mitttags einige Teelöffel Joghurt oder Pudding, abends 2-3 Esslöffel Gemüsesuppe. Aber die guten Tage werden immer seltener. Gestern waren wir in der Notfallambulanz der psychiatrischen Klinik unserer Stadt. Sie schickten uns wieder weg. Unser Sohn ist hochbegabt und kann sich unwahrscheinlich gut mit den Ärzten unterhalten....
Der Arzt meinte, dann nehmen Sie halt eine Tavor zusätzlich. Das hatten wir schon, half aber auch nicht.

Wir sind völlig verzweifelt. Unser Sohn scheint auch den Ernst der Lage noch immer nicht zu verstehen, bzw. zu verdrängen. Er ist so intelligent, aber gleichzeitig ein Meister im Verdrängen.
Er trinkt diese hochkalorischen Dinger und damit ist für ihn die Sache erledigt. Er sagt, er fühle sich nicht unwohl, im Gegenteil, das Nichtessen beflügle ihn ganz besonders. Er sitzt stundenlang vor seinem Computer und schreibt Bücher, die er ins Internet stellt und wahnsinnig tolle Kritiken dafür erhält. Dafür lebt er momentan.

An den Tropf kommt er noch nicht. Dafür trinkt er noch ausreichend und ist noch nicht weit genug unterernährt (erst bei 45 kg). Soweit möchten wir es aber nicht kommen lassen.

25.12.2014 17:10 • #6


P
Hallo Icefalki,
sicher steckt etwas anderes dahinter. Das versucht die Psychologin in ihren Sitzungen zu ergründen. Sie sagt, wenn er die Erstickungsangst überwunden hat, wird er wieder essen.
Aber das geht nicht so schnell. Es ist ein Wettlauf mit der Zeit, bzw. gegen das Untergewicht!

25.12.2014 17:19 • #7


anna24
Ja aber er muss es selber wollen. Haben sie ihm vl Bilder gezeigt was passiert wenn er so weiter macht?

25.12.2014 17:20 • #8


S
Hallo Panino,

es klingt wirklich ziemlich beängstigend,wie es Deinem Sohn geht,vor allem auch, wie in dieser Klinik damit umgegangen wurde.

Leider hilft da gutes Zureden so gar nicht,
denn dein Sohn hat enorme Todesängste,die zwar psychisch bedingt sind,allerdings empfindet er es als real.
Mittlerweile finde ich, ist es bei ihm auch schon zum Alltag geworden, nur so wenig Nahrung zu sich zu nehmen,
wie es gerade noch vertretbar ist.
Wenn man längere Zeit nichts wirklich Gehaltvolles isst, bekommt der Derjenige so eine Art Hochgefühl,was widerum sehr gefährliche Auswirkungen haben kann.

Ich würde dir dringend raten, mit deinem Sohn den direkten Weg in ein Krankenhaus zu suchen,
parallel dazu, bräuchte er unbedingt eine Spezialtherapie, die ihn lehrt, dass nahrungsaufnahme nicht zu seinem Erstickungstod führt.

Ich wünsche Euch schnelle Hillfe und alles Gute!

25.12.2014 17:22 • x 1 #9


P
Hallo anna24,

wir haben versucht, ihm diese Bilder zu zeigen. Er wollte sie nicht sehen und ist davongelaufen.

Hallo Shalimar,

die Kliniken nehmen ihn nicht auf, erst wenn er richtig am Verhungern ist.

25.12.2014 17:26 • #10


P
Shalimar,

richtig, er hat diese schlimmen Erstickungsängste, aber er weiß, dass er sich das nur einbildet, im Moment des Essens jedoch kann er nicht klar denken (so erklärt er es uns) - die Angst habe ihn im Griff.

25.12.2014 17:28 • #11


anna24
Und was ist in der zeit passiert als es angefangen hat?

25.12.2014 17:33 • #12


Icefalki
Hallo Panino,

Irgendwas an deiner Schilderung lässt mich ahnen, dass er die Situation auch irgendwie geniest.

Alle tutteln um ihn herum, und er hat einen Hype, lässt sich feiern im Internet, ist durch das fasten im einem Überfliegermodus. Ist kreativ, kann evtl. Durch seine Klugheit alle manipulieren.


Ich rate das einfach mal und will dir nicht zu nahe treten. Was würde ich machen?

Meinem Alk. haben wir geholfen, indem wir es nicht akzeptiert haben und ihm deutlich erklärt haben, dass er therapeutische Hilfe annehmen soll, oder eben sein Leben wie auch immer in Griff zu bekommen hat, oder auch nicht. Kein Getue, klare Worte.

War sehr schwer. Er hat es geschafft, war aber vorher nicht absehbar.

Dein Sohn ist intelligent genug um zu erkennen, was los ist. Er muss es selbst wollen.
Und so schreckliches jetzt auch klingt, ab 45 kg gibt's scheinbar Hilfe.


Mein tiefempfundenes Mitgefühl von der Elternseite ist dir gewiss. Aber mache ihm klar, dass er sein Leben selbst in der Hand hat.

25.12.2014 17:33 • #13


P
Wie das richtig angefangen hat mit der Erstickungsangst, kann ich nicht so genau sagen. Das ist irgendwie während des Klinikaufenthaltes passiert. Er sagt, die Mitpatienten hätten ihn auf seine laute Atmung angesprochen, er würde sie beim Essen stören. Daraufhin sei er halt (eingeschnappt?) gar nicht mehr zum Essen gegangen. Dann seien die Erstickungsängste aufgetreten.

Icefalki,

du hast nicht unrecht, er ist schon ein verwöhntes, überbehütetes Bürschlein, das sich nie um etwas kümmern musste. Er ist beliebt, intelligent und hat nie gelernt sich durchsetzen zu müssen.
Wir haben ihm ALLES abgenommen. Ich weiß, das war ein Fehler.

Noch sind wir nicht so weit, dass wir ihn auflaufen lassen können - vielleicht ist das die einzige Möglichkeit. Aber es fällt schwer.

25.12.2014 17:41 • #14


anna24
Dan war er in der Klinik wegen welchen ängsten?

25.12.2014 17:50 • #15


Icefalki
Panino, ich weiß das alles. Unser Sohn ist auch hochintelligent und manipulierend. Dazu richtig geschickt in allem. Dazu sind sie auch noch hochsensibel und schweben quasi über den normalen.

Leider müssen sie auch lernen, zu leben. Zu überleben. Meiner hat sich 3 Jahre als unverstandener Künstler, auch schriftstellerisch , in einer Traumwelt befunden, alles normale abgelehnt und sich nicht anpassen wollen. Man konnte hochgeistige Gespräche mit ihm führen, sehr abstrakt, sehr fundiert, wahnsinnige Ansichten über alles, alles wurde hinterfragt, sehr philosophisch.

Jetzt ist er 30 und kommt langsam aber sicher an. Muss er ja auch, denn er wird nicht mehr so unterstützt von uns.

Ist aber sehr, sehr schwer, sind halt unsere Kinder.

25.12.2014 17:53 • #16


anna24
Also ich kann als Tochter sagen das ich Fehler eher eingesehen habe wenn mein vater zum Beispiel: gesagt hat mach doch was du willst aber dan kümmere ich mich halt um nichts mehr von dir.
Das hat mich am ehesten zur Einsicht gebracht

25.12.2014 17:54 • #17

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Zitat von Panino:
Shalimar,

richtig, er hat diese schlimmen Erstickungsängste, aber er weiß, dass er sich das nur einbildet, im Moment des Essens jedoch kann er nicht klar denken (so erklärt er es uns) - die Angst habe ihn im Griff.


Panino,

ich würde mit der Hausärztin zusammen (weil sie ja Kontakte hat) schnellstens nach einer Spezialtherapie
suchen,denn er MUSS lernen, seine Ängste zu überwinden,
zumindest sie anzunehmen.
Was Icefalki geschrieben hat, finde ich teilweise als absolut richtig,momentan hat er durch dieses
unfreiwillige Hungern, so eine Art Hochgefühl,
was allerdings sehr bald ins Gegenteil umschlagen wird.
Es ist bestimmt eine sehr schwere Situation, für ihn, vor allem auch für dich, weil du ohnmächtig dabei zusehen musst....
aber er braucht professionelle Hilfe,die ihn aus diesem Loch herausholen kann.

25.12.2014 18:00 • #18


P
anna24: er war wegen Erstickungsangst in der Klinik, konnte zu diesem Zeitpunkt jedoch noch ganz normal essen

icefalki: du könntest meinen Sohn beschreiben

Shalimar: wir suchen ununterbrochen nach einer geeigneten Therapie, wurden noch nicht fündig

Danke erstmal für alle Antworten.

Liebe Grüße,

Panino

25.12.2014 18:14 • #19


P
Ich verschiebe meinen Beitrag mal ein wenig nach oben - vielleicht kann doch jemand weiterhelfen:

Mein Sohn (20) hat seit einigen Monaten massive Erstickungsangst. Er befürchtet, durch die Nase nicht ausreichend Luft zu bekommen und atmet deshalb nur noch lautstark durch den Mund ein und aus.
Zusätzlich leidet er an Angst und Panikattacken. Ständig hat er Angst zu ersticken. Wegen dieser Symptomatik war er im Oktober in einer psychosomatischen Klinik. Dort wurde die Angst leider nur noch viel, viel größer. Durch seine lauten Atemgeräusche konnte der in der Klinik nicht an den Gruppentherapien teilnehmen, da sich die anderen Patienten gestört fühlten. Beim Essen im Speisesaal wurde er von einer Patientiin mehrfach angesprochen, er solle sich woanders hinsetzen oder besser gleich auf seinem Zimmer essen, da er so laute Geräusche mache. Nach 3 Tagen Klinikaufenthalt blieb er dem Speisesaal fern und aß gar nichts mehr, was natürlich keinem der Therapeuten auffiel. Nach 2 Wochen hatte er 6 kg abgenommen und brach den Aufenthalt ab.

Seitdem isst er überhaupt nichts mehr. Seiner Meinung nach kann er keine feste Nahrung in den Mund nehmen, da er dann ja den Mund schliessen muss und nicht atmen kann - folglich müsste er beim Essen ersticken. Wir haben nun in der Apotheke hochkalorische Drinks besorgt, um ihn ein wenig zu stabilisieren. Trotzdem wiegt er nur noch 53 kg bei einer Größe von knap 180 cm. Auch das Trinken fällt ihm wegen seiner Erstickungsangst schwer.

Unsere Hausärztin (Termin beim Facharzt ist in den nächsten Monaten nicht zu bekommen) verschrieb ihm erst Tavor zur täglichen Einnahme (ich weiß) und jetzt Cipralex Tropfen, die er seit einigen Tagen nimmt. Zusätzlich geht er 2x wöchentlich zur Psychotherapie. Gebracht hat das natürlich alles noch nichts. Es braucht halt Zeit. Aber die hat er bei diesem Gewicht nicht mehr lange. Gestern und heute konnte er kaum Flüssigkeit zu sich nehmen. Er bemüht sich, schnauft, stöhnt und spuckt dabei. Ich als Mutter sitze nebendran und kann ihm nicht helfen!

Wir haben Kontakt zu einigen psychosomatischen Kliniken aufgenommen. Keine will ihn jedoch aufnehmen, da er nicht gruppenfähig sei! Er könne erst kommen, wenn er nicht mehr so laut atmet und wieder feste Nahrung zu sich nimmt. Die Hausärztin wollte ihn in die Psychiatrie einweisen - dort wird er auch nicht genommen, weil er dafür nicht krank genug ist.

Wir sind total hilflos. Er isst kaum noch, trinkt nur wenig und verliert von Tag zu Tag an Gewicht.

Geht es jemandem ähnlich oder hat jemand Ideen, wie wir unserem Sohn helfen können? Gibt es vielleicht doch eine Klinik, die mit diesem Krankheitsbild umgehen kann?

Den Spruch einfach essen kann er mittlerweile nicht mehr hören. Er möchte essen, aber die Angst ist stärker!

25.12.2014 22:43 • #20


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