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Hallo!

Bin mit den Nerven am Ende. Habe gerade eine stationäre Therapie in der Psychatrie abgebrochen. Morgen muss ich zum Psychater, und der soll abklären, ob ich vielleicht eine Psychose habe . Ich zittere am ganzen Körper, habe Angst vor der Diagnose und vor mir selber, auch wenn ich nicht glaube, dass ich so etwas habe. Auch Persönlichkeitsstörung könnte es sein. Ich glaube aber immer noch, dass ich nur eine schwere Angsterkrankung habe.
Seit ihr euch sicher, dass ihr an einer Panikstörung leidet, habt ihr das abklären lassen, oder hat man euch auch schon mit gruseligen Diagnosen Angst gemacht?

LG

17.11.2008 20:26 • 19.11.2008 #1


6 Antworten ↓


Hallo Vana05 !

Manche Diagnosen überschneiden sich. Selbst psychotische Schübe können gerade bei einem Krankenhausaufenthalt auftreten. Sie müssen sich aber danach nicht unbedingt noch einmal wiederholen.
Ich habe so etwas schon selbst im Krankenhaus bei Mitpatienten miterlebt.

Meine erste Diagnose damals war Asperger Authismus, es war ein grosser Schock für mich. Wenige Tage später wurde diese Diagnose aber wieder komplett verworfen, es blieb nur bei reaktiver Depression.

Liebe Grüsse,

Helpness

A


Angst vor Diagnose

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Hallo
Wie ernst kann man solche Diagnosen nehmen? Der Begriff Psychose fiel, eine andere Klinik diagnostizierte Persönlichkeitsstörung, Essstörung fiel auch einmal. Mir wird dringend zu einer statiönären Behandlung geraten, aber ich habe Angst davor.
Wart ihr schon einmal in einer ähnlichen Situation? Wie sicher kann man sich bei psychischen Krankheiten sein? Ich bin immer noch der Meinung, eine schwere Angststörung zu haben.
LG

Hallo Vana,

psychologisch-psychiatrische Diagnosen sind etwas völlig anderes als Diagnosen aus gesicherteren medizinischen Bereichen. Es ist z.B. ziemlich klar, was man bei einer Lungenentzündung zu erwarten hat und kann die Diagnose durch Messdaten (Temperatur, Laborwerte etc.) und objektive Beobachtung stützen. Das geht bei der Psyche nicht, da ordnet der Diagnostiker i.d.R. das (ins Diagnosesystem) ein, was der Patient ihm erzählt. Das ist in mehrfacher Hinsicht subjektiv (die Erzählung des Patienten und die Wahrnehmung/Gewichtung/Einschätzung des Arztes) und so gut wie gar nicht objektivierbar. Brauchbare Laborwerte gibt es auch keine. Insofern kann man sich nicht sicher sein. Aber darum geht es bei der Diagnostik ja auch gar nicht. Bei der Psycho-Diagnostik werden nur die geschilderten Symptome erfasst und dann - vereinfacht gesagt - die Störung diagnostiziert, zu der die Symptome am besten passen. Das Ganze dient der Kommunikation unter Fachleuten, damit der nächste Arzt, zu dem Du deswegen gehst, nicht wieder bei Adam und Eva anfangen muss. Sinn und Zweck ist nicht, Dich zu etikettieren oder abzuwerten. Und es ist auch nicht die Diagnose, die evtl. eine stationäre Behandlung notwendig macht, sondern die Symptome. Lass Dich also nicht unnötig verrückt machen. Egal mit welcher Diagnose, über die weitere Vorgehensweise entscheidest letzten Endes Du als Betroffene.

Psychosen können übrigens bei vielen psychischen Störungen auftreten, meist sind sie nur ein Symptom, selten die eigentliche Krankheit. Das Kennzeichen einer Psychose ist der Realitätsverlust - meist in Form von Halluzinationen (die z.B. zu schweren Ängsten führen können), aber auch als Manie mit grenzenloser Selbstüberschätzung. Wenn nur der Begriff fiel, aber nicht die Notwendigkeit zur Behandlung der mutmaßlichen Psychose bestand, wird wohl nicht viel dran gewesen sein.

Die Diagnose von Persönlichkeitsstörungen ist sowieso umstritten. Sie bedeutet auch nicht, dass man unrettbar gestört ist, sondern nur, dass einige Überzeugungen und Einstellungen, die einem das Leben schwer machen, sehr fest verankert sind. Das bedeutet, dass man in der Therapie darauf Rücksicht nehmen muss und nicht nur am Symptom arbeiten kann. An der Arbeit an den Angstsymptomen ändert das aber nichts.

Auch die Diagnose einer Essstörung ist an bestimmte Kriterien gebunden, die Du erfüllen kannst oder auch nicht. Wichtig ist aber bei jeder Diagnose, ob Du unter dem jeweiligen Problem subjektiv leidest oder objektiv (wie bei Magersucht z.B.) gefährdet bist. Bloß weil jemand Dein Verhalten nicht normal findet, kann Dir niemand eine Diagnose überbraten.

Wenn Dir zur stationären Behandlung geraten wird, solltest Du m.E. die Vor- und Nachteile gegeneinander abwägen. Und auch daran denken, dass stationäre Behandlungen ja nicht in der Psychiatrie stattfinden müssen, sondern (sogar meist besser) in psychosomatischen Kliniken erfolgen können. In allen Fällen entscheidest Du darüber, was Du mitmachst und was nicht, ob und welche Medikamente Du nimmst oder ob Du die Maßnahme abbrichst. Angst brauchst Du keine zu haben. Aber lass Dir doch vom Psychiater erklären, warum er eine stationäre Therapie für Dich gerade jetzt besonders sinnvoll findet (wenn er sie sinnvoll findet). Und frag ihn ruhig nach den Diagnosen, wie die bisherigen Behandler darauf gekommen sind und welche Bedeutung sie für Deine weitere Behandlung haben.

Liebe Grüße
Christina

Hallo
Danke für die lange Antwort. Ich bin nur so verunsichert im Moment, weil ich das eigentlich alles ambulant machen will, mir aber dringend zu einem stationären Aufenthalt geraten wird. Diese ganzen unsicheren Diagnosen geistern mir ständig im Kopf herum, und es macht mich verrückt, dass ich keine sichere Diagnose habe. Ich glaube immer noch, dass ich eine Angsterkrankung habe. Ich habe echt Angst, dass ich wirklich was schlimmes habe und bald durchdrehen könnte. Bin mit den Nerven am Ende, weil ich keine Sicherheit habe.
Hat man euch denn auch schon mit schrecklichen Diagnosen verunsichert?

LG

Zitat von Vana05:
Ich habe echt Angst, dass ich wirklich was schlimmes habe und bald durchdrehen könnte.
Erstens gibt es auf dem psychischen Sektor da gar nicht so viel, was man haben könnte, zweitens hättest Du dann im Ernstfall keine solche Angst vor dem, was Du hast. Die Angst, durchzudrehen, ist paradoxerweise das sicherste Zeichen, es nicht zu tun...

Mir wurden noch keine schrecklichen Diagnosen genannt, aber als ich vor elf Jahren in einer psychosomatischen Klinik war, hatte ich mutmaßlich die (falsche) Diagnose einer Persönlichkeitsstörung im Gepäck. Jedenfalls bin ich nicht auf der Station gelandet, auf der die sonstigen sog. Neurosen waren, sondern bei Persönlichkeitsgestörten und Patienten, die vorher eine Psychose gehabt hatten... Im Umgang merkte man keinen Unterschied, auch nicht wirklich in der Behandlung. Erfahren habe ich das erst durch Nachfragen. Im Nachhinein würde ich sagen, dass auf unserer Station akute Symptome keine so große Rolle gespielt haben, irgendwie waren so ziemlich alle anderen alltagstauglicher als ich mit meiner ausgeprägten Agoraphobie. Meine Zimmernachbarin war eine promovierte Ärztin, die an Schizophrenie erkrankt war und drei psychotische Phasen hinter sich hatte. Ihren Erzählungen zufolge war das alles nicht halb so dramatisch, wie man sich das immer vorstellt, und außerhalb der akuten Phasen war sie sowieso völlig normal - nur dass sie absolut nicht nachempfinden konnte, wieso und wovor ich denn nun Angst hätte...

Was mich mal sehr verunsichert hat, waren die Drohungen meiner Verhaltenstherapeutin ganz am Anfang der Therapie, dass ich noch was viel Schlimmeres als Angst bekäme, wenn ich in der Konfrontationstherapie nicht spurte (= schwerer Therapeutenfehler!). Nach dem Misslingen dieser Therapie geriet ich an eine Psychoanalytikerin, die hinter jeder verhaltenstherapeutischen Maßnahme eine Symptomverschlimmerung oder -verschiebung vermutete und mich damit weiter verunsicherte. Die stellte die Diagnose, mit der ich in die Klinik kam. Sie machte auch noch ein paar Fehler, die zur Chronifizierung meiner Angststörung beitrugen. Ich kann Dich nur davor warnen, Diagnosen und Behandlermeinungen überzubewerten. Du solltest die immer hinterfragen, oft genug stecken simple Missverständnisse dahinter. Richte Dich danach, was Dich an Deinen Symptomen z.B. stört, schau, wie Du leben möchtest. Das allein ist wichtig.

Liebe Grüße
Christina

Danke, deine Antwort hat mich etwas beruhigt und auf den Bden der Tatsachen zurückgebracht.
Aber ich glaube die Diagnose noch immer nicht und werde mit meiner Therapeutin darüber sprechen, ganz in Ruhe.
So schlecht gings mir echt noch nie...aber wenn Ärzte einem tausend Diagnosen an den Kopf knallen (Essstörung, Reizfilterstörung, Psychose, Schizophrenie), was soll man dann noch glauben? Wie ernst kann man Ärzte nehmen? Ich möchte meine schöne, harmlose Angststörung einfach nicht kampflos aufgeben...
Seit den Diagnosen warte ich auch darauf, Sachen zu sehen, die nicht da sind, und mir verfolgt vorzukommen, was natürlich 1. Stress pur ist und meine Ängste schürt und 2. Einreden ist, und dass macht mir wiederum Angst, dass ich eine schwere Erkrankung bekomme durch Einreden, daher wehre ich mich ja auch so gegen die Diagnosen.

LG





Dr. Hans Morschitzky
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