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Hallo ihr Lieben!
Ich bin einfach verzweifelt und brauche Zuspruch. Seit drei Jahren ist diesmal meine Angst- und Panikstörung jetzt schon akut mal leichter mal schlimmer. Ich war Ende letzten Jahres zwei Monate stationär um von Citalopram auf Venlafaxin zu wechseln was auch geklappt hat aber leider nicht der Gamechanger war. Seit Anfang Januar bin ich jetzt in der Tagesklinik und hatte sogar das Gefühl dass es etwas bergauf ging durch die Therapie dort. Gerade die letzten zwei Wochen waren für mich Grund zur Hoffnung weil ich viele Erfolge hatte mit Expositionen und wieder mal das Gefühl aufkam es könnte ja vielleicht doch noch irgendwann besser werden.
Donnerstag wurde mir gesagt dass ich diesen Freitag entlassen werde womit ich auch einverstanden war. Am Wochenende ist dann zwar eine Exposition nicht so gut gelaufen aber sonst war alles soweit im Rahmen. Mein Mann hat mir dann mitgeteilt dass ihr diese Woche drei Tage auf Geschäftsreise ist sogar da war ich eigentlich noch zuversichtlich dass ich das wieder schaffe. Und plötzlich hatte ich wieder total heftig Schwindel und Angst wie schon lange nicht. Zudem kam dann noch die Angst vor Kontrollverlust das kenne ich auch schon von früher. Da kommen mir Gedanken wie dass ich das alles nicht mehr aushalte und in der Panik die Kontrolle verliere und mir etwas antue obwohl ich das gar nicht möchte. Die Tatsache dass ich mit meiner kleinen Tochter allein bin macht alles noch schlimmer. Habe es auch heute in der Tagesklinik angesprochen und richtig Panik bekommen als ich meine Befürchtungen geschildert habe. Ich dachte ich lasse mich gleich in die Geschlossene einweisen vor lauter Angst. Ich will mir ja nichts antun es ist einfach diese sch. Angst vor dem Kontrollverlust. Ich kann mir auch nicht erklären wieso es mich wieder so krass erwischt hat nachdem es endlich ein bisschen bergauf ging. Bewusst ist mir nichts also wird sich wieder alles unbewusst abgespielt haben. Die Angst sucht sich bei mir einfach ständig neue Inhalte sobald ich das eine bearbeitet habe kommt das nächste. Ich habe einfach Schiss dass man das irgendwann nicht mehr erträgt.
Sorry für diesen Jammerpost aber gerade weiß ich einfach nicht wohin mit mir

20.02.2024 20:42 • 23.02.2024 #1


17 Antworten ↓


P
Zitat von luisante:
Hallo ihr Lieben! Ich bin einfach verzweifelt und brauche Zuspruch. Seit drei Jahren ist diesmal meine Angst- und Panikstörung jetzt schon akut mal ...


Dich hat es nicht erwischt. Du bist nur einfach noch nicht stabil und das ist VÖLLIG normal.
Die dir bevorstehende Situation mit Kleinkind 3 Tage allein zu sein wäre für mich auch erst später denkbar gewesen. Ich war das erste Mal eine Nacht mit meinen Kindern allein Monate nach meiner Krise.
Kann dein Mann die Reise verschieben oder kann jemand 3 Tage zu euch kommen? Das kann dich sonst zurück werfen. Es ist, wie wenn man ein gebrochenes Bein zu früh belastet.

20.02.2024 21:57 • x 1 #2


A


Angst hat ständig neue Gesichter - wann hört das auf?

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L
Danke für deine lieben Worte. Da er in der Arbeit eh schon sehr kurz getreten war die letzten Monate während meinem stationären Aufenthalt muss er nun leider auch wieder reisen. Er ist auch bereits weg und kommt erst Donnerstag spät wieder. Ich habe eine Freundin die ich anrufen kann wenn es gar nicht mehr geht. Mir ist alles lieber als diese Angst vor diesem Kontrollverlust. Habe einfach so Schiss dass ich es nicht mehr aushalte! Die Therapeuten in der Tagesklinik meinte sogar es wäre wichtig dass ich merke dass ich auch allein nicht die Kontrolle verliere weil mein Mann als ständige Sicherheit die Angst erst recht aufrecht erhält. Aber es fühlt sich schlimm an.

20.02.2024 22:16 • x 1 #3


U
Du kannst jammern so viel du willst! Das tut mal gut und dafür sind wir schließlich da
Das ist auch ein ganz schöner Brocken. Aber deine Therapeuten trauen es dir zu. Gut auch, dass du die Freundin anrufen kannst.
Versuch es! Vielleicht überrascht du dich selbst positiv!

20.02.2024 22:24 • #4


Alex1337
Hallo du,

eine Frage an dich.
Kann es sein, dass du dir nicht erlaubst gesund zu sein?
Lass die Frage mal wirken...


Wenn die (extreme) Angst immer wieder neue Wege findet (leichte Angst darf ja immer kommen, aber das extreme tut uns nicht gut), dann vielleicht deswegen, weil du dir (unterbewusst natürlich) denkst... moment... da ist gerade keine Angst? Kann ja nicht sein! Und zack kommtse wieder.

Hast du noch zu viel Angst davor dass die Angst wieder kommt ?

Und noch was zum Kontrollverlust.
Man braucht immer einen Gegenpol für Dinge, die man nicht haben will, oder für Dinge, die man zu extrem macht.
Einen Gegenspieler.
Will ich dass es nicht heiß ist, brauch ich was kaltes.
Will ich Ausatmen, muss ich erstmal einatmen.
Will ich keine Angst, brauch ich Mut.
Und will ich immer die Kontrolle haben, muss ich mich fallen lassen.
Lass es zu, alles. Erstmal nur mal für ein paar Sekunden. Das sind Glücksgefühle, die kann ich hier nicht in Worte fassen.

20.02.2024 22:37 • x 1 #5


L
Ich danke euch so sehr für eure lieben Worte Bin jetzt im Bett und hoffe dass die Angst langsam nachlässt und ich schlafen kann.
Die Therapeutin sagt es ist seit meiner Kindheit viel Angst in mir die damals auch nötig war um mich zu schützen und diese Angst zirkuliert quasi immer noch in mir obwohl ich sie jetzt nicht mehr bräuchte. Und ja Kontrolle ist allgemein ein großes Thema bei mir. Werde ich mal versuchen mit dem Loslassen vielleicht kann ich mich so langsam steigern, danke

20.02.2024 23:59 • x 1 #6


G
Ich glaube Alex1337 hat schon alles gesagt. Besser hätte ich es nicht gekonnt.
Ich wollte auch sagen, dass du es in der Hand hast, wie es dir geht. Natürlich gibt es auch Tage wo man sich generell nicht gut fühlt und da liegt es dann an dir, was du daraus machst. Ich z.B..gebe zu,.dass.icj derzeit auch eine sch. Phase habe. Jedoch fange ich an zu reflektieren. Kommt es tatsächlich von alleine oder tue ich genug dafür daß es kommt?
Montag z.B. war ein für mich mega gut Tag. Alles lief. Gestern habe ich mich in Gedanken gefunden, die nicht hatten sein müssen und Zack körperliche Symptome und Panik.hatten mich den ganzen Tag. Ich war verzeieifelt. Tja ich wars auch selber schuld. Fakt ist, die beste Therapie nützt nichts wenn man nicht selber anfängt an sich zu arbeiten.
Frage ist, wo fängt man an?.Und da denke ich es fängt schon damit an wie man aufsteht. Checke ich mich ab oder stehe ich einfach auf. Lade ich meine Befindlichkeiten von gestern wieder ein oder sage ich mir heute ist ein neuer Tag, heute mache ich es anders Manchmal müssen es gar nicht die großen Dinge sein. Starte mit den Kleinen Dingen. Ich mache es auch. Wenigstens sollte man es versuchen

21.02.2024 06:06 • x 1 #7


P
Zitat von luisante:
Er ist auch bereits weg und kommt erst Donnerstag spät wieder.


Aber dann hast du es ja fast geschafft, super!

21.02.2024 07:53 • #8


B
Zitat von luisante:
Die Angst sucht sich bei mir einfach ständig neue Inhalte sobald ich das eine bearbeitet habe kommt das nächste.

Genau so geht es mir auch. Ich habe auch das Gefühl, dass die Liste meiner Ängste sich immer weiter selber ergänzt um neue Ängste, die vorher noch nie Thema waren. Und das macht mich fertig.

Ich drücke dir die Daumen, dass du bald wieder zurück zu deiner Stabilität findest.

21.02.2024 09:55 • #9


L
Danke ihr Lieben!
Habe heute früh schon wieder mega heftig Angst gehabt kaum dass ich die Augen aufgemacht hatte. Das Hauptthema ist wieder die Angst vor Kontrollverlust. Weil ich einfach das Gefühl habe ich kann das nicht mehr aushalten. Will mir aber nichts antun im Gegenteil das wäre das letzte was ich will. Und gleichzeitig habe ich Angst im Affekt genau das zu tun. Vielleicht ist es auch tatsächlich eine totale Erschöpfung und Überforderung angesichts dessen dass ich jetzt allein zurechtkommen soll obwohl ich überhaupt noch nicht stabil genug bin.
Danke für eure Tipps!

21.02.2024 13:00 • x 1 #10


L
Bin gestern wieder mit Angst eingeschlafen und direkt mit Panik aufgewacht. Dachte ich schaff es nicht meine Tochter wegezubringen und zur Klinik zu kommen und doch bin ich hier. Aber es ist schlimm. Mit ist so schwindelig von der Dauerangst und -anspannung. Ich komme gar nicht mehr runter. Ich sage mir die ganze Zeit dass ich es ja schaffe aber in meinem Hirn kommt das nicht an und die Angst geht einfach nicht zurück. Das könnte eigentlich ein Erfolgserlebnis sein das alles hier aber ich speicher es ab als Katastrophe.
Danke fürs Jammern, man fühlt sich echt weniger allein dadurch!

22.02.2024 09:30 • #11


moo
Hallo luisante,

Zitat von luisante:
Die Angst sucht sich bei mir einfach ständig neue Inhalte sobald ich das eine bearbeitet habe kommt das nächste.

Das hast Du gut erkannt. Sobald ein Thema abgehakt ist, kommt das nächste - zumindest fühlt es sich so durchgehend an. Aber schau mal genau hin: Was kommt zwischen zwei Inhalten? Richtig: ein Vakuum.
Sieh es testhalber mal so: Ein auf Angst konditionierter Geist fühlt sich im Angstmodus immer noch besser als in einer (vermeintlichen) Leere. Das durch das Beenden eines Themas verbleibende Vakuum zieht neue (Angst-)Themen geradezu an.
Zitat von luisante:
Das Hauptthema ist wieder die Angst vor Kontrollverlust. Weil ich einfach das Gefühl habe ich kann das nicht mehr aushalten.

Jeder auf Angst konditionierte Geist hat seine Hauptthemen. Denn im o. g. Vakuum muss es schnell gehen...so zieht der Geist beim leisesten Anzeichen von Entspannung eines seiner etablierten Hauptthemen heran. Die daraus entstehende (bzw. am Leben erhaltene) Dauerspannung wird als Lebendigkeit erlebt. Entspannung jedoch wird eher als Gefahr, als Selbst-Bedrohung, als Identitäts-Verlust gewertet. Das ist der Trick der Angststörung: die Abwesenheit ihrer selbst als höchste Gefahr zu definieren.
Zitat von luisante:
Will mir aber nichts antun im Gegenteil das wäre das letzte was ich will. Und gleichzeitig habe ich Angst im Affekt genau das zu tun.

Das ist ein gutes Beispiel für o. g. Trick.
Zitat von luisante:
Vielleicht ist es auch tatsächlich eine totale Erschöpfung und Überforderung angesichts dessen dass ich jetzt allein zurechtkommen soll obwohl ich überhaupt noch nicht stabil genug bin.

Zitat von luisante:
Das könnte eigentlich ein Erfolgserlebnis sein das alles hier aber ich speicher es ab als Katastrophe.

Hier siehst Du schön die etablierte Dualität zwischen Misserfolg und Erfolg. Je stärker wir einen Vorgang oder ein Ergebnis als Erfolg begreifen, desto stärker definieren wir sein Gegenteil - den Misserfolg. Von da ist es nicht weit zu Gewinn und Verlust bzw. Held und Versager.
Der Ängstler ist eben deshalb immer auch ein Kontrolleur. Denn der, der bewertet, unterliegt auch immer der stabilen Illusion einer wie auch immer gearteten Kontrollfähigkeit.

22.02.2024 10:39 • x 1 #12


L
Geb dir total Recht. Aber wir durchbricht man dieses Muster?

22.02.2024 11:33 • #13


P
Zitat von luisante:
Bin gestern wieder mit Angst eingeschlafen und direkt mit Panik aufgewacht. Dachte ich schaff es nicht meine Tochter wegezubringen und zur Klinik zu ...


Dass es sich katastrophal anfühlt und meeega anstrengend ist, ist mEn völlig normal und sollte dich nicht runter ziehen.
Schau, du bist noch nicht stabil gewesen, musst - bzw man kann fast sagen musstest, denn dein Mann ist ja fast wieder da - eine enorm anstrengende Zeit durchstehen.

Deine Erschöpfung und Anspannung ist real. Es ist, wie mit dem gebrochenen Bein, dass zwae gegipst ist, sodass du laufen kannst, aber eigentlich müsstest du viel liegen und es hochlegen, was du nicht konntest, sondern du musstest mit dem kaputten Bein kellnern.

Also sieh es absolut nicht als Misserfolg an, sondern sei extrem stolz, dass du das trotz deines Bruches alles gemeistert hast. Ganz bald ist ausruhen angesagt, wenn dein Mann da ist. In deinem Fall vermutlich nicht mit Beine hoch, sondern so, dass du Geist und Körper aus dem Überlebensmodus in den Entspannungsmodus bekommst.

22.02.2024 13:44 • #14


L
Vielen lieben Dank das baut mich wirklich etwas auf! Man erwartet immer zuviel von sich!

22.02.2024 14:18 • x 1 #15


P
Zitat von luisante:
Vielen lieben Dank das baut mich wirklich etwas auf! Man erwartet immer zuviel von sich!


Definitiv! Und ganz im Ernst: diese Erkenntnis ist eine ganz wesentliche für deine Heilung. Sei nachsichtig und liebevoll mit dir. Selbstliebe und Selbstfürsorge sind ganz wichtig für die Gesundheit, von der die mentale ein wichtiger Part ist.

22.02.2024 14:37 • #16


moo
Zitat von luisante:
Geb dir total Recht. Aber wir durchbricht man dieses Muster?

Indem der Geist umkonditioniert wird. Das fängt idR damit an, dass das Vakuum erst mal akzeptiert und ausgehalten werden sollte.

Damit man das schafft, ist es hilfreich, die o. g. Angststruktur zu verstehen und sich immer wieder den Kreislauf in Erinnerung zu rufen. Dabei solle erkannt werden, dass man sehr wohl nicht Opfer der Gedanken ist, sondern sie letztendlich schon selber etabliert hat. Somit ist auch eine Restrukturierung aus eigener Kraft und Einsicht möglich.

1. Sich als Ängstler dem Vakuum zu stellen und eben nicht den Gedanken zu folgen kann man auf verschiedene Weisen. Viele versuchen das Prinzip Ablenkung. Dabei ist es jedoch wichtig, dass man eine Einsicht daraus gewinnt, die lautet: Der Geist ist beweglich. Erleben ist beeinflussbar. Ich bin jedoch nicht meine Gedanken.
Wer sich nur ablenkt und nix daraus lernt, wird langfristig wieder in den vertrauten Angstgedankenkreislauf hineingezogen. Höchstwahrscheinlich wendet sich der Geist dann einem anderen Hauptthema zu oder kreiert eine neue Angst-Sensation. Man kann das durchaus mit der Suchtverlagerung vergleichen.

2. Eine m. E. wirksamere, jedoch nicht für Jeden geeignete Methode ist Einsichtsmeditation oder auch Kontemplation. Sobald ein Vakuum entsteht, schauen wir das Vakuum frontal an: Wir erleben die (vermeintliche) Leere voll und ganz und achten dabei auf Sinneseindrücke wie z. B. Dinge (gesehen), Geräusche (gehört), Berührungspunkte des Körpers (z. B. den Kontakt mit dem Sitzkissen o.ä.).
Die Einsicht daraus sollte in etwa lauten: Das was ich als Ich empfinde, ist eigentlich nur ein Erlebensmodus. Dieser wird bestimmt durch Sinneseindrücke, die bewertet (wahr-genommen) werden und das Material für geistige Gestaltungen (hier: Gedanken, Emotionen) liefern. Daraus entsteht das Bewusstsein (also das Empfinden, Jemand zu sein).

3. Es ist andersum möglich, genau dieses frontale Betrachten auch mit der Angst selber zu machen. Hierzu eine Anregung: erfolgserlebnisse-f59/sammelthread-kontemplationen-fuer-individuelle-probleme-t107790.html#p2150990

Alles Gute!

23.02.2024 08:46 • #17

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L
Danke dir, den Thread werde ich mir merken, der Anfang klingt sehr interessant. Und irgendwie hat ja diese Kontemplation auch was von Konfrontation was auf jeden Fall die Angst auch zusätzlich abschwächen kann.
Ich finde mich schon wieder in dem was du schreibst.
LG

23.02.2024 09:47 • x 1 #18


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