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Hallo,

bräuchte mal bitte Euren Rat, wie ihr damit umgeht wenn Bekannte, Verwandte so gar nicht mit Eure Zwangserkrankung zurecht kommen.
Meine Schwester z. B. bemitleidet sehr meinen Mann, wie er es bloß noch überhaupt mit mir aushalten kann. Ich habe jetzt seit 3,5 Jahren starke Zwänge und bekomme jetzt dadurch Erwerbsminderungsrente. Sie hat mich in der ganzen Zeit nicht 1x gefragt, wie es mir geht. (Wir sehen uns 2x die Woche, weil wir in einer Kartelgruppe zusammen sind). Versteht mich nicht falsch, ich will kein Mitleid. Oder man muß mich auch nicht fragen, wie es mir geht. Aber nur immer Vorwürfe zu hören, man müsse mir Einhalt gebieten und man müsste mir die und jene Zwangshandlung verbieten. Und ich müsste in die Arbeit gehen. Dann hätte ich wenigstens Struktur und hätte kein Zeit wie so einen schmarrn von Zwängen. Das einzige was ich will ist nur meine Ruhe und Verständnis für die Krankheit. Ist das denn wirklich zu viel verlangt?
Gestern ist es so ausgeartet, dass ich nur noch zu ihr sagte:
Es ist schade, dass ich wegen einer Krankheit meine Schwester die wie meine beste Freundin war. verloren habe. Darauf hin nur sie:
Ja, dann ist es halt so.
Ich weiß Zwänge sind für Außenstehende nicht zu verstehen. Aber ich denke das geht definitiv zu weit. Mir geht das ganze so an die Nieren, dass ich seit dem Streit nur Zwangshandlungen mache und ich komm einfach nicht mehr raus.
Weiß irgendwer einen Rat?

14.02.2024 13:31 • 15.02.2024 #1


10 Antworten ↓


Zitat von Moonflower1:
Und ich müsste in die Arbeit gehen. Dann hätte ich wenigstens Struktur und hätte kein Zeit wie so einen schmarrn von Zwängen

Jo, den Satz kenne ich aus meiner Familie ebenfalls.
Ich reagiere nicht mehr drauf. Für mich ist es nur wichtig, dass ich an mir arbeite.
Wenn jemand anders den Zeitrahmen zu lang findet oder mal wieder mit irgendwelchen Tipps um die Ecke kommt, ignoriere ich das einfach. Die meisten sind vermutlich einfach nur hilflos und überfordert und gehen deswegen so damit um, weil es für sie anders nicht geht.
Ich würde einfach immer, wenn sie das Thema anschneidet, sagen: Darüber rede ich nicht mehr mit dir, lass uns über was anderes reden. Alles andere bringt mMn wenig, wenn die Erkenntnis nicht da ist.

Wichtig ist, dass du versuchst, an dir zu arbeiten. Mit Therapie oder ähnlichem. Ich habe auch eine Zwangserkrankung und es wird besser, ganz loswerden werde ich sie vermutlich nie. Aber sie schränkt mich nicht mehr so ein wie noch vor einigen Jahren.

A


Wenn Zwänge als Krankeit nicht verstanden wird

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Zitat von Moonflower1:
Mir geht das ganze so an die Nieren


Weisst du, woher deine Zwänge kommen, kennst du den oder die Auslöser?

Und unterm Strich haben wir wahrscheinlich alle hier ein Problem mit dem Selbstbewusstsein, der Selbstliebe und der Akzeptanz.

Wir suchen nach Sicherheit, du mit deinen Zwängen, die Angsthasen, die vermeiden, kontrollieren oder sich absichern.

Und weisst du was? Uns geht es nicht besser, wenn wir unsere Kraft an andere verschwenden, die 0 Ahnung haben. Kannst ja den Umgang verringern.

Versuche lieber deine psychische Gesundheit auf ein Level zu bringen, mit dem du leben kannst. Deine Schwester hilft da gar nicht, selbst wenn sie nichts dazu sagen würde.

@Horizon
Danke für Deine Sichtweise.
Hilflos und überfordert trifft wohl auf meinem Mann zu bezüglich meinen Zwängen. Aber meiner Schwester gegenüber gibt es die Krankheit nicht und ist ein Hirngespenst. Dementsprechend verhält sie sich auch mir gegenüber.
Bin momentan in psychologischer Behandlung. Hab schon 2x Klinik und 1x Reha hinter mir. Aber leider nie besser geworden.
Fazit nach 3,5 Jahren geht es von Monat zu Monat immer noch schlechter.


@Icefalki
Danke für Deine Antwort.
Die Zwänge sind bei mir ausgebrochen als ich das erste mal Oma wurde. Jetzt werd ich bald zum 2x Oma und es ist schlimmer denn je mit den Zwängen. Es geht nie um mich ..... was mit mir passiert. Es geht immer darum, dass ich nicht Schuld sein will, dass wegen einer Unachtsamkeit von mir meinen Enkeln was passiert.
Und so wie Du sagst den Kontakt zu verringern....hmm das Karteln ist das einzige was ich noch an Abwechslung habe. Danach geht es mir zwar immer schlecht. Aber das nehme ich in Kauf.
Aber nach dem großen Zoff von gestern, wird sich das ja jetzt wohl für mich erledigt haben.

Zitat von Moonflower1:
Es geht immer darum, dass ich nicht Schuld sein will, dass wegen einer Unachtsamkeit von mir meinen Enkeln was passiert.

Vermutlich Kontrollzwänge?
Habe ähnliches im Bezug auf meine Katzen. Wenn ich das Haus verlasse, muss alles aus sein, abgeschlossen werden und wehe meine Katzen haben vorher erbrechen oder ähnliches. Dann geht in meinem Kopf auch ein Alarm an.

Meine Mutter denkt auch, diese Erkrankung gibt es nicht, bzw. Generell psychische Erkrankungen nicht. Aber in einem lichten Moment hat sie mir mal gesagt, sie möchte sich damit nicht befassen, weil sie sich sonst Sorgen machen würde. Also lebt sie lieber in ihrem Gerüst, das es solche Erkrankungen nicht gibt.

@Horizon
Kontrollzwänge ja aber hauptsächlich Waschzwänge. Diese ziehen sich mittlerweile glaub ich auf fast jeden Bereich. Deswegen ist es sehr schwer vom Waschbecken weg zu kommen.
Und dann sind da noch etliche Gedankenzwänge.
Also bin rund um die Uhr, wie wahrscheinlich viele von Euch beschäftigt.

Ja, das verdrängen der Erkrankung kenn ich auch zu gut. Solche Leute wollen sich nicht damit auseinandersetzen, damit es ihnen nicht schlecht geht... oder eben sie sich keine Sorgen machen müssen.

@Moonflower1
Hallo ,
ich finde es sehr schade das es viele Menschen gibt die keinerlei verständnis habe für Betroffene mit Zwängen . Es ist sehr viel unwissen heit dabei.
Habe auch selber Zwänge und es fällt mir unheimlich schwer darüber mit Freunden und Bekannten darüber zu sprechen .
Und wenn ich mich mal dazu durchringe kommt auch immer nur ein ein Spruch .
Ich denke mir dann nur : Ihr wisst ( und wollt nicht wissen ) ja garnicht wie schlimm das ist .
Es ist keine Krankeit die von alleine ausheilt wie z.b.ein Knochenbruch oder eine erkältung.
Mein Zwang ist sehr sehr anstrengend und Nervt mich sehr.
Wenn ich ehrlich bin würde ich mich schon freuen wenn mal jemand fragt ( dem ich es erzähle ) wie geht es dir damit.
Zum Glück bin ich in Therapie …die zwar anstrengend ist aber mir auch hilft.
Bist du in Therapie?

Grüßle

Zitat von Moonflower1:
Verständnis für die Krankheit

Ich kann kein Verständnis erwarten von Menschen, die es selbst nicht kennen.
Aber Akzeptanz ist für mich ausreichend.
Hatte damals auch die Diagnose Zwangsstörung erhalten, aber ich sehe die heute gar nicht als Zwangsstörung mehr an. Sie gehört einfach zu mir, sie ist ein Teil von mir und ich leide nicht darunter. Im Gegenteil, wenn ich das tue, fühle ich mich nicht schlecht. Aber es hat auch schon nachgelassen, damals war es schon extrem. Je nachdem, wenn man darunter leidet, ist es sicher eine Zwangsstörung und sollte bearbeitet werden. Am Grundproblem arbeiten kann helfen, dass es besser werden kann.
Vorausgesetzt man will das auch.
Für mich war es damals immer eine Ausrede, dass ich irgendwas nicht machen kann (aber eigentlich nicht will ) und auch als Schutz, dass man mich in Ruhe lässt.

@Panda4
Das glaub ich Dir, dass der Zwang sehr nervig und anstrengend ist.
Ja, bin in Therapie. Nur leider hilft mir die mit meinen Zwängen nicht. Aber zumindest hilft das Reden, dass ich hier meinen ganzen Müll abladen kann.

@-IchBins-
Ja, stimmt! Selbst Akzeptanz würde mir auch reichen.
Glaub mir, ich will von ganzem Herzen dran arbeiten. Für mich sind es keine Ausreden, dass ich was nicht machen möchte. Schön wäre es, wenn es so wäre. Momentan bin ich an so einem Tiefpunkt, dass ich keine Kraft mehr habe.

Zitat von Moonflower1:
Momentan bin ich an so einem Tiefpunkt, dass ich keine Kraft mehr habe.

Das verstehe ich, ging mir nicht anders mit dem Unwissen, was ich selbst tun kann.
Aber das kannst du wieder lernen, dann kommt die Kraft wieder und die Zuversicht. Ich wünsche dir die Kraft, die es braucht, so dass es dir wieder besser gehen kann.

@-IchBins-
Vielen herzlichen Dank für Deinen Zuspruch!

A


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