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C
seit fast 2 jahren hat sich bei mir so etwas entwickelt, womit ich mich sehr alleine fühle. ich war auch vor einem jahr in der klinik. niemand kannte das wovon ich spreche … als diagnose habe ich eine zwangsstörung, eine typische ‘bilderbuch’ zwangsstörung ist es aber nicht …

und zwar bin ich ZU achtsam mit mir selber, oft in sozialen situationen überlege ich schon IM moment, also BEIM sprechen, was und WIE ich gleich was sagen will. ich beobachte mich sozusagen selber, verfolge jedes wort was aus meinem mund kommt, bin sehr sehr konzentriert darauf möglichst perfekt zu reden (?) das führt dann natürlich dazu, dass weil ich mir sozusagen beim reden selber zuhöre und so sehr darauf achte und konzentriert darauf bin und so sehr versuche … dass ich das gefühl habe mich versprochen zu haben, etwas komisch ausgesprochen zu haben, und und und, dann kommen SOFORT gedanken und gefühl ‘ich bin komisch’ ‘ich bin dumm’ ‘ich bin unintelligent’ etc.
ich hab immer das gefühl ich kann nicht reden, ich mag reden auch mittlerweile nicht mehr, weil es für mich diese druck situation ist, es kommt auch mit einer angespanntheit. jedenfalls kann ich halt einfach nicht ich selbst sein, es ist eine echte qual … weil ich angefangen habe sehr sehr unzufrieden mit mir zu sein, bis hin zum selbsthass,
bin non stop mit gedanken bei mir, und suche nach fehlern fehlern fehlern, überanalysiere, habe sehr negative gedanken, selbstzweifel, usw.
mittlerweile finde ich sogar dieses leben ist nicht mehr lebenswert, weil ich es nicht genießen kann, und egal was ich mache und versuche, es ist wie ein parasit in meinem kopf …
ich habe ambulante psychotherapie seit einem halben jahr, nehme seit fast 6 wochen escitalopram, was leider auch keine wirkung zeigt …
ich bin frustriert, lebensüberdrüssig, verzweifelt, und fühle mich alleine mit diesem problem, weil ich auch nichts online dazu finde, nirgendswo … niemand kennt dieses problem …
was denkt ihr könnte das sein?

26.06.2022 20:52 • 29.06.2022 x 1 #1


34 Antworten ↓


-IchBins-
Hallo, hier gibt es sicher einige, die das kennen, es muss nur erst einmal gelesen werden.
Vielleicht braucht es etwas mehr Zeit, bis dein Medikament Wirkung zeigt. Manchmal werden auch mehrere verschiedene ausprobiert, wenn es keine Wirkung zeigt.
Was könntest du selbst tun, damit es dir besser geht? Denn nur du selbst kannst dir helfen. Die Therapie dient als Unterstützung als auch die Medikamente. Aber eine Veränderung kann nur in dir selbst statt finden. Denn die Gedanken sind es, die das auslösen, was du ja auch in deinem Beitrag beschreibst. Das wäre ein Ansatz.

26.06.2022 21:06 • x 2 #2


A


Ich kann mein Leben nicht genießen - Zwangsstörung

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Zitat von cxluna:
ich bin frustriert, lebensüberdrüssig, verzweifelt, und fühle mich alleine mit diesem problem, weil ich auch nichts online dazu finde, nirgendswo … niemand kennt dieses problem …


Das Du dich bei den Symptomen so fühlst, ist mein Wunder.

Für mich klingt das wie ein Zwang - den Zwang deine Sprache zu kontrollieren um ein vermeindliches Blamieren oder anders wirken zu vermeiden.
Der Punkt bei so einem Verhalten ist, das man sich da hineinspiralen kann. Eben bis zu dem Punkt wo Du bist.

Man kann mit einer Verhaltenstherapie diese Spirale unterbrechen. Es gilt aber auch zu hinterfragen wo und welchen Ursprung sie hat. Sprich ob es ein Ereignis oder eine Phase gab, wo das Selbstvertrauen nicht aufgebaut / beschädigt wurde. Auch das mit dem Selbsthass kann bei so was seine Ursachen in der Vergangenheit haben.

Nach 6 Wochen kann das Medikament wirken. Dennoch kann es sein das der behandelde Arzt die Dosis noch anpasst.

26.06.2022 21:09 • x 1 #3


C
@cube_melon wieso ist es ein wunder, dass ich mich so fühle?
für mich ist es nun mal eine enorme qual, ich hasse mich selber, und kann das leben nicht mehr genießen. ich komme aus diesem ‘zwang’ nicht mehr raus.
aber trotzdem danke für deine antwort!

die ursachen haben meine therapeutin und ich schon rausgefunden, es war 12 jahre langer vergleich mit meiner schwester in der schule, ich war die introvertierte und meine schwester die extrovertierte und coole, und das wurde mir immer und immer wieder unter die nase gerieben, schmerzvoll vor allem wenn sich leute für sie immer entschieden haben. und und und, hauptsächlich deswegen hab ich so ein niedriges selbstwertgefühl. und jetzt hat sich halt dieser ‘zwang’ (würde auch sagen das ist ein zwang) in meinen zwanzigern plötzlich entwickelt, ich achte so so sehr auf meine kommunikation, dass es ja perfekt ist. wenn es fehler hat, bin ich sauer und will gar nicht erst weiter reden usw.
mich nervt das aber ein bisschen, dass meine therapeutin und ich immer noch dabei sind über die ursachen (also damit sind wir jetzt langsam fertig) aber jetzt zum beispiel ständig nur über bestimmte situationen und wie ich mich fühle / was ich mache, zu reden, anstatt irgendwelche lösungsansätze zu finden und auszuprobieren … ich glaube ich muss ihr das morgen mal sagen …

26.06.2022 21:32 • x 1 #4


4_0_4
Zitat von cxluna:
wieso ist es ein wunder, dass ich mich so fühle?

Weil die Symptome die Du beschreibst einen emotionalen Leidensdruck bewirken.

Was Du mit deiner Schwester beschreibst, wird vermutlich einen großen Teil dazu beitragen. Jeder Mensch hat das Bedürfnis nach Anerkennung und Liebe - auch von der eigenen Schwester. Und die hat sich gegenteilig verhalten.
Ich vermute mal das Du wirklich sehr vieles getan hast um auch nur einen Funken anerkennung von ihr zu bekommen?
Das ganze kann einen prägen und die Psyche dazu veranlassen Verhaltensmuster zu entwickeln um damit umzugehen. Und auch welche um seelisches Leid zu vermeiden.

Das klingt nun vllt. lapidar, aber die Person die dir am nächsten steht und die deine allerbeste Freundin ist, bist Du selbst.
Frage dich einmal, wie Du handeln würdest, wenn Du eine Freundin hättest, die sich selbst so kontrolliert und hasst? Mit Sicherheit würdest Du positiv, beruhigend und schützend reagieren. Und genau das ist das Ziel. In sich wieder eine Stimme wachsen lassen, die genau das tut. Das ist das Ziel einer Therapie.

Wenn man mit der Therapie beginnt, sieht man am Anfang nur einen Berg. Einen gefühlt unüberwindbaren. Es ist hilfreich wenn man sich kleine Etappen / Ziele setzt und den Fokus auf dem Weg zur nächsten Etappe hält und die Bergspitze ausblendet.

Man lernt in einer Therapie Werkzeuge, wie als wenn man ein Instrument lernt. Anfangs benötigt man mehr Konzentration. Später ist man geübter und hat kaum noch auf seine Hände zu achten. In dem Moment hat man seine Werkzeuge automatiisiert, was eine erhebliche Erleichterung bringt.

Das was ich dir hier geschildert habe, habe ich selbst auch durchlaufen. Und das habe ich bei vielen gesehen, die in einer Therapie an sich gearbeitet haben.

Es ist wirklich wichtig sich selbst anzunehmen, ohne wenn und aber. Mit allen guten Seiten, so wie auch seinen (vermeindlichen) Schwächen. Es ist die Eigenliebe die uns stark und lebendig werden lässt.

Vor ein paar Monaten habe ich mir ein Cap gekauft, wo vorne drauf steht F_ck what people think. Es ist eine Lebenseinstellung. Mich muss nicht jeder mögen, denn ich ruhe in mir selbst.

Versuche bitte dran zu bleiben und immer weiter vorwärts zu gehen.

26.06.2022 21:52 • x 1 #5


C
Zitat von cube_melon:
Weil die Symptome die Du beschreibst einen emotionalen Leidensdruck bewirken.

achso ne, glaube ich hab das bei deiner ersten antwort falsch verstanden, deswegen die frage dachte du wunderst dich wieso ich mich so fühle

26.06.2022 22:10 • x 1 #6


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Zitat von cxluna:
dachte du wunderst dich wieso ich mich so fühle

alles gut

Die Wörter nicht und kein beispielsweise, werden gerne überlesen oder überhört.

26.06.2022 22:14 • #7


C
@cube_melon das mir das immer wieder unter die nase gerieben wurde, war von anderen leuten und nicht von meiner schwester, hab mich bisschen falsch ausgedrückt. aber ja, das hat es eigentlich nur viel schlimmer gemacht, weil ich von anderen leuten auch einfach nur gemocht werden wollte, für die stille person, die ich nun mal bin … und kommentare wie ‘ah du bist ja die kleine schwester von … du bist ja eher die stillere’ haben mich fühlen lassen, dass es nicht okay ist introvertiert zu sein, meine extrovertierte schwester fanden alle cooler, und es ging soweit, dass ich als junges mädchen im kopf dachte ‘leute werden sich IMMER für meine schwester über mich entscheiden’

und du hast komlplett recht mit dem, das die psyche sich das merkt und das irgendwann in solche verhaltensmuster gehen kann. ich denke auch dazu beigetragen haben einige große veränderungen in meinem leben, umzug, plötzlich stand ich mitten im arbeitsleben nach der schule (ausbildung im krankenhaus). und ich fing auch in der zeit mit so achtsamkeitsmeditationen und spiritueller selbtoptimierung an, so fing das an, dass ich mehr und mehr auf mich angefangen habe zu gucken. und so entwickelte sich dann dieser zwang …

aufjedenfall, danke für die lieben worte!

ich muss wohl auch anfangen selber meine besserung in die hand zu nehmen! (hab aber leider auch depression und KEINE motivation, mir fällt es sehr sehr schwer etwas durchzuziehen was ich mir vornehme / mich an sachen zu erinnern, die mir helfen würden)

therapie ist unterstützend, das stimmt. ich spreche das morgen aber trotzdem nochmal an, dass ich nicht immer nur situationen analysieren möchte, seit monaten.

26.06.2022 22:25 • x 1 #8


4_0_4
Es ist gut das es nicht deine Schwester war, die dir da so das Feedback gegeben haben.

Zitat von cxluna:
und ich fing auch in der zeit mit so achtsamkeitsmeditationen und spiritueller selbtoptimierung an, so fing das an, dass ich mehr und mehr auf mich angefangen habe zu gucken. und so entwickelte sich dann dieser zwang …

Innere Achtsamkeitsmeditationen sollten eigentlich zum sich einer selbst bewusst werden dienen. Ebenso wie die Wahrnehmung der Körpergrenzen. Das in Kombi sollte das Selbstvertrauen und die Eigenliebe stärken.

Eine Depression macht das sicher herausfordernder.

Nicht jeder kann mit jeder Therapie / Leitfaden etwas anfangen. Das ist etwas, was man selbst für sich, mit Hilfe einer Therapie herausfinden soll.
Daher halte ich das für sinnvoll das Du das so ansprichst.

Bin dann off. Wenn Du weitere Fragen hast, gerne.

Viel Erfolg auf deinem Weg.

26.06.2022 22:38 • x 2 #9


C
@cube_melon danke!

26.06.2022 22:41 • x 1 #10


P
Weil ich mal wieder nicht die richtigen Worte finde und nicht auf das komme, was ich eigentlich sagen will, bedanke ich mich mal einfach für deinen interessanten Beitrag. Wir müssen nicht perfekt sein. Das ist ein wichtiger Satz. Der ziemlich gut das ausdrückt, was wirklich gemeint ist.

27.06.2022 08:54 • x 2 #11


C
@PQhope danke …

27.06.2022 19:58 • #12


Mylenix
Ich hatte dir was in den CL Forum dazu geschrieben, solltest mal wieder reinschauen

27.06.2022 20:23 • x 1 #13


C
@Mylenix was ist das cl forum?

27.06.2022 22:23 • #14


C
@Mylenix ahhh habs gecheckt!
ich weiss nur nicht wie man dort direkt antwortet.
danke aber für deinen dortigen beitrag! du beschreibst es sehr gut mit dem ‘unbewusste’ dinge plötzlich sehr ‘bewusst’ zu machen. und weil man sich so sehr darauf konzentriert, stolpert man erst recht, oder in meinem fall, versprech ich mich erst recht!

ich hab meiner therapeutin gestern gesagt, ich würde gerne anfangen irgendwie mein gehirn zu trainieren, dann weiss mein gehirn (so wie du es auch meintest), dass ich safe bin. also wenn ich zum beispiel jedes mal mir sage ‘hey es ist okay’ oder ‘hey ist doch gar nicht so schlimm wenn ich mich verspreche’.

aber das ding ist, mir fällt sowas immer enorm schwer. weil es mir oft im moment nicht einfällt das dann zu machen. und außerdem muss man das ja auch lange machen, bis das gehirn es langsam checkt.
irgendwie muss ich da halt dran bleiben. aber weiss nicht wie.

ich dachte mir halt, vielleicht wenn es mir meine therapeutin als aufgabe gibt, bin ich motivierter und mach es dann auch.

28.06.2022 08:11 • #15


Mylenix
Zitat von cxluna:
also wenn ich zum beispiel jedes mal mir sage ‘hey es ist okay’ oder ‘hey ist doch gar nicht so schlimm wenn ich mich verspreche’.

Nichts zu danken erstmal.^^

Ich kenne das Gefühl auch, ich bin gerade auch auf dem Weg zu verstehen, dass da manchmal halt Müll bei mir raus kommt aber mich keiner dafür umbringt. Das Problem ist manchmal dass wir uns dann unsicher vorkommen weil überall einem beigebracht wird wie wichtig Selbtsicherheit, Selbstbewusstsein und Selbstwert und das alles ist, es wird so dargestellt als sei das alles was man braucht und man wird gesund und glücklich, ich finde das erzeugt enormen Druck und das macht die Sache vorallem schwierig, dabei denke ich, dass keiner all diese Werte immer so zu 100% hat, irgendwas kann dich immer aus der Bahn bringen, wenn man sich meinungsresistent zb. macht ist das auch eher eine Schutzmauer als ein gesundes Selbstbewusstsein.

28.06.2022 08:27 • x 1 #16


C
@Mylenix da hast du vollkommen recht! stimme dir da voll zu!

und ich weiss auch all diese sachen, also dass ich nicht perfekt sein muss und bla, auch weiss ich, ich würde niemals bei jemand anderem darauf achten oder fertigmachen, ich weiss all diese dinge,
aber trotzdem bewirkt das nichts …

es geht einfach nicht weg

28.06.2022 20:14 • #17

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Mylenix
Ich glaube du bräuchtest einen Gesprächspartner der darüber Bescheid weiß und da Empathie mit hat, es ist eine Übungssache die ein bisschen Sicherheit benötigt. Es hängt sicher auch mit dem Gefühl zusammen missverstanden zu werden und so ungewollte Reaktionen oder falsche Interpretationen hervorzurufen, da wäre eine sehr kommunikationsfähige Person hilfreich. Hast du vll. eine Freundin oder einen Spezialisten mit dem du das üben kannst?

28.06.2022 20:59 • x 1 #18


Mylenix
Bei mir ist es zb. ähnlich beim Schreiben, ich möchte immer möglichst alles perfekt formulieren und brauche für manche Beiträge extrem viel Zeit, lese mir meine eigenen Beiträge häufiger durch und lösche und korrigiere viel bevor ich sie abschicke. Ich überlege gerade auch sehr viel ob ich mich richtig kommuniziere. Warum das genau so ist, dem bin ich mir auch noch nicht so sicher, es ist vielleicht eine unbewusste Angst, die man nicht immer direkt mitkriegt, es kann auch eine Aufmerksamkeitsstörung sein. Es kann auch aus einem sehr tiefgreifenden und logischen Verstand kommen, indem man so viele Details und zusammenhänge immer wieder erkennt, dass man sich mit seiner Antwort im nächsten Moment nicht mehr sicher ist, man hat schon wieder eine Andere Überzeugung und sich so mit dem was man sagt oder schreibt generell nie sicher fühlt. Die Gedanken finden also kaum ne klare und endgültige Antwort.
Jetzt ist die Frage wo mit du dich selbst am meisten identifizieren kannst? Angst und Unsicherheit? Aufmerksamkeitsprobleme? Unklare endlose Gedanken?

28.06.2022 22:08 • x 1 #19


C
@Mylenix stimmt!
das ist eine gute idee!
ich könnte das mit meiner schwester üben, vor ihr brauche ich ja eigentlich keine angst zu haben …
und trotzdem mach ich das auch bei meinen nächsten, obwohl ich weiss ich muss vor ihnen nicht perfekt sprechen …

weiss bloß nicht wie ich das üben soll, einfach das sprechen üben? und dann wenn es dazu kommt, dass ich mich wieder dabei selbst beobachte und angespannt werde, oft kommt das verlangen auch dazu, nicht mehr weitersprechen zu wollen, weil ich eh schon verkackt hab, dann einfach weitersprechen zum beispiel? oder mir irgendwas zur beruhigung/sicherheit sagen? wie ‘hey es ist ok’

hab bloß die befürchtung, dass ich das jetzt wieder vergesse und es nie dazu kommen wird, das passiert leider oft, wenn ich mir sowas vornehme

vielleicht sag ich das meiner schwester jetzt einfach, dann hat sie das auch auf dem schirm

29.06.2022 07:24 • #20


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