Pfeil rechts
1

T
Hallo alle zusammen!

Ich (19) leide im Moment sehr stark unter allen möglichen Ängsten. Eigentlich studiere ich zur Zeit in einer Stadt , in der ich mich nicht wohlfühle und habe dort eine kleine Wohnung für mich (Hat positive Seiten , aber ich fühle mich dadurch auch sehr einsam).
Ich habe schon seit längerer Zeit Geldsorgen , weil meine Familie mal wieder pleite ist und bei dem Gedanken an mein Bafög und an meine eigene Wohnung wird mir eher schlecht , weil ich das Gefühl habe , nur unnötig Schulden zu machen. Unnötig weshalb? Weil mein Studium mich sowieso in die Arbeitslosigkeit führt und mich krank gemacht hat. Ich habe mein Studium nach meinen Interessen ausgewählt und mich total ins Studium reingehängt und deshalb (im Gegensatz zu meinem Kommilitoninnen) auch alle Klausuren bestanden und gute Noten kassiert. Ich litt aber auch da schon unter massiven Ängsten. Ich habe mir so einen Druck gemacht alles mit guten Noten zu bestehen , dass ich solche Panik hätte , dass ich letzten Ende nicht mals ein paar Minuten vor der Klausur schlafen könnte. Dann litt ich unter Hypochondrie (dachte ich hätte Krätze , dann dass ich Diabetes habe und dann , dass ich Krebs habe usw). In der Klausurphase war ich zum lernen zuhause bei meinen Eltern. Sowieso war ich jedes Wochenende zuhause.
Eine Woche vor meiner letzten Klausur merkte ich auf einmal , dass ich innerlich mehr und mehr zerbrach. Zukunftsängste , Zweifel am Fach (vorallem wegen der späteren Tätigkeit und der schlechten Aussichten) und die Tatsache , dass ich meine Familie einfach nur vermisste und wieder ein Leben haben wollte (hatte das Gefühl nur noch für die Uni zu existieren und das , wo ich da noch nicht einmal richtig gute Freunde gefunden habe). In einer Nacht hatte ich dann einen schrecklichen Albtraum. In dem Traum ist meine Mutter gestorben. Ich habe große Verlustängste gehabt und die nächsten Tage meine Mutter nicht mehr allein lassen können , weil ich solche Angstzustände und Heulkrämpfe hatte. Ein Tag vor meiner Klausur war ihr Geburtstag und wir könnten ihn nicht feiern. Ich war bereits 4 Nächte ohne Schlaf , nur am weinen und musste Tabletten zur Beruhigung schlucken. Trotzdem konte ich nicht schlafen. Die Klausur habe ich mit einer 1,3 als Beste Mitschreiberin bestanden. Ich weiß nicht wie und ich konnte mich auch nicht wirklich freuen , weil es sich anfühlte als würde mich etwas zwingen weiterstudieren.
Seit dem bin ich stark in Depressionen und Zukunftsängste abgerutscht. Der einzige wirkliche Halt war die ganze Zeit meine Mutter. Ich habe sie vollgeheult und zugetextet. Und jetzt hat sie die Diagnose , dass sie eine tödliche und unheilbare Krankheit hat. Meine Welt ist zerbrochen. Der Rest meiner Familie ist keine Unterstützung ,weil sie selbst große Probleme haben und an ihrer Diagnose kaputtgehen. Ich habe schon längst den Entschluss gefasst mein jetziges Studium abzubrechen und ein neues zu beginnen. Ich habe schon überlegt , ob ich das gleiche wie meine Mutter an ihrer ehemaligen Uni studiere (meine jetzige Uni) , aber ich bekomme Panik , wenn ich nur an meine Unistadt denke , daran dass ich neben dem Studium dann kein Leben mehr habe , dass ich nicht ich-selbst bin (habe Angst es nur zu machen , weil sie es gemacht hat). Ich habe Angst , dass ich wieder total überfordert bin und meine Familie kaum , vllt noch nicht einmal am Wochenende sehe (der Studiengang verlangt noch mehr Präsenzzeit als mein alter Studiengang). Ich habe Angst , dass meine Mutter wegstirbt, während ich irgendwo irgendwas studiere, wo ich mir nicht einmal sicher bin , ob ich das will.
Ich möchte aber auch ungern noch ein weiteres Jahr warten. Ich fühle mich schon jetzt so alt und wie ein Versager und mein älterer Bruder bekommt auch nichts auf die Reihe. Er studiert schon 4 Jahre und hat nicht mehr Klausuren bestanden als ich (Ich habe 4 bestanden) und möchte sich am liebsten umbringen , wenn er exmatrikuliert wird , meinte er. Er studiert an der selben Uni wie ich , ist aber wegen Bafög , fast nie dort.
Ich könnte den Studiengang meiner Mutter such in meiner Heimat studieren. Aber ich halte es zuhause gerade in etwa genau so wenig aus und der Studiengang hat in meiner Unistadt nunmal den besten Ruf überhaupt und ich habe sogar die Zulassung. Ich habe keine Kraft mehr . Es ist alles zu viel für mich und es gibt so vieles zu klären (Bafög , Krankenkasse , Kindergeld ,Therapie? , Studiengangwechsel?). Meine Depressionen sind weitestgehend weg , aber meine Ängste lähmen mich. Ich brauche dringend Unterstützung und war auch schon überall (4x bei der Studienberatung , 2× psychologische Beratung , 1× Psychologin , 3× Psychiater , 3× Arzt). Ich weiß nicht , ob ich es wirklich aushalte zu studieren? Die Geldsorgen machen mich fertig und auch der Druck in Regelstudienzeit fertig zu werden (wegen Bafög) und alles was ich studieren will , hat schlechte Aussichten!
Ich möchte weg aus meiner Heimat und weg aus meiner Unistadt , mit der ich eigentlich nur negatives verbinde. Ich verstehe es nicht. Ich war so gut in der Schule, immer fleißig und zuverlässig und jetzt bricht meine Welt immer mehr ein und ich sehe nicht mehr viel positives in der Zukunft. Als wäre das beste (Kindheit , Schulzeit) schon vorüber. Mein Traumstudium wäre eigentlich Design (Produktdesign) , aber wenn ich mir die Berufsaussichten ansehe , wird mir schlecht. Ich habe auch andere Alternativen, aber alles hat was negatives. Obwohl ich gut in der Schule und im Studium war , habe ich nicht das Gefühl noch irgendetwas auf die Reihe zu bekommen. Studium und auch Arbeit sind extrem anstrengend und ich weiß nicht , wie ich das jemals schaffen soll. Kennt das jemand? Denn ich hoffe, dass der Zustand vorüber geht. Ich bin nämlich eigentlich sehr fleißig und nicht das , was ich jetzt bin. Ich soll jetzt in die Tagesklinik , aber dann kann ich es wirklich vergessen dieses Jahr noch ein Studium zu beginnen und meine Freunde ziehen fast alle weg um ihr Studium zu beginnen. Was soll ich denn jetzt machen? Das ganze Jahr über? Am liebsten würde ich wieder etwas anfangen , aber ohne Anonymität , ohne Einsamkeit , neue Freunde und am liebsten ohne die vielen Ängste. Ich will aber eigentlich studieren :/.
Danke schon mal fürs volljammern lassen.
Vielleicht hat ja jemand einen guten Rat für mich.

mfG

10.08.2018 13:12 • 13.08.2018 #1


2 Antworten ↓


J
Ach Du liebe Zeit. Meine Liebe, ich kann Deinen Zustand sehr gut nachvollziehen. Wenn ich gestresst bin neige ich zu Ängsten. Volles Programm, dh so ziemlich alles was Du oben gelistet hast. Das Allerwichtigste für Dich ist Entlastung. Die Tagesklinik ist eine gute Idee finde ich. Wenn der Stress zu groß wird (Stress ist relativ und kann für den Einzelnen alles mögliche bedeuten). Du kannst diese Fragen nicht alle gleichzeitig lösen, eins nach dem anderen und am Besten mit dem Therapeuten.

Gerade Menschen, die sehr diszipliniert sind und hohe Ansprüche an sich selbst haben neigen zu solchen Reaktionen. Eine Verhaltenstherapie ist etwas Langfristiges, das geht nicht von heute auf morgen. Du musst Geduld mit Dir haben.

Das wird wieder werden. Ängste sind gut therapierbar. Ich weiß, das ist alles sehr unangenehm. Aber das wird wieder.

Und ein falsches Studium / abgebrochenes Studium ist nicht das Ende der Welt. Das habe ich früher auch gedacht. Die Erfahrung zeigt, dass es so viele Möglichkeiten gibt, die Du im Moment auf Grund der Angst nicht siehst. Lass Dir helfen, es geht Dir sicher bald besser.
Ach und noch etwas. Eine Depression/ Angststörung ist auch nichts Verwerfliches. In anderen Ländern geht man mit sowas viel offener um. Ich hoffe das wird in Deutschland auch irgendwann besser!

13.08.2018 04:43 • x 1 #2


FeuerWasser
Zitat von Tiana:
Weil mein Studium mich sowieso in die Arbeitslosigkeit führt und mich krank gemacht hat.

Könntest du das erläutern? Um welche Studienrichtung geht es?

Ich lese in deinem ganzen Text von Hypochondrie, Ängsten und Sorgen aber nicht in was sich diese Ängste begründen? Faktisch betrachtet scheinst du eine sehr gute Studentin zu sein, in Anbetracht der Noten, du hast eine eigene Wohnung die du bezahlen kannst, bekommst Bafög, hättest theoretisch die Möglichkeit dir etwas dazu zu verdienen wenn du Angst hast finanziell nicht um die Runden zu kommen.
Mir erschließt sich nicht ganz der Sinn der Sache, dass du wegen dem Studium augenscheinlich so große Ängste ausstehst aber gleichzeitig ein neues Studium beginnen möchtest. In wie fern schmälert der Wechsel deine Ängste wenn du wiederum an anderer Stelle schreibst, dass dies wohl genau so schlechte Jobchancen mit sich zieht?
Du schreibst von Überforderung. Ich sehe keine Überforderung wenn du eine Klausur mit 1,3 schreibst. Wenn du bis jetzt 4 Prüfungen geschrieben hast, in welchem Semester bist du dann ? Im 1., im 2.?


Zitat von Tiana:
Meine Depressionen sind weitestgehend weg , aber meine Ängste lähmen mich. Ich brauche dringend Unterstützung und war auch schon überall (4x bei der Studienberatung , 2× psychologische Beratung , 1× Psychologin , 3× Psychiater , 3× Arzt).

Wenn du zahlreiche Hilfen aufgesucht hast was waren die Ratschläge? Wurde dir eine Therapie verordnet?

13.08.2018 14:24 • #3





Mira Weyer