Bei mir war es so, dass meine psyischen Probleme in der Pubertät anfingen. Fast zeitgleich traten auch einige leichtere körperliche Beschwerden auf, z.B. wurde mir häufig schwarz vor Augen beim Aufstehen, später auch Herzrhythmusstörungen und noch ein paar andere Sachen. Waren eigentlich alles Kleinigkeiten und ich bin auch nie auf die Idee gekommen, dass meine körperlichen und psychischen Beschwerden zusammenhängen könnten.
Vor 20 Jahren ging es dann bei mir psychisch und körperlich massiv abwärts. Habe damals ein Buch über Depressionen und Psychopharmaka in die Finger bekommen, wo ich dann zum ersten Mal die Vermutung hatte, dass beides zusammenhängt. Da in dem Buch Psychopharmaka als Wundermittel angepriesen wurden, bin ich dann schnellstmöglich zum Arzt, weil ich die Dinger nehmen wollte. Hatte die Hoffnung, dass sich durch die Psychopharmaka alle meine Probleme in Luft auflösen, was leider nicht der Fall war, obwohl der Psychiater mehrere Medikamente ausprobiert hat, aber eigentlich hat keines richtig geholfen. Nur der Schlaf hat sich gebessert, wodurch es mir dann doch auch psychisch etwas besser ging (habe zur schlimmsten Zeit noch durchschnittlich 2 Stunden pro Nacht geschlafen).
Da die Medikemante nicht halfen, hat mir der Psychiater dann eine stationäre Therapie vorgeschlagen. Obwohl ich damals schon das Gefühl hatte, dass meine Probleme körperliche Ursachen hatten (mir ging es damals auch körperlich immer schlechter), habe ich die Therapie gemacht, damit ich mir später nicht vorwerfen muss, ich hätte nicht alles versucht. Da diese Therapie aber auch nichts gebracht hat, habe ich dann irgendwann mal die Ärzte darauf angesprochen, dass ich das Gefühl habe, dass mit mir körperlich etwas nicht stimmt. Keiner davon hat mich ernst genommen, teilweise haben sie noch Witzchen darüber gemacht.
Da ich von den Ärzten keine Hilfe bekam, habe ich dann angefangen, mich selbst über Internet und Bücher über mögliche Ursachen zu informieren. Dabei habe ich festgestellt, dass es Dutzende mögliche körperliche Ursachen für Depressionen und andere psychische Probleme gibt, aber die Ärzte/Psychiater/Psychologen wissen davon nichts oder wollen es nicht wissen oder nehmen es nicht ernst, weil es nicht in ihr Weltbild passt.
Lange Rede kurzer Sinn: Ich habe dann doch einen Arzt gefunden (Internist und Umweltmediziner), der mich gründlich durchgecheckt hat. Dabei hat er festgestellt, dass mein Immunsystem überaktiv ist. Die Zytokine TNFa und IL-1 waren 20-fach über dem Grenzwert. Ein anderer Befund kam zum Ergebnis, dass ich eine erhöhte Freisetzungskapazität für diese Zytokine hätte, d.h. mein Immunsystem schüttet davon mehr aus als normal. Andere Untersuchungen haben dann noch ergeben, dass mein Darm ziemlich ramponiert war, u.a. auch Entzündungswerte und Darmpermeabilität erhöht, Darmflora im Eimer, vermutlich durch meine falsche ungesunde Ernährung. Außerdem noch einige Nahrungsmittelallergien.
Ernährungsumstellung und Darmsanierung haben mir dann wirklich gut geholfen. Aber es war ein langer Weg, bis ich diese Befunde beisammen hatte und teilweise im Trial-and-Error-Verfahren rausfinden musste, was mir hilft. Vom ersten Besuch beim Hausarzt bis zur merklichen Besserung 5-10 Jahre. Bin auch heute noch nicht der Alte, der ich vor der Pubertät war, aber vor einigen Jahren hätte ich nur davon träumen könne, dass es mir so gut geht wie jetzt.
Falls sich jemand für diese Zusammenhänge interessiert, poste ich mal ein paar Links:
Cytokines and Depression - How your immune system causes depression
Angst, Depression und Stress - Die geheime Macht der Darmbakterien
Ernährung und Psyche - Iss dich glücklich!
Muss allerdings dazu sagen, dass ich inzwischen denke, dass meine Probleme sowohl körperliche als auch psychische Ursachen haben. Leider war ich nach den negativen Erfahrungen mit den Ärzten und der Besserung durch die Ernährungsumstellung lange davon überzeugt, dass bei mir ALLES rein körperliche Ursachen hat. Hatte aber vor einem halben Jahr eine Krise, die ganz sicher rein pyschisch bedingt war. Bin deswegen wieder zum Arzt und dieses mal haben mir Psychopharmaka und Psychotherapie wirklich gut geholfen, weswegen ich jetzt auch vorhabe, in dieser Richtung weiterzumachen, in der Hoffnung, dass es weiter bergauf geht.