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Vasi
Hallo Freunde,
nach langer Überlegung habe ich mich dazu entschlossen, mich hier anzumelden und mein Problem mit euch zu teilen, in der Hoffnung, dass sich jemand mit ähnlichen Erfahrungen und möglichen Lösungsvorschlägen findet. So könnten wir vielleicht anderen wie mir weiterhelfen. Ich möchte jedem, der meinen langen Text gelesen hat, meinen Dank aussprechen, da alleine das mir schon sehr viel bedeutet.

Ich gebe mir Mühe, mein Problem so kurz wie möglich, jedoch mit so vielen wichtigen Infos wie möglich zu beschreiben:
Zu mir: Ich bin Anfang 20 und gerade dabei, mein Studium zu beenden. Es fing alles damit an, dass ich anfangs relativ verspannt war. Ich war 2 Jahre lang zuhause, habe mich wenig bewegt, falsche Schlafenszeiten gehabt und viel am Schreibtisch gearbeitet. Irgendwann hatte ich langsam beim Atmen richtig spürbare Verspannungen, etwa oben am Brustbein. (Beim Vorlehnen der Schultern waren diese aber weg.) Ich habe mir anfangs immer nur wenig dabei gedacht, da ich sowieso leicht hypochondrisch veranlagt bin. Zunehmend hatte ich auch öfter ein Fremdkörper-Gefühl im Hals. Manchmal war dieses größer, manchmal kleiner.

Meine größten Probleme haben jedoch folgendermaßen angefangen:
Ich kann mich richtig gut daran erinnern, als wäre es gestern gewesen. Ich war wieder zuhause und sah mir ein YouTube-Video an. Mir wurde ein Video vorgeschlagen, in dem ein YouTuber, den ich immer gesehen habe, vermittelte, dass bei ihm Krebs diagnostiziert wurde. Das Video hat mich grundsätzlich schon sehr geschockt, da es sich um einen Shisha-YouTuber handelte, den ich länger gesehen hatte. Ich habe bis dahin auch ab und zu Shisha geraucht (bisher ohne Probleme) und mir wahrscheinlich deshalb Sorgen gemacht. Wichtig zu erwähnen: Der Krebs, der ihn betrifft, hat laut Diagnose in erster Linie nichts mit dem Rauchen zu tun gehabt.
Jedenfalls habe ich daraufhin einen Selbstcheck durchgeführt und mir dennoch dabei gedacht, wie sinnlos das wäre, da es mit mir eigentlich nichts zu tun hatte. Ich habe dann den Drang bekommen, tief einzuatmen und zu überprüfen, ob da alles in Ordnung ist. Wie sich herausstellte, ein großer Fehler, denn zunächst kam ein Verspannungssymptom, welches leicht schmerzte, ganz oben beim Endpunkt. Da ich das Verspannungsgefühl kannte, dachte ich mir grundsätzlich nichts dabei, versuchte es aber den ganzen Tag irgendwie dennoch immer wieder so einzuatmen, um zu überprüfen, ob diese Verspannung noch da ist.

Die Probleme fingen jedoch am nächsten Morgen an: Ich bin aufgewacht und habe erneut überprüft, ob die Verspannung noch vorliegt. Mir ist aufgefallen, dass die Verspannung tatsächlich verschwunden war, jedoch habe ich, warum auch immer, den ganzen Tag weiterhin versucht, tief einzuatmen bis zu dieser Schwelle. Immer und immer wieder. Das Problem war; Ich konnte damit nicht aufhören. Der Drang kam immer und immer wieder. Irgendwann hat es sich so angefühlt, als würde ich es machen müssen, damit ich überhaupt erst genug Luft bekomme. Wichtig zu wissen: Manchmal verschwand das Gefühl komplett, wenn ich zum Beispiel unterwegs war und draußen etwas ganz anderes gemacht habe, was mir Spaß gemacht hat. Es kam jedoch nach einer Zeit dann sofort wieder und ging dann irgendwann lange nicht mehr weg. Das hat mir Unbehagen bereitet. Irgendwann fragte ich mich tatsächlich, ob da nicht eine ernst zu nehmende Krankheit stecken würde bzw. habe mich davor gefürchtet. Nach ca. 1-2 Monaten war es immer noch da und an dem Tag, an dem ich mich leicht mit meiner Freundin gestritten habe, war es abends so heftig, dass ich irgendwann den Notdienst gerufen habe, da ich im Bett lag und wirklich das Gefühl hatte, keine Luft mehr zu bekommen und zu sterben. War vermutlich meine erste richtige Panikattacke.
Der Notdienst war da, hat mich komplett durchgecheckt, und alles war okay. Sauerstoffwerte waren gut, Lunge war frei, kein Fieber, gar nichts. Ihre Analyse ergab: psychosoziale Krise. Ich war danach irgendwie so beruhigt und habe so viel Energie gelassen, da es mir wirklich so rüberkam, als würde ich sterben, dass mich die Entwarnung vom Notdienst schlafen ließ wie ein Faultier. Am nächsten Tag habe ich zunächst nicht einen Gedanken an dieses tiefe Einatmen verschwendet. Mir kam es so vor, als hätte der ganze Spuk nun endlich ein Ende gefunden.
Ich war friedlich beim Friseur, und mir ging es super. An dem Tag musste ich später meiner Freundin beim Umziehen (innerhalb der Stadt) helfen, was ich auch gerne tat. Ich habe angefangen, die Sachen runterzutragen, und irgendwann beim Treppenlaufen habe ich leicht das Gefühl bekommen, als hätte ich nicht genug Puste dafür (was ja eigentlich irgendwann normal ist). Oben angekommen, hat meine Freundin mich etwas gefragt, und da ich mich plötzlich so sehr auf das Aus-der-Puste-Sein konzentriert habe und es mir Angst gemacht hat, konnte ich ihr nicht auf die Frage antworten, da ich in dem Moment überhaupt nicht überlegen konnte. Dann fokussierte ich mich darauf, warum ich nicht überlegen oder sprechen konnte, bekam noch mehr Angst, und plötzlich habe ich genau die gleichen Symptome bekommen wie in der Nacht davor, nur in einer abgeschwächten Form.

Ab da begann der Spuk. Ich hatte ab und zu (was später deutlich schlimmer wurde) immer mal wieder leichte Formen dieser Panikattacke der ersten Nacht. Das tiefe Einatmen kehrte wieder, war jedoch deutlich reduziert vorhanden, da ich mich über die nächsten zwei Wochen aufgrund der anderen Angstsymptome, die auftauchten, wie zum Beispiel Schwindel, Taubheitsgefühle, Kribbeln und Druck im Kopf, die Angst zu sterben, usw., nicht mehr darauf konzentrierte. Irgendwann hatte ich den ganzen Tag über Angstattacken und unterschwellig ein unwohles und ängstliches Gefühl in der Brust. Dabei wechselten die Symptome sich ab: Wenn ich die ganzen anderen Symptome hatte (worunter auch eventuell eingebildete Kurzatmigkeit zählt), hatte ich das tiefe Atmen nicht. Sobald es mir einigermaßen besser ging, hatte ich wieder dieses tiefe Atmen.

Irgendwann war ich dann beim Hausarzt und habe ihm die Symptome geschildert. Ich dachte / denke ständig, ich hätte eine schlimme Lungenkrankheit und es ist nicht wieder rückgängig zu machen und wird mich umbringen etc. Dieser Arzt hat dann alles abgecheckt: Blutuntersuchung, EKG, Körperuntersuchung - nichts Außergewöhnliches. Die Ergebnisse des Lungenfunktionstests waren in den Werten sogar besser als vorgegeben. Dies war eine große Entlastung für mich und hat mir auch einen ganzen Tag lang völligen Frieden geschenkt. Weder tiefes Atmen noch das Fokussieren darauf, nicht draufzugehen. Einfach nur Ruhe und Glück. Das hielt allerdings nicht lange an, denn irgendwann habe ich zwar verstanden, dass körperlich nichts ist und es sich alles nur in meinem Kopf befindet, jedoch machte es die Probleme anfangs schlimmer, da sie in meinem Kopf und nicht mehr greifbar waren. Da hatte ich wieder viele Panikattacken (jedoch alle nicht mehr so stark wie die anfänglichen), da ich dachte, ich drehe durch und habe eine richtig schlimme psychische Erkrankung, die auch irreversibel ist (ein Thema, das mir anscheinend echt viel Angst macht mit dieser ganzen Irreversibilität). Ich habe mich tagsüber durchgehend benommen gefühlt und gedacht, ich sehe nicht richtig, oder mir ist leicht schwindelig oder so usw. Irgendwann dachte ich dann, dass mir ein Psychologe bestimmt Abhilfe schaffen kann, da dieser professionell ist und mir vielleicht irgendwo Sicherheit spenden würde. Und so war es auch.

Der Psychologe:
Der Psychologe verwendet bei mir den tiefenpsychologischen Ansatz und versucht, meine Kindheit auszugraben. Meine ganze Familie ist anscheinend auch von Angstproblemen betroffen / war betroffen und hatte / hat ähnliche Probleme mit dem Atmen. Mein Vater war Hypochonder, ist jedoch leider relativ früh gestorben. Der Psychologe bemerkte jedoch bereits in der ersten Sitzung einen starken Kontrollzwang. Er gab mir die Idee, möglicherweise einfach mal loszulassen. Ich ging also aus der Sitzung raus und war erstmal überglücklich, meine ganzen Probleme und sonstiges zum ersten Mal jemandem erzählen zu dürfen. Ich war sehr glücklich, und dieses Loslassen klappte daraufhin automatisch. Es war wirklich befreiend, denn die 3 Tage darauf waren himmlisch. Ich habe meine pflanzlichen Medikamente zur Beruhigung beiseite gelegt, da es mir vorkam, als wäre ich geheilt. Als wäre alles wie früher. Das Atmen wurde immer weniger und schien am 3. Tag verschwunden zu sein. Ich hatte keine Sorgen mehr, sondern war richtig entspannt und glücklich. Doch dann kam etwas dazwischen.

Der nächste Tag:
Am nächsten Tag hatte ich einen Arzttermin. Bei der Untersuchung wegen meiner Atemprobleme fielen lediglich leicht erhöhte Leberwerte auf. Daraufhin bat der Arzt mich zu kommen und eine Ultraschalluntersuchung zu machen. Dort wurde nichts Schlimmes herausgestellt, und alles war eigentlich OK, jedoch war es ziemlich früh, und wir haben miteinander geredet, und der Satz fiel: Es ist nicht heilbar. Dies, wie ich am nächsten Tag erfuhr, hatte nichts mit meiner Diagnose zu tun, sondern handelte von viel schwerwiegenderen Problemen. Am ersten Tag konnte ich es jedoch nicht einordnen, und der ganze Angst-Symptom-Kreislauf fing wieder von vorne an und kam mir heftiger vor als sonst. Der Drang, tief zu atmen, kam extrem stark wieder, ein Schwindelgefühl kam auch verstärkt wieder, etc. Ich war den ganzen Tag damit beschäftigt, herauszufinden, von welchem unheilbaren Symptom der Arzt gesprochen hatte. Nach längerem Googeln fand ich Leberfibrose als mögliche Ursache und war völlig aus dem Häuschen. Am nächsten Tag habe ich meine Fehleinschätzung klarstellen lassen und war danach wieder beim Therapeuten, fühlte mich danach aber nicht sonderlich besser. Es ist niederschmetternd, wenn man das Gefühl hatte: Ja, es ist alles wieder toll und ich bin geheilt, und sich im anderen Moment denkt: Hätte ich das doch bloß richtig verstanden, das ist alles jetzt wieder schlimm und unheilbar. Ich glaube immer noch irgendwie unterbewusst, dass es sich um eine Lungenkrankheit handelt, die die Ärzte übersehen hätten, was durch andere Begleiterscheinungen irgendwie bestätigt wird, wie Schwindel, Benommenheit, Erschöpfung, Sehprobleme, etc.

Heutige Situation:
Ich bilde mir manchmal ein dass ich kurzatmig bin (Wenn ich laufe oder auch nur im sitzen). Ich bilde mir manchmal auch ein dass ich gleich in Ohnmacht falle. Zumindest gehe ich selbst davon aus, dass ich mir diese Dinge einbilde. Ich habe dann auch oft den Gedanken, dass doch die Symptome zuerst sind und dann erst die Angst kommt.
Wenn die anderen Probleme nicht gerade sind, dann konzentriere ich mich irgendwie die ganze Zeit auf meine Atmung was dieses tiefe Einatmen bis über die „Befriedigung bringende Schwelle“ verursacht. Wenn ich es versuche zu unterdrücken habe ich das Gefühl ich habe nicht genug Luft geatmet. Ich denke mir jedes Mal, dass wenn diese Atemprobleme nicht wären, ich viel besser mit den ganzen anderen Angstsymptomen klarkommen würde und meinen Alltag auch leichter führen könnte.
Ich weiß, das war echt viel, aber ich bin dir sehr dankbar dafür, dass du bis hierhin gelesen hast, und freue mich auf jede Antwort und/oder Erfahrungsberichte. Leider stecke ich aktuell genau da drin, wo ich aufgehört habe zu schreiben

02.10.2023 16:30 • 01.02.2024 x 4 #1


24 Antworten ↓


Hotin
Hallo Vasi,

willkommen hier im Forum.
Du hast Recht. Was Du beschreibst ist sehr, sehr umfangreich.
Für micht deutet es darauf hin, Dein Denken könnte sehr unter Belastungs-Stress stehen.

Zitat von Vasi:
Dieser Arzt hat dann alles abgecheckt: Blutuntersuchung, EKG, Körperuntersuchung - nichts Außergewöhnliches. Die Ergebnisse des Lungenfunktionstests waren in den Werten sogar besser als vorgegeben. Dies war eine große Entlastung für mich und hat mir auch einen ganzen Tag lang völligen Frieden geschenkt. Weder tiefes Atmen noch das Fokussieren darauf, nicht draufzugehen. Einfach nur Ruhe und Glück. Das hielt allerdings nicht lange an, denn irgendwann habe ich zwar verstanden, dass körperlich nichts ist und es sich alles nur in meinem Kopf befindet, jedoch machte es die Probleme anfangs schlimmer, da sie in meinem Kopf und nicht mehr greifbar waren.

Dass Du vom Arzt beruhigt zurückkommst und dann wieder von Ängsten geplagt wirst, könnte
drauf hindeuten, dass es sich tatsächlich um eine Angststörung handelt.

Zitat von Vasi:
Der Psychologe bemerkte jedoch bereits in der ersten Sitzung einen starken Kontrollzwang. Er gab mir die Idee, möglicherweise einfach mal loszulassen. Ich ging also aus der Sitzung raus und war erstmal überglücklich, meine ganzen Probleme und sonstiges zum ersten Mal jemandem erzählen zu dürfen. Ich war sehr glücklich, und dieses Loslassen klappte daraufhin automatisch. Es war wirklich befreiend, denn die 3 Tage darauf waren himmlisch. Ich habe meine pflanzlichen Medikamente zur Beruhigung beiseite gelegt, da es mir vorkam, als wäre ich geheilt. Als wäre alles wie früher. Das Atmen wurde immer weniger und schien am 3. Tag verschwunden zu sein. Ich hatte keine Sorgen mehr, sondern war richtig entspannt und glücklich. Doch dann kam etwas dazwischen.


Was Dir vermutlich dazwischen kam, war dann wahrscheinlich der Irrtum, eine Angststörung sei in
3 Tagen erledigt. Und vermutlich auch der Irrtum. Du und Deine Art zu Denken sind nicht an
Deiner Angststörung beteiligt.

Oder täusche ich mich.Gibt es bei Dir bereits erste Erkenntnisse, was Du gedanklich
verändern und verbessern solltest?

Viele Grüße

Bernhard

02.10.2023 17:11 • x 1 #2


A


Generalisierte Angststörung durch ständig zu tiefes Atmen

x 3


Vasi
Danke dir zunächst für deine Antwort und dafür, dass du diesen Text durchgelesen hast

Ich denke schon, dass meine Gedanken diese Ängste und Symptome beeinflussen. Einmal habe ich mich währenddessen beim trinken aus einem Becher verschluckt und daraufhin einen Angsttrigger davon entwickelt.

Ich denke, dass meine Gedanken zu lenken das ganze nur teilweise verbessert da sich die alleinige Beschäftigung mit dem Thema in Angst zeigt. Es ist oft so, dass ich mir in Momenten wo es mir gut geht denke, dass alles eigentlich halb so schlimm ist. Während es mir allerdings schlecht geht, spüre ich immer wieder Symptome die mir große Angst machen.

Gerade habe ich den ganzen Tag ein Benommenheits/Schwindel Gefühl. Dabei ist es manchmal so das ich Atemnot bekomme, vorallem dann, wenn ich mir über diese Symptome erst Gedanken mache. Es ist sehr schwierig im Moment abzuschalten und den Körper einfach machen zu lassen wenn du merkst dass dir schwindelig ist oder du glaubst keine Kraft für garnichts zu haben. Und wenn dann die Atmennot dazu kommt, denkst du dir dass du im Endstadium bist und alle Symptome nur darauf deuten, obwohl wie du sagst sie (hoffentlich) nur vom Kopf ausgelöst werden

02.10.2023 18:21 • x 1 #3


Hotin
Zitat von Vasi:
Es ist oft so, dass ich mir in Momenten wo es mir gut geht denke, dass alles eigentlich halb so schlimm ist. Während es mir allerdings schlecht geht, spüre ich immer wieder Symptome die mir große Angst machen.


So etwas kenne ich auch aus meinen früheren Lebensjahren.
Ich verstehe das, was Du schreibst.

Zitat von Vasi:
Es ist sehr schwierig im Moment abzuschalten und den Körper einfach machen zu lassen wenn du merkst dass dir schwindelig ist oder du glaubst keine Kraft für garnichts zu haben.

Wie oder womit konntest Du denn früher abschalten?

Zitat von Vasi:
Und wenn dann die Atmennot dazu kommt, denkst du dir dass du im Endstadium bist und alle Symptome nur darauf deuten,


Hier könntest Du eventuell gedanklich eingreifen.
Wir denken mal mit unserem unterbewussten Teil unseres Gehirnes und manchmal mit unserem
bewussten Teil unseres Gehirnes. Meistens ist es immer ein Gemisch von unterbewusten und
bewussten Gedanken.

Deine Endstadium-Gedanken können eigentlich nur aus dem Unterbewussten kommen.
Je mehr Du also versuchst, ganz langsam weitgehend logisch und bewusst über Deine
Symptome nachzudenken, umso mehr solltest Du erkennen können, dass Du persönlich
und auch gesundheitlich nicht in ernster Gefahr bist.

02.10.2023 18:47 • x 1 #4


Vasi
Zitat von Hotin:
So etwas kenne ich auch aus meinen früheren Lebensjahren. Ich verstehe das, was Du schreibst. Wie oder womit konntest Du denn früher abschalten?

Mich freut es wirklich, dass du es verstehst Bernhard danke für deine Antwort!
Ich denke, ich habe früher nie wirklich abschalten können bzw. ich hatte nie das Gefühl das ich abschalten müsste. Es gab immer mal Stress in der Familie oder mit Freunden. Manchmal auch Probleme in der Uni oder Arbeit. Es hat sich bei mir meistens in Wut oder leichter Trauer geäußert, jedoch habe ich mir nie weitergehende Gedanken darüber gemacht. Ich habe die Dinge meistens einfach wegsortiert und sobald diese innere Aggression weg war, nicht mehr darüber nachgedacht. Es gab Situationen die ähnlich waren, wo ich auch dachte dass ich eine Panikattacke bekomme. Dies habe ich immer durch ein heißes Bad ziemlich gut gelöst bekommen. Ich war immer der Meinung eigentlich ziemlich glücklich zu sein und hätte eigentlich gar keine richtigen Probleme. Das ist auch etwas sehr deprimierendes für meinen Zustand aktuell; Die Tatsache dass ich eigentlich nie richtige Probleme mit solchen Dingen hatte und es jetzt von 0 auf 100 kommt und mir meine gesamte Lebensfreude nimmt.

Ich hatte jedoch öfter schon in meinem Leben Phasen, wo ein seltsames unerklärbares Symptom vorhanden war (wie z.B.: Rückenschmerzen), welches im Endeffekt erst nach 3/4 Jahren verschwunden ist. Damals habe ich mir auch irgendwann jeden Tag gedacht es ist irgend eine schlimme Krankheit aber im Endeffekt einfach nur versucht zu ignorieren und wegzudrängen bis es irgendwann weggeht. Das war ja auch meine Strategie wie ich anfangs diese Atemsymptome gehandhabt habe. Mit dem Unterschied dass es jedoch nicht weg ging sondern in eine Angststörung ausartete.

Zitat von Hotin:
Hier könntest Du eventuell gedanklich eingreifen.

Das probiere ich. Bzw. aktuell probiere ich den Ansatz im allgemeinen: Einfach durch.
Ich habe gelesen, dass sobald man mit dem schlimmst-möglichen Fall konfrontiert wird und sich der Angst mit offenen Armen stellt, dass der Körper dann erkennt, dass es garnicht so schlimm ist. Diese Angstzustände sollen dann zwar noch wiederkommen, aber immer weniger vorkommen da der Körper irgendwann versteht dass es nichts gibt, wovor er mich beschützen muss. Aktuell habe ich damit begonnen, doch es ist wirklich schwerer als ich mir vorstelle denn zum einen ist es mir in der Situation nicht / oder nur schwer bewusst, dass ich gerade in einer eigentlich ungefährlichen Situation stecke, zum anderen geht es mir aktuell schlechter, seit dem ich das öfter versuche.

Aktuell ist es wirklich dieses Unscharfe sehen, Wasserkopf Gefühl und leichter Schwindel mit der Atemnot die mir am meisten zu schaffen machen doch ich versuche es in der Situation (Auch wenn es den ganzen Tag dauert manchmal) zu verstehen und mir zu sagen dass es nur eine natürliche körperliche Reaktion ist. Die Symptome sind einfach zu stark und fühlen sich zu echt an, als das man es einfach so mit ihnen aufnehmen kann.

Wie verrückt stark die Psyche ist. Wenn das, was ich habe wirklich alles psychisch ist, dann muss ich ehrlich sagen dass die doch echt einiges drauf hat und ich diese damals schon bei weitem unterschätzt habe.

Um vielleicht meinen übrigen optimistischen Gedanken festzuhalten:
Ich hoffe aktuell nur, dass es wirklich a) psychisch und nicht körperlich bedingt b) ungefährlich (ich werde davon nicht umkippen oder sterben) und c) reversibel ist.

Mit diesem Gedanken kann/könnte ich das durchstehen und auch die schlimmsten und am tödlichsten und längsten vorkommenden Symptome ertragen. Ich weiß nur nicht, woher ich mir dieser Sicherheit nehmen soll. Deshalb suche ich oft nach Leuten die zum Beispiel ähnliche Erfahrungen gemacht haben und mittlerweile wissen, dass es genau solche Symptome sind, die sie auch hatten und ungefährlich sind, auch wenn jeder Mensch unterschiedlich ist.

Wenn ich mir jedoch ohne diese Sicherheit jedes mal sage: Alles ist gut, du bist nicht in Gefahr - dann fühlt es sich ständig so an, als würde ich mich selbst belügen was kontraproduktiv ist. Klingt die Beschreibung meines Verlaufes und meiner Symptome z.B.: für dich wie psychosomatisch oder sollte ich deiner Meinung nach noch tiefer bei Ärzten nachgraben?

Und meinst du diese Schwindelgefühle bzw. teilweise Sehprobleme die mich über den Tag über begleiten werden ebenfalls mit der Angst weggehen?

Danke aber für deine Tipps Bernhard! Es ist schön diese Inhalte mit jemandem teilen zu können!

02.10.2023 21:03 • x 1 #5


Hotin
Zitat von Vasi:
Ich denke, ich habe früher nie wirklich abschalten können bzw. ich hatte nie das Gefühl das ich abschalten müsste

Das kann ich mir vorstellen. Schade eigentlich. Dann solltest Du ab heute beginnen zu lernen,
wie Du Dich zwischendurch immer mal entspannen kannst.

Zitat von Vasi:
Es hat sich bei mir meistens in Wut oder leichter Trauer geäußert, jedoch habe ich mir nie weitergehende Gedanken darüber gemacht.

Ich hätte mir gewünnscht, Du hättest Dir darüber hin und wieder mal Gedanken gemacht.

Zitat von Vasi:
Ich habe die Dinge meistens einfach wegsortiert und sobald diese innere Aggression weg war, nicht mehr darüber nachgedacht.

Und jetzt ist Dein Lager voll mit Sachen, die Du immer wegsortiert hast. Und was machst Du nun
mit diesen Sachen?

Zitat von Vasi:
Damals habe ich mir auch irgendwann jeden Tag gedacht es ist irgend eine schlimme Krankheit aber im Endeffekt einfach nur versucht zu ignorieren und wegzudrängen bis es irgendwann weggeht. Das war ja auch meine Strategie wie ich anfangs diese Atemsymptome gehandhabt habe. Mit dem Unterschied dass es jedoch nicht weg ging sondern in eine Angststörung ausartete.

Nach meiner Sichtweise war es vermutlich die falsche Strategie, die Du da angewendet hast.
Kannst Du Dir vorstellen zukünftig andere Strategien zu benutzen, um Probleme zu lösen?

Zitat von Vasi:
Mit diesem Gedanken kann/könnte ich das durchstehen und auch die schlimmsten und am tödlichsten und längsten vorkommenden Symptome ertragen.

Es tut mir leid, das glaube ich nicht.

Zitat von Vasi:
auch wenn jeder Mensch unterschiedlich ist.

Nach meiner Sichtweise sind wir Menschen erschreckend gleich. Das Reden und Denken scheint
nur völlig unterschiedlich auszusehen.

Zitat von Vasi:
Klingt die Beschreibung meines Verlaufes und meiner Symptome z.B.: für dich wie psychosomatisch oder sollte ich deiner Meinung nach noch tiefer bei Ärzten nachgraben?

Ich denke am Anfang brauchst Du nicht zu graben. Die Zusammenhänge liegen sehr offen da.
Und Du hast sie gut beschrieben.

Zitat von Vasi:
Und meinst du diese Schwindelgefühle bzw. teilweise Sehprobleme die mich über den Tag über begleiten werden ebenfalls mit der Angst weggehen?

So etwas kann ich nicht versprechen. Das wäre nicht seriös.
Ich glaube schon, dass es Dir schnell gelingen kann, erste Verbesserungen zu erreichen.
Therapeutische Beratungen sind da sicherlich über eine gewisse Zeit hilfreich.

03.10.2023 01:24 • x 1 #6


Vasi
Zitat von Hotin:
Dann solltest Du ab heute beginnen zu lernen, wie Du Dich zwischendurch immer mal entspannen kannst.

Definitiv. Ich habe heute gemerkt wie wichtig das eigentlich ist. Die letzten 3 Tage waren so schlimm, dass ich heute zum ersten Mal selbst ins Krankenhaus gefahren bin um abklären zu lassen, was ich habe. Es begann mit Schwindel, der wurde dann immer stärker, hatte teilweise Sehstörungen, dieses Atmen und das hat schon morgens angefangen. Wurde dann irgendwie alles zu viel für mich. Ärztin war sehr freundlich, hat mir ebenfalls Entspannungsübungen geraten.

Zum Glück hatte ich danach einen Termin bei meinem Therapeuten, wo ich wieder ein Aha Moment hatte, als mir gesagt wurde, dass meine Mutter stark damit zu tun hat. Sofort nach dem Termin habe ich mich plötzlich wieder sehr stark entspannt. Meine Symptome gingen nach und nach immer weiter zurück. Was übrig blieb ist bis auf ab und zu noch leichte Angstanfälle ein starkes Erschöpfungsgefühl und Kopfschmerzen. So, als wäre ich leicht krank oder hätte den ganzen Tag lang trainiert. Da ist mir erst aufgefallen, wie enorm belastend das Ganze werden kann. Mit Entspannungsübungen kann ich mir vorstellen, meinem Körper zwischenzeitlich eine Pause zu gönnen.

Zitat von Hotin:
Ich hätte mir gewünnscht, Du hättest Dir darüber hin und wieder mal Gedanken gemacht.

Stimme ich zu. Laut der Einsicht mit dem Therapeuten ging es zurück auf meine Eltern, dass dort nie auf solche Probleme reagiert wurde und ich im Endeffekt mit meinen Problemen nie irgendeine Lösung oder Befriedigung von denen bekam. Das führte anscheinend beitragend dazu, dass ich mit Problemen gar nicht erst ans Licht gekommen bin, sondern diese einfach beiseite geschoben habe.

Zitat von Hotin:
Und jetzt ist Dein Lager voll mit Sachen, die Du immer wegsortiert hast. Und was machst Du nun
mit diesen Sachen?

Endlich mal angehen und versuchen nach meiner eigenen Vernunft, welche zuvor immer von der Vernunft anderer ersetzt wurde, zu klären.

Zitat von Hotin:
Nach meiner Sichtweise war es vermutlich die falsche Strategie, die Du da angewendet hast.
Kannst Du Dir vorstellen zukünftig andere Strategien zu benutzen, um Probleme zu lösen?

Da hast du mit deiner Sichtweise auch meiner Meinung nach völlig Recht! Ich muss mir definitiv andere, produktivere und gesündere Strategien überlegen, um künftig Probleme zu lösen.

Zitat von Hotin:
Es tut mir leid, das glaube ich nicht.

Da gebe ich dir auch Recht. Ich habe nun das Gefühl, die Dinge mit etwas anderen Augen sehen zu dürfen. Es ist im Endeffekt das Resultat meiner Probleme und ich werde mich zwangsläufig sonst immer in der selben Schleife aufhängen, dass ich mir neue Symptome überlegen werde. Und selbst wenn nicht, die Probleme irgendwann einfach überhand gewinnen könnten da nie der Auslöser selbst behandelt werden würde.

Falls es dir, oder anderen die das lesen helfen könnte: Bei mir wird aktuell gemeinsam mit der Hilfe meines Therapeuten davon ausgegangen, dass meine Mutter mich ursprünglich so fixiert hat, dass ich das Gefühl habe immer auf sie hören zu müssen und im Endeffekt massige Schuldgefühle gegenüber dieser Person entwickelt habe. Im Bewusstsein glaube ich schon, dass meine Mutter nur das Beste für mich möchte. Allerdings hat sich bei mir so stark ihre eigene Vorstellung von dem Besten verfestigt, dass alles, was ich selbst aus meiner Vernunft aus tun möchte als falsch und gefährlich abgestuft wird. Ergo: Mutter sagt ich soll nicht rauchen da sie so viel für mich getan hat, dass es alles zunichte machen würde + Ich rauche + sehe Video wie Raucher (projeziert auf mich) eine Krebsdiagnose bekommt + Habe quasi einen Fehler gemacht der nicht passiert wäre, hätte ich auf meine Mutter gehört + Symptome kommen und bestätigen quasi die Fehler die ich gemacht habe, weil ich nicht brav war + Spirale entsteht. Siehst du, das passiert wenn du nicht auf mich hörst usw.

So kann ich es mir zumindest aktuell erklären. Kann sich glaube ich jedoch noch ändern, allerdings tue ich mich mit dieser Erklärung aktuell ziemlich gut, wäre allein aber nie darauf gekommen.

Zitat von Hotin:
Nach meiner Sichtweise sind wir Menschen erschreckend gleich. Das Reden und Denken scheint
nur völlig unterschiedlich auszusehen.

Das hast du sehr schön geschrieben. Ich würde dem so ebenfalls zustimmen und würde es sogar in Betracht ziehen dass in ein nächstes Kunstwerk von mir zu übertragen wenn ich darf

Zitat von Hotin:
Ich denke am Anfang brauchst Du nicht zu graben. Die Zusammenhänge liegen sehr offen da.
Und Du hast sie gut beschrieben.

Wird mir immer bewusster - manchmal auch je länger der Höllentrip dauert - das finde ich schön

Ich versuche das auch alles, so kräftezehrend es auch wirkt, immer positiv zu sehen. Irgendwo zwingt mich diese ständige Angst und Anspannung an mir und meinen Problemen zu arbeiten.

Auch wenn so mancher Trip, der teilweise auch Tage fast ohne Pause dauert, sich anfühlt wie ein lebendiger Albtraum -Mein Hoffnungsblick ist selbst in den schlimmsten Zuständen oft, dass ich selbst als Person stärker aus der gesamten Situation rauskomme, als die Person die ich davor war.

04.10.2023 00:43 • x 2 #7


Hotin
Hallo Vasi,

vielen Dank für Deine Antwort. Deine Sichtweisen und Deine Vorgehensweise
beindrucken mich sehr. Und ich bin darauf gespannt, wie Du weiter vorgehst und was
Dir davon am ehesten helfen wird.
Was Du hier schreibst kann vielen hier im Forum helfen, da ich selten erlebe wie offen und
bewusst jemand mit seinen Ängsten umgeht. Und sich von seinen Ängsten nicht einschüchtern
lässt.

Es wird Dir gut tun, wenn Du es schaffst Dich immer wieder mal zwischendurch zu entspannen.

Regelmäßig spazierengehen in der Natur, Musik hören, eventuell etwas Sport, persönliche Kontakte,
vor allem Gespräche mit anderen Menschen und Weiteres können zu Deiner Entspannung beitragen.
Mit etwas Glück wirst Du sehr schnell erste Erfolge erreichen. Es kann aber Monate bis Jahre
dauern, bis Du Dich innerlich ganz von der unterbewussten Beeinflussung ausreichend
gelöst haben wirst.

Zitat von Vasi:
wo ich wieder ein Aha Moment hatte, als mir gesagt wurde, dass meine Mutter stark damit zu tun hat.

Ich stand als junger Mensch auch sehr unter dem dominanten Einfluss meiner Mutter.
Ich weiß deshalb nicht nur theoretisch, wovon Du schreibst.

Zitat von Vasi:
Das führte anscheinend beitragend dazu, dass ich mit Problemen gar nicht erst ans Licht gekommen bin, sondern diese einfach beiseite geschoben habe.

Das kann gut sein.

Zitat von Vasi:
Ich habe nun das Gefühl, die Dinge mit etwas anderen Augen sehen zu dürfen.

Das hört sich wunderbar an.

Zitat von Vasi:
Bei mir wird aktuell gemeinsam mit der Hilfe meines Therapeuten davon ausgegangen, dass meine Mutter mich ursprünglich so fixiert hat, dass ich das Gefühl habe immer auf sie hören zu müssen und im Endeffekt massige Schuldgefühle gegenüber dieser Person entwickelt habe.

Das wird so sein. Soviel zunächst zu der Theorie. Interessant wird werden, wie schnell oder wie leicht
Du Dich von dieser Beeinflussung lösen kannst.

Nach meiner Sichtweise sind an solchen Verhaltensweisen immer zwei Personen beteiligt.
1. Der Elternteil
2. Du selbst

Was Du beschreibst ist etwas, was fast immer in den meisten Familien passiert.
Ein oder beide Elternteile versuchen das Kind nach ihren Vorstellungen zu fördern (oder auch nicht).
Dabei übersehen sie häufig, das ein Kind seinen eigene Weg mit natürlich auch möglichst
vielen eigenen Entscheidungen finden sollte.
Die Angst der Eltern, dass Kind könnte Fehler machen führt oft zu dem Versuch, das Handeln
des Kindes zu lenken und zu kontrollieren.

Das Kind, das einerseits der Denkweise des Elternteiles folgt, weil es davon ausgeht,
die Eltern machen das für mich richtig, macht dabei unbewusst einen entscheidenden
Denkfehler. Diesen hatte ich auch gemacht.
Häufig verzichten Kinder dadurch (freiwillig), sich von den Eltern gedanklich zu lösen.

Das kann dazu führen, das eine Angststörung entsteht. Unterbewusst steht man dann
viel zu oft vor einem Entscheidungskonflikt.
Entscheide ich das, wie es mir meine Eltern gelernt haben? Oder entscheide ich mich nach
meinem freien Willen.

Dir wünsche ich, dass Du Deinen persönlichen Ablösungsprozess ganz, ganz langsam
immer mehr vollziehst. Das wird sich gut anfühlen.

Zitat von Vasi:
Im Bewusstsein glaube ich schon, dass meine Mutter nur das Beste für mich möchte.

Darüber lässt sich eventuell lange diskutieren.
Zunächst einmal möchte sie ja vermutlich das Beste für sich erreichen.
Sie möchte nicht die Angst haben, dass sie Dich falsch gelenkt und erzogen hat.
Oder habt ihr euch regelmäßig darüber unterhalten, was auch Deiner Meinung nach
für Dich gut sein wird?
Da jeder Mensch von seine Angstgefühlen gesteuert wird, macht man fast immer einen Fehler,
wenn man nur über seine eigene Angst nachdenkt.

Eine wichtige Frage ist doch. Welche Angst liegt bei mir zugrunde, wenn ich Dir das hier
schreibe.
Und welche Angst hat Dein Psychologe, wenn er mit Dir spricht.
Und welche Angst hat ein Freund, eine Freundin oder auch eine Ehefrau, wenn sie
mit Dir spricht und mit Dir etwas unternimmt.

Sobald Du diese ständige Wechselwirkung von Ängsten zwischen uns Menschen erkannt und
verstanden hast, sollte Einiges für Dich leichter werden.
Viel zu häufig sprechen Menschen nicht über etwas, was wirklich ist, sondern sie
verpacken vorrangig
ihre Träume, ihre Wünsche und vor allem ihre Ängste in ihren Sätzen.

Zitat von Vasi:
-Mein Hoffnungsblick ist selbst in den schlimmsten Zuständen oft, dass ich selbst als Person stärker aus der gesamten Situation rauskomme, als die Person die ich davor war.

Davon bin ich überzeugt. Viel Erfolg wünsche ich Dir auf diesem sehr spannenden Weg
in Deine persönliche Zukunft.

Viele Grüße

Bernhard

04.10.2023 11:09 • x 2 #8


Vasi
Hallo Bernhard und liebe Leser,

ich möchte dir meinen Dank aussprechen, Bernhard, für deine hilfreichen Antworten. Sie haben mir geholfen, meine Gedanken zu reflektieren und mir den Mut gegeben, weiterzumachen.
Ich hoffe, dass, sobald ich dieses Rätsel gelöst habe, meine Beiträge und Ergebnisse anderen hier helfen können, ihre eigenen Situationen zu bewältigen.

Lasst uns niemals aufgeben!

Zitat von Hotin:
Was Du hier schreibst kann vielen hier im Forum helfen, da ich selten erlebe wie offen und
bewusst jemand mit seinen Ängsten umgeht. Und sich von seinen Ängsten nicht einschüchtern
lässt.

Ich hoffe sehr, dass ich damit anderen Menschen helfen kann. Selbst wenn es mir wieder richtig gut gehen wird, werde ich in diesem Thread weiterhin Fortschritte, Veränderungen, Techniken, Erkenntnisse und alles, was mir und anderen helfen könnte, festhalten. Vielleicht kann dies einen möglichen Weg für den einen oder anderen ebnen.

Zitat von Hotin:
Es wird Dir gut tun, wenn Du es schaffst Dich immer wieder mal zwischendurch zu entspannen.

Ich kann das absolut bestätigen.

Gestern Abend habe ich etwas getan, was ich bisher nie alleine gemacht habe: Ich habe ein warmes Bad genommen. Dabei habe ich ein Video zum Autogenen Training angesehen und versucht, mich zu entspannen. Lass mich kurz zusammenfassen, wie meine Gefühle währenddessen waren:

Zuerst wurde mir bewusst, als ich meine Augen schloss, wie angespannt und ängstlich ich war.
Ich versuchte, den Anweisungen des Sprechers zu folgen, wurde jedoch immer wieder von anderen körperlichen Empfindungen so stark abgelenkt, dass die Panik in mir aufstieg. Mein Herz schien viel zu laut zu schlagen, und ich dachte sogar, dass das Wasser vielleicht zu heiß sei und mir in Kürze den Schalter im Gehirn umlegen würde.
Trotz all dieser angespannten und unangenehmen Empfindungen sowie der aufkommenden Panik gab ich mein Bestes, mich wirklich mit aller Kraft, oder besser gesagt, mit aller Gelassenheit, auf die Entspannung einzulassen.
Und dann, aus dem Nichts heraus, war ich plötzlich unglaublich ruhig. Meine Panik verwandelte sich in Entspannung. Es war ein wunderschönes Gefühl, fast so, als wäre ich mit einem kleinen Flugzeug durch einen Sturm geflogen und hätte gerade das andere Ende erreicht.

Der gesamte Abend verlief großartig. Gelegentlich tauchten zwar immer wieder kleine Ängste und Unwohlsein auf, aber zu meiner Überraschung verschwanden sie recht schnell. An diesem Abend fühlte ich mich wahrscheinlich so entspannt wie seit Jahren nicht mehr.

Zitat von Hotin:
Regelmäßig spazierengehen in der Natur, Musik hören, eventuell etwas Sport, persönliche Kontakte,
vor allem Gespräche mit anderen Menschen und Weiteres können zu Deiner Entspannung beitragen.
Mit etwas Glück wirst Du sehr schnell erste Erfolge erreichen. Es kann aber Monate bis Jahre
dauern, bis Du Dich innerlich ganz von der unterbewussten Beeinflussung ausreichend
gelöst haben wirst.

Vor meiner Erkenntnis (dazu komme ich gleich) habe ich mich immer dazu gezwungen, genau das zu tun. Obwohl meine Ängste immer dann auftauchten, wenn ich spazieren ging, mich mit Freunden traf oder Sport trieb, habe ich mich dennoch dazu gezwungen, es trotzdem zu tun, egal wie schlecht es mir ging. Und wenn ich es im Vergleich zum Anfang meiner Panikattacken betrachte, hat es tatsächlich viel gebracht. Es ist also wirklich etwas dran, wenn alle sagen, dass die Natur, Tiere, soziale Kontakte, Hobbys usw. einen positiven Einfluss auf den mentalen Zustand haben.

Alles Gute braucht Zeit, und das hab ich nun langsam gelernt. Das ist ein wichtiger Schritt, um meinem Körper und Geist die notwendige Zeit zu geben.
Nehmen wir an, du hast einen gebrochenen Arm (hoffentlich nicht). Dann kannst du (Stand 2023) nicht einfach irgendein Gel auftragen oder den Arm wild bewegen und erwarten, dass der Arm plötzlich heilt und alle Beschwerden über Nacht verschwinden.

Zitat von Hotin:
Das hört sich wunderbar an.

Anfangs suchte ich nach messbaren Fortschritten, um meine Entwicklung für mich selbst zu dokumentieren. Doch bald wurde mir bewusst, dass dies nur begrenzt funktioniert. Mit der Zeit wurde es eher zu einem Gefühl, zu einer veränderten Sichtweise auf die Dinge. Man merkt, dass es einem irgendwie besser geht. Man weiß vielleicht nicht sofort, wie das geschieht, aber man spürt es. Bei mir geschieht dies immer plötzlich, aber es fühlt sich an, als würden meine Denkweise, meine Identität und meine eigene Vernunft stetig wachsen.

Zitat von Hotin:
Das kann dazu führen, das eine Angststörung entsteht. Unterbewusst steht man dann
viel zu oft vor einem Entscheidungskonflikt.
Entscheide ich das, wie es mir meine Eltern gelernt haben? Oder entscheide ich mich nach
meinem freien Willen.

Ich hätte das Ganze nicht besser formulieren können. Ich finde mich darin wieder. Mein freier Wille kam, wie ich immer mehr merke, kaum zum Einsatz. Das soll sich jetzt ändern.

Zitat von Hotin:
Dir wünsche ich, dass Du Deinen persönlichen Ablösungsprozess ganz, ganz langsam
immer mehr vollziehst. Das wird sich gut anfühlen.



Zitat von Hotin:
Sobald Du diese ständige Wechselwirkung von Ängsten zwischen uns Menschen erkannt und
verstanden hast, sollte Einiges für Dich leichter werden.
Viel zu häufig sprechen Menschen nicht über etwas, was wirklich ist, sondern sie
verpacken vorrangig
ihre Träume, ihre Wünsche und vor allem ihre Ängste in ihren Sätzen.

Ein sehr wichtiger Punkt! Ich habe gebraucht das zu verinnerlichen, aber diese Erkenntnis hilft mir irgendwie enorm.


Zitat von Hotin:
Davon bin ich überzeugt. Viel Erfolg wünsche ich Dir auf diesem sehr spannenden Weg
in Deine persönliche Zukunft.

Vielen lieben Dank, ich wünsche dir ebenfalls eine strahlende und für dich beste Zukunft! Genauso wie jedem anderen der das hier liest.

Ich möchte nun zu meiner Erkenntnis kommen, welche ein bisschen das Thema hier verändern könnte:
Wie bereits im Text beschrieben: Ich hatte immer wieder Symptome, aus denen ich meine Ängste ableitete (zumindest in meiner bewussten Wahrnehmung). Ich schien ständig neue Symptome zu entwickeln, die sich ständig änderten und überhandnahmen. Zusätzlich traten weitere Symptome auf, die meine Angst vor einer schweren Krankheit in meinem eigenen Körper verstärkten oder nährten. Anfangs war meine Aufmerksamkeit ausschließlich auf die Symptome und ihre Ursachen gerichtet, und ich verlor den Überblick über die Gesamtsituation. Ich war so in den Alltag mit diesen Symptomen und meiner Angst verstrickt, dass ich nicht in der Lage war, die Situation objektiv zu betrachten. Mein Tag war und ist (zumindest teilweise) immer noch von Angst geprägt. Ich hatte ständig irgendein Symptom und es kamen ständig neue hinzu. Doch jetzt möchte ich meinen aktuellen Wissensstand zu dieser Situation mitteilen und den roten Faden entwirren (wobei sich alles natürlich ändern kann).

Mein Schluss ist, dass ich keine generalisierte Angststörung habe, wie ursprünglich vermutet. Mein Hauptproblem ist meiner Meinung nach die Hypochondrie selbst. Dies bedeutet, dass meine Ängste ausschließlich um meinen eigenen Körper kreisen, was den Titel möglicherweise etwas irreführend macht. Mein Angstverlauf sieht wie folgt aus:
Ich nehme ein Symptom bewusst wahr (z.B., seltsames Atmen, Schwindelgefühl, unscharfes Sehen, etc.).
Diese Information wird verarbeitet und aufgrund der bereits abgespeicherten ängstlichen Denkmuster als Bedrohung wahrgenommen.
Da es als Bedrohung angesehen wird, verstärkt mein Körper das Symptom und die Angstreaktion.

Dieser Zyklus hält sich selbst aufrecht (ein Teufelskreis) und verstärkt sich möglicherweise sogar. Das führt zu anhaltender Angst, Stress und körperlicher Erschöpfung, usw. (Ihr könnt gerne eure eigene Sichtweise dazu teilen). Selbst die plötzlichen Ängste, die ich im Alltag verspüre, bauen darauf auf, dass ich zuerst auf meine Symptome achte und jedes Mal befürchte, eine unheilbare Krankheit zu haben. Das ist wahrscheinlich auch der Grund für den starken Rückfall, als ich zum Arzt ging und meine Leber untersuchen ließ. Ich glaube, dass die Reaktion auf dieses tiefe Einatmen am Anfang die gesamte Problematik (oberflächlich betrachtet) ausgelöst hat, und nach meiner Panikattacke bin ich immer tiefer in diesen Angstzyklus abgerutscht. Irgendwann begann ich wirklich zu glauben, dass all meine Symptome zu 100% auf eine übersehene schwere Krankheit zurückzuführen waren. Ich habe mich ständig selbst überwacht, um Bedrohungen festzustellen und zu sagen: Hier stimmt etwas nicht, hier wurde etwas übersehen, sind meine Augenringe zu dunkel? Sehen meine Fingernägel so aus, als ob ich nicht genug Sauerstoff bekomme? Dieses Verhalten hat sich immer tiefer in mein Gehirn eingeprägt, da ich nicht wusste, wie ich damit umgehen sollte. Klar ist: Die Hypochondrie hat eine Ursache, die ich gerade mit meinem Therapeuten bearbeite.

Irgendwann führte dies jedoch dazu, dass ich meinem eigenen Körper nicht mehr vertraute. Wenn ich Treppen steige, denke ich, dass ich es nicht schaffe (Kurzatmigkeit tritt auf und bestätigt diese Annahme). Beim Training denke ich, dass ich ohnmächtig werde und gehe nicht hin. Doch die Fähigkeit, die Symptome und die Situation von außen zu betrachten, hat mir geholfen, meine Ängste nicht mehr so ernst zu nehmen. Das Erkennen der Symptome als solche, anstatt sie als Anzeichen einer schweren Krankheit zu interpretieren, hat mich dazu etwas distanziert und mir einen Teil meiner Angst genommen. Ich stehe noch an einem Punkt, an dem ich noch nicht vollständig verstanden habe, wie ich mit dieser Erkenntnis umgehen soll, aber die Tatsache, dass ich den Auslöser meiner Ängste kenne, hat mir zumindest ein Stück Lebensqualität zurückgegeben und mir weitere Werkzeuge in die Hand gegeben, um besser damit umzugehen.

Ich werde weiterhin weitere Erkenntnisse, Bewältigungstechniken und andere Gedanken zu diesem Thema hier niederschreiben.

05.10.2023 19:28 • x 3 #9


Hotin
Guten Morgen Vasi,

vielen Dank für Deinen Beitrag, der viele Zusammenhänge in Deinen Gedanken sehr
nachvollziehbar beschreibt.
Angenehm überrascht bin ich auch, weil ich selten gelesen habe, wie schnell Du einige Deiner
Erkenntnisse umsetzt.
Dies beeindruckt mich sehr. Es zeigt auch, wie sehr wir Menschen die Steuerung unserer
Gefühle mitbeeinflussen, wenn wir bewusst darüber nachdenken.

Zitat von Vasi:
Ich hatte immer wieder Symptome, aus denen ich meine Ängste ableitete (zumindest in meiner bewussten Wahrnehmung). Ich schien ständig neue Symptome zu entwickeln, die sich ständig änderten und überhand nahmen. Zusätzlich traten weitere Symptome auf, die meine Angst vor einer schweren Krankheit in meinem eigenen Körper verstärkten oder nährten. Anfangs war meine Aufmerksamkeit ausschließlich auf die Symptome und ihre Ursachen gerichtet, und ich verlor den Überblick über die Gesamtsituation. Ich war so in den Alltag mit diesen Symptomen und meiner Angst verstrickt, dass ich nicht in der Lage war, die Situation objektiv zu betrachten.


Deine Beschreibung sehe ich als äußerst hilfreich an!
Vor allem für die vielen, vielen Mitglieder hier im Forum, die von Krankheitsängsten scheinbar
gefangen sind.

Dir wünsche ich ein entspanntes Wochenende und freue mich schon darauf, mehr von Deiner
persönliche Entwicklung zu lesen.

Viele Grüße

Bernhard

06.10.2023 09:00 • x 1 #10


WayOut
@Vasi Hallo Vasi, vielen Dank für deine ausführliche Beschreibung hier. Insbesondere Menschen, die sich viel selbst reflektieren, wie ich auch, hilft das sehr weiter.
Ich bin dazu halt noch son Captain Ungeduld ich hab immer gedacht, wenn ich den Auslöser meiner Ängste kenne, müssen die sich ja auflösen und hab überhaupt nicht verstanden, warum sie das nicht getan haben.
Und rutschte so immer wieder in ein „muss also doch was körperliches sein“ ab.
Ich hab auch bis heute die dollsten Symptome, aber ich kann sie (aktuell) einfach „da sein lassen“ und habe wieder ein Stück weit vertrauen in meinen Körper „der regelt das schon.
Aber es hilft total, zu lesen, dass „Ursache finden“ nicht die Lösung des Problems ist. Das ist nämlich oftmals ein absoluter Trugschluss.

06.10.2023 20:33 • x 2 #11


Ghhhjjhvhv
Hallo zusammen.. schön das ihr das mit uns geteilt habt .. ich habe das auch mit der Luftnot.. wenn ich jetzt so drüber nachdenke sogar schon sehr lange mal schlimmer mal weniger schlimm.. bei mir ist dazu gekommen das ich nicht mehr einkaufen gehen kann bzw. etwas mit meiner Familie unternehmen da die Symptome der Angst mich bremsen.. ich bin verzweifelt bin nur noch auf der Couch ( einziger Ort wo entspannt ist) mich macht das total fertig.. heute muss ich einkaufen und hab vorher schon komisches Gefühl und Gedanken das ich wieder Luftnot bekomme und Sehstörungen und Schwindel.. weiß nicht weiter das schränkt mich immer weiter ein

11.10.2023 16:15 • x 1 #12


Franzi2205
@Vasi krass wie bei mit, hab auch gerade extrem Verspannungen Rücken und Brustbereich und denke auch an die Lunge aber sauerstoffsättigung ist top... hoffe physio kann helfen, immer druck auf der brust, schwindel, kurzatmigkeit..zum heulen

12.10.2023 23:32 • x 2 #13


Oxuz
@Franzi2205 auch Müdigkeit ? Ich fühl mich ständig müde. Die anderen Symptome wie Rückenschmerzen und enge in der Brust sind nun täglich präsent.

12.10.2023 23:42 • #14


Franzi2205
@Oxuz ja auch immer müde und dazu noch in der Pflege am arbeiten.
Immer der Druck auf der brust, mich macht es fertig

13.10.2023 00:35 • x 1 #15


Franzi2205
@Oxuz was ich auch dolle habe sind Herzrasen und stolpern

13.10.2023 00:48 • x 1 #16


Vasi
Hallo Freunde,

erstmal danke an alle für eure zahlreichen Antworten und Beiträge

Ich denke es ist in erster Linie immer schön zu wissen, dass es außer einem selbst noch andere gibt, die ähnliche oder sogar gleiche Symptome haben. Ich denke das beruhigt einen.

Zuerst immer das wichtigste; Ich denke Symptome sollten in der Regel immer zu erst Ärztlich abgeklärt werden. Sollten die Ärzte bei euch jedoch nichts gefunden haben, dann herzlichen Glückwunsch, ihr seid aller Voraussicht nach körperlich gesund.

Ich möchte euch nun einen Interessanten Zusammenhang schildern, den ich letztens rausgefunden habe und euch Neuigkeiten geben, wie es mir ergangen ist. Ich war vor kurzem zum ersten Mal bei einem Verhaltenstherapeut. Ich habe mich viel mit ihm darüber ausgetauscht wie solche Symptome zu betrachten sind und wie man mit diesen am besten Umgehen kann. Außerdem finde ich persönlich dass ich im Verhältnis zu meinen bisherigen Angstproblemen innerhalb kürzester Zeit tatsächlich sehr große Fortschritte in Richtung einer Heilung davon gemacht habe.

Fakt ist folgender (Achtung Trigger!):
Die Psyche kann sich diese echten Symptome nicht zu 100% einbilden. So etwas geht tatsächlich nicht.
ABER KEINE PANIK!
Es ist wichtig zu verstehen dass solche Symptome durchaus echt sind. Sie sind also da. Aber es gibt viele logische Erklärungen dafür, welche auch stark in Zusammenhang mit der Psyche stehen. Darum nennt man sie auch psychosomatisch.
Genauso gilt folgendes:
Wenn eure Symptome ärztlich abgeklärt sind und die folgende Eigenschaft aufweisen, könnt ihr mit ziemlicher Sicherheit davon ausgehen, dass es euch eigentlich viel besser geht als ihr es euch vorstellt:
Achtet darauf, ob eure Symptome sich abwechseln.
Dieser Fakt ist sehr interessant, aber zusammen mit meinem Psychologen konnte mir erklärt werden, dass Symptome die sich abwechseln (Mal eine Zeit Atmen, dann Schwindel, Sehprobleme und dann wieder Atmen (Oder auch mal mehrere gleichzeitig und dies sich wieder rum verändert) mit ziemlicher Sicherheit ein Zeichen von typischen psychosomatischen Problemen sind. Bedeutet im Umkehrschluss: Aller Wahrscheinlichkeit nach müsst ihr euch um eure körperliche Gesundheit und die Symptome nicht wirklich Sorgen machen.

Meine Erklärung für viele meiner Symptome aktuell:
Die ganzen anfänglichen Ängste haben eine ständige Ausschüttung von Stresshormonen zur Folge gehabt. Das Nervensystem war durchaus manchmal überlastet und ist es heute auch noch. Informiert euch gerne mal darüber, was in eurem Körper biologisch passiert, sobald der Körper sich auf eine Fight or Flight Situation bereit macht (Panikattacke). Nach längeren Stressphasen kann es durchaus sein, dass ihr euch beispielsweise stärker verspannt. In vielen Bereichen aber vor allem auch in der Brust und im Nacken. (Das haben wir anscheinend ja alle gleich ) Besonders wenn ihr (so wie ich zuvor) euch wenig bewegt habt, keinen Ausgleich hattet und vielleicht auch viel am Schreibtisch gearbeitet habt (falsche Haltung etc.). Führt euch vor Augen, dass selbst leichteste Verspannungen im Nacken dazu führen könnten, dass euch leicht schwindelig wird. Einfacher Trick um solchen Schwindel sofort zu lösen: Hebt mal eure beiden Arme so, dass ihr auf einer Linie mit euren Schultern seid (T-Pose). Winkelt nun eure Arme so an, dass eure Ellbogen nach hinten zeigen und eure Hände automatisch zu euren Schultern geführt werden (behaltet dabei stets eine Linie zu den Schultern bei). Ihr solltet nun eine leichte Spannung in eurem Nacken/Rücken fühlen. Spannt diese Position so lange an, bis ihr nicht mehr könnt. Also wirklich mal anspannen bis zum geht nicht mehr Sobald ihr nicht mehr könnt, lasst ihr einfach locker. Und? Der Schwindel sollte weg sein (zumindest für eine kleine Weile). Bei mir hat es sofort geklappt und ich habe es ab und zu immer mal wieder gemacht. Aktuell habe ich gar keinen Schwindel mehr .

Mein aktueller Plan:
* Richtiger Schlafrythmus
* Gesunde Ernährung
* Regelmäßig Sport (Ist wie Magie dagegen glaubt mir!)
* Einen Ausgleich von Displayzeit/Stress/Arbeit zum Beispiel in der Natur
* Regelmäßige Ruhephasen für das Gehirn wo man einfach mal abschalten kann
* Tägliche Entspannungsübungen
* Stress reduzieren wo es geht (Falls nicht möglich, bestenfalls die Weise ändern, wie man mit Stress umgeht)
* Gegen das tiefe einatmen hilft ab und zu am Tag einfach mal tiiieeeef in den Bauch durch die Nase atmen und langsam durch den Mund wieder raus (einfach mal ab und zu probieren, es wirkt wunder)
* Immer mal wieder etwas mit sozialen Kontakten zu unternehmen

Mein tiefes Atmen erkläre ich mir aktuell selbst als Zwangsverhalten. Wie ich dieses Problem jedoch lösen kann, finde ich vermutlich noch mit der Zeit raus, lasse es euch aber sehr gerne wissen.

Meine aktuelle Lage nach all der tatsächlich wirklich qualvollen Zeit zuvor:
Ich beklage mich heute mit jedem Tag immer weniger über irgendwelche Symptome. Ich habe keinen Schwindel mehr, der tiefe Atmendrang hält sich in Grenzen, Ich habe nur noch ab und zu leichte Schockmomente oder ganz wenige Anfänge einer Panikattacke die ich aber relativ schnell wieder in den Griff bekomme, ich kann wieder relativ gut Schlafen und habe auch fast keine Sehprobleme mehr. Ich habe jedoch etwas häufiger Herzstolpern und leichte Bauchschmerzen. Das Herzstolpern kann ich mir aber ziemlich gut erklären, denn nicht nur dass dein Körper durch die Angst und den Stress ständig angestrengt ist, sondern dass dein Körper auch ziemlich gut verspannt ist bei dem Ganzen Thema. Merkt euch: Meistens ist Herzstolpern gutartig denn ist ein Zeichen dafür, dass dein Körper ziemlich gut funktioniert denn er reguliert den Herzrythmus.

Eine Sache die mir vor allem in letzter Zeit ziemlich aufgefallen ist (Wo ich jedoch denke dass es ein Zeichen ist, dass das Nervensystem sich langsam wieder erholt - ihr könnt mich jedoch falls ihr mehr Ahnung darüber habt eines besseren belehren);
Mein Kopf reagiert ab und zu sehr sehr sehr empfindlich auf verschiedene visuelle und auditive äußere Reize. Manchmal habe ich das Gefühl dass etwas viel zu laut ist oder viel zu grell, oder viel zu viele Dinge auf einmal passieren etc. Das äußert sich dann in einem komischen unangenehmen Gefühl. Das erkläre ich mir aber hierbei (und mithilfe von ein paar wissenschaftlichen Quellen) damit, dass das Nervensystem durch die ständige Ausschüttung der Stresshormone (stark vereinfacht) ganz einfach wie bereits zuvor beschrieben überreizt ist. Es muss sich schließlich irgendwann beruhigen und die ganze Stressbelastung abbauen. Das nimmt von Person zu Person unterschiedlich viel Zeit in Anspruch. Vertraut einfach eurem Körper und gebt ihm ruhig seine Zeit die er braucht. Ganz ehrlich; Das ist mir sogar so viel lieber als der Cocktail aus den ursprünglichen Symptomen

Ich werde bald noch einen etwas längeren Beitrag verfassen und genauer auf meinen Verlauf eingehen (Um die Geschichte entsprechend zu verlängern. Ich habe tatsächlich auch nirgendwo in Foren oder im Internet gelesen wie er selbst solche Atemprobleme hatte und losgeworden ist, aber ich bin aktuell vor allem sehr sehr zuversichtlich dass ich (zumindest aus meiner Erkenntnis) gerne der Erste sein kann, der diese Problematik löst um vielen anderen zu helfen.

Ich möchte noch auf die Tipps verweisen, welche ich bereits zuvor beschrieben habe. Ich halte mich immernoch daran und es wirkt bei mir ziemlich gut. Gebt jedoch nicht auf wenn es bei euch nicht klappt. Versucht es wirklich ruhig mal 1 Woche durchzuziehen. Wenn ihr dann merkt es wird immernoch nicht besser dann sucht euch etwas, das speziell für euch passt.
Vergesst nicht, ich finde zum einen kann man gerne die Symptome bekämpfen, aber zum anderen ist die Ursache dieser, die Ursache der ganzen Probleme und des Stresses zu lösen super wichtig!

Ich wünsche euch allen weiterhin ganz viel Kraft und Erfolg! Vertraut eurem Körper und gebt nicht auf!
Liebe Grüße!

13.10.2023 20:10 • x 3 #17

Sponsor-Mitgliedschaft

WayOut
@Vasi hi vasi,
Total gut, dass du es in doch recht kurzer Zeit geschafft hast, so selbstreflektiert zu denken. Das hat bei mir fast 2 Jahre gedauert.
Meine erste Therapie war aber auch nix. Ich kam mit dem Therapeuten nicht klar und dachte mir „besser der als keiner“.
Wirklich weiter gekommen bin ich erst jetzt in meiner neuen Therapie.

Als Tipp für die auditiven Reize:
Ich hab mit „calmer“ ohrstöpsel gwholt. Man ist damit nicht taub, aber sie dämpfen Geräusche. Helfen mir zb auch in extrem lauten Restaurants und man kann sich trotzdem noch unterhalten bin halt Autist und hab damit etwas Probleme

14.10.2023 10:28 • x 1 #18


Vasi
Hallo wieder an alle! Ich melde mich mit einem Statusupdate zurück!

Zitat von WayOut:
Als Tipp für die auditiven Reize:
Ich hab mit „calmer“ ohrstöpsel gwholt. Man ist damit nicht taub, aber sie dämpfen Geräusche

Das ist ein echt cooler Tipp! Ich habe das probiert und muss sagen dass es in der Tat gut hilft und mich auch irgendwo total entspannt!

Nun mein aktueller Status:
Es geht mir im gesamten besser, aber es bleibt dennoch durchaus turbulent denn es gibt leider noch ein aber (wieder ein etwas längerer text : ) )

Die Angst und ein Großteil meiner körperlichen Symptome plagt mich zum größten Teil nicht mehr. Gott sei dank!
Meine Angst vor solchen Symptomen endete, nachdem ich sie anerkannt und verstanden habe. Gleichzeitig mit der Angst, verschwanden auch die jeweiligen Symptome nahezu vollständig. Das ist wirklich erstaunlich nicht?!

Als ich immer weniger Angst vor diesen bekam und mehr und mehr rausfand, was die Ursache meiner psychischen Peinigung ist, waren sie zwar noch vorhanden, plagten mich jedoch nicht. Nach einer Zeit vergingen diese immer mehr und mehr bis irgendwann diese nur noch ab und zu vorkamen.

Ich fühle mich im allgemeinen wohler und mein Kopf fühlt sich auch klarer an. Ich fühle mich wieder ziemlich gut im Leben integriert und denke es geht diesbezüglich bergauf.

Allerdings, so wie es bei uns typisch ist, bekam ich vor einer gewissen Zeit ein neues Symptom mit welchem ich klar kommen musste. Jetzt geht es weiter runter zum Herzen. Seit einer Zeit bekam ich öfter Herzstolpern, welches bei bestimmten Situationen auftrat und generell häufiger und auch seltsamerweise schmerzhafter als sonst. Anfangs bin ich wieder total ins Loch zurückgefallen und habe mich davon zu sehr einnehmen lassen. Dies hat dazu geführt dass ich ein paar Tage lang in diesem Loch rumgekrochen bin und meine Aufmerksamkeit sich wieder zu 250% nach innen gerichtet hat. Jedes kleinste Zucken oder Erschöpfungszeichen wurde mal wieder als ernst zunehmendes Symptom abgestempelt. Irgendwann verstand ich dass dieses Herzstolpern per se nicht gefährlich ist. Dann wurde mir bewusst: Aha, du bist also wieder in alte Denkmuster verfallen!. Daraufhin legte sich dieser Konflikt relativ schnell und ich hatte wieder ein klein wenig ruhe.

Jetzt erst kommt das ABER:

In der Zeit, wo ich diese Herzstolpern-phase hatte, hab ich leider die größte Hypochonder-Sünde begangen und habe gegoogelt. War erstmal alles soweit OK jedoch las ich manchmal etwas über Bluthochdruck. Jetzt beginnt die eigentliche Geschichte.

Ein paar Tage später bekam ich am Abend plötzlich ein komisches neues Gefühl im Kopf. Dieses Gefühl kann ich beschreiben wie als würde jemand meine linke und rechte Schläfe mit voller Kraft gegeneinanderdrücken. Es fühlte sich einfach an wie ein seltsamer Druck auf beiden Seiten. Der ist irgendwie dann noch auf die Augen, dann im Kiefer diffus, manchmal noch in andere Gesichtsareale gerutscht und trat am Abend immer mal wieder auf.
Seltsam bemerkt: Wenn ich hier im Ort die Ortschaften durch die Berge abfahre, dann habe ich teilweise extremen immer wiederkehrenden Ohrdruck Dieser Verschwindet sobald ich das typische Klicken oder Pusten mache, kommt danach jedoch schnell wieder und muss ein paar mal verschwinden um sich wieder zu normalisieren. Das seltsame ebenfalls: Dieser Kopfschmerz/druck verschwand und trat wieder auf und das relativ spontan. Sehr sehr seltsam und unangenehm dachte ich mir. Schnell kam meinem Hypochonderhirn die Idee: DAS MUSS BLUTHOCHDRUCK SEIN.
Erst dachte ich mir nichts dabei und wollte nicht erneut in alte Denkmuster fallen, allerdings verfolgte mich dieses Gefühl des Drucks die nächsten Tage.

Im Internet heißt es: Spannungskopfschmerzen. Hatte ich persönlich so noch nie aber gibt wohl immer ein erstes Mal [oder so ähnlich...]. Nun habe ich unterbewusst weitere äußere Symptome mit eingebunden: Rote Augen manchmal, Abgeschlagenheit, Herzstolpern etc.

Im Endeffekt ist das so weit ausgeartet, dass ich kurzzeitig ein Blutdruckmessgerät geholt habe und gemessen habe. Erster je gemessener Wert: 210/136. Ich habe den Schock meines Lebens bekommen. Ich habe auch zum Glück falsch gemessen

Beim nächsten Messen kam allerdings 174/irgendwas heraus, was ich der Panik verschuldet habe. Einige Zeit später hatte ich 134/83 was ja mehr oder weniger normal ist. Ich war jedoch beim Arzt um dieses neue Kopfschmerz-Symptom zusammen mit dem Blutdruck abzuchecken. Der Arzt war selbst verwundert, da er, als er mir sonst immer zuvor während meiner Angststörung den Blutdruck gemessen hatte, zwar erhöhten Blutdruck festgestellt hat, aber nicht in diesem Ausmaße. Denn ich hatte heute gegen 14:30 beim Arzt nachdem ich mich auch wirklich beeilt habe dort hinzukommen einen Blutdruck von ca.150/100. Das hat mir Panik gemacht. Natürlich ich meine, ich bin 22 Jahre alt und mein Blutdruck ist bisschen stark nervig. Nun er hat gemeint dass ich ganz entspannt eine Woche lang ab und zu den Blutdruck messen sollte.
Gesagt getan, allerdings messe ich heute Abend zum ersten mal: 166/117. Okay, ich war möglicherweise aufgeregt. Zweite Messung: 147/87. Ist schon etwas besser. Dritte Messung zum Vergleich: 127/112. Oh oh, Zeit für den Notdienst - Dachte ich mir kurz. Aber daraufhin habe ich versucht nicht in Panik zu verfallen. 4. Messung nach ca. 10 Minuten: 150/91. Das Ganze ist, wie du siehst aktuell tatsächlich erhöht.

Meine größte Sorge die ich momentan angehen muss ist, dass ich mit 22 Blutdrucksenker bekomme mein Leben lang.
Medizinisch habe ich da jedoch keine Ahnung.

Ich frage mich wie ihr das seht!

Praktisch gesehen denke ich, was für mich Sinn macht:
Ich bin im Nacken/Schultern extrem Verspannt. Typische Schildkrötenhaltung wegen Schreibtischjob.

Folgender Ablauf:
1. Du bist wegen dem etwas Verspannt, und entwickelst daraufhin nach einer Zeit eine Angststörung wegen Fehleinschätzung der Symptome
2. Du bekommst öfter Panik und neue Symptome welche höchstwahrscheinlich den Stresshormonen verschuldet sind
3. Deine Panik verschlimmert / verursacht Verspannungen
4. Verspannungen/weitere Dinge wie z.B.: Knirschen führen zu den folglichen Kopfschmerzen/Druckgefühl, Augendruck, Kopfschmerzen, erhöhtem Blutdruck (habe ich mal gelesen, da es im Hirnareal gesteuert wird) und
5. Diese ganzen Symptome verschlimmern deine Panik.

Nun ich habe jetzt erstmal eine Woche lang Blutdruckmessung und habe in 1-2 Wochen einen Termin beim Orthopäden wegen dem Rücken/Nacken.
Jedoch muss ich dazu sagen: Ich war bei 2 Hausärzten. Beide diagnotstizierten mich mit a) Somatoforme psychische Störung und b) evtl. Bluthochdruck.

Ich habe jetzt die Aufgabe in meinen neu-erlernten Gedankenmustern zu bleiben. Bluthochdruck ist zwar Messbar jedoch habe ich die Hoffnung falls es tatsächlich so sein sollte, dass das nur temporär ist. Umbringen wird es mich schon sicher nicht sonst hätten die Ärzte ja was anderes gesagt

Mich würde sehr interessieren, was andere davon halten und ob sie das möglicherweise selbst ähnlich haben

Nichts desto trotz, auch wenn ich mich hier offensichtlich mehr mit meinen Symptomen beschäftige und öfter in alte Muster falle, macht mir das nicht mehr so große Sorge. Ich denke das ist eben das Entscheidende daran. Ich habe auch seltener irgendwelche Angstattacken oder sonstiges oder kann mich im Notfall relativ schnell wieder beruhigen.

Ich melde mich wieder demnächst zurück und bin gespannt auf Antworten!
Liebe Grüße

26.10.2023 23:17 • x 2 #19


Hotin
Hallo Vasi,

was Du schreibst, hört sich ja sehr positiv an. Düber hinaus finde ich es interessant zu lesen.
Den von Dir beschriebenen Verlauf finde ich im Grunde normal. Was Du gedanklich jetzt veränderst, hat ja sehr, sehr
schnell entscheidend geholfen.
Zitat von Vasi:
Die Angst und ein Großteil meiner körperlichen Symptome plagt mich zum größten Teil nicht mehr. Gott sei dank!

Zitat von Vasi:
Meine Angst vor solchen Symptomen endete, nachdem ich sie anerkannt und verstanden habe. Gleichzeitig mit der Angst, verschwanden auch die jeweiligen Symptome nahezu vollständig. Das ist wirklich erstaunlich nicht?!

Das sollten hier viele Menschen lesen, die sich mit Symptomen und vielen Ängsten vor schlimmen
Kankheiten große Sorgen machen.

Etwas passiert aber leider nicht. Eine Angstsörung löst sich kaum innerhalb von Wochen oder Monaten
völlig auf. Deine grundlegende innere Denkweise baust Du nun nach und nach um. Es sollte mit der Zeit
immer besser werden. So ein Prozess dauert jedoch meistens etwas länger.
Bestimmt wird es stetig besser werden.
Zitat von Vasi:
Ich habe auch seltener irgendwelche Angstattacken oder sonstiges oder kann mich im Notfall relativ schnell wieder beruhigen

Das ist hervorragend. Ich denke Du machst das sehr, sehr gut. Gehe diesen Weg weiter und berichte hier
immer mal, wie es Dir weiterhin ergeht.

Viele Grüße

Bernhard

26.10.2023 23:46 • x 2 #20


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