Pfeil rechts
3

G
Hallo in die Runde,

ich möchte mich kurz vorstellen. Ich bin männlich, über 30, arbeitete lange Zeit in der Pflege, bin 2015 aus dem stationären Bereich in den Ambulanten Pflegebereich gewechselt, weil es einfach zu viel wurde, ich nur noch mit Symptomen auf Arbeit war (Bauchschmerzen, Hitzewallungen, Angespanntheit, etc.). Nach einem halben Jahr tat sich dann ein neuer Job auf, gar nicht mehr in der Pflege, eher als Versorger zu bezeichnen, aber trotzdem medizinisch. Umstellung für mich, weil komplett selbstorganisieren, keine bösen Chefs die Ärger machen, mehr Freizeit, freie Wochenenden.

Jedenfalls war zu dem Zeitpunkt schon klar, das ich an einer Angststörung leide. Bin seit Anfang 2014 in ambulanter Therapie, verstehe mich gut mit der Psychologin, war anfangs wöchentlich da, in den letzten Monaten haben wir die Termine gestreckt auf meist monatlich.

Wie drücke ich es am besten aus... ich bewerte körperliche Symptome sehr stark, kann es z.B. nicht ertragen, wenn ich tagsüber einfach mal down bin und verfalle dann in einen Kreislauf, das ich dagegen ankämpfe und es doch nicht sein kann, das ich nicht den ganzen Tag 100 Prozent gebe. Natürlich befeuere ich in diesen Momenten das ganze und steigere mich immer weiter rein. Ich bin nie in eine Vermeidungshaltung gegangen, war immer auf Arbeit, nehme keine Medikamente, weil ich dahingehend auch Ausbildung habe und mich ehrlich gesagt davor fürchte, was die Nebenwirkungen anbelangt.

Jedenfalls komme ich, salopp gesagt, 23 Stunden am Tag zurecht, aber die eine verdammte Stunde kämpfe ich gegen mich, verbrauche unglaublich viel Energie. Und es gibt immermal Momente, wo sich so Gedanken aufdrängen, die mir weiß machen wollen, das ich doch bestimmt im Burn Out lande oder es alles nicht mehr schaffe. Das zieht natürlich runter und ich kämpfe gegen diese Gedanken an. Ich habe die Psychologin natürlich darauf angesprochen, wir haben es durchgesprochen und sie ist der Meinung, das ich, von dem was sie auch weiß, nicht davon ausgeht, das ich eine Gefahr habe, in eine Depression zu rutschen. Sie hat das auch getestet und der Test war negativ. Sie versucht mir auch klar zu machen, das eine Stimmung nicht immer auf der Höhe ist, sondern wie eine Kurve auf und abfällt. Damit hat sie ja auch recht.

Klipp und klar ist es auch so: ich muss mir um nichts Gedanken machen, ich bin gerne auf Arbeit, ich mag meine Familie, habe gute Freunde, bin körperlich gesund. Was mich selbst wurmt, auch wenn ich das nicht so oft zugebe... manchmal fühle ich mich einsam, da ich auch Single bin und es nicht so richtig klappen will. Und immer nur bei Freunden rumhängen geht ja auch nicht.

Wie handhabt ihr das. Ich möchte mal eine Kur/Reha beantragen.

13.12.2017 19:56 • 18.12.2017 #1


5 Antworten ↓


Icefalki
Ich sag es mal so. Wer sich schon mal, scheinbar unbegründet, in einer psychischen Ausnahmesituation befunden hat, der scheut diese wie der Teufel das Weihwasser. Sprich, man befürchtet bei jeder Misstimmung, dass der Mist wieder losgehen könnte.

Zudem denke ich, dass in uns eine Prädisposition für diese Art von Krankheit vorliegt. Meiner Meinung nach ist es sinnvoll, die tatsächlichen, hintergründigen Ängste zu kennen. Meistens liegt da ein Ungleichgewicht zwischen Fühlen und Tun vor. Als Beispiel: nach aussen hin cool, innen sieht's ganz anders aus, das aber nicht wirklich erkannt werden will.

Dann leistungsorientiert denken und mit Angst rumlaufen? Manchmal liegt ja hier der Hase im Pfeffer. Ständige Überforderung, die man sich selbst auferlegt. Fragt sich nur, warum tut man das?

Meiner Meinung nach ist es sinnvoller sich solche Gedanken zu machen, als nur die Symptome zu bewerten. Wenn's im Bauch leicht übel wird, frag ich mich zwischenzeitlich, was so gelaufen ist und was mich runterzieht.

13.12.2017 20:36 • x 1 #2


A


Gedanken schleichen sich ein

x 3


G
Danke für deine Antwort!

Da ist etwas dran. Ich fordere sehr viel von mir, möchte es anderen Recht machen, sage halt zu oft ja und amen statt nein. Aber ich arbeite an mir, auch wenn es nur kleine Schritte vorwärts geht.

Das Problem was sich auch ergibt: gibt es Tage, wie gerade, die sich nicht gut anfühlen, dann steigern sich wieder Ängste auf, es entsteht das Gefühl, das man zurückfällt und alles für umsonst war. Dann kommen aber wieder die guten Phasen, wo es einem halt zeigt, es ist nur psychisch bedingt.

Wenn ich z.B. mit Freunden unterwegs bin oder in einer richtig guten Unterhaltung stecke, zack, sind die Symptome weg. Hab ich wieder Zeit... sind sie wieder da und es geht von vorn los.

13.12.2017 20:50 • #3


Icefalki
Das ist völlig normal. Ich hab sehr schnell kapiert, dass das psychisch bedingt ist und bin dadurch der Hypochondrie entkommen.

Ich denke, wenn du begreifst, warum du es Recht machen willst, Leistung vorweisen willst, kommst du hinter deine Angst. Dann hast du sie erkannt.

Bei mir war es Erziehung, die Leistung abgefordert hat und ich nur Anerkennung bekam, wenn diese erbracht wurde. Dahinter steckt dann viel unbewusstes Handeln, Denken und Funktionieren müssen. Das führt zu extremen Stress und dann eben zu Panik und Angst.
Selbstbewusstsein war auch nicht viel vorhanden, das wurde nur oberflächlich dargestellt.

Mir scheint aber, dass du schon ziemlich weit bist. Bleib da dran, und eins sag ich dir. Bei dem ganzen Mist den man da durchlaufen muss, kommt am Ende dann der Gewinn. Ein freies, selbstbestimmtes und wertvolles Leben mit dem Wissen, dass man Abgründe sehr wohl meistern kann.

13.12.2017 23:14 • x 1 #4


G
Danke für deine Worte!

Ja, es ist am Ende ein großer Schritt den man gehen muss. Es kostet wahnsinnig Überwindung wieder auf den Stand zu kommen und seinen Körper und sein Wesen in Einklang zu bringen. Aber auch mit kleinen Schritten geht es voran und von Rückschlägen sollte man sich nicht abbringen lassen. Sich täglich die Zeit zu nehmen und mal in sich zu gehen und zu schauen, was tut mir gut. Manchmal sind es die kleinen Dinge, manchmal braucht es aber auch mehr.

14.12.2017 08:40 • x 1 #5


G
Guten morgen in die Runde,

kennt ihr das auch? Man wacht die ganzen Tage früh mit einem Symptom auf, bewertet dieses und ist natürlich drin in der Spirale. Und dann gibt es Tage, wo man früh wach wird, keine Symptome verspürt, auch keine Gedanken, die einen wieder in diese Denkspirale schubsen. Wie nehmt ihr die wahr, wie bewertet ihr diese?

Ich habe gestern Abend Dekristol 20.000 IE genommen und heute morgen bin ich wach geworden ohne irgendwelche negativen Gedanken. Das war was vollkommen neues und sonderbar. Und doch löst es bei mir ein Unbehagen aus, ob es nicht ein Zustand vor einem neuerlichen Angstzustand ist...

18.12.2017 08:55 • #6





Auch interessant

Hits

Antworten

Letzter Beitrag


Mira Weyer