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Sastrie
Hallo an alle, ich bräuchte von euch einmal Ideen zu folgendem Problem.
Ich werde demnächst im die psychiatrisch stationär betreut.
Ich weiß aber nicht, wie ich meinen Arbeitgeber die längere Abwesenheit mitteilen soll. Ich möchte nicht mitteilen, dass ich wegen der Psyche so lange ausfallen werde. Zudem habe ich Angst, dass ich dann meinen Posten verliere.
Nun habe ich schon überlegt, ob ich die Info über eine stationäre Aufnahme erst einen Tag vorher mitteile. Das wäre aber auch irgendwie unfair, denn wenn sie es vorher wissen für mich Ersatz besorgen könnten. Mir fehlen aber die richtigen Worte. Könnt ihr mir da weiter helfen?
LG

28.10.2023 07:42 • 01.11.2023 #1


11 Antworten ↓


P
Vorweg: den Grund für den Aufenthalt musst du keinesfalls nennen, es stehen ja auch keine Diagnosen auf dem Exemplar für dem Arbeitgeber. Was aber ja drauf steht ist die krank schreibende Praxis bzw in deinem Fall die Klinik.
Das lässt natürlich Rückschlüsse zu.

Ich selber war schon 2 mal in der Psychiatrie und hatte beim ersten Mal eine riesen Angst, was mein Chef darüber denken möge. Ich habe ihm von daher eine abgespeckte und leicht abgewandelte Version der Wahrheit gesagt, mit der ich ihm gegenüber gut leben konnte (massive Schlafstörungen, gefolgt von Panikattacken, gehe zum Einstellen mit Medikamente in die Klinik. Ich war allerdings auch nur 2 Wochen dort).
Ich habe sehr viel Verstärker und Mitgefühl erfahren und gehe weiter meinen Karriereweg.

Eventuell kommt das auch für dich in Frage. Stressfreier ist es auf jeden Fall, wenn man nicht das Gefühl hat, das alles komplett verbergen zu müssen.

28.10.2023 07:59 • x 6 #2


A


Angst vor Arbeitgeber

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Kai-Uwe
Ich gebe dir an dieser Stelle den gutgemeinten Rat so schnell wie möglich und vor allem so offen wie (dir) möglich mit einer solchen Situation umzugehen. Ich habe bemerkt, dass wir am Ende des Tages alle nur Menschen sind, nie etwas so heiß gegessen wird, wie es gekocht wird und die Verständnis und Akzeptanz gegenüber solchen Sachen nie größer war. Am Ende des Tages ist ungefilterte Offenheit, also zumindest so eine, die für das Arbeitsleben ausreicht, als große Stärke gewertet wird.

Die richtigen Worte wären eben diese, dass man auf ärztliches Anraten eine stationäre Betreuung eingeht und dementsprechend für diesen Zeitraum krank ausfällt. Die stationäre Behandlung meist aber das Ziel hat kurativ zu sein und in Summe weniger Krankheitsausfall bedeutet.

Dir alles Gute und nur Mut zur Offenheit!

28.10.2023 08:02 • x 3 #3


Perle
Dieses Thema kann man von verschiedenen Seiten aus betrachten.
Meine persönliche Erfahrung ist leider, wenn man die Jahre danach betrachtet, keine so positive.

Ich ging vor 10 Jahren offen mit meiner Angststörung und darauf folgenden depressiven Phasen mit meinen Führungskräften um und bekam Verständnis und Schutz. Dafür war ich damals sehr dankbar.

Im Laufe der Jahre wendete sich aber schleichend das Blatt. Mir wurde nicht mehr wirklich etwas zugetraut, obwohl ich immer eine gute engagierte Leistung erbrachte und positive Beurteilungen erhielt. Man traute mir aber neue Aufgaben, Projekte etc. nicht mehr zu aus Angst mich zu überfordern und damit erneute Ausfälle zu provozieren. Das war frustrierend für mich und ich brauchte lange, um die Gründe für mein Nicht- Weiterkommen überhaupt erkennen zu können, denn meistens passiert so etwas unterschwellig.

Ich konnte, als ich mich damals offenbarte, einfach nicht abschätzen, welche Nachteile es mir irgendwann bringen würde. Meine Erziehung basierte darauf, immer die Wahrheit zu sagen und danach handelte ich. Das ehrt mich zwar aber ich würde heutzutage jedem Angestellten raten, sehr genau zu überlegen, was er preisgibt und was nicht und vor Allem nicht nur die aktuelle Situation zu betrachten, sondern evtl. Folgen zu bedenken.

Es ist natürlich alles individuell, insofern muss ich mich als Mensch fragen, was ich vom Arbeitsleben erwarte, wo ich mich in 10 Jahren sehe. Und das ist sehr schwierig. Lebensumstände ändern sich, wir entwickeln unseren Intellekt weiter, die Arbeitswelt wird härter, um nur Einiges zu nennen. Da muss man gut abwägen.

Insofern wünsche ich Dir @Sastrie, dass Du für Dich die richtige Entscheidung triffst.

LG Perle

28.10.2023 08:34 • x 3 #4


D
Wie offen jemand seinem Arbeitgeber gegenüber bezüglich seiner Erkrankung sein sollte, muss leider jeder selbst einschätzen und entsprechend entscheiden. Dazu gebe ich auch keinen Tipp, denn ich kenne ja nicht den Betroffenen und auch nicht den Arbeitgeber.

Persönlich würde ich den Klinikaufenthalt schon rechtzeitig ankündigen, tatsächlich aus Fairness dem Arbeitgeber gegenüber. Sollte nach dem Grund gefragt werden, würde ich darauf hinweisen, das mir das zu privat ist und ich auch nicht Verpflichtet bin, eine Diagnose zu nennen. Außerdem ist es gesetzlich nicht zulässig das der Arbeitgeber danach fragt, was ich meinen Arbeitgebern auch so gesagt habe. Es gibt unzählige Erkrankungen über die zu sprechen, schambesetzt ist, daher geht es den Arbeitgeber erstmal nichts an.

Die Kliniken die ich besuchte, hatten immer eine Bescheinigung ausgestellt, auf der nicht die Abteilung beziehungsweise Station genannt wurde und somit nicht ersichtlich war, wo ich behandelt werde. Allerdings ist es natürlich möglich, wenn es eine reine psychiatrische Einrichtung ist, dies zu googeln, wenn der Arbeitgeber sich die Mühe machen will.
Es lohnt sich die Klinik darauf anzusprechen, dass eine „neutrale“ Bescheinigung gewünscht ist. Wie gesagt, ich bekam immer eine.

28.10.2023 11:19 • x 3 #5


T
@Sastrie also ich habe das Glück im sozialen Bereich zu arbeiten. Am Anfang war ich immer wieder krank geschrieben weil ich eben an was körperliches dachte. Da ich mich mit GA ja im großen und ganzen ja normal verhalten, reden etc kann war das positiv. ( unter psychisch haben viele ja so Schizophrenie etc im Kopf ) Hab dann meinem Arbeitgeber gesagt, dass körperlich kein Grund für meine Schmerzen gefunden wurde, also muss es psychisch sein. Deshalb begebe ich mich FREIWILLIG in die Klinik um es abklären zu lassen. Bin jetzt seit einem Jahr krank geschrieben. Hab aber nach der Klinik von Anfang an offen kommuniziert, dass ich nicht weiß ob ich nächste Woche oder in 3 Jahren komme. Die haben jetzt eben seit einem Jahr Krankheitsvertretung eingestellt. Interessant war wie viele meiner Kollegen plötzlich jemand im Bekanntenkreis hatten, dem es gleich geht. Klar besteht die Gefahr , dass der Chef kein Verständnis hat. Aber ich finde schlimmer wäre gewesen er hätte es hinterher herausgefunden. Denn bei der Dauer müsste ich ja sonst erklären warum ich keine OP etc habe.

28.10.2023 11:33 • #6


Donnervogel
Zitat von Sastrie:
Worte. Könnt ihr mir da weiter helfen?


Krankheitsbedingter Ausfall.
Das solltest Du vom Arzt so bestätigt bekommen ohne Details was die Krankheit genau war, das geht den Arbeitgeber nämlich überhaupt nichts an.
Der Arzt steht zudem unter Schweigepflicht.
...alles Gute

28.10.2023 14:13 • x 3 #7


silverleaf
Hallo @Sastrie,

ich würde aus persönlicher Erfahrung und als jemand, der lange im Personalrat gearbeitet hat, fast immer davon abraten, gesundheitliche Details an den Arbeitgeber zu geben (mit einigen wenigen Ausnahmen).

Vor allem dann, wenn die Psyche der Grund ist.

Denn: Du weißt nie, was in Zukunft an Deinem Arbeitsplatz passiert.

Meine Gründe für meine persönliche Meinung ähneln denen, die hier schon genannt wurden:

Auch wenn der aktuelle Chef Verständnis hat, bedeutet das nicht, dass der nächste Chef es auch hat.

Vorweg: Natürlich kann alles gutgehen, natürlich kann es sein, dass der Arbeitgeber Verständnis hat, Rücksicht nimmt, all das kann passieren, aber es kann halt auch anders kommen, und dann sind die Folgen meist sehr unschön. Du kannst Dir halt nicht sicher sein, und dieses Risiko würde ich nicht eingehen, wenn ich keinen mega sicheren Vertrag hätte (und wahrscheinlich nicht einmal dann).



Was die Krankmeldung angeht, wenn es eine psychiatrische Behandlung ist:
Ich sehe auch gute Chancen, dass es sich um eine Abteilung innerhalb eines größeren Klinikkomplexes handelt, der Name der Klinik alleine also nichts über die Station aussagt, auf der Du liegst.
Sollte es so sein, dass Rückschlüsse gezogen werden können, würde ich um eine neutrale Krankmeldung bzw. Liegebescheinigung bitten, das Problem wird dort vermutlich nicht neu sein. Sollte das nicht möglich sein (das würde ich im Vorfeld klären), würde ich das mit dem Arzt besprechen und ggf. von dem eine Bescheinigung ausstellen lassen.

Selbst wenn Du einen super sicheren Arbeitsvertrag hast, schon fast unkündbar bist und absolut sicher im Sattel sitzt, würde ich von meinem Recht Gebrauch machen, keine Details an den Arbeitgeber zu geben.

Denn selbst wenn er Verständnis hat und nicht versucht, Dich irgendwie zu kündigen (dafür werden dann ja gerne auch mal irgendwelche anderen Gründe gefunden), kann es Dir passieren, dass genau das eintritt, was @Perle beschrieben hat:
dass Du künftig übergangen wirst, wenn es um Projekte, Beförderungen usw. geht.

Wie fest ist Dein Arbeitsvertrag denn?
In was für eine Art von Betrieb arbeitest Du denn (groß/ klein und familiär/...)?

Denn viele Arbeitgeber werden vorsichtig, wenn es um psychische Erkrankungen geht:
Sie können bei dieser Art von Erkrankung oft nicht einschätzen, wie es mit der Person weitergeht, wie hoch die Belastbarkeit ist bzw. künftig sein wird usw.
Da ist vielen Arbeitgebern eine schwere körperliche Erkrankung schon fast lieber, da kann man eher abschätzen, wie es weitergehen wird.

Das ist sicherlich nicht schön, aber so sieht zumindest die Realität aus, die ich kennengelernt habe.
(Und wie gesagt: Das ist jetzt nur mein Erfahrungshorizont, andere User werden vielleicht andere Erfahrungen gemacht haben. Aber ich würde das Risiko nicht eingehen.)

Und, wie @Donnervogel schon schrieb, Ärzte und Kliniken stehen unter Schweigepflicht.
Es wird also für Deinen Chef keine Möglichkeit geben, an diese Infos heranzukommen, wenn Du ihm diese nicht freiwillig gibst.

Und Du brauchst/sollst auch keine Geschichten erfinden, was mit Dir los ist und warum Du in eine Klinik gehst. Du bist krank. Punkt. Das langt an Aussage. Mehr braucht er nicht zu wissen, nur den ungefähren Zeitraum, in dem Du krankgeschrieben sein wirst, damit er personell planen kann.

Zitat von Sastrie:
Mir fehlen aber die richtigen Worte. Könnt ihr mir da weiter helfen?

Sehr geehrter Herr/Frau XY, ich werde vom Datum bis voraussichtlich zum Datum krankschreiben sein und daher dem Betrieb/der Firma in diesem Zeitraum nicht zur Verfügung stehen. Eine entsprechende Krankmeldung sende ich Ihnen zu,
Mit freundlichen Grüßen Name

Das sollte ausreichen.

Alles Gute,

LG Silver

30.10.2023 06:33 • x 6 #8


Sastrie
@silverleaf vielen lieben Dank für eure aller Rückmeldungen und besonders dir silverleaf.
Ich arbeite in einem größeren Unternehmen. Allerdings erst knapp drei Jahre. Aber die drei Jahre hatten es in sich.
Ich habe meinem Chef nun geschrieben, dass ich ab .... voraussichtlich ...... lange fehlen werde aufgrund von gesundheitlichen Gründen. Somit haben sie nun Zeit Ersatz für mich zu finden.
LG

30.10.2023 07:26 • x 5 #9


Lina60
Liebe @Sastrie ich gratuliere Dir zur guten Lösung des Problems. Drücke Daumen, dass der Chef Verständnis zeigt

30.10.2023 09:52 • x 3 #10


silverleaf
Liebe @Sastrie,

sehr gerne!

Und ich kann mich @Lina60 nur anschließen: meinen Glückwunsch zur gelungenen Lösung Deines Problems!

Jetzt kannst Du Dich auf Dich und Deine Genesung konzentrieren.

Alles Gute Dir und viel Erfolg für Deinen Aufenthalt ,

LG Silver

30.10.2023 19:17 • x 2 #11


Wasistdas1999
@Sastrie gehst du wegen krankheitsangst in die stationäre Behandlung ?

01.11.2023 19:11 • #12


A


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