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Treibgut
Hallo zusammen,

ich heiße Felix und bin 24 Jahre alt. Ich durchlebe jetzt seit einigen Wochen mal wieder eine Phase in der es mir sehr schlecht geht. Ich leide nach meiner Einschätzung unter einer generalisierten Panik- beziehungsweise Angststörung, sowie einer akuten hypochondrischen Phase die von intensiver Angst vor dem Sterben begleitet wird. Eine Depression kann ich ebenfalls nicht ausschließen. Soweit ich weiß bin ich körperlich gesund, auch wenn mein Körper mir bei jeder Gelegenheit andere Signale gibt die mein von Angst geplagter Verstand dann umgehend als medizinische Notfälle fehlinterpretiert. Aufgrund dieser Problematik ist es mir kaum noch möglich ein normales Leben zu führen. Ich befinde mich derzeit an einem Punkt an dem ich das Gefühl habe selbst nicht mehr mit diesen Problemen fertig zu werden, und ich will es auch nicht mehr. Leider ist es so das ich von den wenigen Menschen in meinem Leben nur sehr wenig Rückhalt erfahre. Wenn ich ihnen meine Ängste und Sorgen anvertraue werde ich meistens nicht ernstgenommen, belächelt und immer häufiger auch verspottet. Ich bin es leid mich vor ihnen erklären zu müssen, sie verstehen es ja doch nicht, wie könnten sie auch.

Mein Leben war bis hierhin sehr bewegt. Ich hatte eine schwierige Kindheit mit mehreren Umzügen, Schulwechseln und Heimaufenthalten. So etwas wie Stabilität war mir meine gesamte Kindheit lang fremd. Ich war mein ganzes Leben lang allein. Meine Mutter hat seit dem ich denken kann selber psychische Probleme sowie seit einigen Jahren massive Suchtprobleme. Meinen leiblichen Vater habe ich nie kennengelernt. Ich habe außerdem zwei Halbschwestern die beide nach der Geburt zur Adoption freigegeben wurden und zu denen ebenfalls kein Kontakt besteht.

Meine Lebenssituation hat sich bis heute leider nur wenig gebessert. Ich habe bis vor kurzem noch bei meiner Mutter gewohnt und bin derzeit quasi obdachlos da die Situation Zuhause aufgrund ihrer Suchtprobleme für mich nicht mehr tragbar war und ich daraufhin ausgezogen bin. Ich beziehe seit kurzem Leistungen vom Staat, was zwar äußerst unangenehm ist, mir allerdings kurzfristig das überleben sichert. Ich habe einen Hauptschulabschluss und keinerlei berufliche Ausbildung. Gelebt habe ich bisher von Gelegenheitsjobs in der Gastronomie.
Wie ihr euch sicher denken könnt ist es mir aufgrund der oben geschilderten Schwierigkeiten momentan einfach nicht möglich irgendeiner beruflichen Tätigkeit oder Ausbildung nachzugehen. Selbst ganz alltägliche Dinge werden für mich zu einer echten Herausforderung und Sachen die für andere selbstverständlich sind und auch für mich noch bis vor kurzem waren, schüchtern mich plötzlich ein.

Ich leide permanent unter körperlicher Anspannung, was sich unter anderem durch verspannte Muskeln und verstärkte Atmung äußert. Ich habe fast immer das Gefühl keine oder nicht genug Luft zu bekommen. Ich wache manchmal früh morgens auf und zittere am ganzen Körper, ohne das mir kalt ist. Mir ist häufig schwindelig, ich mag nichs mehr essen, so das ich bereits mehrere Kilo an Gewicht verloren habe. Oft fühle ich mich benommen, habe Schwierigkeiten mich auf die einfachsten Dinge zu konzentrieren und bin auch ansonsten völlig anteilnahmslos. Dann tauchen immer wieder kurze Zustände auf in denen die Angst besonders schlimm ist. Es beginnt meistens damit das sich mein Puls beschleunigt, dann steigt langsam Panik auf, mir wird übel, meine Hände werden kalt, fangen an zu kribbeln und schwitzen. Ich atme schneller, fange an zu hyperventilieren, bis sich alles um mich dreht und ich glaube ohnmächtig zu werden. Diese Panikattacken sind für mich nicht neu. Ich hatte in meiner Jugend bereits über Jahre hinweg Schwierigkeiten damit, war deswegen jedoch nie in Behandlung, allerdings waren die Symptome auch nie so körperlich wie heute. Irgendwann wurde es dann besser. Mir ist bewusst das es praktisch ausgeschlossen ist an so einer Attacke zu sterben, jedoch nützt mir dieses Wissen in solch einem Augenblick oft sehr wenig da diese Flut aus Adrenalin und Panikgedanken so erdrückend ist das mein Verstand sich ausschaltet und ich nur noch hilflos darauf warten kann das die Symptome langsam nachlassen.

Hinzugekommen ist auch die Angst vor dem Tod. Es gibt keinen Tag mehr an dem ich nicht daran denke. Ich habe in meinem Leben sehr viel gesehen und bin mir über all die furchtbaren Dinge die einem Menschen widerfahren können sehr bewusst. Ich fühle mich sehr verwundbar und denke oft das mir früher oder später etwas schlimmes zustoßen wird, sei es ein Unfall oder eine schwere Krankheit. Vor drei Jahren war ich dabei als mein Großvater starb. Ich habe seine Hand gehalten als er auf dem Sterbebett lag und sein Herz aufhörte zu schlagen und er ein letztes Mal einatmete. Auch wenn ich diesen Augenblick als sehr friedlich und auf eine traurige Art und Weise als schön empfunden habe, so hat es dennoch Spuren bei mir hinterlassen. Es ist gar nicht mal so sehr die Angst vor Krankheiten die mich quält, sondern die Angst davor ganz plötzlich zu sterben. Der Augenblick in dem man erkennt das das eigene Leben zu Ende ist, unwiderruflich, ohne das irgendjemand oder irgendetwas daran ändern könnte. Der ultimative und unausweichliche Verlust von Kontrolle. Diese Angst verfolgt mich auch in meinen Träumen. Ich träume beispielsweise oft das jemand versucht mich zu töten. Der Augenblick in dem ich sterbe ist dabei so real wie er nur sein könnte. Die Vorstellung das mein Bewusstsein, mein Charakter, all das was mich ausmacht, eines Tages einfach für immer erlischt, das ist für mich unvorstellbar beängstigend. Dieses Thema wirft natürlich auch viele Fragen auf, Fragen die bisher niemand für mich beantworten konnte. Ich würde unendlich gerne an irgendetwas glauben. Glauben, das das Leben wie wir es leben irgendeinen Sinn ergibt, das jeder von uns eine Aufgabe hat. Ich habe einen Freund einmal gefragt wie er sich den Tod vorstellt, woraufhin er mich fragte „Wie war es denn bevor du geboren wurdest?“. Die Vorstellung einfach nicht mehr existent zu sein lässt einen vieles in Frage stellen. Diese Erkenntnis sorgt bei mir jedenfalls schon lange für einen bitteren Beigeschmack bei allem was ich mache oder tue. Hin und wieder bekomme ich diese Unwirklichkeitsgefühle, als wäre alles um mich herum gar nicht echt. Wer weiß, vielleicht ist es das auch nicht. Bei dem was auf der Welt gerade alles wieder passiert ist das nicht mal der schlechteste Gedanke. Es drängt sich mir manchmal die Frage auf wer hier wirklich psychische Probleme hat. Als anständiger, sensibler und empathischer Mensch mit offenen Augen und klarem Verstand, muss man doch früher oder später verrückt werden.

Es tat gut meine Gedanken einmal aufzuschreiben. Ich weiß nicht genau was ich mir davon erhoffe, aber vielleicht findet sich ja irgendjemand in meinem Text wieder und hat Lust ein paar Gedanken auszutauschen. Es gibt für mich sonst niemanden mit dem ich das teilen könnte. Ich versuche mich erst einmal nicht unterkriegen zu lassen und erwarte mit Freude eure Antworten. Es tut mir leid wenn der Text etwas lang geraten ist, aber ich wollte euch zumindest einen ungefähren Eindruck davon vermitteln was bei mir los ist. Bis dahin erstmal!

Liebe Grüße, Felix.

03.07.2015 00:15 • 18.07.2015 x 1 #1


20 Antworten ↓


Dragonlady_s
Hallo Felix und erstmal herzlich willkommen hier.

Ich finde mich zumindest was das angst und Panik Problem betrifft definitiv in deinem Text wieder.

Was versuchst du dagegen zu unternehmen? So wie du schreibst bist du noch nie in Behandlung gewesen.

03.07.2015 00:27 • #2


A


Angst, Panik & Hypochondrie - Der ganz normale Wahnsinn

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bine30
Hallo. Bin auch neu hier. Ich heisse Sabine bin 30 Jahre alt und leide unter Panikattacken und Hypochondrie.
Ich hatte auch eine sehr schwierige Kindheit. Und jetzt, umso älter ich werde und eine eigene Tochter habe kommt wieder alles hoch. Ich bin immer auf der Suche nach der Aberkennung und der fehlenden Liebe die ich von meiner Mutter nie bekam. Darum gelingt es mir auch nicht eine aufrechte Beziehung zu führen. Am Sonntag machte mein Freund mit mir Schluss aufgrund meiner Verlustsangst und Eifersucht. Da ich zu denen Gehöre die ihre Gefühle immer unterdrücken hatte ich heute eine der schlimmsten Attacken die ich bis jetzt hatte. Ich schleppe mich schon seit Monaten in die arbeit und habe auch immer Todesangst. Ich kontrolliere 20 mal am Tag meinen Blutdruck...habe immer meine Finger auf der Pulsader.
Mich macht es auch schön langsam ziemlich fertig. Kann mit meiner Tochter kaum noch was unternehmen weil ständig die Angst dabei ist.
Ich war mal so ein lebensfroher Mensch ...immer lustig ....ich will wieder so werden wie früher...

03.07.2015 00:58 • #3


L
Lieber Felix,

in deiner Angst vor dem Tod finde ich mich 1:1 wieder.
Dank Antidepressiva komme ich zur Zeit gut klar mit meinen hypochondrischen Ängsten, ich denke, ich habe die richtige Dosis gefunden, die mich auch noch an mir arbeiten läßt und das Thema Tod bearbeite ich auch zur Zeit.
Du bist ein intelligenter junger Mann, dein Schreibstil lässt tief blicken.
Gib nicht auf, arbeite am Thema Tod, du hast dir jetzt ( staatliche) Hilfe geholt und das ist gut so. Ich denke, du hast viel Potential.
Eine Lösung habe ich nicht für dich aber großes Verständnis und Mutgefühl.
Jeder muss SEINEN. Weg finden, ich hoffe, du bekommst inspirierende Ideen!

03.07.2015 17:15 • x 2 #4


Hotin
@ Treibgut

Hallo Felix,

Zitat:
Soweit ich weiß bin ich körperlich gesund, auch wenn mein Körper mir bei jeder Gelegenheit andere Signale
gibt die mein von Angst geplagter Verstand dann umgehend als medizinische Notfälle fehlinterpretiert.


Da kannst du bestimmt einiges dran verbessern.
Es ist Deine bisherige Sichtweise, das Dein Verstand geplagt wird.
Normalerweise ist aber jeder Mensch der eigene Chef seines Verstandes.
Kann es sein, dass Du die Bewertung Deiner Signale, die vom Körper an Dein Gehirn gesendet werden,
Deinen Signalen selbst überlässt.

Das wäre so ungefähr, als wenn Du einem Kind selbst überlässt, wie es sich
erzieht. Das kann gut gehen. Oft werden solche Kinder aber Schwierigkeiten haben, auf andere Rücksicht zu
nehmen und ziemlich schnell ungeduldig sein. Sie werden anderen gern auf den Nerven anderer herum tanzen.
Zitat:
Ich befinde mich derzeit an einem Punkt an dem ich das Gefühl habe selbst nicht mehr mit diesen
Problemen fertig zu werden, und ich will es auch nicht mehr.


Das ist dann häufig das Ergebnis von falschem Umgang mit seinen Gefühlen

Deine Ängste sind ein Teil Deiner Gefühle. Und für die Bewertung Deiner Gefühle
bist Du hauptsächlich selbst verantwortlich. Wann hast Du zum letzten mal die
lauten Schreie Deiner Angstgefühle als sehr übertrieben bewertet? Wann hast Du
zum letzten Mal nach einem starken Angstgefühl zu Deinem Kopf gesagt.
Das kann jetzt aber gar nicht sein, das das so schlimm sein wird, wie Du (Angst) mir das meldest.

Zitat:
Mir ist bewusst das es praktisch ausgeschlossen ist an so einer Attacke zu sterben, jedoch nützt mir dieses Wissen in solch einem Augenblick oft sehr wenig da diese Flut aus Adrenalin und Panikgedanken so erdrückend ist das mein Verstand sich ausschaltet und ich nur noch hilflos darauf warten kann das die Symptome langsam nachlassen.


Eine laufende Panikattacke zu unterbrechen ist nicht immer einfach.
Besser könnte Dir helfen, innerlich ausgeglichener zu werden. Mit Deinen Gefühlen solltest Du Dich etwas
mehr anfreunden und auch häufiger mit ihnen reden.
Das ständige Gespräch mit Deinen Gefühlen bringt mehr Ruhe in deinen Verstand. Du beginnst zu
verstehen, was Dein Körper möchte und warum er Dir bestimmte Signale (Ängste) meldet.

Wenn ich aktuell Gefühl bei Dir wäre, würde ich lieber ausziehen. Dies geht aber
leider nicht. Also fange ich mal an Stress zu machen. Wenn Du sowieso mit mir wenig anfangen willst,
kann ich auch machen, was ich will. Du nimmst keine Rücksicht auf mich (Gefühl). Also nehme ich auch
keine Rücksicht mehr auf Dich.

Mir geht es dadurch nicht viel schlechter. Den Haupt-Nachteil hast Du.
Zitat:
Ich würde unendlich gerne an irgendetwas glauben. Glauben, das das Leben wie wir es leben
irgendeinen Sinn ergibt, das jeder von uns eine Aufgabe hat.


Dann glaube doch an irgend etwas. Glauben heißt nicht wissen. Alle Völker und Kulturen haben einen Glauben an
eine Macht, die stärker ist als der Mensch.
Der Mensch scheint solch einen Glauben für seinen Lebenssinn und einiges mehr
unbedingt zu benötigen.

Viele Grüße

Hotin

03.07.2015 18:18 • #5


Treibgut
Hallo,

als erstes möchte mich bei allen für ihre Beiträge bedanken. Ich hatte schon ein wenig die Befürchtung das mein Thema hier einfach untergehen könnte.

@Charly: Vielen Dank insbesondere für deine lieben Worte. Ich weiß das sehr zu schätzen. Denk daran, die Angst vor dem Tod bewahrt uns nicht davor zu sterben, sondern nur davor zu leben. Für jeden von uns ist irgendwann der Tag gekommen, daran können wir im Augenblick nichts ändern, aber mach dir keine Sorgen, das haben schon viele vor uns geschafft. Bis dahin bleibt uns nur zu hoffen das es uns die Wissenschaft eines Tages ermöglicht unsere Köpfe auf die von Affen zu transplantieren. Dann heißt es irgendwann nur noch: Schimpanse, Orang-Utan, oder Gorrila? Man, ich würde das erste mal gut aussehen, naja, bis auf den Kopf natürlich. Wobei ich bei meinem Glück wahrscheinlich einen Primaten mit Bierbauch erwische.

Ich war gestern nach einer weiteren intensiven Panikattacke so entnervt das ich in die psychiatrische Notaufnahme gefahren bin. Als ich dort ankam schickte man mich umgehend in eines der Häuser in dem die stationären Patienten untergebracht sind. Ich verbrachte dort mehrere Stunden damit mir auf einer alten Holzbank den Hintern wund zu sitzen und auf einen Arzt zu warten. Währenddessen musterten und umkreisten mich einige der Patienten, von denen ich mir sicher bin das der Großteil an Schizophrenie litt. Die Szenen die sich dort abspielten erinnerten mich stark an den Film Einer flog über's Kuckucksnest. Ich fragte mich ob ich schon bald ihr neuer McMurphy sein würde. Abgesehen von der Angst auch einmal so zu enden überkam mich allerdings auch ein Gefühl der Erleichterung sowie der tiefen Ehrfurcht. Die Menschen die dort leben können einem wirklich leid tun. Nach einigen Stunden tauchte dann endlich ein junger Assistenzarzt auf und bat mich in sein Büro zu kommen. Ich habe mich etwa eine knappe halbe Stunde mit ihm unterhalten und ihm grob meine Situation sowie meine Beschwerden geschildert. Er sagte er wolle sich mit einer Diagnose noch nicht festlegen, aber es deutet wohl einiges auf eine Panikstörung sowie eine Depression mittleren Grades hin. Er sagte dann allerdings noch etwas, etwas das mich erstarren lies. Es wäre unter Umständen möglich das meine Symptome auf eine beginnende Schizophrenie hindeuten, auch wenn er zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht davon ausgeht. Das von einem Arzt zu hören jagte mir selbstverständlich große Angst ein. Nach dem ich nun selber kurz zuvor mitansehen musste wie es solchen Menschen ergeht, muss auch ich jetzt die Möglichkeit in Betracht ziehen das es mir auch irgendwann so gehen könnte. Ich bin daraufhin so mit ihm verblieben das ich mich am Montag telefonisch dort melde und dann umgehend eine ambulante Gesprächstherapie dort beginne. Parallel dazu sagte er solle ich unbedingt weiter organische Ursachen für meine verschiedenen körperlichen Ursachen abklären lassen. Das lasse ich mir selbstverständlich nicht zwei mal sagen. Ich werde also auch diesen Monat wieder meine Versicherungskarte zum glühen bringen. Ich bin sehr gespannt darauf was mich in diesen Gesprächen erwartet und auch wie ich darauf reagieren werde. Ich könnte mir vorstellen das es sehr aufwühlenden sein kann sich plötzlich mit all den Dingen die man sonst so sorgfältig verdrängt hat auseinander zu setzen. Die Einnahme von Medikamenten schließe ich übrigens grundsätzlich aus. Zum einen aus Angst vor den Nebenwirkungen, und zum anderen weil ich nicht möchte das meine Persönlichkeit durch fragliche Substanzen in negativer Form beeinflusst wird. So lange ich mir noch die Schuhe zubinden kann ist das für mich keine Option.

Bis dahin erstmal!

Liebe Grüße, Felix.

04.07.2015 13:44 • #6


M
Hallo ich bin Marion und neu hier.
Habe eben einen langen Bericht von mir geschrieben und weiß nicht ob der überhaupt
angekommen ist und wenn wo?
Ich finde mich hier nicht gut zurecht

04.07.2015 15:15 • #7


Schlaflose
Zitat von Marion-Juliane:
Habe eben einen langen Bericht von mir geschrieben und weiß nicht ob der überhaupt
angekommen ist und wenn wo?


Der ist wohl verschütt gegangen. Du kannst in deinem Profil sehen, wieviele Beiträge du geschrieben hast. Dort ist nur dieser Beitrag hier angezeigt.

04.07.2015 15:41 • x 1 #8


M
Danke dir ganz lieb das du mir das mitteilst.
Komm noch nicht so richtig klar hier ist alles noch sehr verwirrend

04.07.2015 16:33 • #9


M
Hallo.....das was Felix schreib kenne ich auch.

Ich hatte 1982 den ersten Panikanfall, damals wusste ich nicht was es war.
Mitten beim Theaterbesuch - Herzrasen, Zittern, Schweißausbruch - ich dachte
nun sterbe ich. Aber als ich aus dem Theater, das ich Fluchtartig verließ, raus war
war es wieder gut.
Aber die Anfälle häuften sich - ich konnte bald nicht mehr einkaufen gehen
wollte nirgends mehr hin. Das war auch Belastung für meinen Mann und meiner Tochter.
Ich saß am liebsten zu Hause. Bloß nicht raus.
Aber in der ambulanten Therapie wurde langsam, ganz langsam besser.
hat ca 1,5 Jahre gedauert, aber wie gesagt es wurde mit der Zeit besser.
Also nicht die ganzen 1,5 Jahre Panik und Angstattacken.
Ängstlich bin ich in vielen Dingen geblieben.... mag keine Tunnel,
Menschenansammlungen. mitten drin sitzen im Kino, Fliegen, Autobahn.
ABER ich bin in Urlaub geflogen, fahre durch den Elbtunnel und benutze die Autobahn
zwar mit Herzklopfen aber tu es und es ging auch immer gut.
Im Kino oder Theaterbuche ich Seitenplätze und Menschenmassen meide ich.
Ich muss mich nicht als Heldin fühlen.so konnte ich bis 1995 ein normales gutes Leben Leben. Dann erkrankte ich schlimm an Krebs, 12 OP und zweimal reanimiert. Danach kamen sie wieder die Panik und Angstanfälle. Schlimmer, wieder ambulante Therapie. Zwei Jahre - bis auch sie wieder völlig verschwanden. Durch die Krebserkrankung kam ich in die Erwerbsunfähigkeitrente.
Aber ich baute mir im laufe der Zeut ein neues Leben auf. Übernahm einige Ehrenämter, später in der Vorstandsarbeit.Konnte viel mit auf dem Weg bringen und war Politisch tätig. Hier im Stadtrat. Mittlerweile
bin ich 68 Jahre jung. Aber ich spürte ende des Jahres, es wird zu viel und ich komme nicht mehr zu Dingen die MIR wichtig sind. Familie unsern Garten, Malen, lesen...ich hatte nur noch Termine, Termine. Dann bekam ich ende Feb. die Grippe, so richtig heftig und anschließend eine leichte Blasenentzündung, die ich noch als Nachwehen der Grippe ansah. Aber weit gefällt Tage spter klappte ich hier mit Schüttelfrost und 40gr. Fieber zusammen. Toxische Bakterielle Infektion
Lange Zeit Antibiotika. Nesselfieber kam noch dazu.
Und die Angst und Panik kam auch wieder, aber so entsetzlich schlimm.
Die Angst war den ganzen Tag in mir.

ich scheib gleich weiter - hier kommt ein dickes Gewitter, Auflagen reinholen


Ich machte eine ambulante Therapie,

04.07.2015 18:15 • #10


M
Die Angst war nun mein ständiger Begleiter.
Meine Therapeutin und auch meine Ärztin war randvoll, sie hat dann aber eine Stunde in der Woche Abends mir ermöglich. Bei anderen Therapeuten 6 Mo. Wartezeit. Wer aus der Angst raus will muss erst in sie hinein. Ich machte mir jeden Abend einen Zettel was ich mit oder Trotz der Angst tun wollte. Das hab ich auch immer geschafft. Hier zu Hause und im Garten ging es, aber einkaufen war oft eine große Hürde . Aber ich machte es. Ich wußte das sind alles nur Symphtome. Ich falle nicht um, ich sterbe nicht. Das ist die Angst nicht ich. Aber war und ist schwer auszuhalten.
Es wurde aber durch diese eine Theraphiestunde nicht weniger. Wochenlang täglich Angst immer,
Dauerzustand. Morgen wollte ich nicht aufstehen aus Angst vor dem Tag. Aber das schreckliche Gedankenkarussell das Morgens durch meinen Kopf lief, dass ich nicht kontrollieren, nicht stoppen konnte, zwang mich aufzustehen. Es war kein Leben mehr.
So war ich zwei Wochen stationär in einer Klinik. Medikamente - Antidepressiva, wollte ich nicht.
Ich muss mich daher hier outen - ich bin trockene Alk., aber seit 33,5 Jahren trocken.
Die Medikamente machen nicht süchtig sagt der Arzt. OK aber ich bin schon Suchtkrank?
Was passiert dann ? wenn er mir versprechen kann, dass ich nicht wieder Rückfällig werde davon....
nein das konnte er NICHT und das Risiko war auch ihm zu groß. So lernte ich dort mit dieser Angst umzugehen. Dinge mit der Angst zu machen. Generalisierte Angsterkrankung nennt sich das was ich habe. Dauerangst. Mittlerweile ist es milder aber noch nicht weg. Ich mag immer noch nicht alles
tu mich oft schwer das auszuhalten. Morgens das Gedankenkarussell ist weg, gern aufstehen - nein
immer noch nicht. Hinzu kam nun etwas das vorher so nicht war, die unendliche Traurigkeit.

Dazu schreibe ich gleich noch was.

04.07.2015 18:35 • #11


M
Ich nehme seid meiner Krebs OP leichte Hormontabletten.
Und in der Klinik ist mir etwas aufgefallen. Ich muss dazu sagen, dass ich als ich so krank war
und auch in der Klinik die oft vergessen habe zu nehmen.
Ja und dann fiel mir auf - immer wenn ich die NICHT nahm- war die Traurigkeit wenig oder gar nicht. Das konnte ja nicht sein nah ich doch Jahrelang.
Hier zu Hause ließ ich die dreiTage weg und dann nahm ich wieder eine und dann am Mittag des Tages
fiel ich in eine solche Depression. Ich war zu Tode betrübt, ich sass im Stuhl und wollte nicht aufstehen. Ich hing in einem schwarzen Loch ganz unten. Wollte nicht mehr leben. Vier Monate lebt ich nun schon in diesem Tunnel aus Angst und Traurigkeit. Vier lange Monate das Gefühl nicht zu leben, von der Angst beherrscht zu werden.
Meine Mann bekam Angst um mich. Am nächsten Morgen gleich um 8 Uhr standen wir bei meiner Frauenärztin vor der Tür. Die war erschüttert In den Nebenwirkungen der Tablette steht unter häufig - Depression! Aber ich habe die doch Jahrelang genommen ohne Problem. Habe 20 Jahre mein Leben gut gelebt. ABER der Menschliche Körper kann sich verändern.
Ich soll sie ab sofort absetzten. Ausschleiiichen - aber ich habe die ja die letzten Wochen unregelmäßig genommen. Also Schluß damit. Das war am Donnerstag.
Die Traurigkeit ist seid dem spürbar weniger. Nur ab und an habe ich das Gefühl weinen zu müssen.
ABER nun kommt meine Freundin die ANGST und schleicht sich in meine Gedanken......
Na warte mal ab was da an Entzugerscheinung noch kommt, das wird bestimmt ganz schlimm.
Ich versuche gegen zu steuern - na was soll da denn kommen. Unruhe und Schlafstörungen sagt die Fr.Ärztin - na das alte ich tausendmal besser aus als die Depressionen.
Unruhig bin ich, war ich auch mit der Angst. Schlafen konnte ich letzte Nacht nicht gut. Macht nichts. Die Angst hält sich auch heute in Grenzen. Die Traurigkeit ist minimal.
Ich hoffe das es an der Hormontablette lag. Denn diese Traurigkeit war grausam

Generalisierte Ängste dauern in der Regel 6 Monate.
Sie wird milder die Angst. Ich werde das schaffen .
Ich las mich von Ihr nicht unterkriegen. Ich will wieder leben, lachen und Freude haben

04.07.2015 18:55 • #12


Treibgut
Nanu, ist keiner mehr da? Hallo? Wo seid ihr alle?

06.07.2015 21:06 • #13


bine30
Hallo...

06.07.2015 21:10 • #14


bine30
Alles klar bei dir? Mir geht's heute gut

06.07.2015 21:11 • #15


Perle
Hallo Felix,

ich halte Dich aufgrund Deiner Zeilen für einen ziemlich klugen und sensiblen Menschen und es wundert mich überhaupt nicht, dass Du eine Angststörung und eine Depression hast bei dem, was Du bisher erlebt hast.

Ich war für einige Wochen auf einer psychosomatischen Akutstation (also keine Psychiatrie) eines Krankenhauses, dort wurde ich erst einmal körperlich und seelisch soweit stabilisiert, dass ich überhaupt in der Lage war an mir zu arbeiten. die körperlichen Schmerzen haben mich fast um den Verstand gebracht, von daher weiß ich wie es Dir geht. Vielleicht wäre so eine Akutstation ein erster Schritt für Dich in die richtige Richtung. Dort gibt es übrigens auch i.d.R. Sozialberatungsstellen, die mit Dir Deinen beruflichen Weg besprechen und auch mit Dir gemeinsam in die Wege leiten können.

Du bist noch viel zu jung, um mit 24 Jahren über den Tod nachzudenken. Sicher gehört das auch mit zum Leben dazu - genau so wichtig ist es aber auch, dass Leben zu genießen und auszukosten! Und lasse Dir bitte nichts einreden von Wegen evtl. beginnender Schizophrenie. Das ist totaler Quatsch!

Übrigens habe ich mich auch monatelang dagegen gewehrt, ein Antidepressivum zu nehmen. Ich wurde eines Besseren belehrt. Meine Persönlichkeit hat sich dadurch nicht verändert. Ich bin dadurch wieder optimistischer geworden und seelisch stabiler. Aber das nur nebenbei.

LG, Martina

06.07.2015 21:36 • x 2 #16


Julschen90
Hallo ihr Lieben,

ich leider auch ständig unter Angst, seit März ist es ganz schlimm. Das kleinste körperliche Weh-Wehchen bringt mich aus dem Gleichgewicht. Nun ist es seit ein paar Wochen mein Herz, es zwickt es piekt und dann diese Extrasystolen und schwer Luft bekommen. Ich habe ständige Angst, dass etwas passiert oder es stehen bleibt, was natürlich vollkommener Quatsch ist. Seit 4 Wochen bin ich bei einer Psychologin. Hoffentlich hilft es!
Zum Glück habe ich nachher einen Termin bei meinem Hausarzt, der soll mich nochmal abhören und EKG machen... ICH WILL DAS ALLLES NICHT MEHR! Ich war früher so lebensfroh und stark. Jetzt bin ich nur noch ein Häufchen Elend...

Liebe Grüße, Julia

07.07.2015 14:37 • #17

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A
Hallo Felix,

auch ich bin neu hier im Forum und zufällig gleich auf deine Geschichte gestoßen. Ich finde es wirklich bewundernswert, wie klar und präzise du deine Situation und Gedanken beschreiben kannst. Die Angst vor dem Tod und dem Nichts danach kann ich sehr gut nachvollziehen. Das hat mir selbst schon viele schlaflose Nächte beschert. Leider hab' ich keinen klugen Ratschlag, aber ich hoffe wirklich, dass die Gesprächstherapie für dich ein erster Schritt in die richtige Richtung ist.

Du hältst uns hier hoffentlich ein bisschen auf dem Laufenden?

Viele Grüße
Christina

08.07.2015 22:03 • x 1 #18


Treibgut
Hallo Aufziehvogel,

vielen Dank für das nette Kompliment! Ich bin eigentlich nicht daran gewöhnt meine Gedanken und Gefühle niederzuschreiben, aber gebe ich mir immer große Mühe, die Dinge für den Leser möglichst nachvollziehbar zu beschreiben. Wie geht es dir? Das was ich von dir gelesen habe kommt mir alles sehr vertraut vor. Wir sind außerdem im selben Alter. Du kannst mich jederzeit privat anschreiben wenn dir danach ist.

Bei mir hat sich in den letzten Tagen nicht allzu viel getan, doch es gibt einige kleine Fortschritte. Ich hatte vor über einer Woche meine letzte richtig schwere Panikattacke. Die körperlichen Symptome dieser Attacke waren allerdings so stark ausgeprägt das ich in dem Moment keine andere Möglichkeit sah als einen Krankenwagen zu rufen. Es war das volle Programm! Plötzlich auftretende Tachykardie, thorakaler Druck, Dyspnoe, einhergehend mit kaltem Schweiß, Schwankschwindel mit Gangunsicherheit, sowie einem starken Kribbeln in den Extremitäten. Ich hatte im Grunde genommen einen Herzinfarkt, der allerdings keiner war, laut der behandelnden Ärztin. Ich könnte ja jetzt so tun als würde ich dem unauffälligem 30 sekündigen Elektrokardiogramm glauben schenken, aber machen wir uns nichts vor. Mittlerweile werte ich schon selbstständig meine Blutbilder aus, nur um noch einmal sicher zu gehen, oder auch zweimal. Inzwischen haben sich auch einige neue Ängste zu der Panik hinzugesellt. Ich habe nun die Befürchtung eine plötzliche Aortenruptur zu erleiden. Auch hier zeichnet sich für mich wieder einmal die unbewusste Angst vor Kontrollverlust ab. Ich befürchte außerdem einen anaphylaktischen Schock zu erleiden. Ein weiteres Krankheitsbild das jederzeit auftreten kann und bei dem man innerhalb kürzester Zeit das Bewusstsein verliert. Es gibt was meine Ängste angeht also ein klares Muster. Ich versuche mich trotz alledem nicht zu sehr davon einschränken zu lassen, auch wenn es mir ehrlich gesagt sehr schwer fällt. Ich möchte am liebsten gar nicht mehr vor die Tür gehen und mich nur noch in mein Wasserbett verkriechen. Ein Glück das ich nicht auch noch Seekrank werde! Ich habe trotz meiner aufflammenden Agoraphobie einen Termin bei der Karriereberatung der Bundeswehr wahrgenommen, den ich noch zu einer Zeit gemacht habe in der es mir besser ging. Ich werde dieses Jahr 25 und habe noch immer keinerlei Zukunftsperspektive. Die Bundeswehr bietet mir eine, und sie wäre die Lösung für alle meine unmittelbaren existenziellen Probleme. Wie ihr euch sicher denken könnt ist das Ganze allerdings durch meine psychosomatische Problematik sehr stark gefährdet, auch wenn ich der Auffassung bin das ich selbst in diesem Zustand noch belastbarer bin als viele andere. Ich verspüre das erste Mal seit sehr langer Zeit wieder so etwas wie Ehrgeiz, und ich habe mich dazu entschieden dort eine Ausbildung als Einsatzsanitäter zu beginnen. Diese wird nach meinem derzeitigen Kenntnisstand auch im zivilen Bereich anerkannt, was bedeutet das ich nach verlassen der Bundeswehr Rettungssanitäter werden könnte. Ein Beruf der mich nicht nur wegen meiner Hypochondrie und dem dadurch verstärktem Interesse an Medizin interessiert. Ich wäre dann nämlich im Fall der Fälle auch gleich in einem Rettungswagen. Nein, Spaß beiseite. Mein Wunsch ist es natürlich Menschen zu helfen! Ich wünsche mir einen anspruchsvollen Job auf den ich stolz sein kann und der viel Abwechslung bietet. Ich hoffe sehr das ich meine Probleme bald in den Griff bekomme und dieser Traum für mich in Erfüllung geht. Ich werde mich dadurch zwar auf diesem Planeten nicht weniger deplaziert fühlen, jedoch habe ich dann wenigstens eine Aufgabe.

Ich habe nun in der Zwischenzeit endlich einen Hausarzt gefunden. Dieser hat mir kurzer Hand ein Antidepressivum namens Doxepin verschrieben. Hat einer von euch damit bereits Erfahrung gemacht? Er sagte es sei sehr niedrig dosiert (10mg) und würde in akuten Situationen schnell wirken.

Na gut, das war's erstmal so weit von mir. Es tut mir übrigens leid das dass mit der Antwort so lange gedauert hat. Manchmal fällt es mir einfach schwer mich aufzuraffen. Seelenstriptease, und sei er auch nur virtuell, kostet mich jedes Mal Überwindung.

15.07.2015 15:48 • #19


Schlaflose
Zitat von Treibgut:
Ich habe nun in der Zwischenzeit endlich einen Hausarzt gefunden. Dieser hat mir kurzer Hand ein Antidepressivum namens Doxepin verschrieben. Hat einer von euch damit bereits Erfahrung gemacht? Er sagte es sei sehr niedrig dosiert (10mg) und würde in akuten Situationen schnell wirken.


Ja, ich nehme Doxepin seit 7 Jahren gegen Schlafstörungen. Aber 10mg ist ja noch weniger als die empfohlene Eintiegsdosis. Ich fing mit 25mg an und steigerte alle drei Tage um 25mg, bis ich bei 125 war. Diese Dosis nahm ich ich ca. 2 Jahre lang und fing dann an, ganz langsam zu reduzieren. Ich nehme aktuell je nach Stresslage zw. 25 und 50mg. Wenn ich Urlaub habe, gehe ich auch etwas unter 25. 10mg würde ich überhaupt nicht merken. So wenig wird eigentlich nur zur chronischen Schmerzbehandlung verschrieben.

15.07.2015 17:06 • #20


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