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Hallo zusammen,

vor drei Wochen war ich auf einem Festival und habe dort viel Alk. und etwas zu viel Speed genommen. Ich habe eine Line durch die Nase gezogen und um ca. 3 Uhr morgens zwei Dinger mündlich genommen. Die Party war mega und wir haben richtig gefeiert.

Am nächsten Morgen wachte ich mit übelstem Herzrasen auf und fuhr in die Notaufnahme, weil ich dachte, ich sterbe. Dort begannen plötzlich Halluzinationen — vermutlich weil die mündlich eingenommene Dosis zu wirken anfing. Es war kein richtiger Bad Trip, ich wusste, dass das Halluzinationen vom Speed sind. Ich hatte riesige Pupillen und fuhr dann mit dem Taxi nach Hause. Den ganzen Tag blieben die Halluzinationen und die vergrößerten Pupillen.

Am Abend fuhr ich nochmal in die Notaufnahme, weil das Herzrasen und die Halluzinationen immer noch da waren. Die Halluzinationen waren durchgehend liebevoll (zum Beispiel sah ich zwei süsse Hasen, die vor dem Spital Gras fraßen). Sie checkten mich durch und entließen mich nach Gabe eines Benzos wieder nach Hause. Am nächsten Morgen waren Herzrasen und Halluzinationen komplett verschwunden und sind bis heute nicht wiedergekommen.

Was geblieben ist, sind heftige Angstschübe — die Angst, „verrückt“ zu werden — außerdem starke Benommenheit, unkontrolliertes Gedankenrasen und ein eingeengtes Gefühl. Ich beobachte meine Gedanken sehr genau, weil mich manche Gedanken extrem verunsichern. Ich habe viel über Schizophrenie und Psychose gelesen und steigere mich darin richtig rein, weil ich durch die anhaltende Angst sowieso auf Alarmbereitschaft bin.
Vor zwei Tagen war ich beim psychiatrischen Dienst. Die sagten, dass ich überhaupt nicht psychotisch wirke und wahrscheinlich an einer Angststörung mit Zwangsgedanken leide, die sich auf die Psychose-Thematik beziehen. Entweder bin ich ein guter Schauspieler und täusche das vor, oder sie liegen richtig und meine Angst triggert ähnliche Symptome. Ich höre keine Stimmen und sehe aktuell nichts, was nicht da ist. Wenn ich mir nachts an der Tankstelle vorstelle, dass mich jemand verfolgt oder angreift (DP/DR-Gefühl), bekomme ich Panik, obwohl ich rational weiß, dass mir niemand etwas tut.
Das Einzige, das mir momentan noch Sicherheit gibt, ist meine innere Gedankenstimme — sie ist rational und hilft mir, die Realität zu prüfen.

Dennoch leide ich stark unter den aufdringlichen Gedanken, der Benommenheit und dem Unvermögen, mich zu entspannen. Selbst beim Fernsehen kreisen meine Gedanken ständig um das Thema — ich kann das nicht abstellen. Ich habe einen weiteren Termin am Freitag, aber jeder Tag ist ein Kampf.
Hat jemand ähnliche Erfahrungen gemacht oder Tipps, wie ich mit den dauernden Angstgedanken, dem Benommenheitsgefühl und dem Gedankenrasen umgehen kann? Was hat euch geholfen, wieder Ruhe zu finden?

Danke euch, wenn ihr bis hier gelesen habt. P.s Ich nehme keine Dro. und habe an dieser Party eine Ausnahme gemacht, leide jedoch schon seit Kindesbeinen unter hypochondrischen Ängsten.

20.09.2025 21:44 • 21.09.2025 #1


2 Antworten ↓


Zitat von Tolliloli:
leide jedoch schon seit Kindesbeinen unter hypochondrischen Ängsten.

Wenn Du schon so lange darunter leidest,ist es jetzt Zeit,das wirklich mal professionell behandeln zu lassen.

Was Du beschreibst an Symptomen ist wirklich typisch Angststörung,in sofern wirst Du Geduld mitbringen müssen.
Angststörungen sind medikamentös und verhaltenstherapeutisch gut behandelbar.
Allerdings geht das nicht von heute auf morgen.

Ich würde mir zunächst einen Psychiatertermin organisieren und um ein unterstützendes Medikament bitten.
Des weiteren auf jeden Fall Verhaltenstherapie ansteuern (bei der KK nach Verhaltenstherapeuten in Deiner Stadt fragen,geht auch per Mail).

Um die Angst bis zu Deinem nächsten Terminen etwas einzudämmen,kannst Du es mit hochdosiertem Baldrian probieren,gibt es online oder auch bei DM zu kaufen:
https://www.medpex.de/klosterfrau-baldr...MTElM0EzMw

Ansonsten kannst Du über Bewegung Adrenalin (Stresshormon im Blut) abbauen also körperlich komplett auspowern.

Vielleicht hast Du Kamillentee da,den kannst Du Dir stark aufbrühen (mehrere Beutel in einen Becher und 10-15 Minuten ziehen lassen).

Die Angstzustände /Unruhe und Benommenheit sind sehr unangenehm aber Du bist in Sicherheit.
Wenn Du nachts hochschreckst,kurz aufstehen,bisschen herumlaufen,viel Wasser trinken,frische Luft rein lassen.

Und trotz Angst versuchen,immer mal ein bisschen was zu essen,damit der Magen was zum arbeiten hat.

Alles wird wieder gut,keine Sorge.

Zitat von Tolliloli:
Ich nehme keine Dro. und habe an dieser Party eine Ausnahme gemacht, leide jedoch schon seit Kindesbeinen unter hypochondrischen Ängsten.

Willkommen, ich gehe mal davon aus, dass Du viel Alk. nicht unter Dro gen einordnest? Falls dem so ist, wie lange und wie regelmäßig konsumierst Du Alk. schon und wie alt bist Du? Brauchst Du nur für Dich selber zu beantworten.

Ich frage das deshalb, weil Party-Ausnahmen idR keine einmaligen Angelegenheiten bleiben, insbesondere bei Menschen, die dem Alk. generell eher zugeneigt sind.

Zitat von Tolliloli:
Sie checkten mich durch und entließen mich nach Gabe eines Benzos wieder nach Hause. Am nächsten Morgen waren Herzrasen und Halluzinationen komplett verschwunden und sind bis heute nicht wiedergekommen.

Das Benzo und der Zeitfaktor waren sozusagen die Entgiftung. Du befindest Dich jetzt jedoch quasi in der Phase danach. Hier spielen weniger handfeste toxische Folgen und/oder Neurotransmitterschräglagen eine Rolle sondern die durch den Zwischenfall aufgedeckten, bislang wahrscheinlich lavierten seelisch-psychischen Themen. Die erlebte Episode hat Deinen (üblichen) Schutzschild beschädigt. Wie stark und wie nachhaltig wird sich rausstellen.

Derlei Situationen können einen (notwendigen, wenn nicht gar überfälligen!) Wendepunkt in Deinem Leben darstellen, den Du aktiv für eine generelle Lebensveränderung nutzen kannst. Ob es in Deinem Fall dafür gleich einen Psychiater braucht, wage ich nicht zu beurteilen. Aber langjährige Hypochondrie lässt natürlich schon eine gewisse Neigung erahnen, die ja nicht von ungefähr kommt. Von Psychopharmaka rate ich tendenziell ab, sofern es keine akute Notlage ist und danach hört es sich bei Dir nicht an.

Grundsätzlich ist es immens hilfreich, sich jemandem mitzuteilen, der schon längere Zeit als Betroffener viel Erfahrung und (erfolgreiche!) Behandlung hinter sich hat. Selbsthilfegruppen sind da meine erste Wahl. Dort bekommt man ggfs. auch die geeigneten Therapeuten empfohlen.

Generell kann ich Dir aus eigener Erfahrung raten: Jegliche Art von toxischen Substanzen sollten für Angstpatienten ein absolutes NoGo sein. Auch wenn man der (falschen) Ansicht ist, den durch sie hervorgerufenen Kontrollverlust im Griff zu haben, hinterlässt jeder erlebte Rausch einen blinden Fleck in Deiner Wahrnehmungsvita und bereitet den Weg für noch mehr Unsicherheit und Angst.





Mira Weyer
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