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@Peekay
Ja, das bringt es leider sehr treffend auf den Punkt.
Viele haben denselben Weg erlebt: schnelle Medikamente, aber keine echte Begleitung. Und bis heute fehlt es an Therapieplätzen und Zeit für Ursachenarbeit.
Trotzdem – das Bewusstsein wächst. Immer mehr Menschen sprechen offen darüber und fordern Veränderung. Das gibt Hoffnung, dass Gesundheit wieder mehr bedeutet als bloße Funktionstüchtigkeit.

Meine Erfahrungen mit Ärzten – und warum ich Angst habe
Danach könnt ihr euch denken was ich vom Gesundheitswesen halte. Schlimmste kommt zum Schluss.

Zweites schlimmes Erlebnis (3. Klasse):
Ich bin gestürzt und mit dem Ellenbogen auf eine Türleiste gefallen. Ich hatte starke Schmerzen, also sind wir ins Krankenhaus gefahren – ein anderes als bei meinem dritten Erlebnis. Der Arzt hat nichts gefunden und mir nur eine Salbe gegen Prellungen gegeben. Zwei Tage später hatte ich immer noch starke Schmerzen, konnte kaum schlafen. Wir sind wieder ins gleiche Krankenhaus gefahren. Wieder derselbe Arzt – wieder nichts gefunden. Meine Mutter hat dann gesagt, dass wir erst gehen, wenn ein Chefarzt draufschaut. Der Arzt hat sich erst geweigert, aber dann doch nachgegeben. Der Chefarzt kam, schaute sich meinen Röngtenbild an – und hat den Bruch in zwei Sekunden erkannt. Ich bekam einen Gips, und dann wurde alles wieder gut.

Drittes schlimmes Erlebnis (4. Klasse):
Ich hatte sehr starke Bauchschmerzen. Mein Hausarzt überwies mich ins Kinderkrankenhaus wegen Verdacht auf Blinddarmentzündung. Dort bekam ich einen Einlauf usw. (das war nicht schlimm, aber trotzdem). Ich war etwa 4–5 Tage dort – sie fanden nichts. Ich durfte nach Hause. Am Montag wieder zum Hausarzt – wieder Überweisung ins Krankenhaus. Wieder 4–5 Tage drin – wieder nichts. Und das Ganze passierte noch ein drittes Mal. Diesmal führten die Chefärzte ein ernstes Gespräch mit meiner Mutter – aber ohne mich. Sie fragten, ob ich mir das nur einbilde oder ob meine Mutter mich misshandelt. Ich machte mir große Vorwürfe, weil meine Mutter mir gesagt hatte, ich solle „Bauchschmerzen“ sagen und nicht „Magenschmerzen“ – aber sie meinte das nicht böse.

Beim vierten Mal war ich in der Schule und hatte wieder Schmerzen. Mein Lehrer brachte mich in ein anderes Zimmer. Dann kam meine Mutter – und diesmal fuhren wir in ein anderes Krankenhaus. Dort untersuchte mich sofort der Chefarzt und sagte: „100 % Blinddarm.“ Kein Einlauf, keine Spielchen. Am nächsten Tag wurde ich operiert. Der Arzt sagte danach: Noch eine Woche, und ich hätte es nicht überlebt. Es war der größte Blinddarm, den er je gesehen hatte – 15 cm. Wie kann eine Kinderklinik das drei Wochen lang nicht erkennen?! Das allein reicht schon für eine Phobie, denke ich. Und es hat mir die Chance aufs Gymnasium genommen – aber das erzähle ich ein andermal.

Erlebnis als Jugendlicher (9. Klasse):
Ich hatte mir den Daumen gebrochen. Es wurde eine Platte eingesetzt. Aber nach beiden Operationen war mir extrem schlecht und schwindlig. Ich bekam zwar Medikamente dagegen, aber nichts half. Ich wurde trotzdem entlassen – meine Mutter und ich waren damit allein. Ich konnte kaum laufen.

Jetzt zu meinem ersten schlimmen Erlebnis (Kindergarten):
Ich war etwa 3 oder 4 Jahre alt. Es ging um eine Untersuchung, ob ich beschnitten werden müsse. Der Arzt schickte meine Mutter raus (als ob er schon wusste, was kommt). Ich musste mich ausziehen – ich glaube, ich war ganz *beep*. Seine Assistentin hielt mich von hinten richtig fest. Ich habe in meinem Leben nur dieses mal so um mein Leben gekämpft. Der Arzt packte mich, ich hatte meine Beine überkreuzt. Ich spüre heute noch dieses Gefühl. Seine Worte danach haben sich in mich eingebrannt.

Ich habe vielleicht mit 10 mal kurz daran gedacht, aber dann verdrängt. Mit 32 kam alles hoch – ich hatte eine Panikattacke.

Aktuell hab ich mit mehreren Krankheiten zu Kämpfen, Körperlich und psychisch. Und muss oft zu allen möglichen Ärzte... könnt euch denken wie das für mich ist.

Ich glaub auch das diese Angst sich stark auf meine Schüchternheit auswirkt.

Danke fürs lesen

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Was in unserem Gesundheitssystem falsch läuft

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@Kruemel_68 Den Satz, den du unten stehen hast ist sehr stark. – und so wahr.
Nichts gibt mehr Kraft, als sich selbst Stück für Stück wieder aufzubauen.
Ich sehe das genauso: Gesundheit beginnt bei einem selbst.
Ärzte, Therapie oder Medikamente können unterstützen, aber die eigentliche Veränderung entsteht im eigenen Inneren – dort, wo man wieder Verantwortung übernimmt und Hoffnung zulässt, LG Rainer

Was in unserem Gesundheitsystem falsch läuft ist Schuld der Regierung - schlicht und ergreifend.

Warten auf die Hautklinik 7 Monate, auf den Kardiologen 6, auf den Pneumologen 9.
Hier im Landkreis haben in den letzten 12 Monaten FÜNF Psychiater zugemacht / in Rente gegangen. Ein weiterer wird dieses Jahr noch in Rente gehen. Ein siebter betreut nur noch einzelne, langjährige Patienten die ohne ihn völlig untergehen würden.

Nachfolger gibt es keine, man bekommt nur bei einzelnen Psychiatern alle 6 Monate einen kurzen Notfalltermin. Selbst auf mein Bitten hin hat mein Psychiater kategorisch einen Notfalltermin für eine andere Person verweigert.

Und wo sind die meisten Ärtze hin? Entweder sind sie wo angestellt oder z.b. in die Schweiz ausgewandert.
Der Verdienst hier ist schlecht und die Masse an Bürokratie will auch keiner mehr stemmen für die paar Kröten.

Seit ich damals in einem großen Krankenhaus gearbeitet habe, wird das Gesundheitsystem zusammengespart.
Das war 2001...

Heute ist das nicht besser geworden, im Gegenteil. Die Leute scheinen mit dem klar zu kommen was unsere Regierung treibt, von daher wird sich sicher nichts zum guten wenden. Siehe auch das Thema Abschaffung des Pflegegrades 1 und das Ehepartner nicht mehr in der gesetzlichen Krankenversicherung mitversichert werden sollten.

Da ich schon etliche Jahre chronisch krank bin, und feste Fachärzte habe, muss ich nicht so krass lange auf einen Termin warten.

Aber im Vergleich zu früher (mein Empfinden nach VOR Corona) immer noch recht lange. Zumal ich nicht für Kleinkram zum Arzt renne.
Wenn, dann ist auch wirklich was.

Was es mir leichter macht beim Arzt ernst genommen zu werden ist, das ich viel Fachliteratur lese zu dem jeweiligen Problem was ich gerade habe. Dahin komme ich immer über google. KI bitte immer prüfen!

So kann ich gezielt fragen und bringe die Ärzte dazu auch hinzugucken. Das nervt den Doc manchmal Zugegeben. Aber es geht ja um meine Gesundheit.

Deine Meinung.
Aber nicht meine o mein Umfeld.

Ich bin dankbar für die Medikamente - ohne sie wäre ich Prozent nicht mehr hier

Zitat von fourofour:
Und wo sind die meisten Ärtze hin? Entweder sind sie wo angestellt oder z.b. in die Schweiz ausgewandert.
Der Verdienst hier ist schlecht und die Masse an Bürokratie will auch keiner mehr stemmen für die paar Kröten.


Das betrifft nicht nur Ärzte. Als Handwerksmeister im Elektrohandwerk hatte ich auch keinen Bock mehr Reperaturen durchzuführen. Ihre Geräte kaufen sie im Mediamarkt bzw Amazon und ich sollte den Schrott reparieren. Für eine Umbaumassnahme im Haus, brauchst bald Zeugen und Rechtsanwalt, weil nachher es Reklamationen hagelt, weil sie die Rechnung nicht bezahlen wollen.

Keinen Bock mehr auf Endkunden. Müsste ich heute wieder arbeiten ( bin schon 2 Jahre Rentner) würde ich in den Schaltschrankbau gehen, aber nie wieder Privatkunden.

@Schlaflose hi, welche Antidepressiva sind das? Meine Ärztin hat mir auch welche aufgeschrieben, damit ich schlafen kann, weil ich nachts kein Auge zubekomme, aber traue mich nicht sie zu nehmen

@Raiauer auch wenn das Bewusstsein wächst wird uns das nichts nützen.
Unser Gesundheitssystem hat immens nachgelassen und anstatt wieder besser zu werden, wird es weiter gegen die Wand gefahren.
Zudem wird in der Neurologie viel zu wenig geforscht, seit vielen Jahren ist dort Stillstand.

@Flocke
Hi, ich hab von meinen Neurologen Opipramol 50mg und Quetiapin 25mg zum schlafen bekommen( sind aber keine Antidepressiva, glaub ich). Die ersten zwei Wochen waren gut aber dan auf einmal konnte ich 5 Tage jeweils nur 1 Stunde pro nacht schlafen. Hab selber die Quetiapin weggelassen und Opipramol auf 75mg erhöht, ist seit dem besser, aber lange nicht gut. Ich glaub ich brauche ganz andere...
Hoffe das hilft irgendwie.

Wünsch dir ein guten schlaf

Zitat von Peekay:
@Raiauer auch wenn das Bewusstsein wächst wird uns das nichts nützen. Unser Gesundheitssystem hat immens nachgelassen und anstatt wieder besser zu werden, wird es weiter gegen die Wand gefahren. Zudem wird in der Neurologie viel zu wenig geforscht, seit vielen Jahren ist dort Stillstand.

....................stimmt.

Zitat von Einsamer_Puma:
Opipramol

Ist ein trizyklisches Antidepressivum.
Bei mir hat sich seinerzeit extrem angstlösend gewirkt.

@Einsamer_Puma vielen Dank für die Antwort. Ich habe auch Opipramol 50mg für abends verschrieben bekommen. Sie sagte es wäre ein leichtes Antidepressiva. Traue mich aber nicht es zu nehmen.

Danke, das wünsche ich dir auch

Zitat von Raiauer:
Die meisten wollten nie süchtig werden – sie wollten nur schlafen, Ruhe finden, den Tag überstehen.

Ja, verständlich. Viele wollen das aber auch, ohne was dafür tun zu müssen.

Es gibt noch kein CT für die Psyche und eine Depression ist keine Mittelohrentzündung. Und so stochern Patient und Therapeut (wenn man denn einen hat) erstmal im Dunkeln.

Ein Mindestmaß an Verständnis und Wissen um die eigene Krankheit ist aber notwendig und auch eine gewisse Leidensfähigkeit, wenn man gut aus der Sache rauskommen will. Stattdessen soll aber alles möglichst schnell gehen, am besten ist nächste Woche schon alles wieder wie früher und der ganze Spuk vorbei.

Und so gib es eben auch genug Fälle, wo jemand nur auf Medikamente setzt und dann regelmäßig wieder Rückfälle hat, weil er das Grundproblem nicht angehen oder sehen will. Kann ich grundsätzlich verstehen, nur muss man dann ggf. auch das Risiko einer Abhängigkeit bzw. jahrelange Einnahme in Kauf nehmen.

Und das andere Extrem: diejenigen, die es (warum auch immer) unbedingt ohne Medikamente schaffen wollen, aber gar nicht sehen dass sie dazu nicht in der Lage sind, weil der Zustand das gar nicht mehr zulässt.

Und natürlich diejenigen, die ständig selbst an der Medikation rumschrauben oder sie anzweifeln, weil sie keine Nebenwirkungen wollen und das Medikament nach 3 Tagen noch immer nicht angeschlagen hat und der Arzt sowieso keine Ahnung hat und dies oder das besser wäre ...

Und manchmal habe ich auch das Gefühl, dass Therapie falsch verstanden wird. Therapie bedeutet nicht, für ein paar Monate zum Therapeuten zu gegen und sich anzuhören was der nette Onkel zu sagen hat. Das ist Schwerstarbeit für Psyche und mitunter auch Körper und manchmal ohne Medikamente gar nicht zu ertragen.
Und letztlich heilt man sich immer (IMMER) selbst. Die Therapie kann einen nur in die richtige Richtung schubsen.

Es ist richtig, dass sich was ändern muss: schneller und mehr Therapieplätze; bessere Informationen für Patienten, die auf eine Therapie warten und erstmal nur mit Medikamenten unterstützt werden können; zusätzliche Angebote wie von Therapeuten moderierte SHG; allgemein mehr Personal.

Aber alles nur auf das Gesundheitssystem und die Pharmalobby schieben ist ein bisschen einfach.

Zitat von DrSeltsam:
Ja, verständlich. Viele wollen das aber auch, ohne was dafür tun zu müssen. Es gibt noch kein CT für die Psyche und eine Depression ist keine ...


Bester Beweis für die bewusste Spaltung der Gesellschaft in sämtlichen-seltsamen Kreisen?

Man glaubt vielleicht zu sehr an die Allmacht der Medizin, die mit viel Geld ihre Patienten behandeln könnte und die verdammt noch mal verpflichtet sind, den kranken Menschen in einen gesunden Zustand zu versetzen. Aber das sind nur Menschen, die auch qualitativ unterschiedlich arbeiten, unter Zeit- und Kostendruck stehen und Fehler machen.

Ganz typisch ist es, wenn ein Patient schon jahrelang psychische Beschwerden hat, sich dann überwindet und zum Arzt geht. Er setzt alle Hoffnungen in diesen Termin, stattdessen wird er kaum angehört und es werden ein paar Tabletten verschrieben. Das Problem wird aber noch lange bestehen bleiben.

Ich habe einige Jahre mehrere Selbsthilfegruppen geleitet und mir ist dabei immer aufgefallen, dass Leute nach einer Tagesklinik z.B. in ein Loch fallen. Erst werden sie dort motiviert und angeleitet und dann allein gelassen. Nach wenigen Wochen hat sich der Effekt der Tagesklinik oftmals verflüchtigt, denn es gibt selten Hinweise von Psychologen oder Kliniken zu den umfangreichen und auch vom Gesundheitssystem geförderten Selbsthilfenetzwerken, die einen gewissen Halt außerhalb von Angehörigen geben könnten. Jeder Betroffene sollte mal im Psychiatrischen Wegweiser seines Bundeslandes nachschauen, was es da so gibt und sich auch selbst um Hilfe bemühen.
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Bei mir muss ich sagen, dass die Tagesklinik meine größte Rettung war. In der Zeit habe ich so viel geschafft, was ich in 20 Jahren Therapie nicht geschafft habe. Ohne die Zeit wäre ich nicht da, wo ich jetzt bin. Aber klar, nach dem Ende muss man erst mal wieder zurecht kommen.

Zitat von Islandfan:
Bei mir muss ich sagen, dass die Tagesklinik meine größte Rettung war. In der Zeit habe ich so viel geschafft, was ich in 20 Jahren Therapie nicht geschafft habe. Ohne die Zeit wäre ich nicht da, wo ich jetzt bin. Aber klar, nach dem Ende muss man erst mal wieder zurecht kommen.

Schön, dass man mal was Positives liest. Wie lange warst du da? Interessant ist dagegen, wie gering die Wirkung der Therapie war. Ist eben alles sehr individuell von beiden Seiten.

Zitat von Ferrum:
Schön, dass man mal was Positives liest. Wie lange warst du da? Interessant ist dagegen, wie gering die Wirkung der Therapie war. Ist eben alles sehr individuell von beiden Seiten.

Neuneinhalb Wochen. Ich hatte schon viel Therapie und habe aktuell wieder eine. Es bringt zwar viel,aber ich denke, dass es Dinge gibt, die ich wohl immer irgendwie mit mir herumtragen werde. Es ist einfach krass, welche Steine einem in der Kindheit in den Weg gelegt wurden, dieses zu überwinden ist einfach sehr schwer.

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Prof. Dr. med. Thomas Hillemacher
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