Zitat von Raiauer: Die meisten wollten nie süchtig werden – sie wollten nur schlafen, Ruhe finden, den Tag überstehen.
Ja, verständlich. Viele wollen das aber auch, ohne was dafür tun zu müssen.
Es gibt noch kein CT für die Psyche und eine Depression ist keine Mittelohrentzündung. Und so stochern Patient und Therapeut (wenn man denn einen hat) erstmal im Dunkeln.
Ein Mindestmaß an Verständnis und Wissen um die eigene Krankheit ist aber notwendig und auch eine gewisse Leidensfähigkeit, wenn man gut aus der Sache rauskommen will. Stattdessen soll aber alles möglichst schnell gehen, am besten ist nächste Woche schon alles wieder wie früher und der ganze Spuk vorbei.
Und so gib es eben auch genug Fälle, wo jemand nur auf Medikamente setzt und dann regelmäßig wieder Rückfälle hat, weil er das Grundproblem nicht angehen oder sehen
will. Kann ich grundsätzlich verstehen, nur muss man dann ggf. auch das Risiko einer Abhängigkeit bzw. jahrelange Einnahme in Kauf nehmen.
Und das andere Extrem: diejenigen, die es (warum auch immer) unbedingt ohne Medikamente schaffen wollen, aber gar nicht sehen dass sie dazu nicht in der Lage sind, weil der Zustand das gar nicht mehr zulässt.
Und natürlich diejenigen, die ständig selbst an der Medikation rumschrauben oder sie anzweifeln, weil sie keine Nebenwirkungen wollen und das Medikament nach 3 Tagen noch immer nicht angeschlagen hat und der Arzt sowieso keine Ahnung hat und dies oder das besser wäre ...
Und manchmal habe ich auch das Gefühl, dass Therapie falsch verstanden wird. Therapie bedeutet nicht, für ein paar Monate zum Therapeuten zu gegen und sich anzuhören was der nette Onkel zu sagen hat. Das ist Schwerstarbeit für Psyche und mitunter auch Körper und manchmal ohne Medikamente gar nicht zu ertragen.
Und letztlich heilt man sich immer (IMMER) selbst. Die Therapie kann einen nur in die richtige Richtung schubsen.
Es ist richtig, dass sich was ändern muss: schneller und mehr Therapieplätze; bessere Informationen für Patienten, die auf eine Therapie warten und erstmal nur mit Medikamenten unterstützt werden können; zusätzliche Angebote wie von Therapeuten moderierte SHG; allgemein mehr Personal.
Aber alles nur auf das Gesundheitssystem und die Pharmalobby schieben ist ein bisschen einfach.