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kwo
Hallo ihr,

ich mache zur Zeit (seit drei Monaten) wieder eine tiefenpsychologische Therapie. Vor 10 Jahren hatte ich schon mal eine tiefenpsychologische Therapie, habe es aber nie geschafft der Therapeutin wirklich zu vertrauen oder wirklich wunde Punkte, wie meine Angst vor Menschen, tiefergehender anzusprechen. Es gab damals auch genügend andere Probleme um 80 h irgendwie zu füllen. Aber eben nur irgendwie. Wirklich viel gefühlt habe ich den Stunden nie und mich schon auch irgendwann gefragt ob es nicht doch eher ein wenig ungewöhnlich ist in 80 h nicht eine Träne zu vergießen.

Nun hab ich nach langer Suche jedoch eine Therapeutin gefunden wo ich sagen kann, sie gehört wohl zu den wenigen guten Therapeuten. Ich empfinde und erlebe sie fachlich wie zwischenmenschlich als sehr kompetent. Ich hatte jetzt 15 h und wir sind mittlerweile an meinem wunden Punkt gelandet, diese Angst vor Menschen. Mir fiel und fällt es immer noch sehr schwer darüber (offen) zu reden da ich dann schnell auch Peinlichkeits- und Schamgefühle habe. Es gab jetzt schon einige Stunden in denen wir an diesem Thema gearbeitet haben und ich wäre vor Scham teilweise am liebsten im Boden versunken. Aber fast schlimmer noch finde ich diese Angst die ich vor jeder Stunde verspüre und die in einigen Stunden kaum noch auszuhalten ist. Ich empfinde sie auch als wichtig, ist zumindest mal ein Gefühl und nicht wie ich das sonst kenne solche Stunden in denen nur geredet wird aber ich eigentlich nix fühle.
Ich möchte einerseits mich anvertrauen und Hilfe aber diese Angst und dieses Misstrauen machen mir es sehr schwer. An viele meiner Gedanken komm ich in den Stunden gar nicht ran. Es ist dann nur Leere in meinem Kopf und ich weiß nicht was ich sagen soll. Manchmal krieg ich Sachen auch einfach nicht raus weil sie mir zu peinlich sind oder ich mir denke das kann man doch nicht sagen. Aber meistens is da gar nix mehr groß in meinem Kopf. So Bröckchen ja. Aber irgendwie wird ganz viel schon von vornherein rausgefiltert und ich komm gar nicht mehr ran.

Mich würde mal interessieren was ihr für Erfahrungen in Therapien gesammelt habt. Konntet ihr eurem Therapeuten eurer Therapeutin irgendwann vertrauen? Kennt das jemand das Gedanken so weggefiltert werden und dann im direkten Kontakt in den Stunden kaum noch was davon da ist? Oder wie ist das bei euch mit dem Fühlen in den Stunden? Außer Angst und Scham (was immerhin schon mal nen Fortschritt ist) hab ich da sonst nix an Gefühlen. Kann am Abend vor so ner Stunde noch todtraurig und heulend zu Hause sitzen, aber in der Stunde is davon nix mehr da. Also es ist schon irgendwo da. Aber ich komm nicht ran. Könnt ihr Gefühle in der Therapie zulassen und auch zeigen? (z.B. Wut oder weinen?)

Freue mich über Antworten und Erfahrungen.

Viele Grüße
kwo

20.06.2015 14:31 • 01.02.2019 x 1 #1


34 Antworten ↓


A
Ich habe zwar keine Psychotherapierfahrung, aber ich kann dir trotzdem sagen, dass du noch Geduld haben solltest.

Es gibt Menschen, die Jahre brauchen, um einigermaßen vertrauen zu können.

Es wird sehr wahrscheinlich der Punkt kommen, wo du deine Gefühle auch in der Therapie wirst zulassen können.

Der Mensch ist halt keine Maschine.. Alles braucht seine Zeit.

Dass du bei deiner Therapeutin ein gutes Gefühl hast, ist etwas wertvolles.

20.06.2015 15:52 • #2


A


Vertrauen in der Therapie

x 3


Schlaflose
Zitat von kwo:
Außer Angst und Scham (was immerhin schon mal nen Fortschritt ist) hab ich da sonst nix an Gefühlen. Kann am Abend vor so ner Stunde noch todtraurig und heulend zu Hause sitzen, aber in der Stunde is davon nix mehr da. Also es ist schon irgendwo da. Aber ich komm nicht ran. Könnt ihr Gefühle in der Therapie zulassen und auch zeigen? (z.B. Wut oder weinen?)


Es ist kein Muss, während den Therapiestunden solche Gefühle zu haben. Es reicht, wenn die Therapie dich dazu bringt, vor oder nach den Sitzungen diese Gefühle zu empfinden und dich damit auseinander zu setzen.
Ich habe meinem letzten Therapeuten mehr vertraut als den vorherigen, die ich hatte. Aber über alles haben wir auch nicht gesprochen. Darüber, dass ich noch nie einen Partner und noch nie Sex hatte, haben wir nur ganz kurz gesprochen und er hat akzeptiert, dass ich das nicht wollte, weil mich das nicht belastet. Bei mir standen ganz andere Dinge im Vordergrund, die mein Leben beinträchtig haben.
Ich habe mich in den Sitzungen auch immer sehr zusammengerissen. In den 50 Sitzungen habe ich 2-3 Mal ein paar Tränen vergossen. Ich wollte die kostbare Zeit der Therapie nicht damit verschwenden, dass ich in Tränen aufgelöst und zu keinem vernünftigen Gespräch mehr fähig war.

20.06.2015 16:02 • #3


Mondkatze
Hi Kwo

ich mache seit über 2 Jahren eine Verhaltenstherapie. Es ist meine erste.
Mein Therapeut ist mitte 60 und ich habe ihm vom ersten Augenblick an vertraut.
Ich kann ihm alles erzählen und fühle mich absolut verstanden, das merke ich an seinen Antworten / Kommentaren.

Eine Frau wäre bei mir gar nicht gegangen.

Meine Therapie Termine liegen leider immer seit weit auseinander, so 4 Wochen und in der Urlaubszeit sogar noch länger.
Da ereignet sich natürlich viel. Und da kommt es öfter vor, dass ich vor der Th noch, wie Du, heulend zu Hause bin und keinen Sinn mehr in allem sehe, schlimme Gedanken habe, und morgen in der Th ist alles wie weggeblasen.
Oder an dem Tag, an dem mit ich meinen Th dringend hätte reden müssen, könnte ich alles erklären und super in Worte fassen.
WEnn dann der Termin da ist, stotter ich mir oft einen zurecht, sehe das problem nicht mehr so dringend, obwohl es dann in ein paar Tagen nach der Th wieder hochkommt.
Oder noch schlimmer, in der Th weiß ich gar nicht mehr, was eigentlich besprechen wollte.
Mich ärgert das total. Ich weiß auch nicht, woran das liegt.
Ich habe mir vorgenommen, jetzt eine Art Tagebuch zu führen mit allem, was ich in der Th besprechen möchte.

Natürlich gibt es auch Themen, da schäme ich mich. Aber mein Th drängt nicht, aber er sitzt auch nicht nur da und wartet, das würde ich auch doof finden. Die Atmosphäre ist aber so gut, dass ich, wenn ich mein Thema weiß , trotz Scham offen reden kann.
Und mein Th hat auch mal gesagt, dass er das Gefühl hat, dass ich ganz offen und ehrlich rede.

Wünsche Dir viel Erfolg

Lg
Mondkatze

20.06.2015 16:22 • #4


Hotin
Hallo kwo,

Zitat:
Konntet ihr eurem Therapeuten eurer Therapeutin irgendwann vertrauen?


Es ist schon wichtig das Du Deine Therapeutin menschlich akzeptieren kannst.
Vertrauen ist jedoch meiner Meinung nach dazu nicht erforderlich oder nicht das richtige Wort.

Mit Deiner Therapeutin sprichst Du auf Augenhöhe. Genau genommen stehst Du sogar ein wenig über ihr.
Werde Dir darüber bewusst.

Alles was da im Gespräch abgeht beeinflusst und entscheidest Du.
Deine Therapeutin ist keine Person, die ein Recht dazu hat zu sagen, was an Dir und Deinen Aussagen
richtig oder falsch ist. Du allein entscheidest, was für Dich gut und was nicht so gut ist.
Das aussprechen von Dingen die Dich belasten hat vermutlich einen anderen Sinn.
Du kannst dabei spüren lernen, dass Du Sachen aussprechen darfst, die Du sonst nie gesagt hättest.
Und interessanter weise, passiert nichts negatives. Im Gegenteil.
Du lernst, hey, es passiert ja überhaupt nichts, wenn ich etwas mir unangenehmes sage.
Nach und nach löst Du dadurch unmerklich innere Spannungen.

Zitat:
Ich möchte einerseits mich anvertrauen und Hilfe aber diese Angst und dieses Misstrauen machen mir es
sehr schwer.


Was könnte denn geschehen, wenn Du etwas sagst, was Deiner Meinung nach
zu weit geht?
Zitat:
An viele meiner Gedanken komm ich in den Stunden gar nicht ran. Es ist dann nur Leere in meinem Kopf und ich weiß nicht was ich sagen soll. Manchmal krieg ich Sachen auch einfach nicht raus weil sie mir zu peinlich sind oder ich mir denke das kann man doch nicht sagen.


Ganz wichtig. Man kann alles, wirklich alles sagen. Und sehr oft muss man das sogar. Es sollte nur
anwesende Gesprächsteilnehmer möglichst nicht beleidigen und innerlich verletzen.
Dies möchtest Du ja auch nicht.

Stell Dir vor, Deine Mitmenschen hören plötzlich auf, Dir das zu sagen, was sie denken?
Aus einer schwer zu erklärenden Angstsperre beginnen sie Dir immer seltener die Wahrheit
zu sagen. Welche Welt entsteht dann daraus?

Viele Grüße und ein wenig Mut, Selbstverständlichkeiten
ehrlich auszusprechen.

Hotin

20.06.2015 17:02 • #5


kwo
Vielen Dank für die schnellen Antworten

@abriel
Aber Jahre hab ich da leider keine Zeit in der Therapie. Also zwei vielleicht. Aber dann is der Spass auch vorbei. Ich bin eben auch eher der Typ Mensch der sehr sehr lange braucht um jemand anderem zu vertrauen und mich so zeigen und geben kann wie ich bin. Zumindest zu einem großen Teil. Möchte halt nicht wieder 80 h so wenig bringende Therapie machen.
Aber werde mich wohl wirklich noch in Geduld üben müssen.

@schlaflose
Nein, ein muss ist es sicher nicht. Aber ich möchte gerne auch in den Stunden fühlen und gerade auch meine Traurigkeit mal zeigen können. Reden ist Silber, Erleben ist Gold. Ich empfinde es eher als Verschwendung in den Stunden nur zu reden und nichts zu fühlen. Aber ich komm an die Gefühle nicht ran. Vom zeigen bin ich da noch weit entfernt. Bis halt auf dieses Gefühl der zeitweise sehr intensiven und letztendlich ja auch irrationalen Angst .

@Mondkatze
Das Tagebuch führe ich seit der ersten Stunde. Also sogar schon etwas davor. Aber das meiste was da drin steht bin ich gar nicht dazu in der Lage anzusprechen. Im groben ja, aber nicht im Detail. Zuviel Scham und Angst. Und eben dieses Phänomen das ganz vieles einfach weggefiltert wird aus meinem Gehirn und mir in den Stunden gar nicht mehr einfällt.
Meine Therapeutin drängt mich auch zu nix und gibt mir die Zeit die ich brauche und schlägt unglaublich viele Brücken, die ich mittlerweile auch schon etwas besser annehmen kann.
Aber warum hast du denn nur so selten Therapie?

20.06.2015 17:14 • #6


kwo
Hallo Hotin,

also ich bin mit meiner Therapeutin schon sehr zufrieden und empfinde sie auch als sehr echt.

Zitat:
Vertrauen ist jedoch meiner Meinung nach dazu nicht erforderlich oder nicht das richtige Wort.

Warum nicht? Und wozu nicht erforderlich? Also ich verbinde Vetrauen mit Gefühle zulassen und zeigen können sowie nicht mehr darüber nachdenken zu müssen wie und was ich sage. Und im Moment vorallem auch erstmal damit nicht mehr so viel Angst zu haben aber eben auch nicht nichts zu fühlen.
Aber Vertrauen wächst ja auch und ist nicht von gleich auf jetzt da. Also kann es auch, kenne das aus partnerschaftlichen Beziehungen, war aber auch nich gerade gesund.

Zitat:
Mit Deiner Therapeutin sprichst Du auf Augenhöhe. Genau genommen stehst Du sogar ein wenig über ihr.
Werde Dir darüber bewusst.

Warum steh ich über ihr?
Also rein rational sage ich mir ständig wenn ich irgendwo nicht bewertet werde dann da. Wenn ich mich irgendwo nciht zu schämen brauche dann da. Aber das Rationale interessiert meine Gefühle reichlich wenig. Pünktlich vor der Stunde ist sie da, die Angst. Und wenn ich dann dieses Thema wähle und wir darüber reden wird es erstmal unerträglich aber dann ein wenig besser. Also so viel wie ich dazu rauskriege. Das ist nich allzuviel.

Zitat:
Was könnte denn geschehen, wenn Du etwas sagst, was Deiner Meinung nach
zu weit geht?


Wertung, Verurteilung, Ablehnung. Und leider ist mir genau das vor kurzem bei einer anderen Therapeutin passiert. Da meine jetztige Therapeutin eine Warteliste hat und ich mir ja viele angekuckt habe, hatte ich mich erst für jemand anderen entschieden. Da hatte ich irgendwie so ein Urvertrauen. In der zweiten Stunde hat sie sehr gebohrt. Ich hab dann was sehr intimes/persönliches erzählt obwohl ich das eigentlich nicht wollte. Am Ende der Stunde war noch alles okay und wir haben ein dritten Termin vereinbart und sie hat mir schon einige Papiere mitgegeben. Vier Tage später rief sie an und hat mich innerhalb von 5 Minuten am Telefon abserviert mit fadenscheiniger Begründung.
Das sitzt einfach tief diese Erfahrung und hat mein Misstrauen nicht unbedingt besänftigt.

Aber es geht auch nicht nur um das nicht sagen wollen, es ist teilweise einfach nix da zum sagen. Und wird mir was zu persönlich macht irgendwie alles dicht. Wir haben das Thema mit dieser Angst vor Menschen und auch vor ihr erst seit einigen Stunden am Wickel. In dem Zusammenhang kam dann auch mal ne Frage die sehr direkt auf der Beziehungsebene zwischen mir und ihr angesiedelt war. Da ging einfach alles zu. Und im Kopf war nur gähnende Leere. Es fühlte sich an wie so Schiebetüren die dann einfach zuknallen. Da ging nix mehr. Außer anzusprechen das grad alles zu geht und nix mehr geht.
Also da passieren Sachen über die ich null Kontrolle habe. Kontrolle ist mir ja sonst sehr wichtig. Versuche sie ja krampfhaft zu behalten.
Kontrolle ist das Gegenteil von Vertrauen, oder? Wie sagt das Sprichwort, Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser....

Zitat:
Stell Dir vor, Deine Mitmenschen hören plötzlich auf, Dir das zu sagen, was sie denken?

Aber wer sagt denn was er denkt? Ich bezweifele das die Menschen in der Regel sagen was sie denken. Und ich glaube das will man auch gar nicht immer wissen. Ich will es nicht immer wissen. Absolute Ehrlichkeit? Das ist ja schon fast wie Gedanken lesen. Ne danke. Ohne mich .
Also nicht das ich angelogen werden möchte, aber schonungslose Wahrheit kann viel kaputt machen. Bißchen Verpackung ist schon nicht schlecht.

Viele Grüße
kwo

20.06.2015 18:07 • #7


Mondkatze
hallo Kwo
ich weiß auch nicht warum er die Termine immer so weit auseinanderlegt.
Anfangs habe ich mal gefragt, ob es nicht eher geht. Er meinte nur, er hätte soooo viele Termine. Auch würden sich immer neue bei ihm melden und er könne niemanden mehr annehmen.
Ja und dann habe ich nicht mehr nachgefragt. Das ist eben mein Problem, dass ich nicht sagen kann, was ich will. Das muß ich lernen.

LG
Mondkatze

20.06.2015 18:09 • #8


Hotin
Hallo kwo,
Zitat:
Also ich verbinde Vertrauen mit Gefühle zulassen und zeigen können sowie nicht mehr darüber nachdenken
zu müssen wie und was ich sage.


Völlig in Ordnung, wenn Du Dir Vertrauen zu Deiner Therapeutin wünschst.
Ich wollte damit etwas bestimmtes ausdrücken. Ist aber jetzt nicht so wichtig.
Zitat:
Also rein rational sage ich mir ständig wenn ich irgendwo nicht bewertet werde dann da. Wenn ich mich
irgendwo nicht zu schämen brauche dann da. Aber das Rationale interessiert meine Gefühle reichlich wenig.


Vermutlich noch nicht. Du wirst dies bald lernen.

Zitat:
Warum steh ich über ihr?


Rein menschlich solltet ihr auf Augenhöhe reden. Du stehst meiner Meinung nach über ihr, weil Du in
jeder Sekunde entscheiden kannst und musst, wie Deine Therapiegespräche laufen. Deine Therapeutin
kann Vorschläge unterbreiten, Entscheidungen triffst aber Du. Damit meine ich bist Du besser gestellt,
als Deine Therapeutin.

Vermutlich sehen die, die zu Psychologen gehen diese oft als Autoritätspersonen.
Dies ist ein Fehler der schlimme Folgen haben kann.
Auch Du scheinst damit noch ein kleines Problem zu haben. Psychologen sind einfach Fachleute in einem
bestimmten Sachgebiet.

Zitat:
Wertung, Verurteilung, Ablehnung. Und leider ist mir genau das vor kurzem bei einer anderen Therapeutin
passiert. Vier Tage später rief sie an und hat mich innerhalb von 5 Minuten am Telefon abserviert mit
fadenscheiniger Begründung.
Das sitzt einfach tief diese Erfahrung und hat mein Misstrauen nicht unbedingt besänftigt.


Siehst Du das nicht viel zu kritisch? Schwer vorstellbar für mich, das das mit Deinem
öffnen im Gespräch im Zusammenhang stehen könnte.

Zitat:
Also da passieren Sachen über die ich null Kontrolle habe. Kontrolle ist mir ja sonst sehr wichtig.
Versuche sie ja krampfhaft zu behalten


Warum, hast Du da null Kontrolle? Du hast doch die totale Kontrolle und lässt nichts raus.


Zitat:
Aber wer sagt denn was er denkt? Ich bezweifele das die Menschen in der Regel sagen was sie denken.
Und ich glaube das will man auch gar nicht immer wissen. Ich will es nicht immer wissen. Absolute Ehrlichkeit?
Das ist ja schon fast wie Gedanken lesen. Ne danke. Ohne mich.


Unsere Meinungen sind da gar nicht so weit auseinander. Im Ergebnis sehe ich das jedoch ziemlich anders.
Da könnten wir jetzt lang drüber diskutieren. Auch hier darfst Du denken, was Du möchtest.

Nur wenn Du nicht versuchst möglichst viel Ehrlichkeit und Offenheit in Deine
Gespräche einzubringen, kannst Du alles vergessen.
Psychische Blockaden werden erst durch Denk- und Logikfehler so richtig belastend.

Zitat:
aber schonungslose Wahrheit kann viel kaputt machen. Bißchen Verpackung ist schon nicht schlecht.


Im alltäglichen Leben sehe ich das auch so. In Therapiegesprächen hilft aber nur viel, viel Ehrlichkeit.
Sonst kannst Du Dich besser irgendwo hin setzen und Dir einen Kaffee trinken. Da hast Du dann mehr von.

Viele Grüße

Hotin

21.06.2015 00:41 • #9


kwo
Hi Hotin,

Zitat:
Ich wollte damit etwas bestimmtes ausdrücken. Ist aber jetzt nicht so wichtig.

Das würde mich ja jetzt aber schon interessieren was du meintest.

Zitat:
Du wirst dies bald lernen.

Wie? Also ich komm seit Jahren nicht wirklich weiter mit meiner Rationalität. Das ermöglicht mir zwar verschiedene Dinge trotzdem zu tun aber es ist sehr kräftezehrend und das äußert sich mittlerweile auch in verschiedenen köperlichen Beschwerden.
Also als Beispiel. Ich musste letztes Jahr ins Krankenhaus wegen einer größeren OP. Mehr Angst vor den ganzen Menschen dort als vor der OP und der Erkrankung. Nach außen hin bin ich cool und wirke selbstsicher. Zu dieser Zeit konnt ich mir auch nur zum Teil eingestehen das ich echt nen ziemlich großes Problem habe mit solchen zwischenmenschlichen Kontakten. Mir ging nur im Kopf herum, oh nein so viele fremde Menschen. Ich meistere diese Kontakte doch dann sehr eloquent, locker und humorvoll. Nach außen. Meine Psyche, mein Körper spielte aber irgendwann nich mehr mit. Ich hab nach paar Tagen sehr hohen Blutdruck bekommen der nicht runter ging und mir dann noch Verlegung auf die Kardiologie, x Untersuchungen und insgesamt 23 Tage Krankenhaus eingebracht hat. Da fing ich dann auch an mir Gedanken zu machen das da irgendwas mal so gar nicht im Lot ist.

Zitat:
Du stehst meiner Meinung nach über ihr, weil Du in
jeder Sekunde entscheiden kannst und musst, wie Deine Therapiegespräche laufen. Deine Therapeutin
kann Vorschläge unterbreiten, Entscheidungen triffst aber Du.

Treffen wir nicht beide Entscheidungen? Also sie lenkt so ein Gespräch ja auch. Wäre ja auch schlimm wenn nicht. Also Lenkung in Form gezielter Nachfragen, Kommentare, Interpretationen was auch immer. Ich finde schon, dass es auch viel am Therapeuten und dessen Geschick und Gespür die passenden Interventionen anzuwenden, liegt, wie solche Gespräche verlaufen. Aber in der Hinsicht bin ich der jetztigen Therapie sehr zufrieden damit wie die Gespräche laufen. Also zumindest von ihrer Seite aus.

Zitat:
Vermutlich sehen die, die zu Psychologen gehen diese oft als Autoritätspersonen.Psychologen sind einfach Fachleute in einem bestimmten Sachgebiet.

Ach der Titel ist es nicht. Ich habe beruflich selbst häufig mit Psychologen zu tun. Ich weiß das das auch nur Menschen sind.
Es ist sie als Person. Ich habe mir das aber bewusst unbewusst so ausgesucht. Also ich habe diese Angst in diesem Kontakt anscheinend förmlich gesucht. Ich habe mir ja etliche Therapeutinnen angeschaut und da waren einige dabei wo ich mich nicht derartig unterlegen fühlte. Die wollt ich aber nicht. Weil ich da an die Angst sowieso nicht rankomme. Aber wird Zeit ranzukommen. Naja und nun bin ich dran und bin hier gelandet Allerdings war mir seiner Zeit bei der Entscheidung für sie noch nicht so ganz klar warum ich sie ausgesucht habe. Das plätschert jetzt erst peu a peu so durch.

Ich hab eher ein Problem damit das ich mir zu viele Gedanken um dieses Setting mache, dass meiner Meinung nach auch von sich heraus aus nicht gerade schamlindernd ist. Ich bin generell nicht gut darin Hilfe von sogenannten Fachleuten anzunehmen. Obwohl ich ja selbst auch eine Fachfrau bin die anderen Menschen hilft. Aber selber Hilfe brauchen steht dann nochmal auf nem anderen Blatt Papier.

Zitat:
Warum, hast Du da null Kontrolle? Du hast doch die totale Kontrolle und lässt nichts raus.

Naja in bestimmten Situationen hatte ich nicht mehr unbedingt das Gefühl von Kontrolle. Hier befinde ich mich auch in so einem Dilemma. Einerseits der Wunsch danach Gefühle zulassen und zeigen zu können aber andererseits bloß nicht die Kontrolle verlieren.

Zitat:
Nur wenn Du nicht versuchst möglichst viel Ehrlichkeit und Offenheit in Deine
Gespräche einzubringen, kannst Du alles vergessen.

Ich versuche es. Jede Stunde aufs Neue. Mal geht es etwas besser mal schlechter. Das funktioniert halt nicht auf Knopfdruck. Deshalb interessiert es mich ja auch was andere Leute da für Erfahrungen gesammelt haben.


Zitat:
In Therapiegesprächen hilft aber nur viel, viel Ehrlichkeit.
Sonst kannst Du Dich besser irgendwo hin setzen und Dir einen Kaffee trinken. Da hast Du dann mehr von.

Stimmt, ohne wenn und aber.

Wieviele Therapien hast du gemacht?

viele Grüße
kwo

21.06.2015 12:10 • #10


Hotin
Hallo kwo,

den Meinungsaustausch mit Dir finde ich sehr interessant.

Zitat:
Wieviele Therapien hast du gemacht?


Keine Therapie gemacht aber einige Gespräche mit einem Psychologen gehabt als ich etwa 30 Jahre war.
Damals habe ich einen Knoten in meinen Gedanken gelöst.
Schnell ging das, weil ich sehr offen meinem Psychologen erzählte, was mich belastet. Darüber war er fast
erstaunt. Erinnere mich noch daran, wie sehr ich scheinbar eine persönliche Bindung zu ihm aufgenommen hatte.
Daher ist Deine Aussage zu Vertrauen ist kein schlechter Begriff.
Seit etwa 40 Jahren beschäftige ich mich damit, was Angst ist und wie wir anders damit umgehen
können und sollten.


Zu Deiner Überlegung zuerst Vertrauen aufbauen zu müssen meine ich folgendes.
Vertrauen ist ein sehr schwammiger und relativer Begriff.
Menschen werden sehr oft betrogen, weil sie jemandem blind vertraut haben.
Wenn Du nun immer versuchst erst vertrauen zu Deinen Mitmenschen aufzubauen
Machst Du vielleicht auch manchmal einen Fehler. Du willst aber keinen Fehler begehen, das Risiko
ausschalten. Also hältst Du sicherheitshalber lange den Mund.
Hilft Dir aber wenig.


Was ich zu den Therapievoraussetzungen meinte ist folgendes.
Meine heutige Ansicht ist etwa so.
Wenn Du im zwischenmenschlichen Bereich gelegentlich Probleme hast,
benötigst Du vermutlich eine etwas andere Sichtweise. Zu Deinen Mitmenschen
und Deiner Therapeutin möchtest Du zunächst Vertrauen aufbauen
Was wird Dir das helfen? Ob Vertrauen berechtigt war, weiß man immer erst
hinterher. Dann ist es aber sowieso zu spät. Ich habe gutes von Menschen erhalten, denen ich das vorher
nie zugetraut hätte. Einfach deshalb, weil ich ihnen angstfrei begegnet bin und sie versucht habe zu
akzeptieren, wie sie mir entgegen getreten sind.
Daher sagte ich Du solltest Deine Therapeutin akzeptieren können und mit ihr auf Augenhöhe reden.

Zitat:
Also sie lenkt so ein Gespräch ja auch. Wäre ja auch schlimm wenn nicht.


Genau, nur wenn es eng wird, kannst Du allein entscheiden, wie und ob es weiter geht. Damit hast Du
geringfügig mehr Einfluss in Therapiegesprächen.

Wichtig ist, das Du mit Deinem Selbstbewusstsein eine Fähigkeit wieder zum Leben erweckst.
Schenke jedem Menschen ein gewisses Grundvertrauen. Dies ist eine unbedingt notwendige Vorleistung
um zufrieden leben zu können.
Prüfe jedoch immer, wie Dein Gegenüber reagiert und was er sagt. Sei offen, so lang bis Du den Eindruck hast.
Jetzt werde ich angegriffen. Fühlst Du dich angegriffen, starte einen leichten Gegenangriff. Und wenn Dein
Gegenüber Dir dann immer noch zu nahe kommt, dann sorge dafür, das die von Dir gewünschte Distanz
wieder hergestellt wird.
Dieses Verhalten kannst Du auch gut an Tieren beobachten. Wir funktionieren genau so.

Sobald Du Dir darüber bewusst wirst, das Du Dich wehren kannst und auch darfst und sogar musst,
steigt Dein Selbstbewusst sein.
Vertrauen haben musst du also vor allem in Deine eigene Fähigkeit, Dich vor
unangenehmen Angriffen wehren zu können.

Kannst Du damit etwas anfangen?

Viele Grüße

Hotin

21.06.2015 13:48 • x 1 #11


kwo
Abend Hotin,

Zitat:
den Meinungsaustausch mit Dir finde ich sehr interessant.


Geht mir genau so .

Da hast du den Knoten ja wirklich schnell gelöst bekommen wenn dazu einige Gespräche ausreichten. Wobei es ja mittlerweile Therapieansätze gibt die mit 10-15 h arbeiten. Für mich kaum vorstellbar. Hatte so den Gedanken das bei dieser Therapie die ich jetzt mache irgendwie der Weg das Ziel ist.
Welche Ängste beschäftigen dich denn so? Tun sie das überhaupt noch?

Das mit dem Vertrauen ist kompliziert. Der Begriff ist in der Tat sehr schwammig. Ich hatte auch länger überlegt ob ich dieses Wort in den Thread nehme oder nicht.
Wiktionary sagt dazu folgendes:

Bedeutungen:
1. Überzeugung von der Richtigkeit bzw. Wahrheit einer Handlung oder eines anderen Menschen. In der Regel ein gegenseitiges Verhältnis der Zuverlässigkeit

Synonyme:
1. Gewissheit, Glaube, Sicherheit, Zuversicht, Zutrauen

Um es noch komplizierter zu machen. Gehört zum Vertrauen Vertrautheit? Mir gelingt es bisher nur ab einem gewissen Maß von Vertrautheit auch Vertrauen zu haben. Heißt das Gefühl zu haben mich auch mit allen meinen Unzulänglichkeiten zeigen zu können, ich sein zu können, ohne zu befürchten dafür nicht gemocht zu werden oder abgestempelt zu werden. Als was auch immer.
Zitat:
Schenke jedem Menschen ein gewisses Grundvertrauen. Dies ist eine unbedingt notwendige Vorleistung um zufrieden leben zu können.

Mein Vertrauen in die Menschen wurde vor vielen Jahren leider sehr erschüttert. Also ich weiß zumindest Gründe, bzw. werde mir zur Zeit darüber bewusst, warum ich so fühle wie ich fühle. Nur verstanden haben, heißt ja noch längst nicht auch bewältigt zu haben und damit anders umgehen zu können und von heute auf Morgen allen Menschen ein Grundvertrauen entgegenbringen zu können. Schon wenn ich das schreibe dreht sich mit der Magen um. Grundvertrauen in Menschen!


Zitat:
Ob Vertrauen berechtigt war, weiß man immer erst hinterher.

Stimmt.
Aber ich weiß nicht wie man Menschen angstfrei begegnen soll. Für mich ist es grad schon ein Fortschritt das als Angst zu erkennen und mir einzugestehen und das teilweise so extrem in den Therapiestunden zu fühlen und dann auch noch zuzugeben das ich Angst habe. Das hat auch erstmal paar Stunden gedauert bis ich überhaupt dieses Wort benutzen konnte und nich nur von Nervosität gesprochen habe. ^^
Zitat:
Sei offen, so lang bis Du den Eindruck hast. Jetzt werde ich angegriffen.

Ich glaub ich fühl mich in der Regel schon angegriffen wenn noch gar nix weiter passiert ist. Das is auch irgendwie noch son Relikt aus vergangenen Zeiten. Damals sicher sinnvoll und überlebensnotwendig, heute eher mehr als hinderlich. Mir ist halt momentan noch nicht klar wie solche tiefgreifenden Muster sich verändern lassen können. Dafür müsst ich wahrscheinlich mal in der Therapie mehr das Maul aufmachen. Aaargh, da beisst sich die Katze mal wieder in den *beep*.
Zitat:
Kannst Du damit etwas anfangen?

Nicht mit allem, aber mit vielem
Also ich verstehe was du meinst, klingt schlüssig. Meistens zumindest

Morgen ist die nächste Stunde. Wir werden sehen wieviel ich verstanden habe.

nächtliche Grüße
kwo

21.06.2015 23:49 • #12


F
Ohne Dir ausreden zu wollen, dass Du Dich vielleicht mal öffen musst, aber man muss nicht immer alles zerreden und alles preisgeben. Ich erzähl meiner Therapeutin auch nicht alles und sie sagt selber, dass das auch ganz vernünftig ist. Manche Dinge bespreche ich z.B. nur mit männlichen Bekannten, die bestimmte Punkte selber kennen. Und manche Sachen nur mit meiner Mutter (intime Dinge dann z.B. auf gar keinen Fall mit ihr).

Manchmal ist es natürlich auch so, dass ich mich anstrengen muss, um mich nicht selber zu täuschen. Und manche Dinge mag ich nicht erzählen, weil ich mich schäme, tu es dann aber trotzdem. Die Therapeutin kann damit umgehen, genau das ist ihr Job. Man steht sich da nur selber im Weg....

Ich kann aber auch sagen, dass mir die Therapie am Meisten hilft, wenn sie pragmatisch ist. Es tut zwar gut sich Luft zu machen oder Dinge auszusprechen, die einen beschäftigen, aber weiter gekommen bin ich nur über ganz konkrete Verhaltensänderungen und Arbeit an mir und meiner Einstellung.

Was nutzt es mir z.B. durchzukauen, wie lieblos meine Kindheit war?! Entscheidend ist, dass ich begreife, dass ich nun erwachsen bin und die Dinge sich geändert haben. Dass ich liebenswert bin, es aber von meinem Vater selten gezeigt bekommen habe, weil er selber Probleme hat. Und auch die Erkenntnis bringt nicht den Durchbruch. Der kommt erst, wenn man sich auf andere Menschen einlässt und auf die Erfahrung, dass man beispielsweise von anderen gern gemocht wird.

22.06.2015 00:11 • #13


Hotin
Hallo kwo,

Zitat:
Welche Ängste beschäftigen dich denn so? Tun sie das überhaupt noch?


Na klar beschäftigen mich meine Ängste noch. Da ich zur Zeit arbeitslos bin
kommen meine Existenzängste wieder mehr hoch. Überhaupt sind die Ängste
(sie sind ja ein teil unserer normalen Gefühle) ständig da.
Du kannst Sie ständig abrufen, wie wenn Du die Tasten eines Klavieres spielst.
Du musst nur leise und behutsam spielen. Dies ist aber hin und wieder sehr
schwer.

Zitat:
Heißt das Gefühl zu haben mich auch mit allen meinen Unzulänglichkeiten zeigen zu können, ich sein zu können,


Wie Du auch schon sagtest. Überall zeige ich mich auch nicht ganz offen und schwach und schutzlos.
Das könnte daneben gehen.

Zitat:
ohne zu befürchten dafür nicht gemocht zu werden oder abgestempelt zu werden.


Um zufrieden zu werden musst Du freie Felder im Alltag besetzen. Sonst nehmen
Dir andere diese Felder weg und besetzen sie. Also musst Du beginnen Dich gelegentlich auch mal unbeliebt
zu machen. Der Mensch ist ein Kampftier – Du auch!
Immer zurück ziehen ergibt steigende Ängste und danach psychische Probleme.

Du magst doch auch nicht jede und jeden. Deshalb darf Dein Handeln nie davon geprägt sein, von
jedem gemocht zu werden.
Und mit Pauschalierungen arbeiten aus Vereinfachungsgründen alle Menschen.
Deshalb haben die meisten von Dir eine vorgefertigte Meinung, auch wenn diese nicht richtig ist.
Zitat:
Schon wenn ich das schreibe dreht sich mit der Magen um. Grundvertrauen in Menschen!


Dann beginne mal an diesem Punkt. Unser Leben basiert auf ständiger
Interaktion durch Aussehen, Geruch, Mimik, Sprache, Körpersprache u.a.
Gehst Du ohne Grundvertrauen auf einen Menschen zu, erkennt er dies unbewusst.
Er beurteilt das zögern als Schwäche und zeigt sich dann mit Überlegenheitsgesten.
Diese wiederum erkennst Du als Stärke Deines Gegenübers und das macht Dir schon grundsätzlich Angst.
Und so geht das Spiel weiter.
Schau Dir mal an, wie Hunde sich im Freien begegnen. Wir machen fast genau das gleiche.

Dies bedeutet. Wenn du mit Grundvertrauen auf andere zugehst, erkennen die, das Du wenig Angst vor
ihnen hast. Daraus folgt sofort ein natürlicher Respekt.
Und der Tut Dir wiederum gut.
Das ist nicht schwer. Du musst nur sicher sein, das Du ständig eine Waffe bei Dir hast. Nämlich, wird
jemand frech und unverschämt zu Dir, bekommt er von Dir eine angemessene Bestrafung. Danach geht
alles weiter ohne Aggressionen.

Zitat:
Mir ist halt momentan noch nicht klar wie solche tiefgreifenden Muster sich verändern lassen können.


Wenn Du das wirklich willst ziemlich einfach. Jeder Mensch, der Dir begegnet ist ein Übungsobjekt. Du lernst
das im Alltag. Und wenn Du ein wenig empfindsam bist für die Reaktionen des Gegenübers, kannst Du
Deine Erfolge sofort erkennen.

Na, dann viel Erfolg morgen.

Viele Grüße

Hotin

22.06.2015 00:43 • #14


kwo
Hallo Flötilf,

Zitat:
aber man muss nicht immer alles zerreden


also vom zerreden in den therapiestunden bin ich lichtjahre entfernt.

Zitat:
Man steht sich da nur selber im Weg....


Ich steh mir in etlichen Lebensbereichen, seit sehr langer Zeit schon, selbst im Weg. Deshalb habe ich mir ja auch wieder eine Therapie gesucht. Und siehe da auch dort steh ich mir Weg. Und das war der Grund dieses Thread zu eröffnen um zu erfahren ob es anderen ähnlich ergangen ist und was ihnen geholfen hat sich nicht mehr so sehr im Weg zu stehen. Also bezogen auf diese Therapiesituation.

Zitat:
Es tut zwar gut sich Luft zu machen oder Dinge auszusprechen, die einen beschäftigen, aber weiter gekommen bin ich nur über ganz konkrete Verhaltensänderungen und Arbeit an mir und meiner Einstellung.

Ja aber du kannst den zweiten oder dritten Schritt nicht vor dem ersten machen. Ich auch nicht.

Zitat:
Was nutzt es mir z.B. durchzukauen, wie lieblos meine Kindheit war?!

Möglich das es dir keinen Nutzen bringt dich mit deiner lieblosen Kindheit zu beschäftigen. Das is ja auch in Ordnung so. Aber es gibt durchaus Menschen die darin einen Nutzen sehen. U.a. tiefenpsychologische Therapeuten. Auch in Verhaltenstherapien spielt die Vergangenheit eine nicht unerhebliche Rolle. Aber insbesondere in einer TFP wird immer wieder der Zusammenhang mit der Vergangenheit hergestellt.
Ich persönlich denke auch das Vergangenheitsbewältigung ein wichtiger Bestandteil einer Therapie, und damit einer Lebensveränderung, ist und einen großen Nutzen mit sich bringt.

Zitat:
Und auch die Erkenntnis bringt nicht den Durchbruch.

Aber sollte man sie trotzdem nicht erst einmal haben (dürfen)? Vielleicht bringt sie nicht DEN Durchbruch aber ist ein entscheidender Faktor auf dem Weg dahin.

22.06.2015 01:43 • #15


F
Naja, die Tiefenpsychologie gehört deshalb ja auch nicht gerade zu den etabliertesten Ansätzen. Nicht umsonst wird fast in jeder Klinik verhaltenstherapeutisch gearbeitet.

Aber Du kannst ja mal gucken, ob es Dir was bringt. Ich will Dir das ja gar nicht ausreden !

22.06.2015 13:41 • #16


edenrose
Hallo kwo.

Durch Zufall bzw durch Themengleichheit und Bestimmung bin ich auf deinen Thread gwestoßen. Habe deine und alle anderen Kommentare dazu gelesen. Sofort das Gefühl gehabt, zu wissen wovon du berichtest und es dir mitteilen zu wollen, gleichzeitig auch dabei die Blockkade zu verspüren. Aber Hellau! ...ich habe mich soeben registriert, um dir zu sagen, ich bin ganz bei Dir!

Kurz zu mir: Vor gut 10 Jahren habe ich eine Verhaltentherapie gemacht, aufgrund von Depressionen. Für die damalige Zeit habe ich viel gelernt und verändert und mich wieder auf die Fährte gebracht.
Nach erneuten Depressionen, die mein Leben begleiten und mir sehr vertraut sind, habe ich nach Jahren der Hemmungen und Hoffnungslosigkeit eine Tiefenpsychologische Therapie begonnen und bin nun in den letzten Stunden Ich wollte verstehen, was mich ereilt, warum es mich ereilt und mir mein Leben so kompliziert macht. Ich finde ebenso, wie Du die Tiefenpsychologie sehr wichtig, im Ganzheitlichen verstehen warum man geworden ist, wie man ist. Was seit Beginn des Lebens mit einem passiert ist, was einen geprägt hat...Um auch zu seinen Gefühlen zu kommen und ein Verständnis für sich zu entwickeln. Auch Mitgefühl und vor allem Geduld und das Wissen der Berechtigung seiner Gefühle und Schwächen.
Mich haben die letzten Jahre sehr viel Kraft gekostet, aber auch unglaublich viele positive Veränderungen mit sich gebracht. Ich habe soviel über mich erfahren und bin mir nur so selbst sehr nah gekommen. Nicht zuletzt wurde mir unschön klar, dass soziale Angst eben doch ein Thema in meinem Leben ist! Natürlich waren mir die gehemmten Situationen, wie aus dem Lehrbuch, klar und ich habe davon manchmal erzählt, aber bewusst, dass dies der Schlüssel ist, wurde es mir erst in der letzten Sitzung. Und nun, wo ich mich bewusst damit beschäftige, fällt es mir wie Schuppen von den Augen und ich bin noch einmal mehr bestürzt, dass es derzeit die letzten Sitzungen sind.

Puh ich bin ganz aufgeregt und weiß gar nicht wo ich beginnen soll. Denn ich meine genau zu verstehen was du beschreibst. Kontrolle zu suchen, aber genau darin eben auch die Hürde zu haben, loszulassen und in Momenten der Therapiestunden eben gar nichts mehr von Kontrolle zu besitzen, da ein Vakuum im Kopf herrscht, man Sprachlos ist, Blockiert, Flüchten möchte, es sich alles dreht und man eben keine Kontrolle mehr über seine Gedanke, Gefühle und Worte hat! Alles weg ist und man nichts mehr fühlt, obwohl man doch Hilfe wünscht und sich öffnen und mitteilen, ...anvertrauen möchte, es aber nicht kann.

Kwo, ich kann dir leider gar nicht im Moment sagen, was mir geholfen hat, es doch an Punkten überwinden zu können. Meine Therapeutin hat einfach auch ein grandioses Bauchgefühl, sie versteht mich ohne Worte und das von Beginn an. Sie konnte Dinge benennen, in denen ich Zustimmung fand und sie konnte mich fühlen, noch bevor ich es konnte. Aber durch ihre Spiegelung und Erklärungen und Aufarbeitung auch weniger Druckvollen Themen, konnte ich mit der Zeit meine angemesssen Gefühle zurück zu gewinnen. Sie zeigte mir damit, dass ich richtig bin in meiner Wahrnehmung und das meine Gefühle berechtigt sind. Das war es, glaube ich, was mir Vertrauen ihr gegenüber brachte. Ich wusste ich kann meinem Bauchgefühl vertrauen, bin nicht falsch und selbst, wenn es eine kindliche Scham oder Sicht war, hat mir liebevoll erklärt, wie Kindheitsprägung funktioniert und dass ich heute im Erwachsenenalter eine ganz andere Sicht, eine unabhängige Sicht darüber haben darf und mich somit von eineigen Gefühlen verabschieden kann; sie dennoch niemals FALSCH sind.

Nun auf deine Situation bezogen...: Ich bin am Ende meiner Therapie (vorerst). Ich kann dir also nur sagen, was ich jetzt mit diesem ganzen Wissen tun würde. Und da du dir über diese soziale Angst klar bist und weißt, warum du dir im Weg stehst, würde ich überlegen, vielleicht deiner Therapeutin einen Brief zu schreiben.Denn wie es aussieht, gelingt dir dies ebenso gut wie mir, in der alleinigen Ruhestituation zu Hause.
Ich glaube es kann sehr wichtig sein, dass sie darum weiß. Dein Gefühl ihr gegenüber ist positiv und somit wird sie einen Weg finden, dass auch du zu dir kommst, wenn du es offenbaren möchtest. Ihr aber , bis es soweit ist, trotzdem ein ehrliches und vertrauensvolles Arbeiten miteinander haben werdet.


Ich hoffe, es war einigermaßen sortiert und verständlich geschrieben?!

Ganz liebe Grüße ersteinmal

22.06.2015 15:47 • x 1 #17

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Icefalki
Kwo, ich finde es am wichtigsten, dass man eben an die Wurzeln gelangt.

Ich bin sehr pragmatisch, d.h. Wenn ich erkennen kann, warum ich Probleme habe, dann kann ich lernen, meine Sichtweise zu verändern. Oder die Bedingungen, oder, oder...

Und erkennen bedeutet noch kein annehmen. Ich musste grinsen, als ich dein magenumdrehenden Satz mit dem Grundvertrauen zu Menschen gelesen habe. Das kenn ich.

Dieses kotzgefühl, schon der Gedanke, an das lieben und annehmen und verzeihen. Oder Schwäche. Wie grässlich.

Aber genau das ist es. Und es dauert. Waren die Mauern doch so haltbar. Die jetzt einreißen und schutzlos sein? Das ist Arbeit. Richtige Arbeit.

Und drum braucht man eben die Therapie. Vertrauen in die Therapie, Vertrauen aber hauptsächlich zu sich selbst. Um das geht es.

22.06.2015 16:12 • x 1 #18


kwo
Hallo Flötilf,

Zitat:
Naja, die Tiefenpsychologie gehört deshalb ja auch nicht gerade zu den etabliertesten Ansätzen.

Woher hast du dieses Wissen denn? Sorry, aber das is ja mal totaler Quatsch. Wenn die TFP kein etablierter Ansatz wäre, würde sie wohl kaum als eine von gerademal drei Therapierichtungen von den Kassen anerkannt werden. Ebenso gibt es zahlreiche Studien die die Wirksamkeit dieser Therapierichtung belegen.
Weiterhin bedienen sich auch Verhaltenstherapeuten tiefenpsychologischer Ansätze und Methoden und Verstehensweisen. Erwähnt sei hier z.B. die Schematherapie die häufig von Verhaltenstherapeuten angewandt wird.

Nur weil du dich für Verhaltenstherapie entschieden hast, heißt das doch noch lange nicht das dieser Ansatz auf alle Menschen gleich zu trifft und allen Menschen gleich viel hilft. Es gibt zudem auch genügend Leute die mehrere Verhaltenstherapien hinter sich haben und erst in der tiefenpsychologischen Therapie den Durchbruch hatten.

Ich habe mir von beiden Richtungen gleich viele Therapeuten angekuckt. Weil es mir vorallem darum ging das es passt, weniger um den methodischen Ansatz. Auch Verhaltentherapeuten arbeiten durchaus Klärungsorientiert. Und auch Tiefenpsychologen arbeiten Bewältigungsorientiert. Warum denn entweder oder? Warum nich sowohl als auch in den Methoden? Kann das eine nicht auch vom anderen profitieren?
Aber das die sogenannte Passung, die Beziehungsebene der entscheidende Wirkfaktor in jeder Therapierichtung ist, kannst du ganz einfach nachgoogeln. Das findest du in jedem besseren Presseblatt.

Zitat:
Nicht umsonst wird fast in jeder Klinik verhaltenstherapeutisch gearbeitet.


Ja weil es billiger ist und schneller gehen soll. Nachhaltigkeit lassen wir dann außen vor... Aber ob wirklich die meisten Kliniken verhaltenstherapeutisch arbeiten entzieht sich meinem Wissen.
Ich habe stationäre Verhaltenstherapie gemacht. Ich fand es wenig hilfreich.

Zitat:
Aber Du kannst ja mal gucken, ob es Dir was bringt. Ich will Dir das ja gar nicht ausreden !

Na das klang ein wenig anders. Im übrigen wird der Verhaltenstherapie gern auch nur ein herumdoktern an den Symptomen vorgeworfen aber keine Klärung von Ursachen.
Sowas nennt sich dann auch Schulenstreit.

Ich denke alle Therapierichtungen haben plausible theoretische Grundlagen und weisen in der Behandlung der verschiedenstens psychiatrischen Diagnosen Erfolge aus. Was zu wem besser passt, sollte doch dann wohl jedem selbst überlassen bleiben.
Achso, die Therapeutin die mich abserviert hat war Verhaltenstherapeutin und hat mir ausdrücklich eine Tiefenpsychologische Behandlung empfohlen.
Sie wusste wenigstens wo ihre Grenzen sind....

kwo

22.06.2015 17:52 • #19


kwo
Hallo edenrose,

Danke! Vielen vielen Dank für deinen Beitrag.

Es hat mich eben so gefreut deine Worte zu lesen und auf Verständis zu treffen. Und ich find es so toll das du dich angemeldet hast um mir das mitzuteilen, trotz Blockade.

Zitat:
Kontrolle zu suchen, aber genau darin eben auch die Hürde zu haben, loszulassen und in Momenten der Therapiestunden eben gar nichts mehr von Kontrolle zu besitzen, da ein Vakuum im Kopf herrscht, man Sprachlos ist, Blockiert, Flüchten möchte, es sich alles dreht und man eben keine Kontrolle mehr über seine Gedanke, Gefühle und Worte hat! Alles weg ist und man nichts mehr fühlt, obwohl man doch Hilfe wünscht und sich öffnen und mitteilen, ...anvertrauen möchte, es aber nicht kann.


Du sprichst mir so aus dem Herzen!

Zitat:
Sie konnte Dinge benennen, in denen ich Zustimmung fand und sie konnte mich fühlen, noch bevor ich es konnte.

Also von der ersten Stunde an habe ich es so krass nicht erlebt aber ähnlich und staune immer wieder was sie alles mitbekommt obwohl ich so wenig zeige und sage. Aber auch schon im Erstgespräch hatte sie sofort den richtigen Riecher und benannte mehr als stimmig um was es quasi geht. Das hat mich sehr beeindruckt.

Zitat:
was mir Vertrauen ihr gegenüber brachte.

Naja so langsam langsam baut sich da schon ein Vertrauen auf.
Konntest du denn im Laufe der Therapie denn dann auch mal irgendwann die Gefühle zulassen? Also z.B. auch mal weinen oder verärgert sein oder was auch immer? Hat sich diese Leere im Kopf denn auch mal gefüllt?
Ich hatte heute wieder Therapiestunde. Es war ne gute Stunde. Angst pur. Habe das Thema gewählt der Angst. Aber ich fand die Stunde gut weil ich wenigstens was gefühll habe und wir auch mal bißchen angefangen zu kucken haben woher diese Angst kommt. Die Rückmeldung das das Gefühl nicht falsch ist ( also so ähnliche) habe ich heute auch bekommen. Und noch einiges mehr.
Die Stunde war gut, auch wenn ich mich in zwei drei Momenten mal lieber wieder in Luft aufgelöst hätte und die Angst fast unerträglich wurde.
Wie lange hat es denn bei dir gedauert bist du da so eine Art Vertrauen fassen konntest?

Zitat:
Ich glaube es kann sehr wichtig sein, dass sie darum weiß.

Sie weiß es. Das mit dem Schreiben hab ich auch schon überlegt aber bisher immer wieder verworfen. Vielleicht nochmal drüber nachdenken. Ist eher so ein Gedanke der momentan Unbehagen auslöst. Fand es heute schonmal ganz gut das ich einiges gesagt habe was ich mir vor einigen Stunden noch nich hätte vorstellen können zu sagen.

Zitat:
Ich hoffe, es war einigermaßen sortiert und verständlich geschrieben?!

Um einiges sortierter und verständlicher als meine Texte

Wieviele Stunden hast du denn jetzt noch? Ich mag mir gar nicht vorstellen wie schmerzvoll das ist so eine Erkenntnis dann in den letzten Stunden zu haben und gerne weiterarbeiten zu wollen aber das Kontingent ist voll. Wieviele Stunden hattest du denn? Geht da gar nix mehr zu machen?

Liebe Grüße auch an Dich!

kwo

22.06.2015 18:29 • #20


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Univ.-Prof. Dr. Jürgen Margraf