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kurz vorweg...

der Weg ist lang, sehr lang. der Weg aus meinem Gefängnis. ob ich da jemals raus komme, weiß ich nicht.

meine Therapie ‘funktioniert’ so, dass ich meinem Therapeuten Mails schreibe, weil im direkten Kontakt alles weg ist. ich rede nicht mit ihm und ich kann ihn auch nicht ansehen.

fürs Leben geprägt hat mich wohl hauptsächlich der Verlust meines Zwillingsbruders im Mutterleib.

ich möchte hier Einblicke in meine Mails an meinen Therapeuten geben.

12.12.2015 07:14 • 12.12.2015 #1


3 Antworten ↓


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Kontakt

der Kontakt, der da ist, den halte ich nur aus und so gut es geht von mir fern. nur geht es nicht wirklich…
wenn niemand da ist, ist da nur dieses riesige Loch, in dem ich untergehe…

egal, was ich mache, ich bin immer nur allein, kein Kontakt… es gibt immer nur eins. entweder mich oder den anderen. beides gleichzeitig gibt es nicht…

was soll ich zu dir fahren (zur Therapie-Sitzung), nur um dich dann komplett auszublenden, damit ich irgendeinen blöden Text schreiben kann…br
was soll ich zu dir fahren, nur um immer wieder festzustellen, dass ich dort keinen Raum, keine Möglichkeiten habe, solange du da bist… dass du mir alles nimmst und trotzdem warte ich doch immer nur auf das eine… den Kontakt…

wieso sollte das Leben irgendwie Sinn oder Spaß machen, wenn ich eigentlich noch immer da bei meinem Zwillingsbruder bin, noch gar nicht in diesem Leben angekommen. immer nur das Alte wiederholen. ohne Ausweg. gefangen zwischen ‘jeden Kontakt verhindern’ und ‘Kontakt suchen’… ein hoffnungsloses Unterfangen…

diese Wand wird immer da bleiben. ohne Ausweg… ich weiß keinen…

wenn du mich festhältst, dann kann ich den Kontakt wahrnehmen, und mich auch. aber, dass hinter dem Kontakt noch jemand ist, blende ich aus. wenn da jemand wäre, wäre ich nicht da…

ich finde so keinen sicheren Ort für mich. wie soll das gehen. selbst wenn alle Menschen tot sind und niemand mehr da ist, ist es nicht sicher, weil niemand mehr da ist.

12.12.2015 07:17 • #2


A


Silber ist Gold - Therapie zw Schweigen und Schreiben

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Erwachsenen-Ich

Dialogversuche zwischen Erwachsenem und Kind fühlen sich nicht echt an. da ist kein Kontakt…

von daher ist es vielleicht doch echt. echt kontaktlos. wobei die eine Seite gar nicht existiert?

das Erwachsenen-Ich ist doch etwas, was sich eigentlich auch von Anfang an mit entwickelt… wenn es aber weder Chance noch Vorbild dazu hatte?

mir kommt es so vor, als ob das Schattenkind immer absoluter Einzelkämpfer war. da war nie jemand und durfte es auch nicht sein. wo soll dieser Erwachsene jetzt plötzlich herkommen? soll ich den aus dem Hut zaubern? ich habe keinen Bezug dazu und kann nichts damit anfangen…

es hört sich nur immer absolut grausam an, wenn es heißt, such diesen Erwachsenen in dir… das fühlt sich einsam und im Stich gelassen an, weil da niemand ist… und da ist dann nur noch Wut auf diesen ganzen schei.… das ist doch alles totaler Blödsinn.

12.12.2015 07:20 • #3


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Angst

Angst. schnell wieder alles löschen. bist du bescheuert, dich dort so auf den Präsentierteller zu stellen? 
wenn sich jemand darüber lustig macht, egal ob offen oder nur für sich…
dieses getroffen werden, das ist wirklich wie sterben. wie erschossen werden. mit Worten…
so fühlt es sich an…

Angst zu sterben…

da lande ich sofort wieder in all den alten Situationen, in denen ich gestorben bin. als würden sie gerade eben erst passieren…

12.12.2015 07:23 • #4





Univ.-Prof. Dr. Jürgen Margraf