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sülchen
Hallo liebe Foren Gemeinschaft!

Gerade komme ich vom Psychiater, meinem Ersttermin nach inzwischen 2,5 Monaten Panikattacken. Ich sollte dort von meiner Hausärztin hin zwecks Diagnoseabklärung. Ich muss gestehen, ich war von vornherein voreingenommen, da ich Medikamente (bis auf Notfall Benzos) sehr ablehne, was so der Spielplatz des Psychiaters ist. Es mag Fälle geben, in denen ist es angebracht, um überhaupt erst Therapiefähigkeit zu erreichen, aber ich bin trotz der leidigen Attacken ausreichend stabil, dass ich mit Passiflora gegen die Unruhe klar komme. Die Panikattacken stehe ich halt irgendwie durch, es geht sogar schon was besser und hat sich verändert, oder nehme im Notfall mal Lorazepam.

Nun, gerade war ich halt beim Psychiater, der mich fragte, was ich denn wolle. Darauf meinte ich u.a., dass ich mir vorstellen könne, dass mir ein stationärer Aufenthalt in einer Rehaklinik helfen würde wieder schneller zu Kräften zu kommen. Er meinte, er müsse mich da desillusionieren, da ich nicht lange genug krank wäre und auch keine Behandlungsgeschichte hätte, die den Bedarf untermauern könne und dazu gehöre auch die Einnahme von Psychopharmaka. Und wenn das nicht gegeben sei, würde die Rentenkasse einer Reha nicht zustimmen.

Ich bin soooo wütend! Da ist man bereit sein Schicksal selber in die Hand zu nehmen und das ohne die Wirkung von Psychopharmaka (also er wollte mir SSRI verschreiben, die hätten vielleicht ein paar Nebenwirkungen.... und darauf basierend dann Therapie). Das kann doch nicht sein? Diese Tablettengläubigkeit kotzt mich an! Ich will hier niemandem zu nahe treten, der ohne nicht klar kommt. Das kann ich alles nicht beurteilen und das ist bei einigen sicherlich auch der Fall, aber ich glaube auch, das sooooo oft dieser Weg eingeschlagen wird, um einen schnell wieder gebrauchsfähig zu bekommen. Ich möchte aber meine Tiefs auch noch recht bewußt erleben, um auch wahrzunehmen, welche Therapien, welche Erfahrungen, Entscheidungen und Gedanken meine Empfindungen beeinflussen. Die Angst ist doch verdammt nochmal ein Symptom und ein kleiner Helfer um mich in den Hintern zu treten, dass da was im Argen liegt. Dazu kommt noch diese unthaltbare Situation, dass es so unglaublich schwierig ist einen Therapieplatz zu bekommen - ich bin ja längst privat zahlend aktiv geworden, aber das kann's ja nicht sein! Derzeit habe ich ein paar einzelne Termine bei meiner alten Therapeutin ergattert und dazu noch ein, zwei Termin mit einer eventuellen Aussicht auf eine Gruppentherapie.

Manchmal glaube ich, dass die Pharmalobby die ganze Ärzteschaft so dermaßen unterminiert, dass so viele viel zu schnell zum Rezeptblock greifen.

So, sorry, jetzt hab ich mal richtig ausgek**** .... Hat jemand von euch ähnliche Erfahrungen machen müssen? Irgendwie untermauert das nur mein sowieso latent vorhandenes schlechtes Gewissen, ich wäre vielleicht faul und würde mich drücken. Muss nur die richtige Pille einwerfen und schon funktioniere ich wieder.... oh Mann, werde schon wieder wütend! Ist unser System wirklich so?

Danke für's Zuhören!

16.02.2018 13:54 • 03.09.2018 x 3 #1


45 Antworten ↓


E
Also ich nehme keine Medikamente und fahr demnächst in Reha. Schleppe das Problem allerdings auch schon lang mit mir rum. Für Rehaantrag brauchst nicht unbedingt Facharzt. Mein Hausarzt und Psychotherapeut haben mir dabei geholfen.

16.02.2018 14:04 • #2


A


Keine Reha ohne Bereitschaft Psychophamaka zu nehmen?

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sülchen
Danke für die Info! Ist bei dir auch die Rentenkasse Träger, bist du krank geschrieben?

16.02.2018 14:06 • x 2 #3


la2la2
Warum muss es unbedingt ne Reha sein?

Probiers lieber mal bei nem Facharzt für Psychosomatik. Oder lass dich vom Hausarzt stationär in die Psychosomatik einweisen. (NICHT Psychiartrie!)
Dort bekommst du am ehesten das, was du willst.

16.02.2018 14:10 • x 2 #4


Rockinger
Grundsätzlich ist es immer besser, eine reine Panikstörung ohne Medis zu behandeln. solange dies möglich ist. Ich denke, einen kleinen Formfehler machst du da und auch der Psychiater. Er hat insoweit recht, das die Wahrscheinlichkeit einer Reha über die Rentenkasse gering ist, bei so einer kurzläufigen Krankengeschichte. Denn eine Reha soll dich wieder fir für den Arbeitsmarkt machen, das hat erst mal nichts mit Therapie an sich zu tun. Eine stationäre Therapie ist auch über Krankenkasse in einer Psychosomatischen Klink z.B. möglich und die wird durchaus auch komplett medikamentenfrei durchgeführt, wenn die Indikation passt. Obwohl ich bei reinen Panikstörungen eher auf ambulant oder Tagesklinik verweisen würde...

16.02.2018 14:10 • x 1 #5


sülchen
@la2la2
ok, prima Tipp! Dann mache ich mich da mal schlau.

@rockinger
tja, ich taste mich gerade da heran... habe auch noch einen anderen Termin bei einer anderen Psychiaterin und hoffe, die ist anders drauf und werde das dann nochmal wie du's schreibst ansprechen. Bei dem Mann bei dem ich gerade war, fühlte ich mich eh nicht wohl, war nur der erste Termin den ich bekommen hatte. Danke für deine Tipps zu den Formfehlern.

16.02.2018 14:19 • #6


kopfloseshuhn
Ich verstehe dich gut sülchen.
Mir geht es auch auf den Senkel, dass die Psychiater immer ihren Rezeptblock anbeten als gäbe es ncihts besseres.
Ich selbst bin auch gegen diese Einnahme, habe es aber früher über einige Zeit versucht und seither noch mehr dagegen

Ich kann nur sagen.... um einen guten Psychiater zu finden muss man lange suchen. Auch diese Psychosomatik Ärzte sind...oft bescheiden.

Mit der Reha ich weiß nicht. Ja einerseits geht es meistens darum, für den Arbeitsmarkt wieder fit gemacht zu werden. Andererseits gibt es auch Rehakonzepte die auf Lebensqualität anspielen.
Denn ich bin ja unbefristet berentet - wenn es da nur um Arbeitsfähigkeit ginge dann würde ich ja zB gar keine mehr bekommen.

Eine Tagesklink könnte ich mir für dich auch vorstellen. Dann hättest du hinterher auch etwas in der Hand was einen Erfolg oder Misserfolg angeht und falls es dir nichts gebracht hat ein Argument mehr für stationäre Reha.
Und eine psychosomatik würde ich dir so oder so empfehlen. Ja da gibt es auch Kassenkliniken und andere die nur über den Rententräger abrechen. Da kannst du dich ein bisschen umgucken.

Aber was das ohne Medis keine Reha angeht - das stimmt so einfach nicht!
Aber es wird halt einfach gerne gemacht.
Pille rein, Mensch wieder auf Arbeit schicken und gut is. *würg
Dafür sind Psychiater da. Manchmal habe ich auch den Eindruck gewonnen, dass sie für mehr als das nicht taugen. Aber es gibt auch andere.
Meine Thera ist Psychiaterin und Oberärztin und die ist definitiv nicht so. Aber eben die Nadel im Heuhaufen.
Wenn du mehr brauchst hilft tatsächlich nur eine gute ambulante Therapie.

Ich kann deine Wut so gut verstehen.
Drück dich.

16.02.2018 14:24 • x 2 #7


Rockinger
Ich als alter Psychosomatiker hab mit Psychiatern auch keine guten Erfahrungen gemacht... Ausnahmen bestätigen die Regel. Sie sind halt Ärzte und Ärzte arbeiten mit Medikamenten. Gegen die Ursachen für Panikattacken gibt es aber keine Medikamente und Benzos sind einfach Dro.. Kann man im Akutfall mal nehmen, aber die ändern nichts an Ursachen. Die kappen einfach nur das Panikgefühl.

16.02.2018 14:26 • #8


E
Zitat von sülchen:
Danke für die Info! Ist bei dir auch die Rentenkasse Träger, bist du krank geschrieben?


Ich bin seit 11/16 AU und die Krankenkasse hatte die Reha vorgeschlagen. Bin dann zum Hausarzt und der hat dann die körperlichen Beschwerden dokumentiert und der Therapeut seine Einschätzung dazu und die Rentenversicherung hat dann gleich das okay gegeben.

16.02.2018 14:29 • #9


sülchen
@kopfloseshuhn
Hühners, du schaffst es immer wieder, dass es mir nach deinen Beiträgen besser geht DANKE!

@rockinger
meine 3 Notfall Tavor aus dem Krankenhaus hatte ich auch 2 Monate nicht genommen. Als ich dann im Urlaub (hatte meine Eltern dort besucht und ich denke, das hat meine Panik auch getriggert ... Angst die ich empfinde ist die Angst die aus der Überfürsorglichkeit meiner Mama entstanden ist ... da hab ich dann die Woche über abends 0,5 Lora genommen. Zu Hause geht's besser ... hatte nur die letzten 3 Tage Botulismus... also auf die Symptome gewartet. Jetzt kann ich sarkastisch drüber schreiben, wenn ich auf das Doppelbildsehen warte ist's grad nicht so lustig

@enana
DANKE! Das sind genau die richtigen Infos für mich

@all
Ganz lieben Dank für eure tollen Hinweise und Ideen! Da sollte doch was draus zu machen sein!

16.02.2018 14:37 • x 1 #10


Schlaflose
Bei meiner Reha vor 8 Jahren waren viele, die keine Medikamente nahmen.
Für eine Reha muss man allerdings rehafähig sein, also so weit stabil, dass man an den Veranstaltungen teilnehmen kann. In reinen Rehakliniken (zumindest war das in meiner so) gibt es nur wenige Ärzte und nachts nur eine Nachtschwester. Wenn man akut Hilfe braucht (ob körperlicher oder psychischer Art), wird man in die nächstgelenen Krankenhäuser überwiesen. Und wenn man häufiger Panikattacken bekommt oder sonst intensive psychische Betreuung braucht, wird man nachhause geschickt.

16.02.2018 15:05 • #11


sülchen
@Schlaflose
ok, also Panikattacken als K.O. Kriterium? Nun, ist doch nur eine Attacke? ... ein Benzo und gutt is ...
Danke für die Info!

16.02.2018 15:13 • #12


Schlaflose
Zitat von sülchen:
@Schlaflose
ok, also Panikattacken als K.O. Kriterium? Nun, ist doch nur eine Attacke? ... ein Benzo und gutt is ...
Danke für die Info!


Wenn man in der Situation bereit ist, das Benzo zu nehmen und somit seinen Zustand wieder zu stabilisieren, ist es wohl kein Problem. Nur sind Rehakliniken personell nicht so ausgestattet, dass man Patienten, die durchdrehen betütteln kann.

16.02.2018 15:21 • #13


kopfloseshuhn
Neee Quark Panikattacken sind kein Ko Kriterium für eine Reha.
Mit stabil ist hier so weit gemeint, dass man ncihtnur Depressiv im bett liegt, es nicht schafft aufzustehen und zu den täglichen Terminen (Meine Autokorrektur machte gerade Termiten draus *haha) zu gehen.

Auch krigt man da wirklich Unterstützumng was PA s angeht. So habe ich es zumindest erlebt.
Man kann zum Pflegepersonal und die helfen einem dann zu gucken, was man nun machen kann ohne gleich Benzos zu brauchen.

Wenn niemand genau weiß ob es nun Panik ist oder nicht, gab es bei uns immer einen Arzt der Bereitschaft hatte, der dann kontaktiert wurde und zur Not auch Nachts nochmal in die Klink gekommen ist.

Für schwierige Fälle in psychischer Hinsicht (Selbstgefährdung) gab es bei uns ein Zimmer, das an die Schwesternzentrale angegliedert war. da wurde man dann reingesteckt und war unter Bewachung.
Nur wenn der suidrangzu stark oder zu lang anhaltend wurde, wurden schon überhaupt mal Leute in die Psych gebracht.
Also auch hier gibt es in den Kliniken Möglichkeiten.

Aber auch hier sind Kliniken durchaus unterschiedlich- da macht man auch gute und weniger gute Erfahrungen.
Aber zur Not kann man ja auch immer wieder selbst abreisen und das entscheiden.

16.02.2018 15:24 • #14


Schlaflose
War das wirklich eine Rehaklinik oder psychosomatische Akutklinik? Das sind nämlich zwei paar Schuhe. In Rehakliniken werden nämlich Patienten, die suizidal sind gar nicht erst aufgenommen bzw. wenn es sich dort herausstellt, in die nächstgelegen Psychiatrie verfrachtet.

16.02.2018 15:31 • #15


kopfloseshuhn
Das war wirklich eine Rehaklinik.
Klar, wer speziell in der Klinik aufgenommen werden möchte, hat vorher gewisse Regeln, kein Suiversuch in den letzten 6 Monaten zB., keine chirurgiepflichtigen SVV in den letzten 3 Monaten und so weiter.

Aber da dies eine Klinik ist, die sich speziell auf Traumapatienten ausgerichtet hat, rechnen die auch damit, dass beim aufwühlen von Geschichten auch solche gedanken aufkommen. Dort wird dann damit gearbeitet und zuerst versucht, die Patienten wieder zu stabilisieren und zu stützen bevor man sie weiter abschiebt und evtl Retraumatisiert.

Aber natürlich wird man akut Suizidal nicht erst aufgenommen. Da gilt auch, dass man stabil genug sein muss für diese Behandlung. Das ist klar.

16.02.2018 15:40 • x 1 #16


E
Es kommt ja auch auf die Intensität der PA an und wie man schon damit umgehen kann. Ich habe auch PAs und gehe davon aus dass, ich dort auch welche haben werde, weil ich mit einigen schweren Themen konfrontiert werde...aber einen Arzt brauche ich da nicht. Hab ich zu Hause auch keinen.

16.02.2018 16:36 • #17

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Schlaflose
Zitat von enana:
Es kommt ja auch auf die Intensität der PA an und wie man schon damit umgehen kann.


Ja klar, ich hatte da auch fast jede Nacht PA-ähnliche Zustände mit Herzrasen und Schweißausbrüchen, weil ich dort noch weniger schlafen konnte als zuhause. Aber ich habe das einfach so hingenommen und auch nichts davon erwähnt.
Aber wenn man sich viele User hier anschaut, müssen sie bei Aufkommen eines Angstzustandes direkt jemanden haben, der sich um sie kümmert. Das geht in so einer Rehaklinik eher selten und schon gar nicht nachts.

16.02.2018 17:48 • #18


E
Zitat von Schlaflose:

Ja klar, ich hatte da auch fast jede Nacht PA-ähnliche Zustände mit Herzrasen und Schweißausbrüchen, weil ich dort noch weniger schlafen konnte als zuhause. Aber ich habe das einfach so hingenommen und auch nichts davon erwähnt.
Aber wenn man sich viele User hier anschaut, müssen sie bei Aufkommen eines Angstzustandes direkt jemanden haben, der sich um sie kümmert. Das geht in so einer Rehaklinik eher selten und schon gar nicht nachts.

Ja das stimmt. Da hast du recht! Ist in dem Fall auch allein für das Sicherheitsgefühl wichtig, dass man weiß ein Arzt wäre sofort zur Stelle. Ich fühle mich von einer Nachtschwester schon verwöhnt

16.02.2018 19:20 • #19


M
Hast Du was Neues erfahren bezüglich der Reha?

27.02.2018 19:33 • #20


A


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Univ.-Prof. Dr. Jürgen Margraf