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Hallo Liebe Leute,

Bei mir kam jetzt erneut das Thema Ich habe vor 20 Jahren eine Fehldiagnose bekommen auf, und ich möchte euch fragen, ob ihr ähnliche Erfahrungen gemacht habt.

Ich habe eine Zeitlang gedacht Ach egal. aber ich merke in einigen Lebensbereichen, dass mir diese falsche Diagnose eher das Leben schwerer macht. Ich möchte nun diese Diagnose aberkennen lassen und mir die Richtige Diagnose geben lassen.

Nun zu euch - Habt ihr eine psychologische Fehldiagnose bekommen und habt ihr sie euch aberkennen lassen und euch ggf. eine neue Diagnose geben lassen? Wenn ja - Könnt ihr mir sagen, wie man da vorgeht?
Welche Schritte sind notwendig? Was brauche ich dafür?

(Sollte es schon ein bestehendes Thema bei uns im Forum geben könnt ihr mich darauf verweisen, ich habe bisher keins gefunden, Danke )

Ich danke euch

Gestern 09:44 • 30.12.2025 #1


11 Antworten ↓


Ich habe diese Erfahrung so nicht gemacht, kann mir aber vorstellen dass so was einen schon Belasten kann, besonders wenn danach nichts geholfen hat weil die Diagnose nicht richtig war. Hast du denn bereits eine neue richtige Diagnose bekommen?

A


Fehldiagnose vor 20 Jahren

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@Elemente
Danke für deine Antwort.
Nein, bisher habe ich keine andere oder weitere Diagnose bekommen. Ich bin auch seit ca. 5 Jahren austherapiert (...oder wie man das nennt wenn man keine Therapie mehr benötigt). Beim Psychiater war ich auch seit 5 Jahren nicht mehr. Mein Leben hat sich sehr verändert (zum positiven) und ich möchte nun diesen unnötigen Klotz am Bein loswerden
Soweit mir bekannt ist müsste man ja auch erst ein Diagnoseverfahren durchlaufen um eine Diagnose gestellt zu bekommen. Im Moment weiss ich noch nicht genau wo ich ansetzen soll - der Psychiater bei dem ich vor 5 Jahren war ist leider aktuell im Urlaub, da kann ich aktuell nicht nachfragen

Hallo Sonnengeflecht,

bei mir haben sich die Diagnosen über die Jahre verändert. Einige sind weggefallen, andere sind hinzugekommen. Es war ein langer Weg und ich kann deinen Wunsch verstehen.

Bei mir wurden von Ärzten und Ämtern bislang immer nur die aktuellen Diagnosen berücksichtigt. Ich habe also z.B. von meinem allerersten Therapeuten Diagnosen bekommen, die dann in einem Klinikaufenthalt durch andere Diagnosen ersetzt worden sind, die alten Diagnosen sind nie wieder irgendwo aufgetaucht. Meine anderen Fachärzte haben die Diagnosen aus dem Klinikbericht übernommen und die anderen Diagnosen gelöscht.
Dann habe ich in der ambulanten Therapie noch weitere Diagnosen hinzubekommen, die wurden dann beim nächsten Klinikaufenthalt von der Klinik als Einweisungs-Diagnosen im Bericht aufgenommen und dort durch weitere Testung bestätigt.

Allerdings war es bei mir so, dass sich bei mir im Laufe der Zeit erst die ganze Schwere meiner Symptomatik gezeigt hat, „schwerere“ Diagnosen hinzugekommen sind, wodurch einiger der „leichteren“ Diagnosen weggefallen sind.

Ein Chefarzt der Klinik hat immer gesagt, dass es normal ist, dass sich Diagnosen über die Jahre verändern und immer wieder überprüft und an den aktuellen Gesundheitszustand angepasst werden müssen.
Da ging es z.B. darum, dass Patienten mit der Diagnose einer Persönlichkeitsstörung wissen wollten, ob man die Diagnose auch wieder „loswerden“ kann (die Antwort darauf war „ja“).
Bei vielen psychischen Diagnosen gibt es ja einen gewissen cut-off-Wert bei Diagnosen. Es gibt also mehrere mögliche Symptome bei einer gewissen Erkrankung, und wenn man z.B. 5 der 9 diagnostischen Kriterien erfüllt, bekommt man die Diagnose (etwas vereinfacht dargestellt, natürlich gehört noch mehr dazu).

Das bedeutet aber auch, dass es möglich ist, durch Therapie Fortschritte zu machen und irgendwann unter den cut-off-Wer zu fallen, wodurch die Diagnose dann nicht mehr zutrifft und nicht mehr gegeben wird.

Wie man es bewerkstelligt, ohne Psychiater oder Therapeut eine Diagnose aberkannt zu bekommen, hängt wohl von deiner konkreten Situation ab:
Wo genau bekommst du denn Probleme mit einer Diagnose, die so „alt“ ist?
Kannst du das vielleicht etwas genauer beschreiben? Was für Probleme sind das genau?

Ich glaube, dass es für dich wohl am einfachsten sein wird, dir einen Termin bei deinem behandelnden Psychiater zu holen, wenn er aus dem Urlaub zurück ist.

Gibt es denn einen Grund, dass du nicht bis zum Ende seines Urlaubs warten möchtest oder kannst?
Ansonsten würde ich dir raten, dir bei einem ambulanten Therapeuten einen Termin (bzw. vielleicht zwei oder drei Termine) für eine Diagnostik geben zu lassen, entweder über die Krankenkasse (oder ggf. auch privat, da es ja nur um sehr wenige Stunden geht).

Aber wie gesagt, es könnte vielleicht helfen, wenn du deine konkreten Beweggründe und Probleme etwas genauer beschreiben könntest, worum es dir genau geht, dann können wir hier dir vielleicht passendere Tipps geben.

LG

Hallo Darkshadow,

Vielen Dank für diene ausführliche Antwort! Ich habe mich sehr gefreut.

Nun versuche ich einige Umstände aufzulisten und die Dinge etwas genauer zu benennen. Ich muss allerdings dazu sagen, dass mir die Fehldiagnose so unangenehm ist, dass ich sie nicht benennen möchte.

Ich habe einige Vorteile aber mittlerweile sehr sehr viele Nachteile durch diese Diagnose.

Vorteile: Aus gesundheitlichen Gründen konnte ich mein Bafög fürs Studium verlängert (hätte aber sicherlich auch eine andere Diagnose getan) - Das Studium ist bereits abgeschlossen, Mit Anfang/Mitte 20 konnte ich mir einen Sozialarbeiter stellen lassen der mich unterstützt hat erwachsen zu werden (da meine Eltern dies versäumt haben und ich in meiner Jugend bereits von Zuhause abgehauen bin/war), Ich konnte ambulante Psychotherapien machen aber das ist eigentlich nicht explizit von der Diagnose abhängig denn alle Therapeutinnen die ich hatte haben gesagt sie glauben nicht, dass ich diese Diagnose habe.

Nachteile: Alle Ärzte die diese Diagnose auf ihren Bildschirm stehen haben (Hausärzte in der Vergangenheit) haben mich nicht ernst genommen, jedenfalls hat sich das ganz ganz doll so angefühlt und mir fiel es schwer mich zu verteidigen.
Ich habe einen Behindertenausweis auf diese Diagnose weil es mir geraten wurde aber diesen habe ich z.B. nicht beim Arbeitgeber angegeben weil es mir so unangenehm ist. Wenn ich einen Ausweis auf die richtige Diagnose(n) hätte, würde ich eventuell anders damit umgehen und mir wäre es nicht so unangenehm den beim Arbeitgeber anzugeben da ich dann auch dahinter stehen würde. Ansonsten nützt mir dieser Ausweis gar nichts, im Gegenteil er behindert mich eher.

Also ich weiss einfach aus meiner heutigen Sicht und dem Stand der aktuellen Forschung, dass diese Diagnose definitiv nicht auf mich zutrifft und man mich damals auch schon falsch eingeschätzt hat.

Nun hat sich mein Leben sehr verändert, ich war das letzte mal vor 5 Jahren beim Psychiater, meine Psychotherapien sind vorbei, ich wohne mittlerweile woanders, bin verheiratet und habe Tiere, ich arbeite Vollzeit und habe endlich das stabile Umfeld was ich mich immer gewünscht habe und mir meine Familie nicht geben konnte. Der Psychiater den ich kontaktieren möchte ist über 100 km von mir entfernt und wird erstmal meine 1. Anlaufstelle sein.
Ich kann auch warten bis der Psychiater aus dem Urlaub zurück ist ich dachte mir nur, ich spreche es mal an hier im Forum als auch bei meiner Familie an, denn ich suche ja Hinweise wie man vorgehen kann.
Daher vielen Dank für dein Feedback, das hilft mir schon etwas weiter 3

Eine Fehldiagnose in dem Sinn habe ich nicht bekommen, aber die Diagnose rezidivierende Depressionen trifft nicht mehr zu. Seit 15 Jahren habe ich keine Depressionen mehr. Dass das noch in der Krankenakte steht, juckt mich nicht. Und wenn mich ein Arzt darauf ansprechen würde, würde ich das einfach klarstellen.
Zitat von Sonnengeflecht:
Ich habe einen Behindertenausweis auf diese Diagnose weil es mir geraten wurde aber diesen habe ich z.B. nicht beim Arbeitgeber angegeben weil es mir so unangenehm ist. Wenn ich einen Ausweis auf die richtige Diagnose(n) hätte, würde ich eventuell anders damit umgehen und mir wäre es nicht so unangenehm den beim Arbeitgeber anzugeben da ich dann auch dahinter stehen würde. Ansonsten nützt mir dieser Ausweis gar nichts, im Gegenteil er behindert mich eher.

Auf dem Ausweis steht doch gar keine Diagnose drauf und den Arbeitgeber geht es überhaupt nichts an, welche Diagnose man hat.

@Sonnengeflecht Also wir haben auf Arbeit recht viele schwerbehinderte Mitarbeitende. Ich weiss von keinem die Diagnose, der dies nicht möchte. Ich weiss weder ob es psychisch oder körperlich ist.
Ich arbeite im Personalbereich.

Gib also deine Schwerbehinderung an, gerade wenn diese 50 und mehr beträgt hast du einfach auch Vorteile.

Eine Freundin von mir hat die Diagnose paranoide Schizophrenie und das weiss wirklich keiner auf der Arbeit.

Letztlich muss der AG nur informiert werden, wenn es beruflich zu Einschränkungen kommen könnte.

Vielen Dank für eure Antworten!
Eure Erfahrungen sind sehr hilfreich.

Ich werde auf jeden Fall den Weg gehen und die Diagnosen überprüfen lassen.

Wäre es denn sinnvoll jetzt nach vielen Jahren der Betriebszugehörigkeit den Ausweis plötzlich einzureichen? Kommt dann nicht die Frage warum ich ihn jetzt erst einreiche obwohl der seit ich glaube 2007 existiert?!
Zudem gehe ich jetzt davon aus, dass es im Laufe des nächsten Jahres dann zu einer Korrektur kommen wird, jedenfalls ist mir das sehr wichtig.

Vielen Dank für die Unterstützung von euch, es ist nämlich doch gar nicht so einfach das alles zu recherchieren

Ergänzung: Der Ausweis hat gdb 50, unbefristet

Zitat von Sonnengeflecht:
Ergänzung: Der Ausweis hat gdb 50, unbefristet

An deiner Stelle würde ich mit einer anderen Diagnose keine schlafenden Hunde wecken. Womöglich bekomnst du dann keine gdb 50 mehr.

@Schlaflose
Vielen Dank für den Hinweis. Nun muss ich wohl nochmal neu über alles nachdenken.

Hallo Sonnengeflecht,

vielen lieben Dank für die zusätzlichen Infos!

Ich kann dich sehr gut verstehen und kann mich nur dem anschließen, was hier schon gesagt wurde:

Den Arbeitgeber geht es nichts an, warum du den Ausweis hast. Mit einem GdB von 50 stehen dir ja ein paar unterstützende Maßnahmen zu. Ob du diese nutzen möchtest, kannst du dir ja noch überlegen. Ich bin mir nicht ganz sicher, aber ich glaube, dass dir zusätzliche Urlaubstage (5?) zustehen, bin mir da aber nicht ganz sicher, und du hast einen besseren Kündigungsschutz.
Dein GdB ist unbefristet, das ist eine gute Sache. Ich würde da ebenfalls keine schlafenden Hunde wecken und das einfach so belassen.
Ich kenne Leute, die ihre Schwerbehinderung angegeben haben, und ich kenne auch Leute, denen es lieber war, diese zu verschweigen. Beides ist legitim und möglich.
Falls dein Arbeitgeber fragen sollte, warum du deinen GdB erst jetzt angibst, kannst du einfach sagen, dass du es erst jetzt für notwendig hältst und das es deine freie Entscheidung ist, den GdB offenzulegen oder nicht.

Ich kann dein Unbehagen mit einer schwierigen Diagnose gut nachempfinden. Ich habe selber einige Diagnosen, die z.T. recht stigmatisiert sind.
Ich habe mir im Laufe der Zeit angewöhnt, diese einfach für mich zu behalten und nur mit eng vertrauten Personen zu teilen, und das auch nur, wenn ich dafür eine Notwendigkeit sehe.
Ich habe z.B. unter anderem eine Borderline-Diagnose und war damit schon oft vollstationär in Kliniken auf einer Station für Menschen mit Persönlichkeizsstörungen.
Da waren auch viele Patienten mit z.B. narzisstischer, histrioner oder dissozialer Persönlichkeitsstörung. Von denen hatten auch viele große Probleme damit, mit der Diagnose umzugehen.

Mir hat es geholfen, mich auf dieser Station mit Gleichgesinnten auszutauschen. Da war viel Verständnis untereinander da und die Therapeuten und Ärzte haben es recht gut verstanden, den Patienten die Gründe für Ihre Diagnosen zu erklären, die Hintergründe, wie diese Störungen entstanden sind usw., dass man sich seiner Vergangenheit nicht schämen musss, dass die Psyche damals versucht hat, uns vor toxischen und traumatisierenden Lebensumständen zu schützen. Es war ein Überlebens-Mechanismus.
Das hat mir geholfen, mich besser zu verstehen. Ich habe aber auch gemerkt, dass es für mich persönlich besser ist, diese Dinge und die schwierigen Diagnosen außerhalb der Klinik/Therapie eher nicht zu thematisieren, weil ich es irgendwann leid war, immer wieder auf dieselben Vorurteile zu stoßen.
Ich bin wie ich bin, und was in meiner Krankenakte steht, geht außer meinen Ärzten niemanden etwas an.
Und wenn doch mal jemand intensiver nachfragt, sage ich einfach, das ich Depressionen habe und gut ist. Das stimmt bei mir auch, ich habe schwere Depressionen, dass da noch viele andere Diagnosen sind, ist meine persönliche Angelegenheit. Mit Depressionen können die meisten Leute etwas anfangen, es ist inzwischen nicht mehr stigmatisiert und viele Leute haben zumindest eine grobe Vorstellung davon, was das bedeutet.
Auch mit „Burnout“ bin ich immer gut gefahren, auch da ist meiner Erfahrung nach Akzeptanz und Verständnis vorhanden. Auch diese Diagnose traf bei mir mal zu, wurde aber inzwischen durch andere Diagnosen abgelöst.

Entschuldige bitte, das war jetzt vielleicht etwas off topic.

Ich würde mir an deiner Stelle vielleicht, wie beschrieben, einen Termin bei einem Therapeuten für eine neue Diagnostik holen, wenn dein „alter“ Psychiater inzwischen so weit entfernt ist. Ein neues Kapitel aufschlagen.

Und was die Offenlegung des GdB angeht, würde ich mir vielleicht überlegen, ob du die unterstützenden Maßnahmen nutzen möchtest und dann entscheiden, ob du es angibst oder nicht. Und du musst deinem Arbeitgeber überhaupt nicht sagen, warum du den GdB hast, das ist dein Recht und der Arbeitgeber darf meiner Meinung nach auch nicht nachfragen.

Viele liebe Grüße

A


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Prof. Dr. med. Thomas Hillemacher
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