Hallo Sonnengeflecht,
bei mir haben sich die Diagnosen über die Jahre verändert. Einige sind weggefallen, andere sind hinzugekommen. Es war ein langer Weg und ich kann deinen Wunsch verstehen.
Bei mir wurden von Ärzten und Ämtern bislang immer nur die aktuellen Diagnosen berücksichtigt. Ich habe also z.B. von meinem allerersten Therapeuten Diagnosen bekommen, die dann in einem Klinikaufenthalt durch andere Diagnosen ersetzt worden sind, die alten Diagnosen sind nie wieder irgendwo aufgetaucht. Meine anderen Fachärzte haben die Diagnosen aus dem Klinikbericht übernommen und die anderen Diagnosen gelöscht.
Dann habe ich in der ambulanten Therapie noch weitere Diagnosen hinzubekommen, die wurden dann beim nächsten Klinikaufenthalt von der Klinik als Einweisungs-Diagnosen im Bericht aufgenommen und dort durch weitere Testung bestätigt.
Allerdings war es bei mir so, dass sich bei mir im Laufe der Zeit erst die ganze Schwere meiner Symptomatik gezeigt hat, „schwerere“ Diagnosen hinzugekommen sind, wodurch einiger der „leichteren“ Diagnosen weggefallen sind.
Ein Chefarzt der Klinik hat immer gesagt, dass es normal ist, dass sich Diagnosen über die Jahre verändern und immer wieder überprüft und an den aktuellen Gesundheitszustand angepasst werden müssen.
Da ging es z.B. darum, dass Patienten mit der Diagnose einer Persönlichkeitsstörung wissen wollten, ob man die Diagnose auch wieder „loswerden“ kann (die Antwort darauf war „ja“).
Bei vielen psychischen Diagnosen gibt es ja einen gewissen cut-off-Wert bei Diagnosen. Es gibt also mehrere mögliche Symptome bei einer gewissen Erkrankung, und wenn man z.B. 5 der 9 diagnostischen Kriterien erfüllt, bekommt man die Diagnose (etwas vereinfacht dargestellt, natürlich gehört noch mehr dazu).
Das bedeutet aber auch, dass es möglich ist, durch Therapie Fortschritte zu machen und irgendwann unter den cut-off-Wer zu fallen, wodurch die Diagnose dann nicht mehr zutrifft und nicht mehr gegeben wird.
Wie man es bewerkstelligt, ohne Psychiater oder Therapeut eine Diagnose aberkannt zu bekommen, hängt wohl von deiner konkreten Situation ab:
Wo genau bekommst du denn Probleme mit einer Diagnose, die so „alt“ ist?
Kannst du das vielleicht etwas genauer beschreiben? Was für Probleme sind das genau?
Ich glaube, dass es für dich wohl am einfachsten sein wird, dir einen Termin bei deinem behandelnden Psychiater zu holen, wenn er aus dem Urlaub zurück ist.
Gibt es denn einen Grund, dass du nicht bis zum Ende seines Urlaubs warten möchtest oder kannst?
Ansonsten würde ich dir raten, dir bei einem ambulanten Therapeuten einen Termin (bzw. vielleicht zwei oder drei Termine) für eine Diagnostik geben zu lassen, entweder über die Krankenkasse (oder ggf. auch privat, da es ja nur um sehr wenige Stunden geht).
Aber wie gesagt, es könnte vielleicht helfen, wenn du deine konkreten Beweggründe und Probleme etwas genauer beschreiben könntest, worum es dir genau geht, dann können wir hier dir vielleicht passendere Tipps geben.
LG