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K
Hallo,
bin auch neu hier und habe mal ne Frage an Leute, die wie ich, eine ambulante kognitive Verhaltenstherapie machen.
Wie oft geht der Therapeutin mit Euch üben? Meine Therapeutin hatte mir anfangs zugesichert mit mir praktische Übungen zu machen. Leider hat sie nun anscheinend doch keine Lust die Praxisräume zu verlassen. Ich solle alleine üben gehen und mir auch alleine die Übungsorte überlegen.
Ist das der Sinn einer Therapie? Wenn ich alles selber machen muß?
Wäre schön, wenn Ihr mal so von Euren Erfahrungen berichten würdet, damit ich weiß, wo ich dran bin.
Danke und Gruß, Kimmy

22.02.2010 17:36 • 20.03.2010 #1


9 Antworten ↓


S
Hallo Kimmy!
Hört sich nicht so gut an, was Deine Therapeutin da mit Dir macht.
Bzw. nicht macht. Zumal ihr das ja vorher besprochen habt.
Also, mein Therapeut hat seinen Hintern hoch gekriegt und war mit mir Bus und Bahn fahren und auch im Supermarkt.
Klar hatte ich auch meine Hausaufgaben zu erfüllen, aber ich fand es für mich ganz wichtig, auch mit ihm gemeinsam zu üben.
Hast Du Deine Therapeutin schon darauf angesprochen? Würde ich auf jeden Fall machen.
Viel Erfolg für Deine Therapie!
Liebe Grüße.... Simmi

22.02.2010 18:39 • #2


A


Frage zu praktischen Therapieübungen

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K
Hi Simmi,
danke für deine Antwort.
Ja, habe sie schon darauf angesprochen, sie meinte dann, das wäre normal, der Patient geht alleine üben. Denke es liegt an den Örtlichkeiten meines Problems, sie müßte nämlich mit mir auf öffentliche Toiletten. Leide an der sogenannten Paruresis, da kann man nicht auf öffentlichen Toiletten urinieren. Früher ging es wenigstens noch in bestimmten Situationen, aber im Laufe meiner Therapie hat sich das so verschlimmert, da geht gar nix mehr. Ätzend ist das.
Also die Therapeutin war 3 x (Abstand jeweils Wochen) mit mir zum trocken Üben und danach sollte ich dann täglich alleine zum trocken Üben. Habe ich auch 3 Wochen gemacht und dann voll Schlafstörungen davon bekommen. Sie sagte dann, ich solle aufhören. OK und jetzt hab ich den Salat. Sie hat mittlerweile mit Kollegen gesprochen und mir nun gesagt es wäre schlimmer geworden weil ich mit dem Üben aufgehört habe. Das hätte man nicht machen sollen. Ja schön und nun? Bin total am Ende.
Wie oft und in welchen Abständen war dein Therapeut mit dir üben und mußtest du die Übungssituationen immer alleine aussuchen?
Bye Kimmy

23.02.2010 18:14 • #3


Christina
Zitat von Kimmy:
Früher ging es wenigstens noch in bestimmten Situationen, aber im Laufe meiner Therapie hat sich das so verschlimmert, da geht gar nix mehr.
Zu einer solchen Verschlimmerung sollte es nicht kommen. Da solltest du deine Therapeutin drauf ansprechen, dass sie anscheinend mit ihren Übungsanweisungen was verbockt hat. Und frag' sie, was sie nun zu tun gedenkt, ob sie sich deiner Therapie überhaupt gewachsen fühlt oder dir lieber eine Kollegin empfiehlt...

Zitat von Kimmy:
Also die Therapeutin war 3 x (Abstand jeweils Wochen) mit mir zum trocken Üben und danach sollte ich dann täglich alleine zum trocken Üben.
Ähm - wie sahen denn bei deiner Problematik die Trockenübungen aus? *neugierig frag*

Grundsätzlich ist es normal und völlig in Ordnung, wenn der Therapeut nur sehr selten Übungen begleitet oder auch gar nicht. Das sollte davon abhängen, was der Patient allein hinkriegt. Je mehr man von Anfang an allein üben kann, um so besser. Aber wenn man sich nicht rantraut oder die Übungen möglicherweise falsch macht, sollte der Therapeut natürlich anfangs dabei sein.

Zitat von Kimmy:
Habe ich auch 3 Wochen gemacht und dann voll Schlafstörungen davon bekommen. Sie sagte dann, ich solle aufhören. OK und jetzt hab ich den Salat. Sie hat mittlerweile mit Kollegen gesprochen und mir nun gesagt es wäre schlimmer geworden weil ich mit dem Üben aufgehört habe. Das hätte man nicht machen sollen.
An dem Punkt hätte die Therapeutin m.E. handeln müssen. Statt die Übungen einzustellen hätte sie sie begleiten müssen, um zu schauen, ob du dabei etwas falsch machst, was dein gesamtes Befinden verschlechtert. Scheint ein Therapeutenfehler zu sein und jetzt müsst ihr beide (leider auch du, denn du badest es durch Symptome aus) sehen, wie ihr das wieder hin bekommt.

Liebe Grüße
Christina

23.02.2010 20:35 • #4


S
Hallo Kimmy!
Zitat:
Wie oft und in welchen Abständen war dein Therapeut mit dir üben und mußtest du die Übungssituationen immer alleine aussuchen?

Wir haben in einigen Sitzungen spontan entschieden, ob wir uns auf den Weg machen.
Das war gut so, ich war dann im Vorfeld nicht so aufgeregt.
Bei mir waren das ja so Situationen wie Bahn fahren. Ich hatte also immer auf dem Weg zur Arbeit in der U-Bahn Angst.
Beim gemeinsamen Üben stellte sich aber heraus, das die Unruhe schon viel eher da war. Nämlich schon kurz vor dem Bahnhof, wo es anfing lebendiger auf den Straßen zu werden. Wir sind dort dann auch stehen geblieben und ich mußte meinem Therapeuten genau sagen, wie ich mich gerade fühle, was ich wahrnehme.
Es war faszinierend. Ganz ehrlich, ich war beeindruckt und beobachte mich seitdem wesentlich genauer.
Vielleicht sollten auch gesunde Menschen mal eine Therapie machen, man lernt so viel über sich.
Meine Solo-Übungssituationen haben wir auch gemeinsam besprochen. Meinem Therapeuten war wichtig, das ich mir nicht zuviel zumute, sondern lieber in kleinen Schritten zurück ins normale Leben finde.
Und so hat es für mich auch funktioniert.
Ich war ihm so dankbar, ich hab ihm bei der letzten Sitzung eine Flasche Rotwein mit Widmung drauf geschenkt und ihm einen schönen Sommerabend mit seiner Frau gewünscht. Das war mir echt ein Bedürfnis.
Mein Psychologe paßte aber auch zu mir, wie die Faust aufs Auge.
Und das war wohl das Allerwichtigste !
Kimmy, Du packst das auch, ganz sicher!
Hör auf Deinen Bauch..... vielleicht ein neuer Therapeut?
Denk dran, es geht nur um Dich, um Deine Gesundheit.

23.02.2010 22:06 • #5


W
Also ich bin zwar nur ein Laie, nur verstehe ich ehrlich gesagt nicht, wie man so ein Problem üben soll.

Und meiner Meinung nach ist das (wieder einmal) ein Paradebeispiel dafür, wie durch völlig unnötige Fokussierung auf das Problem selbiges noch verschlimmert wird.
Ich verstehe einfach nicht, wieso man als Therapeut nicht kapieren kann, daß stupide Konfrontation und endloses Breittreten der Thematik genau das begünstigt, was man eigentlich auflösen will.

Schlimmer ist es in dem Fall m.M. nach nicht geworden, weil Du mit dem Üben aufgehört hast, sondern weil durch das permanente Üben das Thema ständig in den Mittelpunkt gerückt wurde und natürlich ein immer größerer Druck aufgebaut wurde, daß es jetzt klappen muß.
Die Schlafstörungen können im übrigen auch andere Gründe gehabt haben - das kann man nicht mehr nachvollziehen.

Ich meine, ich weiß ja nicht, wie schwerwiegend das Problem ist, aber da ich eine schwache Blase habe , würde ich mal behaupten, daß mindestens 20% der Männer ein derartiges Problem haben. Das merke ich einfach aus der Beobachtung. Nur machen sich geschätzte 90% keine Gedanken darüber, weil das bei ihnen vermutlich immer schon so war.

Was ich daher schlecht finde:
1.) Fokussierung auf das Problem - man kann ja z.B. auch Entspannungsübungen machen, die man völlig unabhängig von der Problematik durchführt, damit man endlich mal von dem Thema wegfindet
2.) Eine realitische Einschätzung für die Problematik finden - nämlich a) daß das Problem zwar unangenehm, aber kein Weltuntergang ist und b) daß es realistischerweise 99% der potentiellen Beobachter nicht einmal realisieren, daß Du ein Problem hast (m. Erfahrung nach ist das so, denn in meiner WC-Karriere habe ich noch nicht einen blöden Kommentar in einer solchen Situation erlebt)
3.) Und wenn Übung, dann vielleicht auch mal spontan und nicht im voraus geplant und nicht mit dem Ziel, daß es jetzt funktionieren MUSS (das muß es nämlich nicht).

Nur zu üben, um zu funktionieren, wird meiner Meinung nach genauso kontraproduktiv sein, wie das Thema 100x durchzukauen, weil dadurch wird die Fokussierung darauf immer größer. Und das ist ja eigentlich schon das Grundproblem, mit dem Du in die Therapie gekommen bist.
Vielmehr ginge es darum zu lernen, davon gedanklich loszulassen, die Situation realistisch zu bewerten und das ganze nicht wie auf Befehl und 4 jahre im voraus detailiert geplant zu üben - das kann einfach nicht klappen.
Der mentale Druck muß verringert werden - ebenso wie das Perfektionsdenken, daß man zu funktionieren hat und sich keine Schwäche erlauben darf. Schwächen hat jeder und darf auch jeder haben.

23.02.2010 22:39 • #6


K
Hallo,
so hatte jetzt mal wieder nen Termin bei meiner Therapeutin, wird nicht besser mit ihr. Es kam mir so vor, als wolle sie mir noch ein schlechtes Gewissen machen, sie meinte sie fühle sich verärgert und ohnmächtig, bei meinen Sitzungen. Da es sich seit längerer Zeit im Kreis dreht und nur gejammert wird. Na toll, ich darf jetzt also gar nicht über mein eigentliches Problem reden? Alle raten mir, ich solle da nicht mehr hingehen. Aber ich hatte damals so lange gesucht um jemanden zu finden, der sich bereit erklärt mit mir eine wirkliche kognitive Verhaltenstherapie zu machen. Ich bemühe mich nun seit 3 Monaten um eine stationäre Therapie. Leider ist (meines Wissens nach) die einzigste Klinik bundesweit, die sich mit der Behandlung von Paruresis auskennt eine Privatklinik. Und ich bin Kassenpatient.

Christina, Trockenübungen bedeuten in meinem Fall halt öffentliche Toiletten aufsuchen und dort dann längere Zeit eine Kabine zu blockieren, Wasser ins Klo schütten oder irgendwie auffallen, alles außer zu urinieren. Sinn der Übung, das Erleben beobachten und diesen Ort als nichts schlimmes anzusehen.

Winston, ja hört sich auch alles logisch an, was du so schreibst. Sehe ich teilweise auch so. Die Krankheit habe ich schon seit der frühen Kindheit. Dachte lange Zeit auch ich wäre alleine damit. Die Therapeuten frühen hatten auch nie eine Ahnung, das es sogar einen Namen dafür gibt. Habe dann im Netz einen Psychologen entdeckt der ein Buch darüber geschrieben hat und ein Konzept zur Überwindung des Problems ausprobiert hat. Es hat sich herausgestellt, die Krankheit muß mit schonungslosen Konfrontationsübungen mit unterschiedllichen Schwierigkeitsstufen behandelt werden. Mit diesem Buch hatte ich mir dann auch die besagte Therapeutin gesucht und wollte dann von ihr nach diesem Konzept behandelt werden. Erst hatte sie mir dies auch zugesichert, aber im Laufe der Zeit hat sich herauskristallisiert, das sie dazu doch keine Lust hatte und wohl dachte, sie könne es besser.
Die Krankheit ist so, ich kann nicht auf öffentlichen Toilette urinieren, auch bei mir zu Hause ist es schwierig, wenn ich unter Zeitdruck stehe oder sich Besuch in der Wohnung aufhält. Früher hing es immer davon ab, wieviele öffentliche Toilettenkabinen es an einem Ort gab und wie gut diese besucht wurden. Also wenn da 20 Kabinen sind und nur 5 Leute dort waren ging es noch bei mir. Heute ist es so selbst wenn ich bei 20 Kabinen alleine dort bin und niemand da ist oder kommt, kann ich nicht. Das schlimme ist aber, das sieht ja auch noch riesige Kreise. Wenn ich weiß, ich verlasse Haus, überlege ich schon nen Tag vorher, was, wann und wieviel ich vorher noch trinken darf. Dann ist man außer Haus und guckt ständig ob schon was in der Blase ist. Also richtig entspannen kann man dann eigentlich nie und ich versuche natürlich so wenig wie möglich zu unternehmen. Obwohl ich sehr darunter leide. Ist auch ganz schön schwierig das zu erklären, da es schon so komplex geworden ist.
Na ich werd mal gucken wie es weitergeht. Renne zur Zeit von Arzt zu Arzt, wegen dem Widerspruch für meine Krankenkasse wegen der stat. Therapie. Aber sehe das als einzigste Möglichkeit im Moment mir zu helfen.

Grüße, Kimmy

06.03.2010 13:55 • #7


Christina
Zitat von Kimmy:
Ich bemühe mich nun seit 3 Monaten um eine stationäre Therapie. Leider ist (meines Wissens nach) die einzigste Klinik bundesweit, die sich mit der Behandlung von Paruresis auskennt eine Privatklinik. Und ich bin Kassenpatient.
Manchmal ist da was zu machen, wenn das wirklich die einzige Klinik ist und der Arzt die Behandlung dort gut begründet. Ruf' doch mal in der Klinik an und frag', ob und unter welchen Umständen sie schon mal Kassenpatienten hatten. Evtl. können die dir Tipps geben, wie du's anstellen kannst.

Liebe Grüße
Christina

10.03.2010 18:32 • #8


Dr. Rolf Merkle
Hallo

hier gibt es zum Thema Phobien viele Infos

https://www.psychic.de/phobien.php

und hier

agoraphobie-panikattacken-f4/notfallkoffer-fur-angst-und-panik-t11951.html

gibt es viele schriftliche Infos, auch zum Üben.

Grüße Robbie

11.03.2010 16:21 • #9


K
Oh ja danke Robbie, die Seiten habe ich auch schon mal gelesen. Bin schon der Meinung, ich hätte alle Seiten im Netz mit dem Begriff Paruresis durch

Ja Christina, ich war schon im Dezember in dieser Privatklinik zum Vorgespräch, die helfen einem auch so gut sie können, aber das macht wenig Eindruck bei der Krankenkasse.

War jetzt bei drei verschiedenen Psychiater zum Gespräch, jeder sagt was anderes. Gestern hab ich dann mal ein Infogespräch in einer kassenzugelassenen Vertragsklinik gehabt. Naja, da wurde mir halt nochmal gesagt, dass ich eine seltene Krankheit habe und ich in einer Therapie sehr viele Übungen in Eigenregie machen muß. Und ich kann nur auf eine Besserung hoffen, nicht auf eine Heilung.
Schade, dass ich nicht gleich in diese Spezialklinik gehen kann, wo das Problem gezielt behandelt wird. Aber angeblich wollen die Kassen das ja so. Ich wollte halt die Kosten niedrig halten, aber bitte, mache ich eben alles mit.

Ach so, kennt sich jemand mit psycho Medis aus?? Eine Psychiaterin hat mir nun welche verschrieben. Habe da ein wenig Angst vor. Kann mir nicht vorstellen wie ich das so merke, weniger Gedanken machen und so?!!

Robbie, wieso werde ich nun nicht mehr bei Antworten benachrichtigt, obwohl ich es angewählt habe?

Ein schönes WE, Kimmy

20.03.2010 18:25 • #10


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