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B
Guten Abend ihr Lieben,

und zwar geht es um meine Emetophobie. Ich war mit 12 in Therapie und die ständige Übelkeit durch die Phobie ist verschwunden und ich konnte wieder relativ normal am Leben teilnehmen. Bis jetzt. Ich leide allgemein an starken Angststörungen, Panikattacken und Borderline.
Ich bin jetzt 22 und ich habe vor 2 Wochen das erste mal nach 14 Jahren wieder erbrochen, da ich entweder eine Lebensmittelvergiftung hatte oder Magen Darm. Seitdem hat sich die Phobie wieder verschlimmert. Ich kann einfach nicht mehr. Ich habe seitdem täglich Panikattacken und weine jeden Abend, möchte nicht raus. Obwohl ich wieder gesund bin, esse ich kaum noch was, habe 5 kilo abgenommen und habe plötzlich vor 2 Tagen Sodbrennen entwickelt. Ich habe das Gefühl es kommt durch meine ständige Angst und Panik 24/7 und das für fast zwei Wochen. Ich bin müde und kann nicht mehr, ich rede mir ein dass es wieder vorbei geht aber langsam bezweifle ich das. Vorhin hatte ich so heftiges Sodbrennen und dann wurde mir auch noch übel. Habe aus Angst sofort eine Vomex Tablette genommen. Jetzt liege ich hier, immernoch mit brennenden Magen und weiß nicht was ich denken oder tun soll. Ich bin psychisch fix und fertig.
Auf einer Seite bin ich mir irgendwie sicher, dass es meine Psyche ist die diese Beschwerden auslöst weil meine Gedanken sich nur darum drehen oder ich habe immernoch irgendwas am Magen. Ich hatte meine mutter mit der Grippe angesteckt und ihr geht es prima. Sie hat nach 2-3 Tagen wieder normal gegessen.
Wichtig: Ich bin derzeit in Psychotherapie, allerdings keine Verhaltenstherapie. Sondern tiefenpsychologisch. Wenn ich ihr davon erzähle wie schlimm es wieder geworden ist, kann sie da was machen? Obwohl es keine Verhaltenstherapie ist?
Ich fühle mich so unglaublich hilflos. Ich will diesen Sommer eine Ausbildung oder Studium beginnen, deshalb kann ich mir nicht erlauben nochmal so eingeschränkt zu sein. Ich will normal leben! Hat jemand einen Rat oder sowas selbst durchlebt? Ich wünsche mir gerne jemanden, der mich beruhigen kann.
Danke

17.03.2022 00:42 • 08.05.2022 x 1 #1


3 Antworten ↓


Sternengucker
Das kann ich dir nicht sagen,du musst es herausfinden...die erste Wahl ist eine Verhaltenstherapie...finde es einfach raus ,ob sie dir hilft.
Gute Besserung

18.03.2022 17:36 • #2


A


Emetophobie nach Magen-Darm Sodbrennen und Übelkeit

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L
Hallo!

Ich habe, unter anderem, auch Emetophobie - Erbrechen und Übelkeit ist für mich auch das Schlimmste, ich habe es jeden Tag, dass mit übel ist, mich ekelt es vorm Essen, habe oft Brechreiz - ist nicht schön.

Dadurch dass ich so wenig essen kann, habe ich auch oft Magenschmerzen und Sodbrennen, auch Reflux.

Wenn kaum Nahrung im Magen ist, dann ist viel Magensäure da, das kann dann nach einer Magen--Darm-Grippe schon mal zu einer länger dauernden Gastritis führen.

Wenn mein Magen arg weh tut oder brennt, oder ich Sodbrennen hab, dann hilft mir am besten Heilerde trinken - Luvos Heilerde fein, 1 Teelöffel auf ein Glas lauwarmes Wasser verrühren, und schluckweise trinken, 2-3x am Tag.
Beruhigt und heilt entzündete Magenschleimhaut.

Einen Versuch wäre es wert.

Vomex wirkt ja über das Zentralnervensystem am Brechzentrum, ist ja eigentlich ein Antihistaminikum, das auf die Histaminrezeptoren wirkt - also nichts gegen Magenschmerzen oder Sodbrennen, sondern nur wenn einem speiübel ist oder man ständig erbricht.

Wenn man was Schlechtes gegessen hat, oder eine Magen-Darminfektion hat, ist es ja gut, wenn man erbricht, dann spuckt man das Schlechte sozusagen aus.
Eine Magen-Darm-Inf. ist ja auch eine Entzündung, es kann also durchaus sein, dass du nun noch als Nachwirkung eine Gastritis hast.

Hast du mit deinem Hausarzt gesprochen? Vielleicht würde dir für ein paar Wochen ein Magenschutz, also z.B eine Protonen-Pumpenhemmer helfen, der reduziert die Magensäure.

Ansonsten magenfreundliche Tees: Wermuth (bitter), Schafgarbe, Kamille, Pfefferminze,

Ich würde es zuerst einmal mit natürlichen Mitteln versuchen, also Tees, Heilerde, Wärmeflasche auf den Magen - Bauch, eventuell eine Rollkur machen.

Da trinkt man ein paar Schluck warmen z.B. Kamillentee und bleibt am Rücken liegen, dann wieder ein paar Schluck - dann auf eine Seite legen, ein paar Minuten warten, dann wieder ein paar Schlucke, dann wieder auf den Rücken drehen, dann wieder ein paar Schlucke - andere Seite drehen, und das sooft bis der Tee aus ist, und man ein paar Mal gerollt ist.
Damit wird der Tee gleichmäßig im Magen verteilt, und das hilft ganz gut.

Magenheilend sind auch eingeweichte Haferflocken, in Wasser, und diesen Haferschleim lauwarm langsam essen. Auch damit kann man eine Rollkur machen.

Iberogast ist noch gut, Schwedenbitter, Montana-Tropfen.

Ich wünsche dir baldige Besserung! GLG!

18.03.2022 18:37 • #3


W
Moin,

ich habe heute durch dieses Forum tatsächlich erstmals erfahren, dass es so etwas wie eine diagnostizierbare Phobie vor dem Erbrechen gibt. Dies ist umso erstaunlicher, da ich selbst daran seit Anbeginn meiner Tage leide, aber bisher keinen Namen dafür hatte. Ich war wie du als Kind sogar mal in psychologischer Behandlung (u.a. deswegen), allerdings wurde das von der Psychologin glaube ich nicht ernst genommen. Denn so weit ich mich erinnern kann (ist jetzt 10 Jahre her) haben wir darüber nicht viel gesprochen.
Meine letzte Magen-Darm-Grippe hatte ich im September 2010. Da war ich 9 und ich weiß es noch, als wär es gestern gewesen, mit welchen Qualen das für mich verbunden war. Du bist damit definitiv nicht allein! Über die Jahre ist das Phänomen dann bei mir so ein bisschen in den Hintergrund gerückt. In meiner Kindheit hatte ich beispielsweise sogar mehr Angst davor, dass sich andere in meiner Anwesenheit übergeben, als dass ich es selber muss. Heute kann ich das mit Mühe und Not ertragen, ohne völlig auszuflippen. Eine weitere Folge war, dass bis ich etwa 14-15 alt war, wie besessen Haltbarkeitsdaten kontrolliert habe, um bloß nicht irgendetwas Verdorbenes zu essen - auch da bin ich einfach durch die Erfahrung, dass mich Lebensmittel noch nie krank gemacht haben, abgestumpft.
Dennoch ist da immer dieses subtile Bewusstsein, dass - je länger ich nicht kotze - alle Statistiken gegen mich laufen und ich mal wieder dran bin. Sobald bspw. irgendein Mensch, mit dem ich Kontakt habe/hatte oder unter einem Dach zusammen lebe, Anzeichen eines entsprechenden Infekts zeigt, rollen sich mir die Fußnägel hoch: die Angst bricht durch und mir wird klar, dass ich noch lange nicht geheilt bin.

Ich habe selber kein Patentrezept für die Behandlung. Was du aber versuchen kannst ist, denke ich, das Phänomen zu routinisieren. Mir hat es z.B. geholfen, einfach mal darüber zu sprechen; Bemerkungen über das Übergeben habe ich etwa in meinen Alltag eingebaut, indem ich sie zynisch oder ironisch gestaltet habe. Für mich hatte ich damit das Gefühl, der Angst den Nährboden zu entziehen und ihren essentiellen Charakter durch Lächerlichmachung aufzuweichen. Das Akute, also die Präsenz in wirklich jeder Alltagssituation, war damit weg und sie wurde zur Begleiterscheinung abgewertet. Manchmal hatte ich sogar das Gefühl, das Problem könnte mich gar nicht betreffen. Andererseits muss ich aber klar konstatieren, dass ich mir damit nur eine halbwegs funktionale Resilienz aufgebaut habe. Der Komplex dahinter ist grundsätzlich nicht gelöst und wird immer noch ggf. reaktiviert. Da kann wohl wirklich nur eine tiefenpsychologische Behandlung oder Psychonanalyse helfen, wo die Ursachen angefasst werden. Der Spruch, das Übel bei der Wurzel packen kommt schließlich nicht von Ungefähr.

Was mich noch mal interessieren würde ist, wie du mit dem Thema im Alltag die Jahre über klar gekommen bist. Oft ist es ja so, dass Phobien gar nicht mal in der Sache an sich - zumal, wenn es so etwas seltenes wie Erbrechen ist - sondern in den Handlungskonsequenzen, die man davon ableitet, so gravierend ausfallen. Ein Gephyrophobiker muss seine Routen z.B. immer so planen, dass er keine Brücken überquert, wodurch er ganz viel Zeit verliert. Ein Aviophobiker (Flugangst) wird kaum in die Situation kommen, Todesangst im Flugzeug auszustehen. Eben weil er freiwillig in keines freiwillig einsteigen würde. Den Schaden nimmt er, indem er dadurch berufliche/persönliche Ziele verpasst, für die globale Mobilität nötig wäre. Genauso ist es mit uns Emetophobikern. Ich z.B. habe in meiner Kindheit sehr viel Unverständnis für die Panik bekommen, die ich nicht verbergen konnte, wenn andere in meiner Gegenwart erbrochen haben. Teilweise hat man mich sogar für einen Wichtigtuer gehalten, weil ich ja mich als Bemitleidenswerten in den Mittelpunkt stellen würde und nicht den, dem es körperlich schlecht geht. Am schlimmsten sind aber die soziale Folgeschäden. Denn was ist zugleich Garant für jugendliches Socializing und flüssiges Brechmittel? Richtig: Alk.! Ich war zeitlebens nie auf einer Party, habe mich nie mit anderen besoffen und habe dadurch logischerweise auch einen Entwicklungsschritt verpasst, der mir jetzt fehlt! Das hat auch noch andere Gründe, aber jetzt muss ich mit den Konsequenzen umgehen. Wie erging es dir diesbezüglich?

08.05.2022 01:16 • #4





Prof. Dr. Borwin Bandelow