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D
Hallo Leute.

Mein Name ist David Banner (na ja, mehr oder weniger), auf alle Fälle aber bin ich 28 Jahre alt bzw. jung, 171 cm groß, männlich und froh darüber, dass es ein Forum wie dieses gibt, denn ich leide schon seit meiner Kindheit an der Angst vor Erblindung, und zwar in etwa wie folgt:

Tagsüber, Alltag, bei kurzer Dunkelheit, bei anhaltender Dunkelheit mit einer kleinen Lichtquelle: seltenst bis nie, d.h. alles easy
Bei nahezu absoluter Dunkelheit, insbesondere wenn ich unter solchen Umständen nachts kurz wach werde: hart!

Das bedeutet: Wenn ich nachts kurz wach werde, was mehrfach passiert, und meine Augen öffne (passiert irgendwie zwangsläufig immer) und es herrscht eine brutale Dunkelheit, dann hab ich just in diesem Augenblick (bis ich für erlösendes Licht sorge) zwar weder Angst vor Monstern, Geistern, usw., aber im schlimmsten Fall (also bei absoluter Dunkelheit) absolut hardcore-massivste (!) Mega-Ängste, dass ich ernsthaft blind geworden sein könnte, ja, muss, d.h. ich schiebe dann Mega-Panikattacken und versuche so schnell wie möglich mich davon zu überzeugen, dass ich mich hoffentlich irre (aufstehen, Jalousien hoch, Licht erblicken, Erlösung).

Das quält mich zusehends, denn meine Partnerin kann nicht nur nicht bei Licht im Schlafzimmer schlafen (entgegengesetzt zu mir), sondern mein nächtliches Panikschieben, um schnellstmöglich schnell für ein bisschen Licht zu sorgen, stört ihren verdienten Schlaf zusätzlich, d.h. es ist wirklich längst an der Zeit, das Problem an den Wurzeln zu packen, die Ursachen zu klären. Ich möchte mich nicht länger als mehr nötig weiterhin mit meinem Leiden arrangieren (ein bisschen Licht im Raum lassen, Tür offen lassen, Jalousien nicht ganz runter, usw.), sondern diese Urängste, die ich da zu haben scheine wirklich an der Wurzel bekämpfen, um meinem Leiden ein Ende zu setzen.

Ich betone dabei, dass ich es tagsüber und bei klarem Verstand selber für absolut irrational halte, dass ich nachts einfach so blind werden könnte, nur weil es nahezu stockdunkel oder gar wirklich stockdunkel (= ultra übel) ist, aber mein rationales Denkvermögen verlässt mich nachts, wenn ich aufwache, IMMER, d.h. ihr könnt mir glauben, die besten Vorbereitungen und Überlegen im Sinne von reiner Vernunft helfen nichts, denn wenn ich nachts wach bin und es ist stockdunkel (gewollt oder ungewollt), passiert immer dasselbe: PURE ANGST, MEIN WERTVOLLSTES KÖRPERGEFÜHL, MEIN AUGENLICHT, MEINE FÄHIGKEIT ZU SEHEN, ZU VERLIEREN, bis ich so schnellst-wie-nur-irgendmöglich für Licht sorge.

Ich kriege dieses bekloppte, aber wirklich qualvolle Problem mit meiner Vernunft und meinen eigenen Fähigkeiten nicht gelöst, daher melde ich mich in dieem Forum zu Wort.

PS: Ein paar wichtige Details, die ich erst vor kurzem entdeckte bzw. aus meinem (Unter-?)Bewusstsein heraus kramte: Es gab in den 70er/80er-Jahren eine Serie (Der unglaubliche Hulk), wo sich die Hauptfigur David Banner (gespielt von Bill Bixby) in jeder Folge in ein großes, unkontrollierbares, wütendes, grünes Monster (Hulk, gespielt von Lou Ferrigno) verwandelte, wann immer der arme David Banner in Bedrängnis kam oder in eine stressige Situation geriet, die er nicht kontrollieren konnte, oder wenn er wütend wurde. Das Schlimme daran: Bevor David Banner zum Hulk wird, sich also in ein riesiges grünes Monster verwandelt, reißt er sich (ungewollt und völlig unfreiwillig bedrängt durch die stressige Situation) die Klamotten vom Leib und - JETZT KOMMT'S - seine Augen werden weiß mit dunkler Pupille in der Mitte (s. Link). UND GENAU DIESE SZENE hat mir in jeder Folge, die ich allgemein eigentlich sehr gerne guckte (als kleines, etwas 4- bis 7-jähriges Kind, keine Ahnung), damals massivste Ängste gemacht, d.h. ich konnte da nie hingucken, hatte mich verkrochen, usw. Jede Folge. Das Monster war ja beängstigend genug, aber diese grauenvolle Blind-verrückt-Erschrecken-Bild von David Banner (aus meiner Sicht als Kind damals) war entsetzend für mich. Ich glaube, ich glaube wirklich ernsthaft, dass hier mitunter der Hund irgendwo sprichwörtlich begraben liegt - ich könnte es mir jedenfalls sehr vorstellen. Die Deutung/Interpretation überlasse ich euch...

http://www.stomptokyo.com/otf/Hulk/DzlItem1349.jpg

Außerdem bin ich seit meinem 13. Lebensjahr Brillenträger und ich habe mich zwar damit arrangiert, aber eigentlich bisher wirklich nicht damit abgefunden, d.h. ich trage meine Brille ungern (und Kontaktlinsen vertrage ich leider nicht) und betrachte sie eher als Krücke.

So viel zu meinem Leiden mit allen Details, die ich für relevant halte.

Daher würde ich mich sehr freuen, eure Meinungen darüber zu hören, denn das geht schon seit vielen Jahren so, es kann und sollte aber nicht ewig so weitergehen, denn der Leidensdruck für mich wird immer größer, d.h. die Nächte werden immer quälender, denn jedes noch so kurze Aufwachen ist u.U. der Beginn einer kurzen, sehr schmerzvollen Panikattacke (je nach dem, welche Lichtverhältnisse im besagten Augenblick herrschen).

Dank sehr schon mal vorab.

Gruß
Dave

08.06.2011 17:57 • 11.07.2011 #1


3 Antworten ↓


G
Hallo DB,

erstmal willkommen im Forum.

Das ist ja eine verrückte Geschichte. Aber so ist es halt.

Aber sag mal, hast du denn keine ganz normale Nachttischlampe? Oder eine kleine Taschenlampe auf dem Nachttisch oder am Bettpfosten, die du dann mal kurz an- und wieder ausknipsen kannst?

Ich bin ja auch für die Erforschung von Ursachen und Beseitigung des Grundübels, aber wenn es fürs erste doch so einfache Hilfsmittel gibt, warum soll man die nicht nutzen?

Falls es deine Freundin allzu sehr stören sollte (was bei einem kurzen, leisten Anknipsen einer LED-Taschenlampe unterhalb der Betthöhe nicht der Fall sein dürfte) - dann gibt es ja auch die Möglichkeit getrennten Schlafens.

Und nun zu den Ursachen und deren Handhabung: Falls es wirklich etwas mit dieser Filmfigur zu tun hat (und es nicht doch noch etwas Früheres gibt): Wie wär's, wenn du dir die Filme nochmal anschauen würdest (falls es sie als DVD o.ä. gibt) oder Fotos davon, oder dir sein Gesicht mit diesen Augen aufmalen würdest - und dich dann mit ihm darüber unterhalten würdest? Ihm alle deine Gefühle und Gedanken, die er bei dir auslöst(e), mitteilen würdest? Und daraus vielleicht ein Dialog würde?

09.06.2011 00:58 • #2


A


Angst vor Erblindung/Blindheit

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Z
die angst zu erblinden ist nicht selten und nicht neu.

vielleicht hilft es dir ja, wenn du dir klarmachst, dass erblinden nicht von heute auf morgen ohne jegliche symptome und vorwarnungen von statten gehen kann (abgesehen von einer augenverletzung). mir hilft es zumindest immer, mir die medizinischen umstände vor augen zu führen. evtl. hilft auch ein besuch beim augenarzt, der nach einer pupillenweitung in das innere deines auges sehen kann und dir versichern kann, dass alles ok ist.

was die szene mit dem hulk angeht, kann ich verstehen, dass du hierbei immer wegsehen musst. ich finds auch gruselig.

die angst vor der erblindung hat freud klassischerweise auch immer mit einer kastrationsangst gleichgesetzt. vgl. hierzu: ödipus.

20.06.2011 13:25 • #3


D
@ GastB: Ja, die Geschichte klingt verrückt, aber sie ist wahr. Nach dem Motto: Klingt unglaubwürdig, könnte also wahr sein.

Ich bin deinem Rat übrigens gefolgt: Habe mir ein Steckdosenlämpchen, welches Licht in der geradezu perfekten Intensität ausstrahlt, zugelegt, und muss gestehen, seit dem schlafe ich durch, ja, ich kann mich nicht mal daran erinnern, ob ich nachts wach werde (bestimmt) oder nicht, d.h. es ist ein schöner, angenehmer, durchgängier Schlaf (rein von meinem Empfinden her).

Die Frage ist aber: Ist das Problem damit auch ursächlich behoben? Was passiert, wenn ich das Lämpchen wieder wegnehme? Sollte ich das überhaupt tun? Oder muss die Zeit erst reif dafür sein? Und wenn ja, wann ist sie das? Fragen über Fragen. Konkret treibt mich vor allem die Frage, wie ich nun wirklich darauf reagieren würde, wenn Folgendes passieren würde: Ich wache nachts auf, stelle fest, es ist stockdunkel, also kein Licht, kein Garnichts, auch meine Steckdosenlampe brennt nicht, und mich packt die Angst heftiger als je zuvor, obwohl es wahrscheinlich einen weitaus trivialeren Grund für das Nichtbrennen der Steckdosenlampe geben könnte (Defekt, Stromunterbrechung, usw.) - doch dieses rationale Denken ist mir nachts nachm Aufwachen ja nicht möglich, wie in meiner ersten Message von mir dargelegt. Ich muss also irgendwie die Ursachen des Problems bekämpfen bzw. klären. Das denke/vermute ich zumindest.

Aktuell geht's mir aber gut, wie gesagt, d.h. so, wie sich mein nächtlicher Schlaf seit ein paar Wochen verhält, kenne ich es eigentlich gar nicht. Ist schon Wahnsinn...

Getrennt schlafen? Nette Idee. Nächste Idee bitte...

Ich vermute mal, allein die Tatsache, die vermeintliche (Erst-?)Ursache (= Hulk) erkannt und dies hier in diesem super Forum angesprochen und mit euch diskutiert zu haben, kommt deinem Vorschlag, mich mit der Figur auseinander zu setzen, einen Dialog mit ihr zu führen, sehr nahe, GastB, d.h. womöglich ist es gerade diese Kombination, die mich jetzt schon seit ein paar Wochen wunderbar schlafen lässt. Dafür also meinen allerbesten Dank!

@zimtsternlein: Danke auch für deine inspirierenden Ideen und Gedanken. Dass ich nicht einfach so blind werde, ist mir schon bzw. weitestgehend längst klar - damit meine ich nicht, dass das selbstverständlich für mich wäre, sondern dass ich, was diesen Punkt betrifft, auch schon auf die Idee gekommen bin, mir das rational klar zu machen, wie unsinnig und unwissenschaftlich meine Befürchtung ist, ich könnte über Nacht einfach so blind werden. Beim Augenarzt war ich auch (alles supi). Aber, wie gesagt, das hat bisher wirklich NICHTS gebracht, denn tagsüber denke und fühle (!) ich, Junge, du bist doch blöd, deine Augen sind allererste Sahne (bis auf das Thema mit der Kurzsichtigkeit), du wirst nicht blind, und nachts, tja, da denke ich praktisch einfach gar nicht mehr (ohne dass ich dies in der Hand hätte), sondern fühle nur noch, o mein Gott, ich bin blind, nein, nein, NEIN, NEEEEIN!. PS: Ich schreie das dann nicht unbedingt so raus, das würde sonst meine Partnerin stören, aber so fühlt es sich dann in mir an (echt eine scheußliche Angst ist das, ehrlich).

Ja, ich musste bei diesem gruseligen Anblick von Hulk echt immer wegsehen. Freut mich zu hören, dass ich nicht allein bin mit meinem Empfinden bzw. meiner Reaktion auf derartige Erlebnisse, auch wenn ich mir natürlich wünschen würde, dass kein Mensch - in welcher Weise auch immer - leiden muss...

Kastrationsangst? Ödipus-Komplex? Inwiefern hängt das denn mit der Angst vor Erblindung zusammen? Okay, was die Kastrationsangst angeht, kann ich mir das noch irgendwie herleiten (ob nun richtig oder falsch), aber wie hängt der Ödipus-Komplex mit der Angst vor Erblindung zusammen?

Auf alle Fälle euch beiden noch mal meine allerbesten Dankesgrüße!

Dave

11.07.2011 13:34 • #4





Prof. Dr. Borwin Bandelow