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Hallo zusammen,

ich leide schon seit langer Zeit an einer spezifischen Angst, welcher mir überaus peinlich ist und die ich mir bislang nie richtig erklären konnte. Mein Leiden beschränkt sich nicht auf diese Angst, insgesamt würde ich mich als chronisch depressiv (Dysthymie) beschreiben und zwar schon seit vielen, vielen Jahren. Das Tükische an einer Dysthymie ist ja, dass man den Normalzustand irgendwann gar nicht mehr kennt.

Allerdings ist nun eben auch diese (für mich gut fassbare) Angst und ich bin mir fast sicher, dass diese zu meiner chronischen Depression beiträgt - natürlich im negativen Sinn.

Diagnostiziert wurde bislang F 41.2G, wobei ich selbst der Auffassung bin, dass diese nicht ganz korrekt ist.

Nun zu dieser Phobie:

Ich musste mir über die Jahre hinweg eingestehen, dass ich ein Problem mit Autoritätspersonen habe. Diese Angst kommt dann zu Tage, wenn ich mich mit diesen Personen in einem hierarchischen System wiederfinde, eben wie es z. B. im Arbeitskontext der Fall ist. Ein Arztbesuch oder ein Besuch auf dem Amt bereitet mir z. B. keine Probleme.

Wie äußert sich diese Angst:
Ich vermeide den Kontakt mit diesen Personen wann immer es geht. Sind Gespräche absolut notwendig laufen diese kurz und sehr sachlich ab. Ich fühle mich absolut unwohl in diesen Situationen, merke, wie mein Denken eingeschränkt wird (typisch Angst eben), neige zum Zittern, werde sehr wortkarg usw. Allerdings bin ich über die Jahre vermutlich auch sehr gut darin geworden, diese Ängst zu überdecken. Auch stelle ich fest, dass diese Ängst, je länger ich mich in einer unangenehmen Situation befinde, zunehmend abschwellen (aber natürlich nie ganz weggehen).

Damals dachte ich zunächst, es würde an einer spezifischen Person und ihrem Auftreten liegen. Über die Jahre hinweg tauchten diese Ängste aber immer wieder auf und zwar bei unterschiedlichen Personen. Somit kann es eigentlich nicht an der einen Person selbst liegen. Allerdings denke ich schon, dass es gewisse Attribute gibt, die meine Ängst verstärken.

Lange habe ich versucht das einfach auszusitzen Wird schon irgendwann weggehen - tat es aber nie. Ich habe mich auch gefragt woher diese Ängst kommen könnten und hatte lange keine richtige Erklärung. Mittlerweile glaube ich aber, könnten sehr negative Erfahrungen, die ich im Rahmen meiner ersten Arbeitsstelle nach Schule / vor Studium (Überbrückungszeit) gemacht habe, hier eine Ursache sein. Die Erfahrungen, die ich hier gemacht habe, würden heute wohl als Mobbing bezeichnet werden. Auch als Kind musste ich öfter mal im heimischen Umfeld aushelfen und habe hier häufig Kritik erfahren, ich weiß noch, wie ich immer wieder Angst hatte, Fehler zu machen.

Meine Fragen:

- Wer hat ähnliche Erfahrungen gemacht oder kann Tipps geben?

- Wer kann mir Literatur empfehlen, die sich spezifisch mit solchen Ängsten befassen?

Zu Angststörungen im Allgemeinen habe ich bereits eine Menge Ratgeber etc. gelesen. Ich weiß auch, dass sich Phobien grundsätzlich auf alles richten können, aber von einer Phobie vor Autoritäten habe ich bislang nie etwas gelesen. Vielleicht werden diese Ängst ja in der Fachsprache auch ganz anders benannt.

Danke für eure Hilfe / Tipps / Erfahrungsberichte.

Heute 17:06 • 12.06.2025 #1


6 Antworten ↓


@Liebchen1987

Im ÄVPS-Spektrum spricht man weniger von Phobien, als von Unsicherheit.
Und das betrifft dich dahingehend vielleicht auch, bei deiner Angst. Du bist Selbstunsicher ggü. deinen Vorgesetzten. ( ..hilflos ausgeliefert, unbeholfen, unattraktiv, ja minderwertig zu sein und deshalb - offen oder versteckt - kritisiert und abgelehnt ) könnte das stimmen..?

Früher gab es auch noch die Selbstunsichere Persönlichkeitsstörung, die sich durch einige Punkte von der ÄVPS unterschied. Weiß nicht wie das im neuen ICD-11 noch ist, bzw. im alten ICD-10..
Vielleicht liest du dir dahingehend noch so den einen oder anderen Artikel im Internet durch und schaust wie das auf dich zutrifft.

Da wichtigste aber ist wohl, das man selbst auch begreifen muss, dass Ängste fließend sind. Das bedeutet, dass man nicht zwingend genau das haben muss, was jetzt als Kriterien angegeben wird, sondern vielleicht nur eine begrenzte Anzahl der Auflistungen.

Auch verwundert es mich, dass du scheinbar gleich diese Diagnose als fest bekommen hast.
Also ich habe einst, zwar aus einem anderen Spektrum der Psychologie, immer erst Verdachtsdiagnosen bekommen, bevor sie als gesichert galten.

A


Angst vor Autoritätspersonen / im Arbeitskontext

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Zitat von Idefix13:
@Liebchen1987 Im ÄVPS-Spektrum spricht man weniger von Phobien, als von Unsicherheit. Und das betrifft dich dahingehend vielleicht auch, bei deiner Angst. Du bist Selbstunsicher ggü. deinen Vorgesetzten. ( ..hilflos ausgeliefert, unbeholfen, unattraktiv, ja minderwertig zu sein und deshalb - offen oder versteckt - ...

Stimmt, du beschreibst es ziemlich treffend. Diese Gefühle kenne ich allesamt.

Über diese selbstunsichere Persönlichkeitsstörung habe ich auch schon gelesen und auch hier finden sich viele Merkmale, die ich bei mir bestätigen kann.

Nur - wer trifft eine gesicherte Diagnose?

Ich war schon bei einigen Psychologen / Therapeuten für einige Probesitzungen, die Diagnosen waren allesamt unterschiedlich, manchmal war es Depressive Episode dann wieder das obige usw.

Wann / nach wie vielen Sitzungen kann ein ein Therapeut denn eine gesicherte Diagnose stellen?

Wer sagt mir am Ende, ob ich nun eine Persönlichkeitstörung / Depression / Angststörung oder eine Mischung daraus habe?

Auch habe ich schon sehr negative Erfahrungen gemacht in Erstgesprächen, wenn ich Therapeuten sage, dass ich bereits einiges an Literatur gelesen habe und diesen oder jenen Verdacht geäußert habe. Eine Dame meinte sogar offen, sie kann mich nicht behandeln.

Zitat von Liebchen1987:
Wer sagt mir am Ende, ob ich nun eine Persönlichkeitstörung / Depression / Angststörung oder eine Mischung daraus habe?

Im Grunde ist es eigentlich egal, was du genau hast. Denn Diagnosen zeigen dir nur die grobe Richtung. Also die Schubläden in denen man nachschauen muss. Wichtig ist, wenn du dann deine ungefähre Richtung gefunden hast, wie du es jetzt angehst, welche Therapien es dazu gibt oder auch wie du schon gesagt hast, welche Fachliteratur und wie du selbst daran arbeiten kannst, damit sich das abschwächt.

Zitat von Liebchen1987:
Wann / nach wie vielen Sitzungen kann ein ein Therapeut denn eine gesicherte Diagnose stellen?

Gerade bei Ängsten und so wird wohl doch eine Zeit vergehen müssen und die Ängstediagnosen haben dann irgendwann die Ärzte übernommen, weil ich da schon sehr lange auf der Suche war und sie deshalb so gut benennen konnte.
Aber ansonsten stellt soweit ich weiß, nur der Psychiater Diagnosen und das nach einem Interview. Aber das betrifft jetzt weniger die normalen Ängste. Und auch hier wurden zuerst auch nur Verdachtsdiagnosen ausgesprochen, bevor ich dann später, 2,3 Jahre - auch durch die ICD-11 jetzt die neue erhielt. Weil sie da bestimmt zusammengefasst wurden.

Zitat von Liebchen1987:
selbstunsichere Persönlichkeitsstörung

Dann würd ich mit dieser Information und am besten liest du dich noch weiter in diese Materie ein, beim nächsten Mal zu deinem Therapeuten oder Psychiater gehen und wenn jener Kompetent genug ist, dann hört dieser oder diese auch auf seine Patienten und gemeinsam werdet ihr dann vielleicht eine viel zutreffendere Diagnose stellen können.

Also ich hatte fast immer gute Psychiater oder Therapeuten oder offene, also die Offen waren für die Belange ihrer Patienten und so kommt man viel schneller auf den Punkt und man driftet nicht von Diagnose zu Diagnose, durchwandert einen Diagnosemarathon und es dauert bis zu 20 Jahre bis man endlich findet, was man benötigt.

Viel Erfolg dir.

Zitat von Idefix13:
Im Grunde ist es eigentlich egal, was du genau hast

Stimme ich zu- völlig Wurst. Du weißt an was du arbeiten musst und auch ein Therapeut weiß das selbst wenn du ihm das nicht nennst… der zieht seine Schlüsse schon auch anhand den Gesprächen mit dir

Mal ne blöde Frage aber wie ist dein Verhältnis und Mama und Papa?
Ich habe da nicht so ein krasses Problem wie du mit Vorgesetzten aber es ist mir unangenehm und ich meide es wenn es geht- denn mein Vater war immer sehr schroff und ar.sch.ig… der unter anderem auch mal 13 Jahre lang mein Chef war.

Zitat von Junika2906:
Stimme ich zu- völlig Wurst. Du weißt an was du arbeiten musst und auch ein Therapeut weiß das selbst wenn du ihm das nicht nennst… der zieht seine Schlüsse schon auch anhand den Gesprächen mit dir Mal ne blöde Frage aber wie ist dein Verhältnis und Mama und Papa? Ich habe da nicht so ein krasses Problem wie ...

Heute insgesamt positiv, wenn auch nicht sehr eng, früher (späte Kindheit / Teenageralter) teils angespannt väterlicherseits. Mein Vater hat narzistische Züge, tendierte etwa dazu, andere Personen abzuwerten. Das habe ich oft genug auch indirekt abbekommen, z. B. dadurch, dass andere Personen im Umfeld ständig über den Klee gelobt werden, für die eigenen Kinder war hingegen kaum Lob übrig. Mutter hat sich oft beschützend verhalten und versuchte zu beschwichtigen. Man könnte fast sagen, sie versuchte hier etwas auzugleichen. Als Kind versteht man sowas nicht, es ist einfach normal. Heute weiß ich aber, dass hier leider auch massive negative Vorfahrungen meiner Eltern vorhanden waren, die man vermutlich zwangsläufig auch an die eigenen Kinder weitergibt. Ich tue mich auch sehr schwer damit, sowas anzusprechen, weil mir meine Eltern gleichzeitig auch so viel Positives (Bescheidenheit, Zuversicht, Respekt vor der Natur und vor Menschen uvm.) mitgegeben haben und sicherlich trotz allem liebevolle Eltern waren / sind. Allerdings wurde hier mitunter vielleicht nicht das beste Fundament gelegt was das reine Selbstbewusstsein anbelangt. Dieses musste ich mir im Laufe meines Lebens eigentlich immer wieder hart erarbeiten. Und heute weiß ich, dass das eigentlich gar nicht geht. Entweder man hat es oder man hat es nicht.

@Liebchen1987 dann kennst du das Thema. Das ist dein Vater. Meiner ist auch ein Narzisst

Zitat von Liebchen1987:
dass hier leider auch massive negative Vorfahrungen meiner Eltern vorhanden waren

Das ist nicht dein Thema. Entschuldigt auch narzisstisches Verhalten zb nicht. Finde ich.

Jeder Vorgesetzte repräsentiert irgendwo den Vater- die Autoritätsperson… weißt du was ich meine?





Prof. Dr. Borwin Bandelow
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