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Tuemmler
Hallo zusammen,

ich habe verschiedene Ängste, u.a. generalisierte Angststörung, aber auch eine Form von sozialer Phobie.

Ich neige bei starker Angst zu sehr starker Appetitlosigkeit, Übelkeit und Erbrechen. In schlimmen Phasen kann ich fast gar nix essen, weil mir der Magen wie zugeschnürt erscheint. Nach dem Essen liegt mir das Essen schwer im Magen. Es kann z.B. sein, dass ich bei ner starken Angstattacke mich übergeben muss.

Natürlich ist die Angst besonders da, wenn ich mit anderen essen muss. Während ich es bei lockeren Dingen wie mit Familie essen gehen oder bei Freunden recht gut im Griff habe, habe ich massive Angst vorm Essen bei offiziellen Dingen, z.b. Geschäftsessen oder Reisen. Es gehört ja dazu, dass man da mit Geschäftspartnern oder Chefs usw. zusammen isst und es ist ja ein Form von Etiquette dass man dabei isst (und dass man auch das isst was halt alle essen). Nur hab ich Sorge, dass ich durch mein Essverhalten negativ auffalle und dass ich sogar mich übergeben muss. Das kommt ja sehr negativ rüber. Was sage ich dann? wie verhalte ich mich dann? V.a. bei Reisen ist man ja öfter zusammen am Essen, wenn es einmal passiert ist es ja noch ok, aber mehrere Male hintereinander ist ja wieder was anderes. Ich kann ja nicht sagen, ich glaube ich hab was am Magen, weil wenn das mehrmals auftritt kann ich ja nicht immer dieselbe Ausrede bringen. Ich blamiere mich dadurch ja nur noch und den Chef usw. noch dazu. Bis ich am Ende vllt. noch gekündigt bekomme.


Zur Zeit studiere ich noch, deswegen bin ich solchen offiziellen beruflichen Situationen noch nie begegnet. Aber später im Berufsleben ja nicht. Habt ihr Tipps wie ich damit umgehen kann? Ich will mir nicht wegen solchen Ängsten meinen Beruf versauen, aber solche Dinge sind ein wesentliches Element im späteren Beruf.


Ich bin zur Zeit in Therapie. Durch die Therapie habe ich zumindest es geschafft, wieder bei lockeren Anlässen zusammen mit anderen zu essen. Das hab ich geschafft. Mittlerweile ist kaum Zeit mehr für was anderes. Die Angst vor den beruflichen Anlässen bleibt. Meine Therapeutin meint ich hätte ja durch meine Übungen bisher ja schon alles gelernt, aber ich finde dieser wichtige berufliche Anlass blieb halt auf der Strecke.

02.08.2018 19:26 • 13.08.2018 #1


10 Antworten ↓


Schneesturm93
Hallo,

ich habe genau das selbe Problem wie du, leider. Bekomme dann zusätzlich nach dem Essen regelmäßig Panikattaken und kann sehr gut verstehen, wie es dir geht.

Was hat dir geholfen, dass es bei lockeren Anlässen wieder klappt? Leider schaffe ich nicht mal das. Würde mich freuen, wenn du das ein bisschen schildern würdest. Könntest du das nicht auf berufliche Situationen übertragen?

Viele Grüße

02.08.2018 20:28 • x 1 #2


A


Symptom Appetitlosigkeit und Erbrechen

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Tuemmler
Bei lockeren Anlässen hilft es mir einfach zu denken, dass es nicht so schlimm wäre wenn ich mich übergebe oder wenn ich jetzt nicht essen kann. Meine Freunde und Familie wissen meist dass ich damit Probleme habe. Und es hätte keine schlimmen Konsequenzen wenn ich mich übergeben müsste. Ich verliere keinen Job oder sonst was dadurch. Ich bin in keiner Drucksituation, das ist das entscheidende. Es macht sich niemand ein negatives Urteil, das Konsequenzen hätte. Wenn jemand blöd darüber denken würde, dann wäre es nicht wichtig.
Auf jeden Fall gibt's da bei mir noch viel Ausbaubedarf und es ist nicht perfekt. Aber ich bin da viel offener geworden als noch vor ein paar Jahren.


Bei den Konfrontationen half es mir, mir ein mögliches Erbrechen zu erlauben. Zu sagen, okay, ich könnte jetzt erbrechen, dann passiert es halt, aber ich kann den Rest des Abends dann trotzdem noch verbringen.

02.08.2018 22:00 • #3


Tuemmler
Was mich auch immer so stört ist dass die Therapie so sehr darauf ausgerichtet ist sich darauf zu konzentrieren dass die körperlichen Konsequenzen ja nicht eintreffen. Wie dass ein Herzphobiker ja nie einen Herzinfarkt bekommt in ner Panikattacke. Und oft wird das auch auf die Angst vorm Erbrechen übertragen. Ach, man wird ja nicht erbrechen, es ist einem ja nur übel als Symptom. Und dann macht man wie viele Konfrontationen um zu zeigen, sehen Sie, Sie haben nicht erbrochen. Aber dass es tatsächlich auftreten kann, wenn es auch selten ist, und dass man dann dumm aus der Wäsche guckt, darauf schaut iwie keiner.

02.08.2018 22:11 • x 1 #4


Abendschein
Zitat von Tuemmler:
Was mich auch immer so stört ist dass die Therapie so sehr darauf ausgerichtet ist sich darauf zu konzentrieren dass die körperlichen Konsequenzen ja nicht eintreffen. Wie dass ein Herzphobiker ja nie einen Herzinfarkt bekommt in ner Panikattacke. Und oft wird das auch auf die Angst vorm Erbrechen übertragen. Ach, man wird ja nicht erbrechen, es ist einem ja nur übel als Symptom. Und dann macht man wie viele Konfrontationen um zu zeigen, sehen Sie, Sie haben nicht erbrochen. Aber dass es tatsächlich auftreten kann, wenn es auch selten ist, und dass man dann dumm aus der Wäsche guckt, darauf schaut iwie keiner.

Du hast noch nie erbrochen, also kommt es in Deinen Gedanken vor, was wäre wenn.
Was wäre denn dann? Du könntest auch sagen, Dir ist auf Anhieb schlecht geworden, das gibt es ja wirklich.
Aber ich glaube auch, das es nie eintreffen wird.

Ich konnte mal vor lauter Panik 2 Jahre nicht schlucken. Das war Real. Ich will Deins nicht runterspielen,
aber da mußte ich mir ewig was ausdenken, denn aufeinmal wollte jeder mit mir essen gehen.,

Mach Dir nicht selber so einen Druck.

02.08.2018 22:25 • #5


Tuemmler
Zitat von Abendschein:
Du hast noch nie erbrochen, also kommt es in Deinen Gedanken vor, was wäre wenn.
Was wäre denn dann? Du könntest auch sagen, Dir ist auf Anhieb schlecht geworden, das gibt es ja wirklich.
Aber ich glaube auch, das es nie eintreffen wird.

Ich konnte mal vor lauter Panik 2 Jahre nicht schlucken. Das war Real. Ich will Deins nicht runterspielen,
aber da mußte ich mir ewig was ausdenken, denn aufeinmal wollte jeder mit mir essen gehen.,

Mach Dir nicht selber so einen Druck.


Doch, leider musste ich schon oft erbrechen aus Angst. Zwar vergleichsweise selten im Verhältnis zu dem wie ich Panik hatte und mir übel war und ich letztendlich doch nicht erbrechen musste, aber wenn man es absolut addiert ist es schon recht oft vorgekommen. Das meinte ich eben: Es wird immer so davon ausgegangen, dass man es sich einbildet, dass man erbrechen könnte. Aber es passiert ja doch. Man kann über die Wahrscheinlichkeit diskutieren (Ich muss mich immer übergeben vs. Es ist selten, dass es passiert), aber es wird immer so getan, als würde es NIE auftreten. Darum geht's mir.

Wie, du konntest 2 Jahre nicht schlucken? Konntest du nie irgendetwas runterschlucken oder nur in den Panikphasen? Hab das nicht so verstanden.

02.08.2018 22:31 • #6


Abendschein
Zitat von Tuemmler:

Doch, leider musste ich schon oft erbrechen aus Angst. Zwar vergleichsweise selten im Verhältnis zu dem wie ich Panik hatte und mir übel war und ich letztendlich doch nicht erbrechen musste, aber wenn man es absolut addiert ist es schon recht oft vorgekommen. Das meinte ich eben: Es wird immer so davon ausgegangen, dass man es sich einbildet, dass man erbrechen könnte. Aber es passiert ja doch. Man kann über die Wahrscheinlichkeit diskutieren (Ich muss mich immer übergeben vs. Es ist selten, dass es passiert), aber es wird immer so getan, als würde es NIE auftreten. Darum geht's mir.

Wie, du konntest 2 Jahre nicht schlucken? Konntest du nie irgendetwas runterschlucken oder nur in den Panikphasen? Hab das nicht so verstanden.

Nein ich konnte kein Essen mehr schlucken und manchmal auch kein Getränk. Das hatte alles mit der
Angst zu tun. Ärzte konnten nicht helfen. Ich weiß das es die Gedanken waren und das ist
es bei Dir auch. Versuch mal wegzugehen von diesen Gedanken. Bei mir hat sich die Angst verloren.
Gott sei Dank.

02.08.2018 22:33 • #7


Tuemmler
Zitat von Abendschein:
Nein ich konnte kein Essen mehr schlucken und manchmal auch kein Getränk. Das hatte alles mit der
Angst zu tun. Ärzte konnten nicht helfen. Ich weiß das es die Gedanken waren und das ist
es bei Dir auch. Versuch mal wegzugehen von diesen Gedanken. Bei mir hat sich die Angst verloren.
Gott sei Dank.


Wie hast du dann überlebt? Durch Infusionen?

Ja klar sind es die Gedanken. Aber was soll ich dann denken? Einfach mal positiv denken?

02.08.2018 22:40 • #8


Abendschein
Zitat von Tuemmler:

Wie hast du dann überlebt? Durch Infusionen?

Ja klar sind es die Gedanken. Aber was soll ich dann denken? Einfach mal positiv denken?


Ich habe mich bei jedem Schlucken abgelenkt, war sehr Mühsam. Keine Infusion.
Siehst Du, die Antwort gibst Du Dir schon selbst. Was sollst Du denken?
Du bist ein junger Mann und mußt nicht immer über das Kotzen nachdenken.

02.08.2018 22:48 • x 1 #9


Tuemmler
Zitat von Abendschein:

Ich habe mich bei jedem Schlucken abgelenkt, war sehr Mühsam. Keine Infusion.
Siehst Du, die Antwort gibst Du Dir schon selbst. Was sollst Du denken?
Du bist ein junger Mann und mußt nicht immer über das Kotzen nachdenken.


Ja, ich weiß was du meinst. Ich kann aber irgendwie nicht nicht ans Kotzen denken. Das kommt automatisch. Es ist keine Sache, die ich einfach so ignorieren kann.
Ich möchte halt eher etwas daran ändern, wie ich damit in der sozialen Situation am besten umgehen kann, wenn es passieren sollte.

11.08.2018 14:50 • #10


Schneesturm93
Zitat von Tuemmler:
Was mich auch immer so stört ist dass die Therapie so sehr darauf ausgerichtet ist sich darauf zu konzentrieren dass die körperlichen Konsequenzen ja nicht eintreffen. Wie dass ein Herzphobiker ja nie einen Herzinfarkt bekommt in ner Panikattacke. Und oft wird das auch auf die Angst vorm Erbrechen übertragen. Ach, man wird ja nicht erbrechen, es ist einem ja nur übel als Symptom. Und dann macht man wie viele Konfrontationen um zu zeigen, sehen Sie, Sie haben nicht erbrochen. Aber dass es tatsächlich auftreten kann, wenn es auch selten ist, und dass man dann dumm aus der Wäsche guckt, darauf schaut iwie keiner.

Ja da kann ich dich sehr gut verstehen. Konfrontation macht es ehrlich gesagt viel viel schlimmer bei mir meistens. Meine besten Phasen habe ich, wenn ich mir keinen Druck mache und gut abgelenkt bin, dann merke ich irgendwann: Oh die Situtation macht mir doch sonst Angst. Ich denke der Ansatz der Konfrontation ist eben umdenken und das ist auch ganz wichtig, aber auch den Druck raus nehmen und sich selbst wertzuschätzen sollte nicht vergessen werden. Das ist kein Plädoyer für Vermeidung ganz und gar nicht, aber gegen Druck und Härte. Tatsächlich habe ich weniger Angst vorm Erbrechen an sich - weil das ja wirklich meistens nicht auftriff - als vor der Panikattacke, die kommt und sich wirklich schei*e anfühlt. Ich versuche auch immer Angst-Gedanken zu entlarfen und dann runterzuspielen, mal mehr mal weniger erfolgreich.
Ich wünsche dir viel Kraft.

13.08.2018 07:52 • #11


A


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