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D
Hallo,

ich plage mich jetzt schon seit Jahren mit meiner Redeangst herum. Angefangen hat es bereits in der Schule. Ich werde sehr nervös, wenn ich weiß dass ich eine Situation mit Auftrittscharakter erleben muss. Als ich meine Angst erkannt habe, dachte ich es wäre gut mich selbst zu therapieren in dem ich mich immer wieder zu solchen Situationen gezwungen habe! Aber ich hatte das Gefühl, dass es von Situation zu Situation immer schlimmer wurde.
Mein größtes Problem ist aber, dass ich jetzt im Vorfeld wochenlang schon soo aufgeregt bin, dass mir in bzw. kurz vor der eigentlichen Situation schon fast die Kraft fehlt die Panikattacke durchzustehen.
Ich kann am Tag kaum klare Gedanken fassen und mich nicht auf meine Arbeit konzentrieren. Das macht mich echt fertig!
Ich versuche es im Moment mit Meditation um meine Gedanken wenigsten ab und an abzulenken.

Und in der Situation selbst habe ich einfach Angst mich zu blamieren. Mein Selbstwertgefühl schrumpft so dermaßen, dass mir meine eigene Stimme fast schon als Blamage erscheint.
Zur Zeit bin ich in Behandlung bei einer Tiefenpsychologin, da ich dachte dass es gut wäre der Ursache auf den Grund zu gehen. Aber selbst wenn ich diese jetzt annähernd weiß, hilft es mir nicht meine Angst zu überwinden. Sie meint immer nur, dass ich die Vorträge bzw. das Vorlesen einfach nicht machen soll, wenn es mir nicht gut tut.
Außerdem bin ich im Moment im siebten Monat schwanger und habe Angst, dass meine furchtbare innerliche Unruhe dem Kleinen Schatz nicht besonders gut tut oder sogar schadet.
In 2 1/2 Wochen soll ich bei unserer Jahreshauptversammlung einen Text vorlesen und weiß gerade echt nicht wie ich dass schaffen soll und wie ich die Zeit bis dahin aushalten soll!

Ich hoffe in diesem Forum sehr auf Hilfe und würde mich auf eine Antwort freuen!

19.05.2014 09:17 • 23.05.2014 #1


6 Antworten ↓


Schlaflose
Ich habe damit auch große Probleme. Seltsamerweise hatte ich das weder in der Schule noch im Studium. Im Gegenteil, da habe ich mich gerne vor Leuten produziert, habe in Theaterstücken und Sketchen vor Publikum gespielt, Referate gehalten, gerne vorgelesen etc. Es ging erst los, als ich in meinem Beruf als Lehrerin anfing. Und je länger ich mich in der Situation befand, umso schlimmer wurde es. Im Unterricht vor den Schülern ging es mit viel Kraftaufwand, aber bei Elternabenden oder in Konferenzen habe ich kaum ein Wort rausbekommen. Ich habe den Beruf nach 20 Jahren aufgegeben, nicht nur deswegen, sondern weil ich allgemein nicht damit zurechtkam, derjenige zu sein, der im Mittelpunkt steht, der Anweisungen geben muss und weil ich mich nicht gegen die Schüler durchsetzen konnte. Ich habe jetzt einen Job in der Verwaltung, wo ich nicht vor Leuten reden muss. Mein Therapeut hat mich auch darin bestärkt, dass man sich nicht auf Teufelkommraus zu etwas zwingen sollte, wovor man Angst hat, wenn man eine Alternative hat.

Ich würde an deiner Stelle die Schwangerschaft vorschieben als Vorwand, es nicht machen zu müssen.

19.05.2014 17:45 • #2


A


Starke Redeangst schon Wochen im Vorfeld

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D
Vielen Dank für die Antwort!

Es tut gut zu lesen, dass man nicht alleine ist. Und das es andere gibt die genau verstehen wie schlimm diese Angst werden kann.
Vielleicht sollte ich es wirklich lassen. Aber ich komme mir dann immer vor wie ein Versager, der einfach der Sache aus dem Weg geht.
Ich dachte immer im Leben wäre es wichtig sich den Dingen zu stellen. Oft habe ich auch den Eindruck, dass wenn man sich bei Kollegen offenbart,
die nicht verstehen worum es geht. Die sagen dann immer nur: Meinst du ich habe keine Angst, wenn ich vor Eltern reden muss und denken das wäre das Gleiche.

Interessanterweise fällt es mir nicht schwer, wenn ich keine Chance habe mich in die Sache reinzusteigern. D.h. wenn mir jemand sagen würde:
Hey lies doch gleich mal dem Publikum diesen Text vor oder sag, dies und jenes habe ich keine Panik. Mir ist es nur unangenehm.
Wenn ich es längerfristig weiß, bau ich mir einen so enormen Druck auf, dass die einfachste Sache unmöglich erscheint und ich wirklich schon Tage oder Wochen im Vorfeld völlig neben mir stehe und ich das Gefühl habe gleich durchzudrehen. Mein Leben wird dann echt zur Qual und breche in regelmäßigen Abständen weinend zusammen weil ich es nicht mehr ertragen kann.
Außerdem beobachte ich mich während dieser Zeit sehr genau. Jede Handlung wird unter die Lupe genommen und nach Fehlern untersucht. Alle Gedanken kreisen nur um die Auftrittsituation und so entstehen viele Fehler und demnach auch absolute Unzufriedenheit mit mir. In dieser Zeit ist mir dann alles egal und ich habe an nichts mehr Spaß.
Manchmal denke ich dann, wann ist der Tag endlich da, damit es endlich vorbei ist und ich wieder ein normales Leben führen kann.
Leider kann ich mir bis heute nicht erklären, wie dieses wochenlang im Vorfeld panisch und aufgeregt sein überhaupt entstanden ist.

Kennt das hier noch jemand? Und hat jemand eine Idee wie man die Zeit gut überstehen kann?

19.05.2014 19:05 • #3


P
Hallo,

solche Ängste kenne ich gut. Wie Du geschrieben hast, musst Du einen Text vorlesen und ich meine, dass Du den so intensiv einüben kannst - und vllt. machst Du das schon -, dass selbst bei extremer Anspannung praktisch nichts schiefgehen kann, was immer noch leichter als bei einem freien Vortrag geht. Natürlich kann auch Vorlesen wegen solcher Ängste zum echten Problem werden und ich würde das in der Situation einer solchen Versammlung keinesfalls machen wollen, aber ich denke, man kann sich besser vorbereiten.

Die allgemeine Frage, ob man sich solchen Stresssituationen aussetzt oder nicht, ist echt schwierig, ich hab das immer aus der Situation heraus entschieden und daher keine klare Linie. Es wird allgemein empfohlen, sich mit Ängsten zu konfrontieren, aber Deine Therapeutin hat ja bestimmt mit Überlegung die Möglichkeit erwähnt, es einfach nicht zu machen. Also ich finde es jedenfalls richtig, dass man sich gedanklich alle Optionen offenhält.

Grüße

pc

21.05.2014 22:06 • #4


D
Hallo Panicchief,

danke für deine Antwort. Ich bin halt in meinem Leben nicht wirklich weit gekommen in dem ich mich meinen Ängsten entgegengestellt habe und sie versucht habe sie zu bekämpfen.

Dadurch bin ich im Grunde jetzt da wo ich bin. Als, das Ganze begonnen hat fiel es mir nicht schwer Texte vorzulesen oder kurz etwas zu sagen, aber um so mehr ich geübt habe desto schlimmer wurde meine Angst. Deswegen sehe ich das Üben zur Zeit nicht unbedingt als Option.
Es ist ein guter Vorschlag von dir sich alle Möglichkeiten offen zu halten.
Ich versuche im Moment mein Problem einfach zu akzeptieren und es nicht mehr wie früher an meinen Fähigkeiten fest zu machen. (Ich weiß, dass ich lesen kann und auch Vorträge kann ich einigermaßen halten). Aber z.Z. ist dies eben nur eingeschränkt oder gar nicht möglich und das muss für mich eben auch in Ordnung sein. Es gibt ja einen Grund dafür das es so ist! (Manche Menschen haben Flugangst, Höhenangst oder eine Spinnenphobie! Warum sollte ich mir meine Angst nicht auch einfach erlauben!)
Wie geht es dir denn mittlerweile mit der Angst. Was hast du denn für Erfahrungen gemacht?

22.05.2014 07:09 • #5


P
Hallo Dreamcatcher,

meine Erfahrungen, tja, ganz gemischte. Manches hat sich gebessert, aber es kommt bei immer sehr auf die Tagesform an. Es gibt solche Situationen, denen ich immer wieder ausgesetzt bin (ähnlich wie die von Dir beschriebene) und in denen ich gut klarkomme, mich souverän fühle, aber es ist leider immer noch nicht die Mehrzahl. Allerdings wird in der Regel keine Panik mehr daraus, aber es drückt eben die Stimmung.

Grüße

pc

22.05.2014 14:44 • #6


L
Hallo Dreamcatcher,

bin neu hier und habe schon lange mit solchen Problemen zu kämpfen.
Ich musste aber noch nie einen Rede vor großem Publikum halten.
Das würde ich glaube ich nicht überleben.
In meiner weiterführenden Schulzeit fing das schon an wenn ich mal was vorlesen musste.
Der Grund liegt wohl auch an meiner Grundschulzeit wo ich von einem Lehrer vor der ganzen Klasse
mal blos gestellt wurde weil ich so schlecht lesen würde. Was mich damals sehr betroffen machte.
Später kamen dann Probleme beim Musikmachen im Verein. Wochen vor Konzerten bekam ich Angstzustände
und wurde immer unsicherer beim spielen.
Durch meine berufliche Weiterbildung fand ich dann einen Grund im Verein aufzuhören.
Ich bekam in dieser Zeit auch Unwohlgefühle wenn ich unter Menschen ging.
Auswirkungen waren Verkrampfungen, Zittern Unwohlgefühle.
Mein Hausarzt verschrieb mir damals ein Beta Blocker mit denen ich die Sache einigermassen in den Griff bekam.
Dann kam Familie, 2 Kinder. In dieser Zeit lebte ich mehr zurückgezogen und die Kinder waren waren eine
wundervolle Abwechselung. Mein Wohlbefinden wure merklich besser.
Das war alles in den letzten 20 Jahren.
Hab jetzt doch etwas ausfürlicher geschrieben als ich eigentlich wollte.
In den Letzen beiden Jahren hatte ich in den Wintermonaten wieder mehr Probleme.
Musste sogar einen Posten im Vorstand eines Vereines als Kassierer zu dem ich ein halbes Jahr im vorraus zugesagt
hatte wieder kurz vor der Wahl absagen, weil die Vorstellung, vor den ganzen Mitgliedern einen Bericht vorzutragen
mich die Monate davor in einen solchen Angstzustand und Nervosität versetzte dass ich diese Belastung nicht mehr aus
halten konnte. Mein Hausarzt verschrieb mir damals wegen meiner Unruhe ein Medikament (Tavor)was sehr gut half
und ich heut noch bei bedarf nehme.

Durch deine Schwangerschaft ist das mit Medikamenten nicht so einfach.
Sonst würde ich dir dazu raten es so zu versuchen.
Wir wissen aber bestimmt alle dass sich diese Probleme nur im Kopf abspielen und es eigentlich
verrückt ist sich wegen sowas Gedanken zu machen.

Was meiner Meinung auch nicht gut ist, ist sowas zu verbergen, das macht die Sache noch komplizierter.
Ich hab mich mitlerweile einigen Menschen anvertraut und mein Problem geschildert.
Was auch hilft denke ich.

Was mich bewegt hat ist die Band Jupiter Jones, die durch den Sänger in die Medien gerückt ist.
Der hat wohl auch mit solchen Problemen zu kämpfen.

Ich wünsche dir Dreamcatcher dass du die Lage irgendwie in den Griff bekommst.
Es ist bestimmt keine Schand wenn du den Vortrag absagst und die Gründe dafür nennst.

Wünsche dir auch eine schöne Zeit wenn dein Kind das Licht der Welt erblickt.

Gruß Lebenskraft

23.05.2014 10:12 • #7





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Dr. Reinhard Pichler