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I
Hallo,
ich habe das Problem, das ich an einer leichten sozialen Phobie, allerdings unter einer starken Redeangst leide.

Zu mir: Ich war schon immer recht zurückhaltend, hatte aber dennoch einen guten Freundeskreis und ansonsten keine Probleme. Vorträge habe ich zwar damals schon gemieden, aber musste ich dann mal einen halten, war das absolut machbar.
Nun musste ich vor gut 1 1/2 Jahren meinen absolut geliebten Sport aufgrund einer schweren Verletzung aufgeben und merkte seitdem, das der Umgang mit Menschen mir immer schwerer fiel.
Auch regelmäßige Meetings auf der Arbeit (welche vorher überhaupt kein Problem waren), wurden mehr und mehr zur Herausforderung, was dann letztendlich vor ca. 1 Jahr in einem Meeting in einer Panikattacke endete.
Die Monate danach wurden zur Hölle. Sobald das Telefon klingelte, schoss mein Puls in die Höhe, ich begann zu zittern und die Stimme wurde komisch. Gespräche mit Vorgesetzten waren eine schier unlösbare Aufgabe und auch das Essen mit anderen an einem Tisch war für mich ohne Angst nicht mehr möglich.
In dieser Zeit sollte ich ein Referat halten, welches ich dann aufgrund von vorgetäuschten Bauchschmerzen nicht hielt.
Ich ging zum Hausarzt und wurde an einen Psychotherapeut verwiesen. Dort machte ich einen Termin und ging ganze 4-mal dorthin, ehe mir der Therapeut sagte, das ich nun auf mich allein gestellt sei und die Angst durch Konfrontation lösen sollte. Einige Atem- und Beruhigungstechniken waren die einzigen Mittel die er mir mit auf den Weg gab.
Daraufhin begann ich auf der Arbeit mit allen möglichen Leuten zu reden und merkte, das sich die Angst besserte.

Nun bleibt neben der leichten Sozialphobie/Schüchternheit noch eine extreme Redeangst.
Diese ist so ausgeprägt, das Konfrontationstherapie alles schlimmer macht. Stehe ich vor einer Gruppe von Leuten, ist es aufgrund der körperlichen Symptome nicht möglich zu reden. Das Zittern der Stimme und der kompletten Gesichtsmuskulatur verhindert jegliche Art der verbalen Kommunikation in dieser Situation.
Nun steht in ein paar Wochen der nächste Vortrag im Terminkalendar und habe schon jetzt tierische Angst, beginne zu zittern und mein Atem wird schwer. Von der Hausärztin wurde mir daraufhin Alprazolam verschrieben. Vor dem Vortrag soll ich eine Tablette zu mir nehmen.
Nun meine Fragen:
1. Hilft Alprazolam auch gegen die körperlichen Symptome der Redeangst? Im Moment mache ich mir ein wenig Gedanken, das die Tablette eventuell nicht wie gewünscht wirkt und der Vortrag dann wieder komplett daneben geht.
2. Nachdem ich von meinem Psychologe mehr oder weniger nach Hause geschickt wurde, möchte ich meine Probleme selber angehen. Macht das Sinn, bzw. sollte ich mir lieber Psychologische Hilfe dazunehmen? Ich habe mich im Internet schlau gemacht und zur Steigerung des Selbstbewusstseins das Don Juan Boot Camp aus der Pick-Up-Szene entdeckt (bis auf den mehr oder weniger frauenverachtenden Hintergrund scheint es eventuell wirklich gut für das Selbstbewusstsein zu sein). Was haltet ihr davon?

Vielen Dank

30.05.2016 21:44 • 03.07.2016 #1


9 Antworten ↓


J
Interessant, ich habe auch kürzlich Alprazolam für solche Zwecke verschrieben bekommen. Versucht habe ich es noch nicht, es gab noch keine Gelegenheit (bei mir sind es Bewerbungsgespräche, die mich außer Gefecht setzen). Was mir Angst macht: Im Beipackzettel steht, dass das Medi zu vorübergehenden Amnesien führen kann - dass man eventuell Sachen aufführt, an die man sich nachher nicht mehr erinnern kann. Das klingt doch schlimm!
Dieses Boot-Camp kenne ich nicht, halte aber von solchen Dingen eher wenig. Ich mache eine klassische Psychotherapie.

31.05.2016 07:07 • #2


A


Soziale Phobie und extreme Redeangst

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enten
Hallo zusammen,
nur ein kleiner Tipp..wenn es schon unbedingt sein muss dann bitte Tavor.Gleiche Wirkung aber macht nicht so übel abhängig,weniger Nebenwirkungen und das ausschleichen bezw Absetzen ist um einiges leichter.Wusste nicht,dass es noch Ärzte gibt die dieses Hammerzeug verschreiben unglaublich..

31.05.2016 07:31 • #3


Schlaflose
Ich nehme gelegentlich Alprazolam zum Schlafen. Mir reichen meist 0,5mg und ich schlafe nach 30-40 Minuten ein. Ich würde es nicht unmittelbar vor einem Termin nehmen. Eine direkte Amnesie hatte ich davon nicht, aber es ist tatsächlich, so dass ich am Folgetag Probleme mit dem Gedächtnis habe, also dass mir z.B. Namen oder Wörter nicht einfallen und ich bin stimmungsmäßig immer ganz schlecht drauf.

31.05.2016 09:21 • #4


J
Oje, dann ist das echt nix für Vorträge oder Vorstellungsgespräche. Da sollte man sich ja doch an das erinnern können, was man sagen will. Wieder ein Medikament, das ungenutzt bei mir herumliegen wird! Oder vielleicht probiere ich es auch mal zum Schlafen. Nur eine halbe Stunde zum Einschlafen klingt verlockend.

31.05.2016 09:27 • #5


Schlaflose
Bei mir klappt das meistens, wenn nicht nehme ich noch mal 0,5mg und dann bin ich weg

31.05.2016 10:15 • #6


R
Hacke mich mal wieder bei diesen Medikamenten ein. Leute, die kann man einmal nehmen, aber die machen schnell abhängig. Mußeinen Vorredner da berichtigen was Tavor betrifft. Nicht so larifari abtun. Auch Tavor in kleiner Dosierung macht schon nach kurzer regelmäßiger Einnahme abhängig! Ichbin Apothekerin und weiß wovon ich rede.

G.ycora

31.05.2016 10:25 • x 1 #7


Schlaflose
Ich verwende seit ca. 30 Jahren Zopiclon bzw. Alprazolam, aber ich achte darauf, dass es nicht mehr 2-3 Mal hintereinander passiert und auch nur durchschnittlich 3-4 im Monat. Wenn man verantwortungsbewusst damit umgeht, wird man nicht abhängig.

31.05.2016 13:29 • #8


I
Vielen Dank für die Antworten.

Leider bin ich mir immernoch recht unsicher inwiefern mir Alprazolam bei einem Vortrag helfen soll.
Löst sich dadurch meine Nervosität vor/während dem Vortrag? Werden körperliche Symptome gelindert (für mich das wesentliche)?

Hat jemand von euch gute Erfahrungen mit Selbsttherapie? Wenn ja, was habt ihr gemacht?

Über Antworten würde ich mich freuen

02.06.2016 19:07 • #9


E
Mach das. Mir geht es genau wie dir. Völlig normales Leben bis auf solche Situationen.
1mg Alprazolam knallt mich ganz schön weg, 0,5mg reichen meist. Das nimmt die Angst, speziell das Lampenfieber. Ich nehme zusätzlich Metoprolol, das hemmt umgangssprachlich das Andocken des Adrenalins im Körper. Kein Herzflattern, kein Zittern, kein Gewöhnungseffekt oder Suchtpotential und dadurch, dass diese Symptome weg sind ist man schonmal gelassener.
Alprazolam ist ein anderes Kaliber. Was passiert ist der Effekt den du nach ein paar B. hast. Du fühlst dich wohl, bist leicht müde und irgendwie zufrieden mit allem. Das ist als wenn inmitten deiner Sorgen jemand die Sonne anknipst. Die Müdigkeit ist während der Angstsituation weg, weicht eher einer Gelassenheit. Achte darauf, dass du genug Zeit hast um das Zeug aus dem Körper zu kriegen, bevor du Auto fährst. Und nimm es nur in den Ausnahmesituationen.
Wenn du eine Extremsituation überstanden hast, verwechsle nicht die unglaubliche Erleichterung und die extreme körperliche Erschöpfung mit der Wirkung der Tablette. Wenn du Angst hast macht dein Körper 10 Bungeesprünge nacheinander mit Höhenangst. Dein ganzer Körper ist in Alarmbereitschaft, das haut die Stärksten um. Wird aber besser!

Meetings hast du jeden Tag, rein da, maximal mit Metoprolol. Musst du einen Vortrag halten und das kommt 2x im Jahr vor, nimm Alprazolam. Das geht auch mal über 3-4 Tage (meine Meinung, andere sagen man kann es 2 Wochen nehmen, aber das ist wirklich ein Teufelszeug), aber danach muss Schluss sein. Kontrolliere den Konsum mit deinem Arzt.

Und ansonsten...freu dich, dass du außer ein paar Schwachstellen ein normaler Typ bist.

03.07.2016 18:53 • #10


A


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Dr. Reinhard Pichler