Pfeil rechts
14

Kai-Uwe
Hallo zusammen,

mit Ausbruch meiner Angsterkrankung vor vielen Jahren beobachte ich ständig Veränderungen.
Eine davon ist eine schnelle Erregbarkeit / Angespanntheit in negativen Tête-à-tête-Situationen.

Meistens während kleinerer Meinungsdifferenzen mit Fremden im Alltag, wie z. B. Gassigänge, mit dem Auto im Verkehr, Nachbarschaft, etc.

Bsp.:

Ich stehe gestern mit meinem angeleinten Hund im Park an einer Bank in einer kleinen Gruppe. Plötzlich kommt jemand um die Ecke und beschwert sich mir gegenüber, mein Hund hätte sich in seinem Garten entledigt. Ton, Lautstärke und Wortlaut meines Gegenübers ließen kein normales Gespräch zu, weshalb ich auch direkt patzig, teils frech und respektlos wurde.

Die erste halbe Minute geht alles gut aber plötzlich überkommt mich eine Erregung, die mich komplett diskussionsunfähig macht: Zittern in den Beinen, starker schnellerer Herzschlag, zittrige Stimme, teilweise eine Art leichte Benommenheit und Kopfleere, so dass ich auch fast nicht mehr fähig bin, mich zu behaupten und meinen Platz zu bewahren. Diese Erregung sieht man mir auch von außen an. Meistens hält sich dieser Zustand für ca. 10-15 Minuten, langsam abbauend, wenn die Sache vorbei ist. Es ist mir jedes Mal sehr unangenehm, da es alle mitsehen. Wahrscheinlich möchte ich keine Schwäche zeigen.

Auch ähnliche Situationen führen zur selbigen Symptomatik. Ich war mal bei einer Kundgebung als Besucher, welcher nur am Rande stand und zugehört hat. Als der Sprecher mit seinem Mikrofon in meine Nähe kam, überkam mich direkt die Panik mit o. g. Symptomen.

Es sind generell Situationen, die mich in irgendeiner Art dazu zwingen im Mittelpunkt einer Sache zu sein, viel mehr aber dann noch die Möglichkeit bieten, dass ich etwas sagen muss.

Kennt das jemand und hat jemand vll. wertvolle Tipps gesammelt?

Danke schön und einen schönen Sonntag euch!

12.03.2023 16:17 • 10.04.2023 x 4 #1


10 Antworten ↓


colitis9439
Zitat von Kai-Uwe:
Meistens während kleinerer Meinungsdifferenzen

Versuchs im ersten Schritt damit, weniger Meinungen zu haben. Im Straßenverkehr hat man keine Meinung sondern hält sich an Regeln. Jegliche Diskussionen darüber sind müßig. Im Zweifel hält man sich zurück, notiert das Kennzeichen und erstattet hinterher Anzeige. Keinerlei Diskussion notwendig.

Zitat von Kai-Uwe:
Ton, Lautstärke und Wortlaut meines Gegenübers ließen kein normales Gespräch zu

Dann fang auch kein Gespräch an.. Finden sie das OK wie sie gerade mit mir sprechen? Entschuldigung, können Sie das wiederholen?
Puuuuuf, jegliche Energie des Gegenübers verschwindet. Funktioniert 100%, denn das zwingt dein Gegenüber dazu zu reflektieren was er gesagt hat. Wenn es widererwarten nicht funktioniert, dann bestand eh kein Interesse irgendwas zu klären, Diskussionen sind also unnötig.

Zitat von Kai-Uwe:
Als der Sprecher mit seinem Mikrofon in meine Nähe kam, überkam mich direkt die Panik mit o. g. Symptomen.

Dreh dich um und geh. Selbst wenn du in so einer Situation angesprochen wirst, wortlos gehen.

Die Gewissheit, dass man jede Situation Wortlos verlassen kann ist schonmal befreiend, bzw kann man auf dieser Grundlage überhaupt schon selbstbewusster in eine Diskussion gehen.

Sorge praktisch dafür, dass solche Situationen nach deinen Regeln ablaufen.

12.03.2023 18:43 • x 2 #2


A


Schnell aufgeregt bei streitigen / ernsten Gesprächen

x 3


koenig
Da bin ich auch so ein Kandidat. Mich überrennen irgendwie die Emotionen und dann kann ich auch nicht mehr sachlich bleiben.

12.03.2023 19:32 • x 2 #3


Azure
Wo ist das Problem?
Dein Hund hat in seinen Garten gepisst.
Dir ist das offensichtlich nicht aufgefallen, sonst hätte dein Hund irgendwo öffentlich uriniert. Tüten für die Exkremente hast du sicherlich sowieso dabei...

Also eine Antwort wie: Tut mir leid, ich war unaufmerksam. Es ist mir unabgenehm, dass das Sie jetzt so getroffen hat. Vielleicht noch ein ehrlich gemeintes: Ich passe in Zukunft besser auf sollte relativ schnell gesagt sein. Wenn du in dem Moment etwas nervös bist, nimmt dir dein Gegenüber dann vielleicht sogar eher ab

Ps. Ist mir so ähnlich auch mal passiert, es war aber mein kleiner Sohn ( und ich hatte zum Glück wirklich eine Tüte dabei). Mir wurde sehr cholerisch mit der Polizei gedroht. Es hat eine Zeit lang gedauert, bis ich wieder beruhigt war.

13.03.2023 08:06 • #4


Azure
Zitat von colitis9439:
Finden sie das OK wie sie gerade mit mir sprechen? Entschuldigung, können Sie das wiederholen?


Weitere Ideen:

• einfach ruhig weiterreden ohne auf den unangemessenen Tonfall eingehen ( braucht etwas routine, mache ich aber in familiären situationen gerne)
• Tonfall und Lautstärke spiegeln, innerlich aber ruhig bleiben Ich senke dann schnell die Intensität, steigere mich zur Not aber auch nochmals. Das
macht mir persönlich Spass, wende es aber eher im privaten umfeld an ...

13.03.2023 08:43 • x 1 #5


Azure
• Einfach zwei Meinungen im Raum stehen lassen. Wozu muss ich das letzte Wort haben und die Leute um mich heum bekehren... Insbesondere bei weniger wichtigen Themen oder bei weniger relevanten Personen spare ich mir hier viel Energie.

13.03.2023 13:49 • #6


T
Ich kenne das zu gut und kann mich komplett in deine Lager hineinversetzen, Kai-Uwe. Leider kann ich dir nicht wirklich weiterhelfen, da ich für mich selber auch noch keine wirkliche Lösung gefunden habe. Es sind in den Momenten einfach akute Stressreaktionen. Bei mir auch sehr ausgeprägt wenn ich vor größeren Gruppen sprechen od. Präsentieren muss.
Während AD Einnahme war die Schwelle bis es zu dem Einsetzen deiner beschriebenen Symptome bei kam wesentlich höher. Nach Absetzen aber alles wieder wie vorher. Also leider keine nachhaltige Lösung. Du kannst versuchen die Stressreaktionen über kontrollierte, langsame Atmung zu regulieren. Wobei das auch schwierig ist, wenn man gleichzeitig reden bzw argumentieren muss und gleichzeitig die Atmung kontrollieren soll. Aber vielleicht hilft dir das trotzdem etwas weiter

VG

31.03.2023 20:26 • x 1 #7


Angstmaschine
Zitat von Kai-Uwe:
Hallo zusammen,

mit Ausbruch meiner Angsterkrankung vor vielen Jahren beobachte ich ständig Veränderungen.
Eine davon ist eine schnelle Erregbarkeit / Angespanntheit in negativen Tête-à-tête-Situationen.

Meistens während kleinerer Meinungsdifferenzen mit Fremden im Alltag, wie z. B. Gassigänge, mit dem Auto im Verkehr, Nachbarschaft, etc.

Kenne ich sehr gut, ich bin (war) dann vor Erregung oftmals kaum in der Lage zu sprechen oder - ganz schlimm - mir sind vor Aufregung und - je nach Situation auch Empörung - dann noch Tränen in die Augen geschossen.

Der Unterschied ist, dass es bei mir mit der Angsterkrankung wesentlich besser geworden, eigentlich sogar verschwunden ist. Ich glaube der Grund ist, dass ich gelernt habe bei mir zu bleiben. Ich mag' diese floskelhafte Aussage eigentlich nicht so, aber es ist was dran.

31.03.2023 21:05 • x 2 #8


Kai-Uwe
Ich danke euch für die Antworten. Ich grübel auch schon länger darüber nach, wie ich es loswerde. Ich nehme es einfach an und beweise mir damit meine Angsterkrankung. Meine Umgebung ist immer mehr informiert und das hilft mir. Es hilft mir einfach offen damit umzugehen. Sollte ich jemals die Lösung finden, schreibe ich

31.03.2023 23:50 • x 1 #9


M
Das kommt vor allem davon, weil du zu sehr angespannt bist und so eine kurze Zündschnur hast.
Ich würde dir echt empfehlen mal Fitnesstraining zu machen, habe genau die selben Probleme wie du gehabt,
seit dem ich einfach wirklich viel Sport mache hat sich das ganze gelegt, da ich einfach
viel entspannter bin.

10.04.2023 11:51 • x 1 #10


Kai-Uwe
@martinka1972 Danke dir. Darüber habe ich tatsächlich auch schon nachgedacht hat. Kann die Angespanntheit wirklich so immens sein, ohne, dass man diese als solche spürt? Wahrscheinlich habe ich mich - im negativen Sinne - dran gewöhnt und denke, ich wäre gerade gelassen.

10.04.2023 11:55 • #11


A


x 4





Auch interessant

Hits

Antworten

Letzter Beitrag


Dr. Reinhard Pichler