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Hallo, ich bin 31 Jahre alt (f) und habe seitdem ich denken kann extreme Reaktionen auf Blut, Unfälle oder Krankheiten. Es ist nicht nur Schwindel sondern ein gesamter Kreislaufkollaps. Dabei muss ich das zB Blut noch nicht mal sehen, sondern es reicht, wenn jemand eine Geschichte erzählt von zB einer OP oder einer Diagnose.
Heute habe ich einen kompletten Kreislaufkollaps erhalten (das volle Programm, inklusive mehrerer Minuten Ohnmacht und nicht ansprechbar zu sein), als mir eine Bekannte davon erzählt hat, dass sie ggf an ALS erkrankt ist und sich mehreren Untersuchungen unterzieht. Sie war sehr aufgewühlt und die Geschichte hat sofort die üblichen Symptome ausgelöst. Es war noch nicht mal Blut im Spiel, sondern einfach die potentielle Diagnose dieser Krankheit hat schon ausgereicht. Als ich versucht habe, auf Toilette zu gehen, um mich der Situation zu entziehen, bin ich dann umgefallen.
Ich habe schon gegoogelt und herausgefunden, dass man das Blutphobie nennt. Jetzt kommt aber der Knüller: ich höre mir gerne True Crime Podcasts an oder gucke Thriller/ Dokumentationen, in denen es auch mal brutaler zu geht. Die Podcasts helfen mir bei Spaziergängen „abzuschalten“ oder sogar beim einschlafen. Das ist doch Ein komplett paradoxes Verhalten- vor allem, weil es ja „True“ Crime ist und man daher ja eigentlich davon ausgehen könnte, dass es die selben Reaktionen sein müssten?

Hat das sonst noch jemand?

28.10.2022 21:13 • 29.10.2022 #1


6 Antworten ↓


C
Zitat von Woodywood:
Das ist doch Ein komplett paradoxes Verhalten- vor allem, weil es ja „True“ Crime ist und man daher ja eigentlich davon ausgehen könnte, dass es die selben Reaktionen sein müssten?

Nein, denn in der Situation hast Du die Kontrolle. Du kannst jederzeit abschalten.
Bei einer direkten Konfrontation geht das nicht.
Aber im Grunde kann man das ja auch als Übung ansehen, sich an das Thema heranzutasten.

Ist denn dieser Automatismus des Umfallens mit irgendwelchen Gefühlen verbunden, die Du beschreiben kannst oder bist Du davon völlig abgeschnitten?

29.10.2022 07:49 • x 1 #2


A


Ohnmacht bei Gesprächen über Krankheit, Unfällen etc

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W
Ich bin völlig abgeschnitten, empfinde eigentlich nichts außer die Symptome.
Ich habe auch keine Angst vor Blut oder Krankheiten. Deswegen empfinde ich den Begriff Blutphobie eigentlich als nicht passend. Es ist eher so, als könnte meine Psyche das nicht aushalten.
Ich habe weder eine Vergangenheit mit Unfällen oder schweren Krankheiten, noch neige ich zu Hypochondrie, eher das Gegenteil, ich neige immer dazu etwas runterzuspielen wenn es mich zumindest selbst betrifft.
Ich weiß nicht auf was ich diese Reaktionen zurück führen könnte

29.10.2022 14:25 • #3


C
Zitat von Woodywood:
Ich habe auch keine Angst vor Blut oder Krankheiten. Deswegen empfinde ich den Begriff Blutphobie eigentlich als nicht passend. Es ist eher so, als könnte meine Psyche das nicht aushalten.

Okay.
Weißt Du aus Erzählungen von anderen, ob da irgendwann mal was war, an das Du Dich selbst nicht mehr erinnerst?

29.10.2022 14:31 • #4


W
Ich habe meine Mutter grade gefragt, sie sagt es sei nie etwas auffälliges passiert. Dass ich aber schon als Kind so reagiert habe
Ich habe etwas niedrigeren Blutdruck und habe in der Pubertät auch öfter Kreislaufprobleme gehabt, ohne dass irgendwas war (keine Geschichten, kein Blut).
Seitdem ist es aber nur noch bei eben diesen „Triggern“

29.10.2022 16:26 • #5


C
Das klingt nach so einer etwas seltsamen Konditionierung.
Du kannst ja auch über das was Du erlebt hast schreiben, aber in dem Moment der Begegnung scheinst Du irgendwie überwältigt.
Merkst Du irgendwas vorher oder ist Dir da auf einmal der Stecker gezogen?
Früher waren Ohnmachten von Frauen ja sozusagen Mode, aber das ist halt schon über 100 Jahre her.
Hörst Du auf einmal alles weit weg? Gut wäre ja, wenn Du in der Situation noch eingreifen kannst, den anderen unterbrechen, Dich abwenden oder sonst was.

29.10.2022 17:00 • #6


W
Ja, ich merke es schon vorher. Es fängt an mit einem Unwohlsein und Schweiß, dann weiß ich schon, dass ich eigentlich raus muss aus der Situation. Oft gelingt mir das dann auch, aber wenn zB etwas unerwartet passiert (jemand schneidet sich) oder aber, wie in der Situation gestern, dass ich in dem Moment, wenn mir jemand etwas sehr aufgewühlt erzählt und ich es in dem Moment einfach nicht schaffe zu sagen, dass wir bitte das Thema wechseln müssen oder ich gehen muss, weil das einfach sau unhöflich wäre jemanden dann in so einer Situation einfach mit einer so seltsamen „Ausrede“ hängen zu lassen.
Es glauben mir auch manchmal Leute, die mich nicht so gut kennen, nicht, dass wir Wirklich das Thema wechseln müssen und ich mich nicht nur „anstelle“ - bis ich dann da liege. Eigentlich glauben es mir alle erst, wenn sie es einmal mit erlebt haben, dass ich wirklich umklappe.
Häufig gelingt es mir aber mich vorher aus der Situation zu manövrieren.

Ja, ich kann darüber reden und schreiben und ich kann mir ja auch True Crime anhören/ ansehen, ohne dass es mich ansatzweise stresst oder ich Symptome bekomme. Deshalb verstehe ich es nicht
Hat auch übrigens nichts damit zu tun, dass ich an dem Tag dann wenig gegessen habe, was häufig Leute vermuten. Ich bin einmal in einer Pizzeria, als ich die ganze Pizza gegessen habe, ohnmächtig vom Stuhl geklappt, als mir jemand etwas von einer OP erzählt hat. ‍️

29.10.2022 18:25 • #7






Dr. Christina Wiesemann