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K
Hallo ihr Lieben!

Erstmal vorab, ich leider an einer ängstlich-vermeidenden PS und der sozialen Phobie (noch ein paar andere psychische Erkrankungen aber die sind hier weniger wichtig)
Wenn ich Erfahrungen von anderen Menschen mitbekomme mit diesen Erkrankungen oder Beschwerden, haben die meisten oft Angst neue Menschen kennenzulernen, wobei der Kontakt zur Familie oder bestehenden Freunden leichter ist. Bei mir ist das anders. Ich habe diese merkwürdige Angst, dass sobald mich jemand näher kennenlernt, da meine Angst erst richtig anfängt. Also, sobald jemand mehr über mich weiß, sobald es abzusehen ist, dass wir uns wieder begegnen könnten, da geht es richtig los. Das heißt, das z.b. Kontakte wie Freundschaften und innerhalb der Familie für mich quasi nicht möglich sind. Alles darüber hinaus, z.b. Smalltalk mit dem Postboten, der Kassiererin an der Kasse und ähnliche fallen mir dagegen weitaus leichter.
Mittlerweile ist es über die Jahre so schlimm geworden (ich bin 33), dass ich nur noch eine Freundin besitze (teilweise hatte ich gar keine) und der Kontakt mit ihr geht nur per Whatsapp. Sehr selten treffen wir uns. Mit der Familie habe ich den Kontakt mittlerweile komplett abgebrochen, mein Vater hat vermutlich eine narzisstische PS, meine Mutter ist 2005 gestorben und mit meinem Bruder hat sich der Kontakt in den letzten Jahren auch drastisch reduziert. In meiner Familie habe ich mich nie wohl gefühlt, zeitweise hatte ich einigermaßen guten Kontakt zu meiner Mutter, aber sie hatte Depressionen, war schwer Alk. und hatte vermutlich eine BPS, und dementsprechend viel der Kontakt aus (viel verbale Gewalt und Vernachlässigung) Als meine Mutter immer kranker wurde, hatte ich innerhalb der Familie niemanden mehr mit dem ich reden konnte, weil die Themen oft sehr männerlastig waren. Wahrscheinlich waren es noch viel mehr Gründe die dazu geführt haben.
Ich muss dazu sagen, dass ich zumindest eine sehr gut funktionierende Beziehung führe seit 3 Jahren aber auch da war die Kennenlernphase überschattet von Panikattacken und Ängsten.

Sorry für den langen und wirren Text. Meine Frage an euch wäre noch ob es jemanden gibt, dessen Ängste ähnlich funktionieren? Bisher habe ich niemanden kennengelernt. Über Antworten würde ich mich sehr freuen!

Viele liebe Grüße
Kieselchen

28.08.2021 15:21 • 08.12.2021 x 1 #1


26 Antworten ↓


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Zitat von Kieselchen:
Sorry für den langen und wirren Text. Meine Frage an euch wäre noch ob es jemanden gibt, dessen Ängste ähnlich funktionieren? Bisher habe ich niemanden kennengelernt. Über Antworten würde ich mich sehr freuen!


Als wirr empfinde ich deinen Text keinesfalls. Aber ich würde dich bitten nicht auf Verdacht hin das Wort BPS zu verwenden. Weil die Betroffenen immer wieder unter Stigmatisierungen leiden.

Bei dem was Du an Familienumfeld beschreibst, würde ich vermuten das es massive und häufige Grenzübertretungen auf multiblen Ebenen gegeben hat.
So was kann eine Traumatisierung darstellen und auch zu Traumafolgestörungen, wie die wo Du beschrieben hast.
Je nach dem ab wann das in deinem Leben stattgefunden hat, kann dein Urvertrauen und das grundlegende Sicherheitsgefühl beschädigt worden sein. Auch kann eine Bindungs- und Entwicklungsstörung entstehen.

Und aus dem heraus besteht die Frage ob Du das Theme innere/äussere Grenzen kennen, setzen und bewahren und die persönliche Zone, mal in einer Therapie hattest.
Auch neigen Betroffene dazu Menschen in einer Art variablen Umlaufbahn zu halten. Je nach dem wie gut, sicher und abgegrenzt sie sich fühlen.

28.08.2021 15:43 • x 1 #2


A


Kontakt nur zu Menschen möglich, die mich wenig kennen

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K
Hallo und danke für deine Antwort!

Ich wollte damit niemandem vor den Kopf stoßen, aber ich kann es mit der Diagnose am schnellsten erklären, andernfalls müsste ich alle Symptome auflisten. Aber natürlich weiß ich es nicht was genau meine Mutter an Diagnosen hatte, das haben Psychologen vermutet, ebenso bei meinem Vater. Auch da hilft es ein Wort zu haben damit man es einfacher erklären kann, was genau auffällig ist.
Das mit der Bindungsstörung stimmt soweit, die werde ich wohl auf jeden Fall haben, zumindest wurde häufiger in Therapien angesprochen.
Zum Thema innere/äußere Grenzen kennen, setzen usw, darin bin ich besser geworden, aber noch nicht so gut. Müsste mich damit aber auch mal näher befassen, danke für den Tipp.
Hauptsächlich habe ich aber wie gesagt das Problem mit den Ängsten abgelehnt zu werden, sobald mich jemand näher kennenlernt, gerade weil ich von meiner Mutter früher ständig angeschrien oder bestraft wurde und da ich nicht verstehen konnte was genau ich falsch gemacht habe, beziehe ich es bis heute auf meine Persönlichkeit.

28.08.2021 15:54 • #3


4_0_4
Um mit solchen Symptomatiken zurecht zu kommen gibt es aus meiner Erfahrung keine Universallösung, sondern eher eine angepasste, multidisziplinäre Form des Umgangs.
Weil das was Du beschreibst eben auch multible Ebenen hatte.

Abgrenzung ist somit auch keine Universallösung, sondern ein Modul aus vielen. Sie ist nur sehr wichtig, eben wegen Grenzübertretungen. Abgrenzen kann man sich räumlich, körperlich, gedanklich und eben auch emotional.

Im optimalsten Fall würde das in für dich bedeuten, das eine reale Ablehnung anderer Personen an deinen Grenzen abprallt.
In der Folge würde sich sicher auch die Angst vor fiktiven Annahmen, dass andere dich ablehnen, sich verringern.

Ängste in der Form beruhen auf fiktiven Annahmen zukünftiger Ereignisse. Weil das Angstzentrum dich vor Schaden und emotionalem Leid bewahren will.
Also versucht man dem eigenen Unterbewusstsein/Angstzentrum zu versichern das man auf sich aufpasst und in der Lage ist sich zu schützen.

Grenzen zu setzen und das Modul Eigenliebe sind zwei Module, wo eben genau das trainiert werden kann. Mit dem bewusstem Handeln kann das besser und effektiver erreicht werden.

Aus meiner Sicht ist das aus vielen Ereignissen zusammen gesetzt. Angefangen damit das man sich was zu trinken holt wenn man Durst hat, sich ausruht wenn man erschöpft ist, so wie auch das man Menschen auf Distanz hält, welche keine Grenzen vor dir einhalten.

Jedesmal wenn Du was trinkst, wenn Du durst hast - Unterbewusstsein Vertrauen zu dir +1

28.08.2021 16:14 • x 1 #4


Schlaflose
Zitat von cube_melon:
Aber ich würde dich bitten nicht auf Verdacht hin das Wort BPS zu verwenden. Weil die Betroffenen immer wieder unter Stigmatisierungen leiden.

Also ich bitte dich, dann dürfte man im Forum überhaupt keine Krankheitsbegriffe mehr verwenden, weil sich dann jeder, der das hat, stigmatisiert fühlen kann. Man kann es auch übertreiben

28.08.2021 17:22 • x 2 #5


Flame
Also ich kenne das jedenfalls.
Diese Angst,dass wenn man mich richtig also eingehender kennenlernt,da auf Ablehnung zu stossen.
Bis zu einem gewissen Grad hat das glaub ich jeder (auch Menschen ohne psychische Belastungen).

Für Menschen mit verschiedenen psychischen (Vor-) belastungen kann es ein Wagnis sein,Menschen an sich heran zu lassen.
Je wichtiger der Mensch einem ist desto grösser die Angst,abgelehnt zu werden.

Für mich war es zum Beispiel am Anfang sehr schwierig mit meinem Mann.
Hab mich nichtmal getraut,mich ungeschminkt zu zeigen,weil ich befürchtete,dass er mich dann nicht mehr mögen könnte.
Das ganze fusst auf einem geringen Selbstwertgefühl.

Daran kann man arbeiten.

28.08.2021 20:40 • x 3 #6


silverleaf
Hallo Kieselchen,

Zitat von Flame:
Je wichtiger der Mensch einem ist desto grösser die Angst,abgelehnt zu werden


Ich empfinde das genauso wie @Flame.

Ich habe auch eine ÄVPS (neben vielen weiteren Diagnosen), und mein emotionales Erleben ist so, wie Du es beschrieben hast: Ich werde unsicherer, wenn Menschen mir näher kommen. Eine Grundangst in der ÄVPS ist ja die Angst vor Ablehnung und negativer Bewertung durch andere.
In diesem Zusammenhang macht das Erleben so auch Sinn, denn es kann mir ja ziemlich egal sein, was irgendeine Verkäuferin irgendwo von mir denkt, da sie keine weiteren Berührungspunkte mit meinem Leben hat.
Was eine Freundin/Parter/in/Verwandte/Nachbar/in denkt, hat indes immense Bedeutung für mich.
Ich bin schon auch in der Lage, Vertrauen aufbauen zu können, so zu 2 oder 3 Menschen ist das möglich,
das Belastende ist nur, dass ich in vertrauten Beziehungen nicht das Level von Vertrauen aufbauen kann, das diese Menschen bzw. Menschen allgemein wohl erwarten würden. Die Ängste bleiben immer da, und das kann für diese Menschen sehr verletzend sein. Sie spüren die verbleibende Angst und fragen sich, womit sie das verdient haben, dass ich nach wie vor Angst habe, auch wenn man sich noch so gut kennt.
Also für meine Verhältnisse vertraue ich diesen Menschen schon sehr, aber nur innerhalb meiner subjektiven Skala. Nach einer objektiven Skala wäre dieses Vertrauen aber immer noch ziemlich gering.

In schlimmeren Phasen ist es bei mir so (in ganz schlimmen kann ich das Haus nicht verlassen), dass ich zum Teil lächerlich weite Wege auf mich nehme, um z.B. Einkäufe zu erledigen. Ich fühle mich schnell beobachtet (das gehört aber wohl eher zu einer anderen meiner Diagnosen), scanne also permanent mein Umfeld. Die Vorstellung, auf Menschen zu treffen, die mich irgendwie kennen (und sei es noch so entfernt), macht mich sofort total unsicher, ich kann dann nicht mal Lebensmittel einkaufen (das geht so weit, dass ich sogar Angst davor habe, was die Mutter/Schwester/Nachbarin/Tochter einer vielleicht sehr entfernten Bekannten über mir denken könnte). Also selbst wenn man sich garantiert nicht mal unterhalten würde, langt alleine der Aspekt, überhaupt vielleicht gesehen zu werden, manchmal schon aus, mich in massive Angstzustände zu versetzen und zum Rückzug zu bringen.
Wenn ich in einer Gegend bin, wo ich mir relativ sicher sein kann, absolut anonym durch die Gegend laufen zu können, kann ich einkaufen, manchmal sogar entspannt bummeln (für kurze Zeit), manchmal sogar alleine einen Kaffee in einem Café trinken (undenkbar im Radius meines häuslichen Umfelds). Aber ich brauche diesen Tarnmantel der Unsichtbarkeit dafür.

LG Silver

29.08.2021 00:45 • x 7 #7


Schlaflose
Zitat von silverleaf:
Ich habe auch eine ÄVPS (neben vielen weiteren Diagnosen), und mein emotionales Erleben ist so, wie Du es beschrieben hast: Ich werde unsicherer, wenn Menschen mir näher kommen.

Ist bei mir auch so. Wenn ich merke, dass aus einer oberflächlichen Bekanntschaft etwas Engeres zu werden droht, bekomme ich auch Muffensausen. Aber nicht aus Angst vor Ablehnung oder Ähnliches sondern weil es Verpflichtungen bedeutet ( Telefonieren, Termine zum Treffen u.sw.), was für mich immer mit Schlafstörungen verbunden ist. Bei den wenigen Menschen, die mir nahe stehen, nehme ich es in Kauf, vor einem Treffen Schlaftabletten zunehmen. Ich muss nur immer schauen, dass in der Woche keine anderen Termine anstehen.

Zitat von silverleaf:
In schlimmeren Phasen ist es bei mir so (in ganz schlimmen kann ich das Haus nicht verlassen), dass ich zum Teil lächerlich weite Wege auf mich nehme, um z.B. Einkäufe zu erledigen.


So extrem habe ich es nicht, aber wenn ich am Einkaufen bin und sehe jemanden, den ich kenne, versuche ich eine Begegnung zu vermeiden, indem ich andere Gänge benutze oder mich an einer anderen Kasse anstelle. Und wenn ich in den Waschkeller gehe oder den Müll rausbringe, versuche ich auch immer zu vermeiden, Nachbarn zu begegnen. Ich habe einfach keine Lust auf Gespräche. Lässt sich aber natürlich nicht immer vermeiden.

29.08.2021 07:30 • x 2 #8


K
Oh wow, so viele Antworten. Danke an alle!

@silverleaf Ja, das mit dem Einkaufen ist bei mir auch so. Ich habe vor Jahren mal eine entfernte Bekannte im einem Supermarkt getroffen (sie wusste aber so gut wie nichts über mich und meine Problematik) und sie hat dann gleich mal den Satz rausgehauen, das kann doch nicht so weitergehen,... das war dann der Moment in dem ich die nächste Panikattacke bekommen habe. Generell meide ich Situationen wie die Pest in denen solche Gespräche rauskommen könnten. Meist von Menschen die mich eben überhaupt nicht kennen. Die nur von außen sehen, dass ich derzeit nicht berufstätig bin.
Und ich habe auch die doofe Angewohnheit ständig den Supermarkt zu wechseln, also ich gehe nicht gerne 2 mal die Woche in denselben, denn was sollen denn die Leute denken, wenn ich zweimal die Woche in denselben renne? Ironie off ^^

@Flame: Ja ich glaube bis zu einem gewissen Schweregrad ist das auch menschlich. Und wenn man dann noch ein Handycap hat wie du auch sagst, hat man ja noch mehr Ansgt abgelehnt zu werden.

@Schlaflose Ja, das mit den Schlafstörungen kenne ich auch nur allzu gut. Ist genauso wie bei dir. Eigentlich bei jeder kleinen Verpflichtung oder Termin.
Ebenso mit den Nachbarn. Habe einen der obendrüber wohnt, der ist auch echt nett aber ich kriege es ums Verrecken nicht gebacken ein Gespräch mit ihm anzufangen. Und dann kommt mein Freund um die Ecke und macht das mit Leichtigkeit. Oh Mann. Und weil das alles so unangenehm ist gucke ich dann vorher immer schön aus dem Fenster, ob er irgendwo draußen ist oder evtl. gleich nach Hause...

29.08.2021 11:17 • x 2 #9


K
@cube_melon Ich glaube ich verstehe was du meinst. In der Therapie wurde das aber etwas anders angegangen. Und zwar sollte da das Ziel sein, dass ich mich nicht mehr ständig unterordne, denn durch die Unterordnung werden die eigenen Bedürfnisse schlechter erfüllt, was dann wiederum zur Folge hat, dass man keinen Spaß im Kontakt mit xy hat, es als anstrengend und ermüdend empfindet und deshalb Kontakte meidet.

29.08.2021 11:23 • x 1 #10


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Zitat von Kieselchen:
denn durch die Unterordnung werden die eigenen Bedürfnisse schlechter erfüllt

Das ist absolut richtig und ein wichtiger Aspekt. Das Unterordnen kann aber auch auf Grund einer Grenzübertretung von anderen ausgehen.
Wenn ich mich ständig in einer Freundschaft unterordnen müsste, würde ich das auch unterbinden. So was macht den meisten Menschen keinen Spaß und logischerweise sinkt da auch die Motivation eine Bindung aufrecht zu erhalten.

Im Endeffekt ist es sekundär wie man in der Therapie an ein Thema geht. Wenn Du einen guten, emotionalen Zugang zu der Methode hast, kann das helfen.

29.08.2021 11:51 • x 3 #11


Flame
Hier noch eine Buchempfehlung,die für Dich hilfreich sein könnte:

https://www.amazon.de/Inneres-Kind-heil..._DE=%C3%85

29.08.2021 13:53 • x 1 #12


K
@Flame Danke für die Buchempfehlung! Ich habe witzigerweise schon ein anderes Buch zu genau dem Thema zu Hause stehen, es hat mir vor Jahren schon sehr geholfen (Die Heilung des inneren Kindes)
Nebenbei kann ich auch die Schematherapie empfehlen, denn da geht es sehr viel um diese Kindanteile.

29.08.2021 15:39 • #13


Flame
Genau,es gibt verschiedene Herangehensweisen,man merkt mit der Zeit,womit man selbst am besten arbeiten kann.
Hauptsache man bleibt neugierig und lässt sich nicht entmutigen.

29.08.2021 16:52 • x 1 #14


N
Ich habe auch ÄVPS und bei mir verhält sich das auch ähnlich. Ich bin zwar nicht gut im Smalltalk mit Fremden, aber da ist mir alles eher egal, da ich die Person nicht kenne und vielleicht auch nie wieder sehe. Sobald ich jemanden länger und näher kenne, fangen diese ganzen komplizierten Gedanken an. Es entwickelt sich dann eine sehr große Angst vor Ablehnung. Ich habe das Gefühl, ich könnte die Person enttäuschen, weil ich unzunglänglich und nicht gut genug bin. Jede Begegnung mit der Person wird dann sehr anstrengend und geht mit viel Grübel- und Gedankenzwängen vor- und nachher einher. Z.B. fange ich dann an, jede Kleinigkeit im Verhalten des anderen zu interpretieren und auf mich zu beziehen. Ich achte dann genau auf jede Veränderung im Verhalten der Person (teilweise winzige Details) und grübele dann darüber nach, ob das mit mir zu tun haben könnte.

05.09.2021 13:08 • x 2 #15


K
Hallo nachtmahr!
Wie ist es denn genau bei dir, kannst du Freundschaften führen? Wie ist das in der Familie? Kann alles so unterschreiben was du schilderst, ich schaue dann auch akribisch auf irgendwelche Hinweise ob jemand mich ablehnen könnte, reicht schon aus wenn jemand einen neutralen Gesichtsausdruck hat.
LG

06.09.2021 14:43 • #16


Spaceman
Hallo Kieselchen,

ich kenne beide Formen der sozialen Angst. Früher war ich kaum in der Lage, mit Kassenpersonal oder vergleichbaren Menschen zu interagieren. Da habe ich aber viel an mir gearbeitet und heute kann ich an der Kasse sogar mal einen lockeren Spruch loslassen. Generell Smalltalk, alleine Spazierengehen oder einen Kaffee trinken sind aber immer noch extrem schwer.

Die Angst vor dem näher kennenlernen ist aber nie verschwunden - eher schlimmer geworden. Wie hätte sie auch besser werden können, wenn man alles Kennenlernen vermeidet. Bei mir hängt das viel mit der Angst zusammen, dass Menschen immer mehr über mich erfahren könnten. Ich bin sehr eingenommen von der - falschen - Idee, dass peinliche Situationen, (kleine) Fehler, dumme oder unangemessene Äußerungen oder unsere ganz normalen alltäglichen Idiotien sich immer weiter ansammeln. Das führt oft dazu, dass ich glaube, mich könne man auf Dauer gar nicht mögen. Hinzu kommt natürlich die Angst davor, verletzt zu werden, wenn ich mich mal auf den Menschen eingelassen habe.

06.09.2021 17:26 • x 3 #17

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N
Hallo Kieselchen,

ich habe ein paar Bekanntschaften, ob man das als Freundschaft bezeichnen kann, weiß ich nicht genau. Aber es gibt schon ein paar Menschen, die ich häufiger sehe und mit denen ich ganz gut klar komme. Wenn ich jemanden sehr lange kenne und kontinuierlich sehe, dann lässt die Angst vor Ablehnung etwas nach. Es gibt z.B. eine Person, die ich jetzt seit über 10 Jahren kenne und zu der ich in dieser Zeit auch regelmäßig Kontakt hatte und bei dieser Person fühle ich mich sehr wohl und habe diese Gedanken fast gar nicht mehr. Leider halten die wenigsten Kontakte bei mir so lange.

Bei meiner Familie ist das ganz anders, also bei meinen Eltern und bei meiner Schwester. Da hatte ich solche Ängste und Gedanken nie. Wahrscheinlich weil ich diese schon immer kannte und an sie gewohnt bin.

12.09.2021 12:57 • x 2 #18


K
@ nachtmahr, kannst du diese Kontakte treffen oder sagst du oft ab? Das ist super dass du eine Person hast, der du vertrauen kannst und mit der es auch schon 10 Jahre klappt, das ist für uns echt eine Leistung!
Ich struggle momentan leider sehr sozial. Meine einzige Freundin ist vor einigen Jahren weggezogen und wir sehen und wenn überhaupt einmal im Jahr, und da selbst da sage ich oft vorher ab und es muss mehrfach verschoben werden. Generell läuft der Kontakt fast ausschließlich über Whatsapp, früher konnte ich auch noch telefonieren. Also ich kann telefonieren, mit meinem Freund, meinem Bruder oder aber auch irgendwelchen Behörden. Aber mehr geht leider nicht. Vor ca. zwei Wochen bin ich seit sehr langer Zeit mal auf eine Familienfeier von meinem Freund mitgegangen. Mit Tavor. Die hab ich eigentlich noch nie für so etwas gebraucht. Ich bin froh, dass ich es geschafft habe, aber meine Soziale Phobie hat mich wie den letzten Außenseiter dastehen lassen. Familienfeiern sind der größte Horror... Ich würde so gerne mehr Kontakt zur Familie meine Freundes haben, wir sind seit 3 Jahren zusammen und seine Eltern habe ich gefühlt erst 3 oder 4 mal richtig getroffen.

@Spaceman
Ja, das kenne ich auch, ich hab das Gefühl, dass die soziale Phobie an sich einigermaßen zu bearbeiten ist, wenn man es oft genug versucht, aber alles was zur PS gehört ist fast nicht wegzubekommen. In den letzten Tagen hatte ich öfter Kontakt zu Bekannten die sich um den Garten meines Vaters kümmern. Ich habe mich gepusht und öfter mit ihnen geredet, das ging auch einigermaßen. Aber die kennen mich auch nicht wirklich, dementsprechend fällt mir das dann leichter, sie wissen ja noch nicht was für ein garstiger Mensch ich sonst so bin. Die Angst deswegen abgelehnt zu werden, ist immer da.

02.10.2021 22:09 • x 1 #19


N
Hallo Kieselchen,

Treffen absagen tue ich in der Regel nicht. Obwohl es mir oft auch schwerfällt, zu Treffen zu gehen. Es kommt immer auf die Leute an, die da sind. Aber mit dem Absagen habe ich auch Schwierigkeiten, sodass ich mich dann meist zwinge, hinzugehen. Und während eines Treffens mit mehreren Personen geht es mir oft nicht gut, wenn ich bspw. nicht in das Gespräch reinkomme. Dann fühle ich mich unnütz und unzulänglich. Das beschäftigt mich dann auch hinterher oft noch sehr lange. In letzter Zeit habe ich aber nicht mehr viele Treffen, weil einige Kontakte abgebrochen sind.

Das ist sehr schade, dass deine Freundin weggezogen ist. Finde das auch immer ganz furchtbar, wenn ich das Gefühl hatte, mit einer Person einen schönen Kontakt zu haben und dieser dann aus irgendwelchen Gründen wie z.B. Umzug einschläft. Telefonieren geht bei mir auch gar nicht, außer mit Eltern und der einen Person, zu der ich Vertrauen habe.

Familienfeiern finde ich auch ganz furchtbar. Oder Betriebsfeste auf der Arbeit. Da fühle ich mich auch immer wie ein Außenseiter.
Hat dein Freund Verständnis dafür, dass du seine Familie nicht so oft treffen kannst?

03.10.2021 13:04 • x 1 #20


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Dr. Reinhard Pichler