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K
Hallo ihr lieben,
ich wusste nicht in welchem Thread ich schreiben soll, weil irgendwie alles ein bisschen auf mich zuzutreffen scheint. Also habe ich das gewählt, was mich am meisten betrifft.

Ich (w, 24) bin seit ein paar Wochen in psychotherapeutischer Behandlung, da ich mir die Arme aufritzen wollte und dabei gemert habe, dass ich irgendwie nicht richtig ticke.
In der Therapie kommen so viele Dinge zum Vorschein, dass ich gerade mein Bollwerk um mich rum verliere, meine Schutzwand is einfach hin. Mein größtes Problem ist, dass ich mir selber kein Recht gebe zu leben (mein Vater hat mir einst gesagt ich sei nie gewollt gewesen), demnach habe ich kein Selbstwertgefühl und auch kein Weltbild.
Typische Symptome wie dauernde Angst bloß gestellt zu werden, Erröten damit verbundenes Schwitzen, Reizmagen/-darm, Harndrang, etc.

Gestern hatte ich die möglichkeit nach 2 wochen mal wieder meinen Freund zu sehen, doch er ist mit zwei seiner ehemaligen Klassenkameradinnen lieber feiern gegangen. Er glaubte ich sei noch bei einer gemeinsamen Freundin. Ich habe mich in meinem Wert so gemindert gefühlt, dass ich laut geschluchtzt habe, was dann ich eine ziemlich flache aber hastige Atmung verfiel, so dass ich wenige AUgenblicke später auf meinem Fußboden lag, da mir schwindelig war - Hyperventilieren??
Ich habe mir dauernd selber gesagt Fahr dich wieder runter, was wohl das beste war. Eine fiese Erfahrung, da ich eh schon immer Angst habe nicht genug Luft zu bekommen.

Ich bin einfach fertig, weiß nicht, wie ich mit meinem Freund umgehen soll, er gibt sich Mühe, doch eigentlich weiß ich versteht er mich nicht, da seine Familie nicht total kaputt ist, wie meine. Ich brauche mehr Aufmerksamkeit von ihm, doch die bekomme ich nicht. Vielleicht ist es besser sich zu trennen?! Einsamkeit passt jedoch nicht in meinen Lebensplan ... :'(

Danke fürs Lesen und für eure Antworten. Ich musste das einfach mal loswerden.

16.12.2007 12:55 • 22.01.2008 #1


7 Antworten ↓


K
verdammt is das viel ...

16.12.2007 12:56 • #2


A


"Ich hab zwar viel erlebt doch nur halb so viel gelernt

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L
Liebe Kampfzwerg,

es tut mir leid, dass es Dir so schlecht geht und Du im Moment nicht mehr weiter weißt.
Aber... Du hast den richtigen Weg eingeschlagen, machst Therapie und vertraust Dich hier anderen Menschen an.
Doch Du stehst eben auch noch ganz am Anfang. Es wird bestimmt nicht leicht sein an all die Dinge ranzugehen, die da verborgen in Dir wüten und es wird wohl noch einige Zeit dauern bis Du besser klarkommst.

Wozu wir Menschen neigen, ist es, in unsere Beziehungen die Bedürfnisse einzubringen, die wir ansonsten nie befriedigen konnten. Wir haben oft hohe Erwartungen an einen Partner, nämlich dass er uns das gibt, was wir vermissen, was uns beispielsweise unsere Eltern nie gegeben haben. Leider ist uns das in den meisten Fällen gar nicht bewußt und wir wundern uns, warum alles so kompliziert ist. Manchmal ergänzt man einander ganz wunderbar, weil der andere ja auch seine Bedürfnisse/Probleme hat, manchmal scheitern die Beziehungen daran, dass der andere nicht das geben kann, was wir von ihm wollen.

Tja, was will ich Dir damit sagen?!
Versuche Dir selbst darüber klar zu werden, was Du Dir eigentlich von Deinem Freund oder den Menschen um Dich herum wünschst. Ist es aufgewertet zu werden? Nicht alleine zu sein? Gesehen zu werden mit all Deinen Problemen? Ich weiß es nicht, aber es ist bestimmt mehr, als nur nicht einsam zu sein, wie Du es schreibst. Einsam klingst Du dennoch für mich.
Wir müssen den Menschen um uns klare Botschaften senden. Sie können nicht hellsehen. Hast Du Deinem Freund mitgeteilt, wie Du Dich fühlst, was Du von ihm brauchst? Weiß er eigentlich richtig Bescheid über Deine Probleme? Wäre es eine Möglichkeit, ihn mal mit in die Therapie zu nehmen?

Psychische Probleme sind oft eine harte Belastungspobe für eine Beziehung und es gibt keine Garantie dafür, dass die Beziehung all dem standhält. Trotzdem gehört dazu, die Fakten klar auf den Tisch zu legen, Gefühle, Wünsche und Kränkungen offen ohne Vorwurf anzusprechen. Miteinander in Kontakt gehen!
Schreib ihm einen Brief, wenn Du es nicht schaffst, mit ihm zu reden. Er muss unbedingt wissen, wie es Dir wirklich ums Herz ist.

Was Dein Erlebnis mit der Atmung angeht, so klingt das wirklich nach Hyperventilation. Da kann einem Angst und Bang werden. Das verstehe ich gut. Sprich mit Deinem Therapeuten darüber, der kennt Tricks, die Dir da raushelfen. Wenn es tatsächlich Hyperventilation ist, dann kann man z.B. in eine Plastiktüte atmen. Dazu muss es aber sicher sein.

Wir wissen alle wie das ist. Man sitzt in tiefer Not, der nächste Termin beim Therapeuten ist ewig hin und es nützt einem in dem Moment nicht viel, dass man Therapie macht.

Gibt es Freunde, denen Du Dich anvertrauen kannst? Schreibst Du Tagebuch? Kannst Du Dir irgendeine Möglichkeit vorstellen, wie Du all dem Schmerz in Dir oder zumindest einem Teil davon anders Ausdruck verleihen kannst, als z.B. zu ritzen?

Liebe kampfzwerg, schreib bitte zurück wie es Dir ergeht.

Liebe Grüße und viel Hoffnung in Deinem Herzen!
Lilly

16.12.2007 14:52 • #3


K
Hallo liebe Lilly,

vielen Dank für deine Antwort. Ich hab mich sehr darüber gefreut.

Ja, Aufwertung ist es, was ich wohl brauche. Jedoch weise ich auch Menschen ab, denen ich wohl wirklich am Herzen liege... Er kennt mein Problem, aber ich denke er kann es nicht verstehen.

Ich habe eine sehr sehr gute Freundin und sie ist sehr oft, fast so oft wie sie kann für mich da. Tagebuch schreibe ich nicht, seit mir mein Vater einst erzählt hatte, dass meine Mutter es lesen würde. Was ich heute nicht mehr glaube, aber ich denke einfach meine Geheimnisse sind in mir selber am besten aufgehoben. Das Ritzen war ein Wach werden. Ich habe angesetzt und dann alles von mir geworfen. Ich weiß, dass es keinen Sinn macht sich weh zu tun.

Wegen der Atmung hat mir ein lieber Freund schon CDs für Autogenes Training gegeben. Ich glaube ich werde mich damit auch gleich noch einmal in mein Bett legen, da ich shcon wieder dabei bin 1000 Tränen zu vergießen. Am Freitag werde ich mit meiner Therapeutin drüber reden.

Ich habe das alles nur viel zu spät angefangen, ich war vor 2 Jahren schon bei meiner Hausärztin und die hat gesagt Sie brauchen keine Therapie! und hat mir später Psychopharmaka aufgeschrieben. Ich habe sie nicht genommen, da ich keinen Sinn in Tabletten sehe.

Heute aben will ich versuchen mit meinem Freund zu reden. Ich hoffe er versteht mich.

Vorhin war meine Nachbarin da, sie hat mir ein Advents-Geschenk gebracht. Das fand ich unwahrscheinlich süß und habe mich sehr darüber gefreut. Ein Lichtblick am heutigen Tag

Viele Grüße
zwerg

16.12.2007 16:51 • #4


L
Hallo Zwerg!

wie ist es verlaufen? Hast Du versucht mit Deinem Freund zun reden?

Bin sehr gespannt auf Deine Erzählungen.

Liebe Grüße
Lilly

17.12.2007 15:36 • #5


K
Hallo liebe Lilly,

ich hab heute zwei mal gedacht ich kipp um ... Dauernd die Angst keine Luft zu bekommen... dann: roter Kopf - und mein Kollege fragt regst du dich grad auf?, hab nur tief eingeatmet und er hat den Eindruck gemacht als würde er sich darauf einstellen mich gleich auffangen zu müssen...

Gestern habe ich den ganzen Tag sehr langsam vorbei gehen lassen und viel nachgedacht. Ich habe eingesehen, dass ich mich extrem in Dinge reinsteigern kann. Und so auch bei der Geschichte mit meinem Freund. Er gibt mir den Wert, den ich brauche. Und dafür muss ich aber auch etwas tun. Nicht nur ihm Vorwürfe machen, weil ich wünsche, dass er mich auf Händen trägt.
Ich habe hier im Forum den Tip gelesen sich ein Perlenarmband zu erstellen und für jede schlechte Eigenschaft eine Perle aufzufädeln. So wird man daran erinnert, doch soll sie auch vergessen, wenn man darauf blickt. Bei Erfolgen, diese Eigenschaft zu bearbeiten, nimmt man eine Perle wieder ab, und so werden sie wohlmöglich immer weniger. Ein solches werde ich mir gleich basteln.
Wir haben nicht viel geredet, aber ich weiß, dass er für mich da ist. Heute abend wollen wir auf den Weihnachtsmarkt. Ein Ort, den ich eigentlich umgehe, weil ich dieses Fest hasse, weil bei uns daheim immer Friede Freude Eierkuchen war. Aber... so schlecht ist es gar nicht, es gibt viel zu essen und alle nehmen 5 kg zu. Top!

Viele - heute motivierte - Grüße!

18.12.2007 18:40 • #6


L
Hallo Zwerg,

es freut mich, dass Deine Grüße heute motivierte Grüße sind.

Die Idee mit dem Perlenarmband finde ich schön. Habe noch nie davon gehört. Und das steht hier im Forum?

Was mir bei Deiner Antwort auffällt, ist, dass Dir gestern einges klar wurde und Du ausgerechnet heute 2x dachtest, Du kippst um. Ich sehe das so, dass Du auf der Spur bist. Denn eigentlich glaube ich, dass die Angst vor allem kommt, wenn wir auf dem richtigen Weg sind. Sie rebelliert und versucht zu existieren. Verstehst Du?
Aber vielleicht steht es auch nicht in Zusammenhang.

Das, was Dein Dad zu Dir gesagt hat, ist echt harte Kost. Bist Du sicher, dass er es wirklich so gemeint hat und er es nicht in Ragerei von sich gab? Egal, denn es hatte eine enorme Wirkung auf Dich.
Ich kenne es, wenn einem Selbstliebe fehlt und man eigentlich denkt, dass man keine Existenzberechtigung hat. Der Verstand sagt einem natürlich, dass das nicht so, aber dieses tiefe Gefühl im Innern scheint einen ganz und gar auszufüllen.
Es gibt neben der Therapie noch Techniken oder Methoden, die man ganz einfach in sein Leben einbauen kann. Sich Sätze sagen - in Gedanken, leise vor sich hin oder auch laut - immer wieder zwischendurch oder zu bestimmten Zeiten. Die Sätze mehrmals wiederholen. Diese Sätze sind simpel wie z.B. Ich mag Dich... und dabei in den Spiegel schauen. Oder abends vor dem Schlafengehen sich immer wieder sagen, dass man gut so ist wie man ist oder dass man sich von Tag zu Tag mehr liebt. Man muss von diesen Sätzen nicht überzeugt sein. Aber je öfter man sie sich zuredet, desto mehr und mehr gehen die in unser Unterbewußtsein über.
Etwas Disziplin muss man aufbringen und sie auch an Tagen anwenden, an denen man sich selbst überhaupt nicht ausstehen kann.

Ich habe das für mich abgewandelt. Es gab mal einen Apotheker, der einem Patienten mit keiner Arznei helfen konnte. Irgendwann empfahl er ihm, jeden Abend 10-15 x vor dem Einschlafen zu sagen: Ich fühle mich von Tag zu Tag immer besser und besser. Dazu gab er ihm ein Placebo. Und oh Wunder, der Patient wurde gesund. Dieser Apotheker, dessen Namen ich leider vergessen habe, ist der Begründer der sog. Visualisierung.

Ich habe es nie durchgezogen, habe mmer nach 2 oder 3 Tagen aufgegeben. Aber ich bin übrzeugt, wenn man es schafft, sich immer wieder am Tag selbst was Nettes zu sagen, verinnerlicht man das. Ich glaube, ich bin heute damit angefangen. Als ich mich beim Autoaussteigen in der Scheibe spiegelte, lächelte ich mich an und sagte: Hallo Lilly, so übel bist Du gar nicht.

Fühl Dich virtuell gedrückt.
Lilly

18.12.2007 21:23 • #7


K
Hallo ihr lieben,

ich möchte euch berichten, ich habe heute die Thera abgebrochen, oder eher unterbrochen.

Meine Therapeutin hatte mir vorgeschlagen eine stationäre Behandlung zu machen. Danach wurde mir klar, dass ich mich seit der Thera in Zwänge hinein gesteigert habe, die einst normale Kontrollgänge waren. Ich fühlte mich gedrängt an Gott zu glauben, es hat alles nicht gepasst. Vielleicht war ich auch bei der falschen Therapeutin, aber an sich mag ich sie sehr sehr gerne. Sie hat meine Entscheidung auch akzeptiert und mir die Möglichkeit offengehalten jederzeit wieder zu kommen.

Einen ganz großen unglaublich dicken Dank möchte ich an dieser Stelle an Lilly42 aussprechen, du hast mir viel geholfen, es klar zu sehen. DANKE!
Alles liebe für euch!

22.01.2008 20:27 • #8





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