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Hallo zusammen,

mein (neuer) Arzt/Psychiater hat mir Cipramil verschrieben, er meinte, gerade bei Sozialphobie sei das Medikament sehr gut, vor allem besser als Trevilor. Ich habe früher schon Trevilor genommen, es half gut in Sachen Wohlbefinden und nahm einiges der Ängstlichkeit weg, aber die typischen Sachen halt nicht (Referate halten etc.).

Grund, dass ich vorübergehend ein AD nehmen möchte, ist, dass ich gerade eine 4-jährige Psychoanalyse hinter mir habe und außerdem die Stadt wechsle, daher bricht momentan wieder alles zusammen (was nach einer Analyse sowieso der Fall sein soll, vorübergehend).

Das Cipramil nehme ich seit 5 Tagen und habe heftige Nebenwirkungen, nasse Hände (mehr als sonst), semi-panische Unruhe, verstärkte Zukunftsängste, unklare Gedanken. Kurzum: es geht beschissen. Ich habe zwar gelesen, dass das nach einer Weile weg gehen soll, bloß habe ich jetzt Schiss, dass es zu lange andauert... ich soll in 2 Wochen umziehen! Mit dem Trevilor hatte ich da bessere Erfahrung, klar, anfangs auch Unruhe, aber nicht so schlimm und ging nach ein paar Tagen weg, bzw. setzte die angstlösende Wirkung recht schnell ein.

Ich werde noch ein paar Tage durchhalten, wenn nicht, sollte ich vielleicht wieder zu Trevilor wechseln... diese ewigen Glücksspiele mit Psychiatern gehen mir mächtig auf die Nerven, man bekommt den Eindruck, dass die in Sachen Antidepressiva genau so wenig wissen (können) wie man selbst... da man nicht vorhersehen kann, wie ein Patient auf ein Medikament anspricht.

Hat jemand Erfahrung mit Cipramil oder mit Cipramil UND Trevilor?

Dankend im Voraus,
J.

13.03.2004 21:08 • 15.03.2004 #1


2 Antworten ↓


hallo jürgen, ich teile deine einschätzung der psychiater/innen. mir gehen die auch mächtig auf die nerven. ich habe nicht den eindruck, daß da eine erhöhte kompetenz am werk ist.
ich nehme citalopram, was, glaube ich, das gleiche wie cipramil ist.
ich kann schon sagen, daß es hilft. leider habe ich nicht trevilor verschrieben bekommen. ich höre nur sehr gute sachen davon.
allerdings, was das referate-halten oder die sozialphobie betrifft, glaube ich nicht an eine stärkere wirkung. ich denke, daß die ganzen angst- und depressionskomplexe sehr eng miteinander verbunden sind, und eigentlich immer die gleiche ursache haben. wie die sich ihren weg nach draussen verschaffen ist dann eher von persönlichen faktoren abhängig. der eine neigt also zur sozialphobie, der andere zu irgendwas anderem.
deshalb kann ich mir nicht vostellen, daß dir die cipramil besser helfen als die trevilor. aber berichte doch mal von deinen erfahrungen.
übrigens haben die medikamente bei mir erst nach 6 wochen angefangen zu helfen. nebenwirkungen hatte ich auch starke, die gehen nach 3-4 wochen weg. ich nehme sie abends, da ich sonst tagsüber sehr müde werde, was sehr nervig ist.
ich glaube auch nicht, daß es ein medikament gibt, das dir beim referate-halten hilft, eher unterstützend.
spring ins kalte wasser, laß dich unterstützen, und übe, nimm jedes referat, das angeboten wird! das hilft, und stärkt dich, vielleicht auch irgendwann ohne medikamente auszukommen.


viele grüsse
alex

ps. wohin ziehst du denn?

Hallo Alex,

klar, man fragt sich, ob da "erhöhte kompetenz am werk" ist. Soweit ich das einschätzen kann, sind Psychopharmaka recht unberechenbar. Nervig ist dann, wenn Psychiater voller Selbstüberzeugung meinen, welches Mittel denn jetzt nun das richtige wäre.

Mit Trevilor fühlte ich mich ganz okay, war auch kein Wundermittel, aber schien zumindest die diffusen Ängste schnell unter Kontrolle zu kriegen.

Die Nebenwirkungen von Cipramil (citralopam) sind jedenfalls bei mir eher gegensätzlich zu dem, was das Medikament bewirken soll. Meine morgendlichen Phasen, in denen ich die auf einem Trip zwischen Traum und Realität schwebe, mich Bilder der Vergangenheit quälen und ich am liebsten mein Leben ausschalten möchte, sind höchsten schlimmer geworden.

Heute habe ich einen Termin bekommen bei dem Psychiater, bei dem ich vor ca. 16 Monaten war. Mal schaun, was der sagt.

Was Referate angeht: klar, das sollte man üben. Anfangs gings noch, seit 1-2 Jahren überhaupt nicht mehr. Paradoxerweise wurden meine Referate immer als gut gelobt. Trotzdem kriege ich die Krise, was aber auch damit zusammenhängt, dass ich in einer Fachrichtung stecke, zu der ich nicht mehr stehe.

Gruß,
Jürgen






Dr. Reinhard Pichler
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