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WandaDetroit
Hallo Zusammen,

Im letzten Jahr im September ist mein Vater gestorben und fünf Monate später mein sechs Jahre jüngerer Bruder. .
Mein 67 Jahre alter Vater ist an einer Herzschwäche verstorben, was anfangs nicht ersichtlich war. Er verstarb im Krankenhaus. Mein 33 jähriger Bruder verstarb im März diesen Jahres ganz plötzlich zu Hause an einem Blutgerinnsel. Er hinterließ eine Ehefrau und einen zweijährigen Sohn.
Ich habe sehr an meinen Bruder und meinem Vater gehangen und komme nur ganz schwer darüber hinweg. Meine Mutter ist bereits vor 17 Jahren auch ganz plötzlich an einem Infarkt im Dünndarm gestorben.
Nun kommt alles wieder hoch und habe oft Ängste, wie meine Zukunft aussehen wird und ob es überhaupt eine Zukunft für mich gäbe. Ich bin die einzige aus der Familie und weiß nicht, wie es weiter gehen soll.

Wie geht ihr mit einem Todesfall in der Familie um und wie kam es dazu?

20.06.2021 11:33 • 22.07.2021 x 2 #1


10 Antworten ↓


Abendschein
Zitat von WandaDetroit:
Hallo Zusammen, Im letzten Jahr im September ist mein Vater gestorben und fünf Monate später mein sechs Jahre jüngerer Bruder. . Mein 67 Jahre alter Vater ist an einer Herzschwäche verstorben, was anfangs nicht ersichtlich war. Er verstarb im Krankenhaus. Mein 33 jähriger Bruder verstarb im März ...

Das tut mir seher leid, mein herzliches Beileid. Trauer ist ein sehr sensibles Thema.
Ich habe meine Eltern verloren, Papa 2004, Mama 2017.

Trauer dauert und verändert, ein Leben lang.

Ich habe meine Trauer durchlebt und sie ist noch nicht abgeschlossen, wenn ich davon jemals reden kann.

Meine Mama und Papa begegnen mir oft im Traum, dann ist das Leben wieder in Ordnung, wenn ich wach werde,
ist es nicht so schön und ich weine.

Am Anfang habe ich eine sehr starke Leere empfunden und Heute einen ganz großen Verlust und ich glaube,
das der bleiben wird. Manchmal fühle ich mich so Wurzellos, Heimatlos. Wenn ich darüber schreibe, weine ich.

Vielleicht magst Du Dich einer Trauergruppe anschließen? Ich habe das Damals über Online gemacht, das hat mir geholfen. Da sind Menschen, die alle einen oder mehrer Verluste erlitten haben. Mit einigen stehe ich Heute noch in Kontakt.

20.06.2021 13:05 • x 3 #2


A


Trauerfall in der Familie - Wie geht ihr damit um?

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Howy33
Das tut mir leid zu hören. So plötzlich aus dem Leben gerissen zu werden reist eine gewaltige Lücke ins Leben und das Ganze noch im Doppelpack. Ich finde die Idee mit der Trauergruppe ebenfalls gut.

Ich glaube sowohl dein Papa als auch dein Bruder wünschen sich für dich, dass es eine Zukunft gibt! Die gibt es ganz gewiss.

Und weißt du worüber sich dein Bruder besonders freut? Sei sein Engel auf Erden eine liebevolle Tante und eine Stütze für deine Schwägerin. Ich hoffe euer Verhältnis ist ebenfalls gut, sodass dir das auch leicht fällt.

Viel Kraft und Power damit du bald auch wieder freudige Momente erleben kannst.

20.06.2021 14:03 • x 2 #3


Lottimotti
Manche Menschen, manche Familien trifft es wirklich hart.
Ich glaube jeder geht mit Trauer anders um.
Ich bin ein Mensch der in solchen Extremsituationen erstmal funktioniert wie ein Uhrwerk. Geheult wird später !
Dann aber umso mehr, und richtig gut wurde es lange lange nicht.
Ich habe auch meine Eltern sehr früh verloren. Mein Vater starb mit 50, meine Mum mit 54.
Dann gab es einen Riesen Streit mit meiner Schwester, einen sehr schweren Motorradunfall mit etlichen Spätfolgen, und dann verließ mich noch mein Mann.
Das alles ist jetzt Jahre her, kam ziemlich geballt.
Es hat mich als Mensch sehr verändert. Man wird hart mit sich, und auch zu seinem Umfeld. Vielleicht ein Schutz ?!
Ich weiß es nicht.
Wichtig ist, viel darüber zu reden. Es aber auch irgendwann gut sein zu lassen. Die Freunde, Familie usw sind auch irgendwann genervt, wenn man ständig sein Herz aus schüttet. Es gehört dazu, aber schlussendlich muss man selbst damit klar kommen. Helfen kann man sich nur selbst, oder ein Therapeut.
Ich habe ja auch keinerlei Familie mehr. Außer meinen Neffen.
Es ist nicht leicht so allein auf der Welt. Man sagt zwar das manche Freunde wie Familie sind, aber für mich trifft das nicht zu.
Mein Eltern waren für mich wie beste Freunde
Die Zeit heilt Wunden. Einfach ist es aber auch heute nicht, nach 15 und mehr Jahren. Es ist und bleibt ein ganz schlimmer Teil deines Lebens, und das prägt einen.

20.06.2021 14:36 • x 2 #4


F
Hallo,
erstmal mein herzliches Beileid!
Bei mir ist auch mein kleinere Bruder sehr plötzlich vor mehreren Monaten gestorben (mit 19 Jahren). Die Ursache ist immer noch unbekannt, wahrscheinlich plötzlicher Herztod. Die ersten Wochen habe ich nur funktioniert, noch normal gearbeitet studiert, bis ich fast zusammengebrochen bin. Ich habe dann panische Ängste entwickelt und die ganze Zeit gedacht, dass ich auch jeden Moment sterben könnte oder meine Eltern,Freunde, etc.
Daraufhin habe ich mir dann Hilfe geholt und eine Traumatherapie gemacht, die auch teilweise etwas geholfen hat. Aber die Ängste sind weiter geblieben. Außerdem habe ich das Gefühl, dass viele Therapeuten leider nicht so gut mit Trauer umgehen können, sodass ich dann gewechselt habe.
Jetzt versuche ich jeden Tag einfach zu überleben und hoffe, dass es mit der Zeit irgendwann anders (besser) wird. Aber es wird leider immer ein großes Loch bleiben.
Darüber reden hilft auch viel, um das Gefühl der Einsamkeit wenigstens ein ganz kleines bisschen zu verkleinern.
Das Gefühl, wie es jetzt überhaupt weiter gehen soll, etc. habe ich aber auch andauernd. Da hilft es mir viel, Bücher von anderen Betroffenen zu lesen, die trotzdem irgendwie weiter gemacht hat. (z.B. von Katrin Biber Cheryl Strayed (der große Trip)). Außerdem lese ich viel auf Instagram, da findet man auch mehrere Profile von Menschen, die ähnliches erlebt haben und darüber schreiben, wie es ihnen ergeht.
Jetzt wollte ich mich auch mal nach Trauergruppen umschauen, die letzten Monate haben viele ja wegen Corona nicht stattgefunden. Beim Verein für verwaiste Eltern und Geschwister soll es ganz gute Trauergruppen geben, wenn es um Geschwister-Trauer gehen soll, aber oft haben auch die Hospize, Kirchen Bestattungsunternehmen Trauergruppen. Da kannst du ja mal recherchieren, was es so in deiner Nähe gibt.
Oft gibt es für Trauernde auch andere Angebote, wie z.B. irgendetwas Kreatives zu machen, Wanderungen, etc.
Lasse die Gefühle zu, wenn sie kommen, auch wenn es schwer ist. Ich bin gerade immer noch am Üben, aber manchmal geht es einem nach dem Heulen wenigstens ein bisschen besser.
Vielleicht hilft es dir auch Tagebuch zu schreiben. Das mache ich manchmal auch, als kleine Briefe an meinen Bruder und hilft irgendwie, da ich hoffe, dass er doch noch irgendwo ist, auch wenn man nicht weiß wo.

Ich wünsche dir auf jeden Fall sehr viel Kraft und scheue auch nicht davor, dir Hilfe zu holen, wenn du merkst, du schaffst es alleine nicht.
Ganz liebe Grüße


(Ich hoffe die Buchvorschläge sind in Ordnung, ich bin auch relativ neu im Forum, und weiß noch nicht genau, ob sowas unter Werbung fällt bzw. nicht erlaubt ist)

20.06.2021 14:37 • x 1 #5


WandaDetroit
Vielen Dank für die lieben Worte und tolle Vorschläge. Das mit der Trauergruppe ist eine gute Idee. Das werde ich mal in Angriff nehmen. Aber ich versuche bereits mit meiner Trauer umzugehen, indem ich Briefe an meinen Bruder schreibe. Das hilft ein bisschen. Wenn ich aber über meinen Bruder rede, dann muss ich immer noch weinen.
Howy33, ich hoffe, dass ich für meinen Neffen ein Engel sein kann, aber im Moment bin ich noch etwas skeptisch. Das Verhältnis ist zwar ganz gut, aber ich habe immer das Gefühl, nicht dazu zu gehören. Meine Schwägerin hat ihre eigene Familie im Hintergrund und die sind halt sehr präsent. Da habe ich wenig Chancen..

20.06.2021 22:07 • x 1 #6


Mondkatze
Mein Bruder verstarb im Juni 2019 mit 67 Jahren plötzlich in der Wohnung meiner Mutter.
Er hat noch um Hilfe gerufen und ist dann tot zusammengebrochen.
Meine Ma war damals 91 und konnte damit überhaupt nicht umgehen.
Ich war auch geschockt und hätte damit nie gerechnet.

Im Juni 2020 ist dann meine Schwiegermutter verstorben. Ganz allein im Krankenhaus auf der Coronastation, obwohl sie kein Corona hatte.
Das war wohl Zuviel für sie.

Im Dezember 2020 ist dann meine Ma verstorben.
Auch auf der Quarantänestation.
Auch allein.

Dann war da noch mein Hausarzt, der auch in dem Jahr verstarb.

Zudem mein geliebter Hund, mein treuer Freund, ist im August 2020 verstorben.
Kurz darauf folgte mein Wellensittich.

Ich habe mit noch gar nichts abgeschlossen.
Wie denn auch?
Ich weiß gar nicht, um wen ich zuerst trauern soll.
Geschweige denn, eine Trauerphase beenden soll.

Denke ich an meine Ma, fällt mir plötzlich ein, dass mein Bruder ja auch schon tot ist.
Dann fällt mir plötzlich ein, dass meine Schwiegermutter, die liebste Frau auf der Welt, ja auch gestorben ist.
Mein Hund fehlt mir immer noch.
Ja und auch meine kleine Wellidame, die schon sehr sehr alt war, aber immer lebensfroh war.

Eine Bekannte sagte mal zu mir, das sei ja viel zu viel für ein Leben.
Wie soll man das bewältigen?

Ich weiß es auch nicht.

21.07.2021 11:48 • x 2 #7


Lottimotti
Jeder geht anders mit der Trauer um, und ich weiß garnicht was dieses : Trauer verarbeiten, bedeuten soll.
Ich finde einfach, das irgendwann eine Art Gewöhnung eintritt. Man hat sich dran gewöhnt, diesen Menschen, das geliebte Haustier nie wieder zu sehen.
Die Trauerphasen werden seltener, man erwischt sich beim Lachen usw.
Ich habe auch geliebte Leute sehr früh verloren. Schlimme Tode erlebt. Gelitten das ich bei meiner Mutter und Vater nicht dabei sein konnte.
Das Leben bleibt nicht stehen, auch wenn es sich so anfühlt.
Es geht weiter Stück für Stück.
Drüber reden hilft, aber auch mal garnicht reden.
Jeder findet so seinen Weg.
Mich hat die Vergangenheit sehr geprägt, sehr hart gemacht. Mich nervt das selbst aber ich bin ein Stück weit ein anderer Mensch.

21.07.2021 13:44 • x 2 #8


Schlaflose
Zitat von Lottimotti:
und ich weiß garnicht was dieses : Trauer verarbeiten, bedeuten soll.
Ich finde einfach, das irgendwann eine Art Gewöhnung eintritt. Man hat sich dran gewöhnt, diesen Menschen, das geliebte Haustier nie wieder zu sehen.


Geht mir absolut genauso.

21.07.2021 14:35 • x 1 #9


E
Ich kann euch sehr gut verstehen.
vor 10 Jahren meine allerliebste Tante, das Jahr drauf mein Schwager und wieder ein Jahr dessen Sohn.
dann viele liebe Menschen die ich gut kannte und 2016 Mama, ein halbes Jahr drauf mein Vater, und wieder ein halbes Jahr drauf meine beste Freundin.
kurz nach der Mama unsere geliebte Katze
ich verdränge das alles irgendwie. Da ist wie so eine Leere im Herzen und man wird etwas seltsam.
Auch habe ich dadurch Ängste entwickelt, zeitweise sehr starke Verlustängste

22.07.2021 23:11 • #10


Mondkatze
Ich würde das nicht unbedingt Gewöhnung nennen.

Ich würde das Akzeptanz nennen, die tief im Inneren aufkommt.

Wann das so weit ist, ist bei jedem individuell.
So wie die Dauer der Trauer individuell ist.

Und wenn diese Akzeptanz da ist, ist das wie eine Art Befreiung.
Eine Schwere fällt von einem ab, ein Schleier lüftet sich und man kann wieder teilhaben an allem.

22.07.2021 23:18 • #11


A


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