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J
Guten Abend,

ich habe hier schon seit längerem nichts mehr über mich reingeschrieben.
Aber dies hier möchte ich einfach mal loswerden:

Heute morgen ist meine Mutter nach längerer Krankheit im Pflegeheim verstorben. Ich war ja drauf vorbereitet; sie war zuletzt seit Wochen ein völliger Pflegefall und bekam Morphium.

Nun bin ich noch ein Stück mehr allein, aber was ich eigentlich sagen will:

Wenn es denn wirklich soweit ist, fühlt man sich doch kalt erwischt, das habe ich schon viele Jahre zuvor bei meinem Vater so empfunden. Der Tod fragt nicht, wie und wann es gerade genehm ist. So mache ich mir schon Vorwürfe, dass ich in den letzten Tagen wegen Arbeitsstress nicht mehr dort war. Gerade heute wollte ich wieder hin und mir auch ein bißchen Zeit nehmen... Auch habe ich vielleicht zuwenig auf irgendwelche (Vor-)zeichen geachtet, oder es gab tatsächlich keine erkennbaren. Auf jeden Fall bin ich jedoch froh, dass sie es überstanden hat.

Ich bin traurig, aber es tut schon allein gut, dies hier mal aufschreiben zu können.

Gruß Jens

21.02.2009 18:54 • 02.03.2009 #1


12 Antworten ↓


M
Lieber Jens,

ich möchte dir mein herzliches Beileid aussprechen.

Monchi

21.02.2009 18:57 • #2


A


Trauerfall

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H
Hallo Jens !

Auch von mir mein herzliches Beileid.

Ich wünsche dir viel Kraft, Helpness

21.02.2009 19:04 • #3


E
auch wenn ich hier nicht mehr alzu aktiv bin mein herzliches beileid

21.02.2009 21:09 • #4


J
Ich danke für Euch für die lieben Worte.

Einiges an Kraft kann ich in der Tat brauchen für die nächste Zeit.

Aber das Wichtigste für mich bleibt, dass sie es überstanden hat und nun nicht mehr leiden muss.

Viele Grüße Jens

22.02.2009 11:16 • #5


S
Jens herzliches beileid. dich trifft keine schuld. du konntest ja nicht von arbeitswegen her. du mußt auch ein klein wenig auf dich achtgeben. du warst sicher auch nur überfordert.
schade das es dir im moment nicht gut geht. aber der tod fragt wirklich nicht, und er kommt manchmal unverhofft wenn man es gar nicht erwartet.
halte bitte durch.

alles liebe

22.02.2009 12:28 • #6


A
Hallo, Ich bin recht neu hier und würde dir gern meine Erfahrung zu dem Thema sagen.
Auf den Tod kann man sich nicht vorbereiten, da hast du recht. auch wenn man es eine gewisse Zeit weiß das es unausweichlich ist, ist der Schmerz in dem Moment nicht geringer.
Meine Mutter hatte einen 3 Monatigen Todeskampf, am 29 Nov. erfahren am 24 Feb 2003 gestorben.(seit Dez unter Morph) Ich war bei ihr und hielt ihre Hand, als sie ihren letzten Atemzug tat. Ich habe das nur 1 Stunde mitbekommen. Ich habe mir danach auch Vorwürfe gemacht, wärst du doch vorher mehr da gewesen für sie, dich um sie gekümmert, und und und. Alpträume über diese Situation blieben natürlich nicht aus, 1 1/2 Jahre hat es gedauert bis sie so langsam verblassten, aber ich würde es für sie immer wieder tun.
Ich will damit sagen, es gibt in meinen Augen nichts schmerzlicheres als ein Familienmitglied zu verlieren, deinen Schmerz kann keiner Nachempfinden, auch wenn viele sagen ich fühle mit dir oder Beileid. Das meine ich nicht abwerten gegenüber denen die ihres Ausgesprochen haben. Worte helfen da wenig.
Ich vermisse sie heute mehr denn je, sie war einfach die beste. In Sterbefällen trifft leider nur das Sprichwort zu, Die Zeit heilt alle Wunden. Den Tod als notwendigen, unausweichlichen Schritt zu akzeptieren der zum Leben dazugehört, und die Einsicht das es für sie besser war, helfen dabei.
Ich glaube auch das es bei mir daran lag, ich konnte sie nicht leiden sehen, wollte damals nicht wirklich hinsehen und akzeptieren das sie stirbt. Es war einfach nur schrecklich.
Tröstende Worte kann ich dir nicht geben, die wiegen den Schmerz über den Verlust nicht auf. Was ich dir geben kann ist ein Ohr oder Zwei, was du jederzeit in Anspruch nehmen kannst, wenn dir danach ist. Bis dann..

22.02.2009 13:23 • #7


B
@Jens: Herzliches Beileid! Ich kann gut nachvollziehen, was du gerade erlebst. Als ich erst meinen Vater und dann meine Mutter verlor, habe ich mir auch immer gesagt, dass ich dies und jenes hätte besser machen können. Selbst als mein Mann vollkommen unerwartet mit 41 Jahren an einem Herzinfarkt verstarb tat ich das. Das stimmt aber nicht, sondern ich habe alles getan, was mir zu der gefragten Zeit möglich war, mehr ging einfach nicht. Ich hoffe, jemand ist da und tröstet dich. Barbaraxy

23.02.2009 19:17 • #8


J
Danke auch an Euch für Eure wohltuenden Worte.

Es ist schon richtig, man kann sich nicht auf das Unvermeidliche vorbereiten, auch wenn man es kommen sieht. Wenn es dann passiert ist, ist man durchaus versucht zu denken, ach hier und da hättest Du doch noch ein bißchen mehr...

Aber ich habe drüber nachgedacht und mache mir jetzt keine Vorwürfe mehr. Mehr konnte ich wirklich nicht leisten und geben, aus diesen und jenen Gründen.

Noch diese Woche kommt die Trauerfeier und das Ausräumen der Wohnung, dann habe ich auch das überstanden.

Nochmals vielen Dank für Eure Zuschriften.

LG Jens

23.02.2009 22:22 • #9


M
Hallo Jens,
als meine Mutter vor einigen Jahren starb, ging es mir ähnlich wie Dir. Zwei Jahre vor ihrem Tod hatte sie die Diagnose Krebs bekommen. Ich habe in den letzten knapp zwei Monaten zwar viel bei ihr sein können und war es auch, als sie starb. Aber in dem halben Jahr zuvor, als die Befunde immer negativer wurden, habe ich das kaum an mich herankommen lassen, zumal sie selbst viel mit sich ausgemacht und wenig darüber gesprochen hat. Ich war sogar nochmal lange im Urlaub (statt bei ihr zu sein), was ich mir später vorgeworfen habe. Auch wenn ich in den letzten Wochn oft da war ( wir wohnen fast 400km auseinander), so habe ich mir immer wieder das halbe Jahr davor vorgeworfen. Inzwischen sehe ich es als Selbstschutz damals: wenn ich andere Dinge mache, dann kann es nicht so schlimm sein. Wenn sie auch nichts dazu sagt, erst recht nicht. Nicht an das Undenkbare denken. Usw.
Inzwischen habe ich mir verziehen. Geblieben ist ein großes Bedauern, aber das ist etwas anderes.
Sei nachsichtig mit Dir. Mit der Trauerfeier und dem Ausräumen der Wohnung sind dann die äußeren Dinge erledigt. Die Trauer selbst braucht mehr Zeit. Nimm sie Dir, weine über verpaßte Gelegenheiten, aber freue Dich über das, was Du mit ihr als Deiner Mutter hattest. Ich wünsche Dir viel Kraft und fühle mit Dir. miloh

Ich habe mal einen sehr schönen und tröstlichen Spruch gelesen, an denen ich im Erinnern an meine Mutter oft denke :
MIT DEM TOD EINES GELIEBTEN MENSCHEN VERLIERT MAN VIELES, NIEMALS ABER DIE GEMEINSAM VERBRACHTE ZEIT

28.02.2009 16:58 • #10


P
auch von mir mein aufrichtiges Beileid. Fast genau vor 15 Monaten befand ich mich in genau dieser Verfassung. Meine Mutter hat 7 Jahre lang gegen mehrere Krankheiten ankämpfen müssen - Hauptkrankheit war ein Multiples Myelom - zu guter Letzt noch Nierendialyse und der Verlust eines Beines u. u. u. - dennoch: Sie war so eine Kämpfernatur, dass man im Glauben war, sie schafft das noch mind. 10 Jahre - man will es auch nicht wahrhaben, dass das Liebste, was man hat, wirklich gehen muss. Fühle Dich von mir gedrückt..........ich weiss, dass in diesem Moment alles stehen bleibt - und man gar nicht richtig realisieren kann, dass dies geschehen ist. Ich leide heute noch sehr stark darunter - aber es ist schon um einiges leichter geworden und das wird es auch Monat für Monat für Dich. Ich hatte nur zwei Tanten, die gesprächlich für mich da waren - die eine wohnt davon hinter dem großen Teich. Das, was mir unwahrscheinlich half waren Bücher - Bücher von Raymond Moody, Brian L. Weiss, Elisabeth Kübler-Ross und Bernard Jakoby. Besonders ein Buch des zuletzt genannten, dass da heisst: Auch Du lebst ewig. Hört sich jetzt bescheuert an - aber lies es mal - hat nichts mit der Kirche oder so zu tun, sondern vielmehr mit der ziemlichen Gewissheit, dass unser Bewusstsein danach noch existiert. Ich vermute, es würde auch Dir helfen - es sei denn, dass diese Wissenschaft bei Dir nur zum Kopfschütteln führt........

Alles Liebe
Sabine

02.03.2009 16:54 • #11


J
Danke auch an Euch beide.

Meine Familie bestand ursprünglich aus vier Personen, Vater, Mutter, ein Bruder (4 Jahre älter als ich) und ich selbst halt. Verwandte gab es zum einen erst gar nicht viel bzw. (z.B. Großeltern) sind schon lange tot. Mein Vater starb bereits 1999; er fiel einfach um und das wars.

2003 passierten zwei Dinge: Mein Bruder fiel plözlich ins Wachkoma und meine Mutter war in den ersten kritischen Monaten immer bei ihm. Das war die Zeit, als sie selbst krank wurde, aber die längst fällige Op. immer wieder aufschob. Sie hatte schon 20 kg abgenommen, als sie dann doch endlich ins Krankenhaus ging. Man operierte sie zunächst erfolgreich am Darm, aber es war halt ein bißchen spät. Nach 2 oder 3 Jahren traten Metastasen an Leber, Lunge und Knochen auf, zunächst noch klein und langsam wachsend. Sie wurde ganz langsam immer schwächer, nicht zuletzt auch durch die viele Chemotherapie. Aber sie kämpfte und wollte leben... Vor 2 Jahren kam sie ins Alten- und Pflegeheim (indem auch der Bruder noch immer im Wachkoma liegt), vor 1 Jahr dann war nur noch Rollstuhl angesagt und jetzt, ziemlich genau zur Jahreswende, kam die letzte Phase mit starken Schmerzen, Bettlägerigkeit und Vor-sich-hin- Dämmern.

Eigentlich hätte ich dies an eine dieser Zeitschriften, die meist so beim Arzt rumliegen (wie Neue Post oder so) verkaufen können: Ihre Geschichte: Mutter gibt ihr Leben für ihren komakranken Sohn..., so ganz melodramatisch. Natürlich habe ich mich auch oft gefragt: Hätte sie doch mehr an ihr eigenes Leben gedacht und meinem Bruder viele Jahre Koma erspart. Aber sie hätte auch später immer wieder so gehandelt und mir steht bzw. stand es nicht zu, darüber zu richten oder ihr Vorwürfe zu machen.

Was ich mit alledem eigentlich sagen will: ich habe manchesmal gehadert bis hin zum Selbstmitleid, dass ich all dies in meiner Familie erleben musste. Seit Jahren nur Krankheit und Leid, nichts Positives.

Mehr konnte ich wirklich nicht geben. Du hast völlig recht, miloh, man braucht einfach einen gewissen Selbstschutz. Anfang November bin ich auch noch 10 Tage in Urlaub gefahren, und das habe ich genossen! Und jetzt bin ich neben aller Trauer und Abschiednehmen auch ein bißchen erleichtert, und auch das will ich mir zugestehen.

Und was den Tod mit seiner Endgültigkeit angeht: ich bin kein gläubiger Christ, ich glaube aber, dass es nach dem Tod in irgendeiner Form weiter geht, vielleicht auf einer Bewusstseinsebene, die sich kein Sterblicher heute vorstellen kann. Dass ich meine Mutter noch mal wiedersehe und -spreche, und auch meinen Vater. Danke Dir, panikgirl, für die Buchempfehlungen. Kübler-Ross sagt mir was und Moody? Das ist doch der Mann mit den zwei Leben, oder? Das fand ich hochinteressant und faszinierend und auch an vielen Stellen tröstlich. Jakoby kenne ich nicht, aber ich werde gleich mal danach schauen.

Lieben Gruß, Jens

02.03.2009 18:06 • #12


P
ich bin auch weder eine Kirchgängerin - noch bin ich eine eingeschworene Esotherikerin. Nein, überhaupt nicht. Nur es gibt halt auch diese Wissenschaftler, die sich mit dieser Materie befassen, mit dem Tod, über den die meisten nicht sprechen möchen - nein, es ist ein Tabuthema. Diese Leute u. a. auch der Wissenschaftler Ian Stevenson haben sich hauptsächlich mit Menschen befasst, die einen Herzstillstand hatten und reanimiert wurden (Ian Stevenson mit kleinen Kindern, die noch Erinnerungen hatten an das Leben vor diesem Leben. Also mit denen, die schon quasi sozusagen sich auf der anderen Bewusstseinsebene befanden. Die hatten sich wohl kaum vorher alle untereinander abgesprochen usw..............aber lies es selbst einmal - bei Amazon gibt es zig dieser Bücher günstig zu kaufen - lies vielleicht einfach mal die Bewertungen der Kunden.

Achso und die andere Sache: Jeder - ich glaube wirklich jeder macht sich in solchen Situationen, wenn eine sehr nahe Person stirbt, Vorwürfe in dieser Form: Ach, wäre ich da und da netter zu ihr(ihm) gewesen - hätte ich mich mehr gekümmert - warum war ich nicht da usw usw...........ich bin mittlerweile soweit, dass ich mir vorstelle, dass alles - auch wenn es noch so grausam ist - irgendwie einen bestimmten Zweck hatte.

Obwohl wir natürlich nicht begreifen können, warum gerade so liebe Menschen, die sich für andere aufopfern und kaum an sich dachten (meine Mutter war auch so) - dass gerade die sooo leiden müssen. Ja, und man selbst ist nicht nur fix und fertig und furchtbar traurig - sondern auch so schrecklich wütend auf das Schicksal. Glaube mir - auch das habe ich alles schon durch.

Nur glaube eines - wenn es wirklich so ist (ich z. B. glaube ziemlich stark daran), dass man auf der anderen Ebene weiter existiert, dass Deine Mutter so wie alle Mütter sich nichts mehr wünschen, als dass wir Kinder noch Freude am Leben haben - es macht sie sicher nicht glücklich, wenn wir daran zerbrechen. Wir werden sie niemals vergessen und das alleine zählt mit den Jahren.

Es gibt übrigens eine wunderbare Seite, wo Du eine Kerze für sie anzünden kannst und ihr was schreiben kannst. www.trauer.org........
Alles Liebe
Sabine

02.03.2009 20:26 • #13


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Dr. Reinhard Pichler