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L
Hab grad den newsletter vom Norbert aus dem Treibhaus in Innsbruck gelesen, er hat darin dieses Gedicht von R. M. Rilke an den Anfang gestellt.
Es ist zwar schon sehr bekannt, aber dennoch wunderschön, daher möchte ich es gerne mit euch teilen.

Lest ihr auch gerne Gedichte? Habt ihr ein Lieblingsgedicht?

RAINER MARIA RILKE
Herbsttag

Herr, es ist Zeit. Der Sommer war sehr groß.
Leg deinen Schatten auf die Sonnenuhren,
und auf den Fluren lass die Winde los.

Befiehl den letzten Früchten, voll zu sein;
gib ihnen noch zwei südlichere Tage,
dränge sie zur Vollendung hin, und jage
die letzte Süße in den schweren Wein.

Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr.
Wer jetzt allein ist, wird es lange bleiben,
wird wachen, lesen, lange Briefe schreiben
und wird in den Alleen hin und her
unruhig wandern, wenn die Blätter treiben.

12.10.2016 12:03 • 11.11.2016 x 1 #1


8 Antworten ↓


M
Oh schönes Thema. Danke. Dann möchte ich auch mein eigenes Teilen was ich schrieb wo es mir sehr sehr schlecht ergangen ist und ich in diese Situation nie wieder kommen möchte von Heut auf Morgen nenne ich es. Lieben Gruß.

Alles vergeht alles besiegt
alles verjagd, meine Seele schaufelt mir ein Grab.
Keine Ahnung wohin Alles ist dahin.

Gestern noch Träume heute alles vergessen,
keine Lust mehr etwas zu essen.
Alles wo ist das Alles was in mir lebte was sich einmal und mehr bewegte.

Kein Haus keine Wohnung und ich sitze hier im alten Kinderzimmer,
nichts als gar nichts blinder Schimmer.
Denke ich mich weiter in Alles und ich war einmal wie nie,
zwingt mich die Situation zu Knie.

Wohin wird meine Reise gehen?
werde ich jemals hinter das Alles sehen.
Meine Kinder mit im Boot,
essen wir das letzte Stück Brot.

Die Zeit vergeht wie im Flug,
Alles vergeht alles besiegt
alles verjagt, meine Seele schaufelt mir ein Grab.
Keine Ahnung wohin Alles ist dahin.

In mir werde ich kalt
meine Gedanken werden alt und spüre es Tag für Tag
bitte sag: Alles vergeht alles besiegt!

Wo werd ich stehn, wohin werd ich gehn
werde ich bald Alles sehn?...

12.10.2016 12:08 • x 3 #2


A


Lieblingsgedichte oder überhaupt Poesie

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L
Ich liebe ebenfalls Rilke.
Dieses hier mag ich besonders:

Du musst das Leben nicht verstehen,
dann wird es werden wie ein Fest.
Und lass dir jeden Tag geschehen
so wie ein Kind im Weitergehen
von jedem Wehen
sich viele Blüten schenken lässt.

Sie aufzusammeln und zu sparen,
das kommt dem Kind nicht in den Sinn.
Es löst sie leise aus den Haaren,
drin sie so gern gefangen waren,
und hält den lieben jungen Jahren
nach neuen seine Hände hin.

@Leseratte52 kennst du Das Rilke-Projekt?
Dieses Gedicht wurde von Hannelore Elsner vorgelesen. Einfach wunderschön.

22.10.2016 16:50 • x 3 #3


L
Nee, das kenne ich nicht. Allerdings hab ich neulich einen Film gesehen, über Lou Andreas-Salomé der mich stark beeindruckt hat. In dem kam der Rilke auch vor. Da war er ein totaler Schlapfenwappler, der ihr nachgelaufen ist und ständig Schädelweh hatte. Irgendwie nicht sehr anziehend.
Irgendwie haben sie es, also in echt, im Film wird das nicht mehr ausgeweitet, dann doch geschafft, Freunde zu bleiben, obwohl sie ihn echt NICHT geliebt hat, er das aber nicht akzeptieren wollte und total geklammert hat. Den Nietzsche hat sie übrigens auch 'in den Wahnsinn getrieben', zumindest hat er das behauptet. Wahnsinnsfrau halt . In diesen Zeiten so wild zu leben, ständig mit einem Fuß im Hefn - weil man damals ja nicht unverheiratet zusammenleben durfte, und sie lebte gleich mit ZWEI Männern, mit dem Nietzsche und dem Paul Ree. Aber ich glaub nur mit dem Rilke hat sie auch wirklich was gehabt, und zwar während ihrer Ehe mit Friedrich Andreas, wegen dem sie dann den Doppelnamen kriegte. Der war vielleicht g'scheit grantig, daß er nicht durfte, so wie vor ihm auch kein anderer - aber mit dem Herrn Dichter tät sie dann doch ...

22.10.2016 18:04 • #4


C
.......wenn es ein Gewässer in Europa gibt,
nach dem ich mich sehne,
so ist es die schwarze und kalte Pfütze
an der traurig ein Kind
im Atem der Dämmerung,
sein Schiffchen,zart wie Maienfalter
treiben läßt.

Eigenwillige Adaption eines Arthur Rimbaud Fragmentes von Hans Dieter Hüsch im Rahmen einer Hagenbuch-Nummer.
Mir hat diese Stelle immer sehr sehr gut gefallen.........

22.10.2016 20:59 • x 1 #5


L
Zitat von Leseratte52:
Nee, das kenne ich nicht. Allerdings hab ich neulich einen Film gesehen, über Lou Andreas-Salomé der mich stark beeindruckt hat. In dem kam der Rilke auch vor. Da war er ein totaler Schlapfenwappler, der ihr nachgelaufen ist und ständig Schädelweh hatte. Irgendwie nicht sehr anziehend.


Als Mensch muss Rilke ein ziemlich unangenehmer Geselle gewesen sein.
Ich hab vor ein paar Monaten eine Biographie über Clara Rilke-Westhoff gelesen. Mir ihr war Rilke kurzzeitig verheiratet. Aber die Ehe ansich war wohl nicht so sein Ding. Er brauchte immer wieder den Reiz des Neuen.
Bei Lou Andreas-Salomé lag seine Besessenheit vielleicht in ihrer Unnahbarkeit.

Hier ist übrigens der Link von Du musst das Leben nicht verstehen gesprochen von Hannelore Elsner:

09.11.2016 09:35 • #6


Schlaflose
Zitat von Leseratte52:
Lest ihr auch gerne Gedichte? Habt ihr ein Lieblingsgedicht?


Oh nein, Gedichte sind mir ein Graus. Ich bin zum Glück durch das Studium gekommen, ohne Gedichte machen zu müssen. Ich konnte mich in Englisch und in Französisch auf Romane und Theatersücke spezialisieren.
Später im Schuldienst stand ab 1996 im Englisch LK und GK Poetry auf dem Lehrplan und ich musste mich damit herumplagen und die Schüler auch damit quälen Man konnte aber auch viele poetische Liedertexte behandeln. Ich musste dann aber feststellen, dass mir die didaktisch-methodische Aufbereitung und das Unterrichten von Gedichten Spaß gemacht hat,vor allem die Shakespearesonette. Aber Gedichte einfach nur so lesen wie man einen Roman liest, das würde ich nie freiwillig machen.

09.11.2016 12:35 • #7


L
Zitat von Schlaflose:
Aber Gedichte einfach nur so lesen wie man einen Roman liest, das würde ich nie freiwillig machen.


Gedichte liest man ja auch nicht wie einen Roman sondern an denen erfreut man sich einfach. Wenn ich die Gedichte allerdings als Germanist lesen und auseinanderpflücken müßte und dann auch noch den Aufbau erforschen müßte ... wäääääääääääääh. Da würde mir die Freude dran auch vergehen. Hab mir oft gedacht bin nun doch froh, daß ich mich nicht ins Studium gezwungen habe (Anglistik wär's gewesen) sondern einfach nebenbei lesen konnte was ich lustig war. Weil so hab ich mir dann auch eine gewisse Bildung erarbeitet, aber das hat SPASS gemacht. Während man sich im Studium mit lauter schwierigen Dingen umeinanderplagen muß und am Ende beherrscht man noch nicht einmal die Sprache ordentlich und guckt nur dumm wenn ein echter Engländer was sagt.

11.11.2016 09:33 • #8


Schlaflose
Zitat von Leseratte52:
Wenn ich die Gedichte allerdings als Germanist lesen und auseinanderpflücken müßte und dann auch noch den Aufbau erforschen müßte ...


Genau DAS hat mir später im Schuldienst Spaß gemacht Wenn ich in einer Interpretationshilfe vorgegeben bekam, was das Gedicht aussagen soll und wie der Inhalt formal widergespiegelt wird, war es dann kein Problem, daraus Tafelbilder zu erstellen und den Schülern die richtigen Fragen zu stellen, dass sie mir das antworteten, was ich von ihnen hören wollte. Besonders die formale und stilistische Analyse fand ich gut.

Was ich an Gedichten überhaupt nie mochte, war die gefühlsmäßige Analyse.

11.11.2016 14:20 • #9





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