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K
Es geht bei meinem Anliegen nicht um mich, sondern um meine Schwester. Ich bin auf der Suche nach einer Bezeichnung für die Krankheit/Störung, unter der meine Schwester leidet, da ich mit meinem Latein am Ende bin. Ich möchte mich als Angehörige beraten lassen und mir entsprechende Literatur besorgen, zum einen um ihr zu helfen, aber zum anderen auch um selber Hilfe zu erhalten.

Ich führe die Fakten mal auf:
- Schwester ist 46 Jahre alt, voll berufstätig
- Extrem wenige bis gar keine Sozialkontakte, keine Freunde, offensichtlich auch keine Bemühen das zu verändern
- Sehr starke Raucherin
- Unser Vater war Alk. und Raucher, starb 2010 an Krebs nach 18 Jahren Krankheit, die wir unmittelbar miterlebt haben
- Sie lebt in einer eigenen Wohnung
- Hat eine platonische Beziehung zu einem Alk. Nachbarn mit den zu erwartenden Auf und Abs
- Sie leidet seit ca. 12 Jahren an einem Reizdarmsyndrom
- Fast jährlich ganz kurze Krankenhausaufenthalte bei denen sie komplett durchgecheckt wird und nur Reizdarm festgestellt wird; sie geht immer dann ins KH wenn nichts mehr geht, also wenn sie seit Tagen nicht richtig essen konnte etc. (das war jetzt wieder aktuell der Fall)
- Ernährungsweise befriedigend minus (aus meiner Sicht)
- Sieht ihr Problem als rein physisch an, kein psychologisches
- Ist ständig auf der Suche nach der neuen Pille, dem neuen Medikament, das helfen soll und dann natürlich auch erst einmal hilft
- Auf Ratschläge antwortet sie stets ja das verstehe ich, aber

Ich könnte die Liste ewig fortsetzen, aber ich denke es kristallisiert schon etwas heraus, oder? Ich sehe ihr Problem als Seelenproblem an, das sich zunächt mit einer körperlichen Komponente (Reizdarm) bemerkbar machte und mittlerweile zu weiteren physischen Erkrankungen führt, die ihre Haltung natürlich bestätigen und sie weiterhin Symptombehandlung machen lässt.
Für mich ist klar, dass sie selber eine Menge ändern sollte, um herauszufinden, ob sie sich nicht zunächst ein wenig selber helfen kann (Rauchstopp, Diät, Hobby, Sport etc.). Ich selber kämpfe mit einer sehr starken Suchtproblematik schon mein ganzes Leben und weiß, was hilft um am Leben bleiben zu wollen und zu können. Ich denke, daher kann ich dieser Ratschläge ohne erhobenen Zeigefinger auch geben.
Ich merke aber, dass meine Geduld zu Ende ist, dass ich von ihrem Herumkreisen um ihr Kranksein genug habe, da alle Bestrebungen ihr zu helfen nicht fruchten. Sie hat zwar nun endlich einen Termin beim Psychologen im Oktober, aber ich glaube fast nicht, dass sie hingeht, und wenn doch, dass sie dort nicht lange hingeht. Es ist fast unmöglich ihre Mauern zu durchbrechen wenn es ihr halbwegs gut geht.
Ähnlich wie zur Zeit der Erkrankung meines Vaters gehe ich jetzt auf Distanz und werde ärgerlich ihr gegenüber. Das möchte ich nicht. Ich möchte für sie und mich das richtige tun und im Grunde weiß ich auch wie ich mich verhalten sollte, jedoch möchte ich mehr Hintergrundwissen um mich sicherer zu fühlen.
Habt Ihr eine Idee welche fachliche Bezeichnung es für die Erkrankung meiner Schwester gibt?
Ich bin Euch sehr dankbar! K.

11.07.2019 09:26 • 11.07.2019 #1


2 Antworten ↓


Lottaluft
Natürlich sind hier im Forum keine Ärzte man kann nur eine eine Vermutung aufstellen und da passt so einiges.
Ich bin selbst Tochter eines Suchtkranken und mir würde da,da sie es wie du hautnah miterlebt hat sofort spontan an eine ptbs also posttraumatische belastungsstörung denken mit einer gewissen Komponente zur angststörung was ihre vielen Krankenhausaufenthalte erklären würde.
Aber ich bin kein Arzt ich kann es nicht wissen und hoffe natürlich das sie den Termin im Oktober wahrnimmt .
Vielleicht kannst du ihr anbieten sie an dem Tag zu fahren und im Wartezimmer auf sie zu warten damit sie nochmal merkt das sie nicht allein ist denn dann hast auch du Gewissheit das sie den Termin wahrnimmt.
Hast du denn eine Vermutung was ihr Problem sein könnte?
Psychische Erkrankungen haben so oft so viele unterschiedliche facetten das es auch für Psychologen oft schwer ist eine klare Grenze zwischen Erkrankungen oder nicht Erkrankungen zu ziehen

11.07.2019 09:37 • #2


K
Hallo Lottaluft,
erst einmal vielen Dank für Deine Antwort!

Mir ist natürlich bewusst, dass ich hier keine medizinisch verbindlichen Auskünfte erhalte. Mir geht es mehr um den Versuch einer Kategorisierung, so wie z.B. Schmerzpatienten, das ist ja auch kein wirklich medizinischer Begriff, oder?

Meine Schwester kreist um ihre körperlichen Befindlichkeiten und richtet ihr komplettes Leben danach aus. Dabei betreibt sie keine Ursachenbehandlung sondern behandelt immer nur die Symptome. Sie bewirkt dadurch Aufmerksamkeit und hat stets eine Erklärung/Entschuldigung Dinge zu tun oder eben nicht. Ich nehme an, dass es dafür eine Kategorie gibt, oder ein Krankheitsbild.

Meine Haltung ist die: wenn es keinen medizinischen klaren Befund gibt (wobei eine Reizdarmdiagnose das ja eigentlich ist, aber sie akzeptiert sie ja offensichtlich nicht), muss die Ursache in der Psyche/Seele liegen. Mit dem Termin im Oktober geht sie ja hoffentlich an diese Seite der Geschichte ran.

Ich bin immer für sie da, sie war auch seit Freitag bei mir und meiner Mutter (ich lebe in einer Wohnung im Haus meiner Mutter). Das ist auch der Grund, warum ich jetzt beginne aktiv nach Informationen zu suchen.

Ich denke die Gründe für ihren Zustand sind vielfältig. Die wichtigsten: mangelndes Selbstwertgefühl, fehlendes Urvertrauen, vernachlässigtes inneres Kind, fehlende Liebe und Zuwendung. Das sieht sie aber angeblich nicht. Hält sich aber für hochsensibel (bin ich auch), was gut ist, jedoch wieder zu Entschuldigungen für vieles führt

Nochmals herzlichen Dank!

11.07.2019 12:02 • x 1 #3