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Hallo Leute! Grüße euch.

Ich habe öfters das Problem, dass ich bei starker emotionaler Aufruhr stechende Schmerzen im linken Oberkörper bekomme. Da beides zeitgleich auftritt, geh ich stark davon aus, dass es eine direkte Verbindung gibt und es psychosomatisch ist. Oder somatoform - weiß nicht, welcher Fachbegriff der passende wäre.

Es ist meist nach einer Nacht wieder weg. Kann aber auch vorkommen, dass es tagelang andauert. Dazu fühl ich mich manchmal elend und schwach (z.B. nach einer schwierigen familiären Auseinandersetzung). Vorgestern habe ich eine Körperübung gemacht im Zusammenhang mit Stress und Trauma. Und seitdem ist der Schmerz sehr präsent. Es kann also getriggert werden.

Nachdem ich vorhin meiner täglichen Routine eines kleinen Home-Workouts nachgegangen bin, war es für ein paar Minuten plötzlich besser. Es war leichte Rückengymnastik. Danach hab ich mich stimmungsmäßig gut gefühlt. Aber jetzt gerade ist der Schmerz wieder voll da. Es lenkt ab und tut sehr weh.

Kennt ihr sowas? Habt ihr vielleicht irgendeinen Skill kennengelernt, der euch akute Linderung verschafft?

04.03.2024 22:19 • 06.03.2024 x 1 #1


7 Antworten ↓


@xyz0815 Ich kenne das auch. Aber einen direkten skill dagegen hab ich nicht. Mir hilft oft „Meditation“. Also ruhig da liegen oder sitzen und nie aufs ein und ausatmen konzentrieren. Wenn ein anderer Gedanke kommt, wieder zurück zur ein und Ausatmung. Dann werd ich ruhiger und sich die Symptome werden weniger.
Aber so wirklich den ultimativen skill hab ich nicht.

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Psyche und körperliche Schmerzen

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@WayOut Danke! Da ich letztes Jahr eine Zeit lang Atemmeditation geübt hab, kann ich das so ein bisschen. Habs gerade hier im Sitzen in meinem Ikea-Sessel gemacht und es reduziert den Schmerz ganz gut, solange wie ichs mache. Hatte ich in dem Kontext noch nie ausprobiert.

Vielleicht gibt es DEN ultimativen Skill da ja gar nicht, kein Plan. Ich denk mir, es sollte indirekt weniger oft oder abgemildert auftreten, wenn man über Therapie und Selbsthilfe mehr und mehr lernt, mit den schmerzhaften Mustern/Erinnerungen umzugehen.

@xyz0815 ich kämpfe auch seit Beginn meiner Angststörung mit Symptomen, die mir bis heute keiner erklären kann und die trotz aller Besserung auch nicht verschwinden.
Man lernt sie „weg zu ignorieren“ und sie als „ist halt eben so, gehört jetzt zu mir, ob ich das will oder nicht“ anzunehmen und zu akzeptieren.
Oftmals ist es ja auch ein Jo-Jo Effekt.
Wenn ein Symptom auftritt und man tut dann alles dafür, dass es verschwindet, kommt es immer wieder.
Nen bisschen wie Tauziehen. Auf der einen Seite man selbst, auf der anderen das Symptom.
Und egal wieviel man zieht, das Symptom zieht immer stärker als man selbst.
Deswegen bin ich irgendwann in diese Akzeptanz gekommen. Zumindest meistens.
Was nicht heißt, dass ich das gut finde, diese Symptome zu haben. Es macht aber halt einfach keinen Sinn, dagegen anzukämpfen, weil man wird sie sowieso nicht los, solange man sich an diesem Tauziehen beteiligt. Beim Tauziehen hilft es manchmal, das Seil einfach loszulassen. Klar hat man dann nicht gewonnen, die andere Seite, fühlt sich aber auch nicht als Gewinner, weil sie einfach alleine mit ihrem Seil da steht.
Aber wenn ich merke, dass ich unruhig bin, nehmen die Symptome auch zu. Und gegen diese Unruhe helfen tatsächlich Atemübungen und meistens bessern sich dann auch die Symptome, auch wenn sie bei mir nie ganz weg sind.

@WayOut Denkst du denn, deine Angststörung hat sie ausgelöst? Oder ist sie zufällig zeitgleich aufgetreten und der Schmerz ein eigenständiges Phänomen? Ja, das Ignorieren kenn ich - machts erträglicher als wenn man zuviel drauf achtet und verzweifelt versucht, es wegzutherapieren. Vielleicht ist dieses Loslassen erstmal das Beste, was man tun kann. Dein Vergleich mit dem Tauziehen leuchtet mir da jetzt ein. Musst ich einen Moment drüber nachdenken. Vielen Dank für diese Einsicht! Echt ein gutes Bild.

Ich meine, im Zusammenhang mit psychosomatischen Schmerzen früher mal von verschiedenen Erklärungsmodellen gelesen zu haben. Ich kann da aber nur einzelne Begriffe erinnern und will hier jetzt kein Buzzword-Gewitter veranstalten.

Hab mich vorhin an was Wichtiges erinnert, das mit meinen Schmerzen in Zusammenhang stehen könnte. Es wäre denkbar, dass ich sie mir unwissentlich ankonditioniert habe. Ist nur erstmal nur eine Theorie.
Trigger

Unzwar hab ich ab einem bestimmten Alter als Junge Suizidimpulse bekommen, immer wenn unsere Eltern mal wieder im Rausch dieses grotesken Psychoterrors waren, den sie an uns Kindern verübt haben. Und dann ist mir immer das Bild gekommen, dass ich mein Herz verletze, also physisch. Meine These ist hier: Wenn man den seelischen Schmerz immer wieder mit dieser Suizidvorstellung verknüpft, ergibt sich über Zeit tatsächlich eine nervliche neuronale Verbindung zwischen Psyche und Körper. Und dann geht jeder stärkere seelische Schmerz unverzüglich auf den Körper über. Aber gut, ehm... es erscheint mir zwar plausibel, aber ob es wirklich so ist? Kein Plan.


Also gegen moderate Unruhe helfen mir Atemübungen auch ganz gut. Aber kennst du zufällig etwas, das gegen starke Aufregung kurz vor wichtigen Terminen wirkt?

@xyz0815 huhu, meine Angststörung begann nach einer harmlosen op.
Aber wenn ich zurück denke was das eigentlich nur der endgültige Ausbruch. Ich hatte vorher schon häufig psychische Probleme, welche ich aber als „normal“ abgetan hab und „einfach weiter gemacht“ habe.

Leider hab ich echt null Ratschläge für Extremsituationen, da ich da selbst noch mit zu kämpfen habe.
Zb auch wenn ich viel unvermeidbaren Stress habe und sich die Psychosomatik verschlimmert, kann ich eben nicht wirklich dagegen steuern. Atmen ja, aber das bessert es nur minimal.
Aber auch das ist ja eigentlich wieder Tauziehen.
Man will etwas tun, damit etwas weg geht. Auf der einen Seite zieht man selbst, auf der anderen die Symptome.
Vielleicht hilft wirklich nur auch die Extremsituationen mit ihren Symptomen einfach anzunehmen und sich zu sagen „ist halt so“‍️
Aber da arbeite ich selbst halt noch dran, weil das echt nicht einfach ist.
Man kennt halt nur: Symptom, Tablette, Symptom weg.
Aber ne Psycho Erkrankung ist halt kein Kopfweh, da muss man leider anders mit umgehen und sich eben auch umgewöhnen, dass man es nicht wie einen Kopfschmerz auch mal „schnell weg“ kriegt.
Wenn man Extremsituationen Kopfschmerzen hat, nimmt man ne ibu, Ruhe is.
Und das sehen wir als normal an. Dass wir immer irgendwie was an der Hand haben, um gehen Symptome etwas „sofort“ zu unternehmen.
So funktioniert das nur leider in der Psychosomatik nicht.

@WayOut Irgendwann kann auch der stärkste Soldat nicht mehr weiter, schätze ich.

Ich hab vorhin die Vermutung aufgestellt, dass nahezu jede psychische Erkrankung nicht zur Expression kommen müsste, wenn es die jeweils spezifischen, ungünstigen Umweltbedingungen nicht gäbe. Ein ziemlich wichtiger Unterpunkt wäre hierbei wohl z.B. die Traumabiographie des Menschen.

Jo, ich habe dieselbe Erfahrung bzgl. Regulation in Extremsituationen gemacht. Und ja, da könntest du echt recht haben, dass unerwarteterweise Akzeptanz key ist, um eine Abmilderung zu erreichen. Und die kann man zielgerichtet trainieren.

Zitat von WayOut:
Man kennt halt nur: Symptom, Tablette, Symptom weg.

Das ist nur das, was wir in der Gesellschaft als Ideologie aufgebaut haben.Unterlag ich auch 'ne lange lange Zeit...

@xyz0815 es ist halt das, was wir fast alle in jungen Jahren an Erfahrungen gemacht haben:
Symptom- Medikament - Symptom weg

Und damit sehen wir es als normal an. Egal wie falsch es eigentlich ist.
Wir haben eigentlich von Anfang an nicht richtig beigebracht bekommen, vertrauen in unseren Körper zu haben und ihn zu lesen.
Wir haben nie gelernt, dass körperliche Symptome falsch sind und sie zu bekämpfen sind, statt sie deuten zu lernen und dem Körper zu vertrauen, dass er das schon hin bekommt.

Und dann tauchen auf einmal Symptome auf, gegen die die bekannten Medikamente nicht helfen. Klar fangen wir dann an, panisch zu werden ‍️
Um es mal wirklich aufs Unterste runter zu brechen.

Und mit seiner Theorie zu den „Umwelteinflüssen“ hast du mit Sicherheit an dem Punkt recht. Für mich fängt es aber eben schon viel früher an. Ich denke, es liegt tatsächlich viel an Kindheitserfahrungen und Erziehung, ob sich da überhaupt was ausbildet, was später bei ungünstigen Bedingungen ausbrechen kann.

Bleiben wir beim Symptom-Thema:
Klein WayOut wird morgens mit Bauchschmerzen wach. Eltern: „hier nimm das und dann bring ich dich in den Kindergarten“.
Was sie überhaupt nicht böswillig machen, sie sind selber so erzogen, dass sie auf die Arbeit müssen, wenn sie nicht scheintot sind.
Hier spielen direkt 3 Faktoren ne Rolle. Nämlich 1. dass sie selbst zur Arbeit müssen und nicht mit Kind zuhause bleiben können, solange Kind nicht „tot krank“ ist, 2. kriegt man als Kind schon beigebracht, mit Bauchschmerzen bleibt man nicht zuhause und 3. dass die Lösung für Bauchschmerzen ein Medikament ist und nicht vielleicht entweder Ruhe ist oder was anderes dahinter steckt.

Und das war jetzt nur ein winzig kleiner Satz, der an sich überhaupt nicht böswillig gesagt wurde. Ich verteufel meine Eltern nicht, sie haben selber immer das beste gewollt. Aber in der Therapie hab ich halt erkannt, dass das halt alles Dinge waren, die zu meinem Zustand einfach beigetragen haben.