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Lotta1707
Hi ihr lieben.
Ich bin zwar noch nicht lange hier und habe auch erst wenig Erfahrung mit meiner und oft ja auch eurer Erkrankung.

Aber mir ist aufgefallen, dass das Thema Medikamente für die meisten hier total selbstverständlich ist und mich wundert es etwas was manch an NW beschreiben und trotzdem weiter dieses Zeug nehmen.
Ich mein klar, es mag helfen, mal mehr und mal weniger, aber wenn man am Körper doch solch eine Veränderung wahrnimmt, wie kann man dann einfach damit weiter machen?

Dieses Thema betrifft nicht meine Angst. Sondern nur mein Interesse.
Kann es sein dass es mir noch nicht schlecht genug geht damit ich die NW aushalte oder wie kann ich das verstehen?

20.10.2015 01:15 • 24.10.2015 #1


13 Antworten ↓


Dragonlady_s
Hallo,

Ich würde es eher anders rum sagen, dir geht es so schlecht dass du die Nebenwirkungen erträgst.

Viele haben wirklich starke Probleme, täglich Panikattacken, Angst zu sterben, verlassen das Haus nicht mehr, ständig negative Gedanken, körperliche Symptome oder so schwere Depressionen dass nichts mehr möglich ist oder man Selbstmord Gedanken hat. Ich könnte jetzt noch unendlich viel aufzählen.
Medikamente haben vielen geholfen wieder am Leben teilzunehmen.
Und jeder weiß dass Nebenwirkungen nach einiger Zeit wieder vergehen, sofern man welche bekommt.
Gibt auch Leute die merken keine Nebenwirkungen weil es ihnen psychisch eh schon schlecht genug geht.

20.10.2015 01:37 • #2


A


Medikamente einfach nehmen?

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Lotta1707
Hm ja klar, leuchtet mir ein.
Mein Freund hatte vor einem Jahr eine ganz schwere depressive Episode mit sehr hässlichen Gedanken. Im Moment sagt er mir so oft dass er sich wieder Tabletten wünscht. Aber er ist wahnsinnige glücklich im Moment das äussert er öfter wie den Wunsch nach Tabletten.
Ich frage mich ob ich ihm abraten sollte, ich will nicht dass er von Tabletten beeinflusst wird weil ich denke das wir beide zusammen stark genug sind um es mit alternativen Methoden wie Verhaltenstherapie etc zu schaffen. Was meint ihr?

20.10.2015 01:42 • #3


Dragonlady_s
Das kann man wohl nicht verallgemeinern.

Ich denke er sollte selber entscheiden was richtig für ihn ist.

Ich kann dir nur von mir sagen dass ich ohne Tabletten meine schweren Depressionen nicht los wäre.

Ich persönlich halte von Therapie absolut gar nichts, was nicht heißen soll, dass man sich immer sofort mit Tabletten voll stopfen soll.

In den meisten Fällen werden Tabletten begleitend zur Therapie gegeben.

Und wenn es deinem Freund so schlecht geht kann ich verstehen dass er medikamente nehmen möchte.

Jeder hat ein anderes Empfinden, du kannst ohne, viele jedoch nicht.

Vielleicht sollte er erstmal einen Facharzt aufsuchen und er kann entscheiden was für deinen Freund das beste ist.

Und was meinst du damit dass Tabletten deinen freund beeinflussen?
Antidepressiva beeinflussen nicht das Wesen und den Charakter eines Menschen.

20.10.2015 01:48 • #4


Lotta1707
Naja. Er selbst sagt schon dass er dann ein anderer Mensch ist. Dadurch dass er sich besser fühlt verhält er sich auch anders. Genau das wäre auch der Grund gewesen warum eine ehemalige Beziehung kaputt gegangen ist.

Ich weiß es auch nicht. Ich bin wirklich ein Therapie Fan und eig voll gegen Medikamente bzw gegen psychopharmaka. Ich selber nehme ja auch Johanniskraut und merke ein super Besserung.
Keine Ahnung bin da so zwiegespalten. Kann halt nicht nachvollziehen wie er mir täglich sagen kann dass er so wahnsinnig glücklich ist und dann sagt er wieder er will Tabletten. Habe ihm auch gesagt er soll erstmal zum Arzt.

20.10.2015 01:55 • #5


Dragonlady_s
In erster Linie geht es doch darum dass es jemandem besser geht.
Das ist bei jedem unterschiedlich. Weder ich noch du noch andere hier können sagen was besser wäre. Da jeder auf die unterschiedlichen Therapieformen, sprich Medikament oder Therapie anders reagiert.

Johanniskraut usw haben hier auch viele vorher probiert, bevor sie Antidepressiva genommen haben. Das hilft nicht jedem. Deswegen meine ich ja, du kannst dich nicht mit anderen vergleichen.
Ich wäre auch froh wenn pflanzliche Mittel helfen würden, tun sie aber nicht.
Ohne Antidepressiva wäre ich nicht da wo ich jetzt bin.

Auch wenn du gegen Medikamente bist, muss dies dein Freund entscheiden.

Man kann auch glücklich sein und gleichzeitig geht's einem schlecht.

20.10.2015 02:04 • #6


Lotta1707
Na gut okay.
Das sprengt wahrscheinlich mein Verständnis weil ich mich selber so nicht fühle.
Aber es ist schön zu hören dass es auch Menschen mit schweren Problemen hilft wenn sie Tabletten nehmen.

Vielen Dank für deine Meinung (:

20.10.2015 02:06 • x 1 #7


Dragonlady_s
Genau Lotta, es ist schwer das nachzuvollziehen, wenn man es selber nicht kennt.

Geht doch einfach mal zum Facharzt und dann kann man immer noch schauen wie es weiter geht. Kommt ja auch auf den Schweregrad seiner Erkrankung an.

20.10.2015 02:08 • #8


L
Hallo,

Also ich wäre ohne antidepressiva nicht soweit wie jetzt bin.
Ich wollte auch sehr lange keine Tabletten nehme, aber irgendwan hielt ich meinen Zustand nicht mehr aus.
Ich hatte 24 Stunden am Tag Panik, konnte nicht mehr essen und schlafen.
Durch die Tabletten Leben ich jetzt nach außen hin weitgehend normal,aber richtig gesund bin ich nicht!
Verändert haben die Tabletten mich von der Persönlichkeit her überhaupt nicht.

20.10.2015 14:46 • x 2 #9


S
Ich denke niemand würde einfach so ohne Grund Medikamente nehmen wolle. Doch wenn der Leidensdruck so stark ist aufgrund der Erkrankung, ist man oft bereit, ein Medikament zu nehmen um eine Besserung herbeizuführen. Man kann es vielleicht mit Schmerzmitteln vergleichen: Leichte Schmerzen hält man wahrscheinlich noch gut aus, sind es jedoch stärkere Schmerzen, braucht man irgendwann Schmerzmitte.

Es gab in den letzten Jahren und Jahrzehnten viele tolle Fortschritte in der Psychopharmakotherapie. Es wurden spezifischer Medikamente mit weniger Nebenwirkungen entwickelt. Viele Patienten haben oftmals gar nicht so starke Nebenwirkungen, meistens eher leichtere. Und wie schon geschrieben wurde, verschwinden viele Nebenwirkungen nach wenigen Wochen der Einnahme.

Viele Medikamente werden auch eingeschlichen, was den Vorteil hat, dass man von den NW weniger bis gar nichts spürt.

Ich denke, Psychopharmaka sind eine wertvolle Therapiemöglichkeit, welche oftmals parallel zur Psychotherapie angewandt wird, bis die Psychotherapie gut greift. Außerdem sind Psychopharmaka oftmals notwendig, um aus dem Teufelskreis auszubrechen und therapiefähig zu werden. Außerdem kann eine rechtzeitige Therapie eine Chronifizierung umgehen.

LG

21.10.2015 10:10 • x 1 #10


X
Ich würde gerne auch nochmal Mut machen für die Alternative Therapie:
Ich habe meine schwere Depression und Panikattacken ohne Medikamente, mit einer Verhaltenstherapie und einem Aufenthalt in einer psychosomatischen Klinik behandelt.
Ich war fast zwei Jahre am Stück krank geschrieben. Aktuell befinde ich mich auf dem Weg zurück in die Arbeitswelt.
Ob man sich für oder gegen Medikamente entscheidet hängt meiner Erfahrung nach viel von der aktuellen Situation ab: Hat man die Möglichkeit, sich ganz auf die Krankheit einzulassen und sie von Grundauf aufzuarbeiten (Stichwort Kinder und Arbeitsplatz)? Hat man überhaupt die Lust dazu? Und auch Wichtig: Glaubt man, dass eine Verhaltenstherapie helfen kann oder ist man dem gegenüber sowieso eher negativ eingestellt? Glaubt man daran, dass man es auch ohne Medikamente schaffen kann und will man das überhaupt? Stehen Familie/Freunde/Therapeuten hinter dem eigenen Entschluss?

Im April letzten Jahres ging bei mir gar nichts mehr: Ich konnte das Haus nicht verlassen, ich konnte nicht alleine sein, habe mit dem Handy in der Hand geschlafen damit ich schnell Hilfe rufen kann - obwohl mein Partner neben mir geschlafen hat. In meiner schlimmsten Zeit hatte ich Angst zu essen oder zu trinken aus Angst zu ersticken. Und ich hatte tagtäglich mehrfach Panikattacken. Das sind nur einige der Symptome......
Mein Hausarzt und die Mitarbeiter der Klinik haben mir geraten Antidepressiva zu nehmen. Mein Psychotherapeut war dagegen und hat mir umgehend seine Hilfe angeboten. Auch mein Partner stand hinter mir und hat mich unterstützt. So konnte ich mir 18 Monate Zeit nehmen und mit meinem Psychotherapeuten an mir arbeiten - ohne Medikamente. Das hat viel Nerven und Kraft gekostet. Aber für mich hat es sich gelohnt.
Wahrscheinlich wäre ich mit Medikamenten schneller wieder auf dem Damm gewesen. Aber dann hätte ich auch nicht die Erfahrung machen können, welche Kraft in mir schlummert.
Ich bin nicht gegen Medikamente. In der Klinik habe ich viele Menschen kennengelernt, die ohne diese vielleicht schon nicht mehr hier wären. Gleichzeitig habe ich viel Bewunderung dafür erhalten, das ganze ohne Medikamente durchzustehen. Für mich gibt es da kein Schwarz oder Weiss, sondern nur die persönliche Präferenz.

23.10.2015 16:51 • #11


Lotta1707
Großes Kompliment an dich. Ich zieh meinen Hut, du hast die Kraft die du nunmal wirklich besitzt mobilisiert und ich persönlich denke, dass du dich nach dieser Therapie 100mal besser fühlst als wenn du Tabletten genommen hättest.

Das ist nämlich meine Einstellung zu Therapien. Das man egal was kommt weiß dass man es noch schafft. Und ich denke dieses Gefühl können einem Tabletten nicht geben.

Wirklich, hast meine größte Bewunderung!

24.10.2015 19:09 • #12


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Vielen Dank für das Kompliment Da hast du mir direkt ein breites Grinsen ins Gesicht gezaubert

24.10.2015 20:29 • #13


Lotta1707
Hast dir dieses grinsen ja auch verdient

24.10.2015 20:36 • #14


A


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Dr. med. Andreas Schöpf