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Hallo, ich leide seit 20 Jahren an einer generalisierten Angststörung. Nehme abends 50 mg Trimipramin und komme gut damit klar. Im vergangenen Jahr starben erst meine kleine Schwester und danach meine Mutter. Ich habe das irgendwie nicht verkraftet, bekam abends eine extreme Panikattacke und wurde mit einer Bluthochdruckkrise vom RTW ins Krankenhaus gebracht. Dort gab man mir einen Blutdrucksenker, den ich bis heute noch nehme und Tavor. Drei Tage lang. Danach entließ man mich nach Hause. Tavor musste ich ausschleichen und nehme jetzt seit knapp einem Jahr 1x morgens 0,125 mg Alprazolam. Ich möchte es gern ausschleichen, weiß aber nicht wie. Meine Psychiaterin meinte: Können Sie einfach weglassen. Habe ich gemacht. Das ging einen Tag gut, am nächsten Tag bekam ich eine Panikattacke, und ich war unglaublich zittrig. Dann habe ich versucht diese Minitablette 0,125 mg Alprazolam mit dem Tablettenschneider durchzuschneiden. Leider ohne Erfolg, das war sehr ungenau. Ich habe gelesen, dass man von Alprazolam auch auf Diazepam Tropfen umstellen kann. Ich weiß aber nicht, wie ich das machen kann. Hat jemand eine Idee, wie ich von dem Alprazolam weg komme? Ich freue mich über eine Antwort.

26.06.2022 19:25 • 12.11.2022 #1


6 Antworten ↓


D
Hi,

Ich weiß nicht wirklich, was ich vom deinen Plan halten soll und was du dir wirklich erhoffst.

0,125 mg Alprazolam sind wirklich die mimimal Dosis. Eine Umstellung auf Diazepam kann funktionieren, muss aber nicht.

Die Substitution auf Diazepam sollte eigentlich auch schleichend erfolgen. Sprich die Dosis wird langsam über mehrere Tage\Wochen getauscht. Ansonsten kann es passieren, dass man mit Diazepam nicht klar kommt. Die Wirkung ist doch anders.

Aber gut:

In deinem Fall wären ca. 2 mg Diazepam (man setzt für gewöhnlich ein wenig höher als die Äquivalente Dosis). Sobald die Umstellung erfolgt wartest du, bis du damit zurecht kommst. Ab hier reduzierst du immer 10% alle zwei - drei Wochen bist du auf null bist. 10% geht nur über die Wasserlösliche Methode. Alternativ wären weniger Tropfen. Ich glaube Diazepam gibt’s als 0,5 mg oder 0,3 mg Tropfen.

Wenn du dir aber ein Ausschleichen ohne jeglichen Symptome erhoffst, dass kann ich dir nicht garantieren. Im Gegenteil ich sehe ein Risikopotenzial bei der Umstellung (kommst mit Dia nicht klar) und auch beim Abdosieren (langes HZW, verlagerte Symptome). Dass macht man wirklich nur beim hohe Dosen.

In deinem Fall würde ich komplett Absetzten und durchhalten. Alternativ vielleicht: jeden (ggf. Zweiten) Tag eine Stunde später einnehmen bis du vorm Schlafen gehen ankommst, dann jeden zweiten Tag, nach einer Woche jeden dritten Tag und dann weg. Macht man so eigentlich nicht (unkonstanten Spiegel), aber bei der Menge durchaus möglich.

26.06.2022 20:06 • x 1 #2


A


Alprazolam bei generalisierte Angststörung

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D
Ach und das wichtigste natürlich. Das Trauma sollte bereits verarbeitet sein bzw. Unmittelbar nach dem Absetzen damit beginnen.

Ob du dafür eine Therapie brauchst oder es alleine schaffst muss du natürlich wissen. Du musst drüber weg sein. So blöd es auch klingt.

26.06.2022 20:26 • x 1 #3


onkelbaerbel
Hey ihr Lieben,

ich bin gerade auf das Thema gestoßen und hätte ein paar Fragen an die die ebenfalls betroffen sind oder waren.
Seit ca. 1 jahr nehme ich jetzt Alprazolam (dosis 1x täglich 0.25mg) wenn es mir schlechter geht, dann auch mal 0.125mg mehr, ich habe jetzt total Angst es runterzudosieren, weil ich überall lese, dass es die Hölle ist. Ich brauche es um normal arbeiten zu gehen bzw. meinen Alltag etwas erträglicher zu machen.
Hat jemand Erfahrung mit der Einnahme bzw. dem runterdosieren ?
LG

12.11.2022 19:12 • #4


D
Zitat von onkelbaerbel:
Hey ihr Lieben, ich bin gerade auf das Thema gestoßen und hätte ein paar Fragen an die die ebenfalls betroffen sind oder waren. Seit ca. 1 jahr ...

0,25 mg Alrazolam sind an sich nicht viel, aber mMn. zu viel um es gleich weglassen (immerhin noch 5 mg Diazepam).
Ein Jahr tägliche Einnahme ist eher das größere Übel.

Du kannst es mal versuchen alles zwei-drei-vier Wochen ein viertel wegzulassen (ich vermute du hast die 0,25 mg Tabletten). Also erstmal auf 1,875 usw. Ob es klappt wirst du es früh genug merken. Wenn’s nicht klappt, musst du eben noch langsamer machen (10% alles zwei Wochen), ggf. auf Diazepam (Tropfen) umstellen.

Das ist alles sehr persönlich und da kann dir keiner in Voraus sagen wie der Entzug verlaufen wird. Auch kein Arzt (außer der Besitz ne Glaskugel). Ich denke wenn du‘s langsam angehst wird‘s machbar.
Wie schnell sich deine GABA-Rezeptoren nach dem Entzug erholen ist leider auch nicht vorhersehbar. Von ein Monat bis mehrere Jahren ist alles drin. Das gute Nachricht. Mit der Zeit wird es immer besser.

Vitamin B (Komplex) + Magnesium + Omega3 können sehr gut im Entzug unterstützen.

12.11.2022 23:39 • x 1 #5


onkelbaerbel
Danke für deine ausführliche Antwort. Ich weiß es ist überhaupt nicht gut ein bedardmedikament zu missbrauchen, aber um normal am Alltag teilnehmen zu können, war es nicht anders möglich. Ich habe zu viele Horror storys durchgelesen und habe natürlich jetzt sehr viel Angst. Vor allem ist meine größte Angst, dass ich einen epileptischen anfall etc. bekomme
Ich habe vor ca. 5 Monaten mal von 0.25 auf 0.125 runterdosiert, da hatte ich keine Probleme, aber mal sehen wie es wird.
Ich hoffe nicht zu anstrengend

12.11.2022 23:50 • #6


D
Es ist natürlich alles möglich und keiner kann etwas ausschließen, aber bei der Dosis ist es höchst unwahrscheinlich, dass du irgendwelche schwere Symptome (epileptischer Anfall, Halluzinationen, Krämpfe, etc.) bekommst. Und schon zwei Mal nicht wenn du vernünftig reduzierst.
Das passiert bei hohe Dosen, lange Einnahme Zeiten und schnelle Reduktion bzw. kalter Entzug (Cold Turkey).

Geh es langsam an. Lass dir Zeit. Schau welche Symptome du bekommst, wie viel Reduktion du in welchem Zeitraum verträgst und alles wird gut

Es sind mMn. Drei Sachen wichtig:

- langsame Reduktion. Es bringt nichts schnell bei null anzukommen, den bei null hört der Entzug nicht auf. Der Hirn braucht nunmal Zeit sich an die neuen Gegebenheiten sich zu gewöhnen\anzupassen.
- Dafür sorgen, dass der\die Gründe warum Benzos eingenommen wurden gelöst wurde oder für alternativen Sorgen (Lebensumstellung, Therapie, alternative Behandlung- z.B. SSRI‘s)
- Verstehen, dass wenn man bei Null ist, es lange dauern KANN bis alle Symptome weg sind. Viele Symptome ähneln der Ursprüngliche Krankheit und wenn einem über Monate schlecht geht, fängt man schnell an zu Zweifeln. Es wird langsam besser nur man muss konsequent bei 0 bleiben. Am besten auch kein Alk. oder sonstige Medikamente (z.B. Pregabalin, Gabapetin) die auf das GABA System wirken. Das verschafft vielleicht kurzfristig Linderung, verzögert aber die Heilung.

13.11.2022 00:48 • x 1 #7





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Dr. med. Andreas Schöpf