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M
Hallo zusammen

Als ich meine Frau kennengelernt habe, war sie schon übergewichtig, was mich aber nicht gestört hat. Sie hat vor mir 130kg gewogen, dann hat sie sich einer Operation unterzogen und einen Magen Bypass erhalten. In den ersten drei Jahren mit mir hat sie ihr Gewicht immer gehalten, die Portionen waren klein, weil sie aufgrund des kleinen Magens nicht mehr viel Essen konnte. Sie hat sogar weiter abgenommen und war stolz, als sie nur noch 80kg auf die Waage brachte.

Nach unsere Heirat vor 1 Jahr ist nun alles anders. Sie lässt sich nun extrem gehen. Nach der Arbeit sitzt sie nur vor dem Fernseher und isst manchmal 2 grosse Tüten Chips und alles was sie in die Finger bekommt. Sie ist wieder den 100kg nahe. Sie beklagt sich ständig über Bauchschmerzen und Blähungen, was bei dem Essverhalten mit Magen Bypass kein Wunder ist.

Ich habe grosse Probleme damit. Ich weiss, dass es eine Sucht wie jede andere ist, trotzdem macht mich ihr Verhalten wütend. Einerseits und hauptsächlich, weil sie sich ihre Gesundheit ruiniert. Und ja, sorry, ich bin so ehrlich, finde ich sie weit weniger attraktiv. Das liegt nicht mal so sehr an den zusätzlichen Kilos, sondern an dem Verhalten. Das in sich reinstopfen, das sich gehen lassen, die Blähungen und die Folgen sind dann auch nicht wirklich anziehend.

Ein Ansprechen der Situation ist völlig unmöglich. Erstens würde sie mir den Hals umdrehen und aus Trotz würde es nur noch schlimmer werden. Ich kenne sie da gut genug.

Das einzige was mir helfen würde ist, mich besser abzugrenzen. Vielleicht hat jemand in einer ähnlichen Situation einen Tipp. Muss sich ja nicht auch um eine Essstörung handeln. Vielleicht eine andere Sucht, ein Verhalten, das auch Euch beim Partner wütend macht. Wie geht Ihr da mit der Situation um?

Gruss Meo

24.08.2022 12:23 • 29.08.2022 #1


7 Antworten ↓


Phaedra
Kannst Du irgendeinen Auslöser benennen? Wofür ist das Essen Ersatz oder Kompensation?
20 Kilo innerhalb eines Jahres ist beträchtlich und kein Pappenstiel, vor allem mit einem verkleinerten Magen, der inzwischen vermutlich wieder auf die alte Größe aufgedehnt ist durch das ungesunde Eßverhalten.

Ich würde es definitiv ansprechen - da geht es jetzt ja nicht um 2-3 Kilo zuviel - und auch nachfragen, ob sie irgendwelche Probleme oder andere Dinge mit Essen kompensiert. Wie sieht es denn ansonsten in der Partnerschaft aus?

24.08.2022 13:00 • x 1 #2


A


Partnerin mit Essstörung

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M
Danke für Deine Antwort. Sie hatte das gestörte Essverhalten ja schon vor mir. Ich muss erwähnen, dass sie aus Brasilien kommt und keine glückliche Kindheit hatte. Auch nie Liebe von der Mutter erfahren. Warum sie die Störung ein paar Jahre im Griff hatte, ist mir ein Rätsel.

Die Partnerschaft verlief bis jetzt soweit sehr harmonisch. Aber inzwischen brechen immer mehr Differenzen durch. Wir haben beide Kinder aus vorherigen Partnerschaften. Ihr 6-jähriger Sohn ist mit 30kg auch schon extrem übergewichtig. Er macht das Essverhalten der Mutter nach. Sobald er sieht, dass sie am Essen ist, will er natürlich auch etwas haben. Die Kindergarten Lehrerin hat mich schon mehrfach darauf angesprochen. Da meine Frau schlecht Deutsch kann, muss ich das auch alles managen.

Die Kinder sprechen auch sehr schlecht Deutsch. Trotzdem lässt sie meine Partnerin stundenlang YouTube Videos auf Portugiesisch schauen. Sie unternimmt fast nichts mit den Kindern. Ich muss aufgrund der finanziellen Lage mit Unterhalt und Kindern sehr viel arbeiten. Ich kann einfach nicht noch den ganzen sozialen Aspekt der Kinder mit spielen, Hausaufgaben usw. auch noch machen.

Ansprechen bringt absolut gar nichts. Sobald ich eines dieser Themen aufbringe, ist sie beleidigt und wütend. Ignoriert mich dann Tagelang, droht mit Trennung und erzählt Ihren Freundinnen, was für ein schlechter Ehemann ich bin.

Ich habe eine Angststörung und Depressionen, leide dann Tagelang wie ein Hund, weil ich Angst habe, verlassen zu werden. Jede Sekunde wenn wir Streit haben ist für mich kaum auszuhalten und irgendwann wird es zu viel und ich entschuldige mich weinend bei ihr.

Ich bin da psychisch einfach am Anschlag. Ich kann die Themen nicht mir ihr bereden, es ist unmöglich. Ich muss zur Gesamtsituation einfach mehr Abstand gewinnen.

24.08.2022 13:41 • #3


Icefalki
Du musst nicht deine Frau behandeln, sondern dich.

Weisst du, eines musst man bei Ängsten lernen: Entweder man flüchtet ständig, oder man stellt sich dem Problem.

Wenn du angsttechnisch nicht in der Lage bist, ihr klarzumachen, dass ihr Verhalten auf ganzer Linie problematisch wird, dann hilft alles nichts, und du akzeptierst dieses Leben.

Denk mal drüber nach, dass du verlangst, dass andere ihr Problem in Griff bekommen müssen, weil du deines nicht geregelt bekommst.

24.08.2022 15:28 • x 2 #4


M
@Icefalki Danke für die offenen Worte. Natürlich hast Du 100% Recht. Ich flüchte immer, habe dieses Angstverhalten seit Jahren in mir programmiert und jeder hier im Forum weiss wohl, wie schwer es ist, daraus auszubrechen. Trotzdem werde ich versuchen standhaft zu bleiben.

24.08.2022 15:44 • x 1 #5


Phaedra
Ich denke auch - entweder hinnehmen oder konfrontieren. Auf Abstand gehen kannst Du nicht, dazu ist der Umfang des Problems wohl zu augenscheinlich, auch was das Verhältnis und den Umgang mit den Kindern angeht. Natürlich übernehmen diese Mamas Eßverhalten und über kurz oder lang steht ihr an der Front vor demselben Problem, wenn sich da jetzt schon Übergewicht ankündigt.
Versteh mich nicht falsch, jeder ist seines Glückes Schmied und jeder darf sich selbst so zugrunde richten, wie es ihm gefällt, aber das Verhalten Deiner Frau ist ja nicht auf sich selbst bezogen sondern beeinflußt die kompletten Familie in negativer Weise. Wenn sie nicht in der Lage ist oder nicht willens, sich ihrer Verantwortung sich selbst, Dir und den Kindern gegenüber zu stellen und sich hinter ihrer Mauer aus Essen versteckt und Dich mit ihrer Art manipuliert, damit das Thema nicht auf den Tisch kommt oder schnell wieder von diesem verschwindet, dann liegt es in Deiner Verantwortung, Dich selbst und Deine Kinder in diesem Machtspiel (und nichts anderes ist es, welche Traumata oder ähnliches auch immer dahinterstecken sollten) zu positionieren.

Wenn Deine Frau schlecht Deutsch spricht - wie unterhaltet Ihr Euch? Englisch? Oftmals ist es bei solchen Sprachbarrieren ein zusätzliches Problem, daß nicht alle Nuancen vom Gegenüber richtig gedeutet werden und es dazu zusätzlich zu Mißverständnissen kommt, speziell, wenn das Thema eh schon Konfliktpotential hat. Trotzdem weiß Deine Gattin ja, was falsch läuft. Darauf hingewiesen zu werden ist nunmal unangenehm und genau das läßt sie dich spüren.

Falls Du ein Gespräch wagst, würde ich vorschlagen, Du verwendest das Forum hier als Backup. Hier können Dir je nach Gesprächsverlauf Tipps gegeben werden, wie Du mit einem eventuellen Ignorieren oder anderen Aktionen (den Freundinnen erzählen was du für ein schlechter Ehemann bist,...) umgehen kannst, ohne daß es irgendwie ausartet oder das Thema vom Tisch gefegt wird, weil Deine Verlassensängste übermächtig werden. Wie Du sagtest, hier sind viele Menschen mit ähnlichen Problemen in der Partnerschaft - Unterstützung ist Dir hier gewiß!

25.08.2022 09:52 • #6


P
@Icefalki Mir ist das zu viel Muss! in deiner Stellungnahme, und zu wenig Empathie. Der Betreffende muss überhaupt nichts. Mir scheint, du spielst dich ein bisschen als Besserwisser(in) auf. So was ist von außen immer leicht gesagt: Wenn du nicht ..., DANN ..! Auf solche Ratgeber würde ich lieber verzichten.

Und es ist auch sachlich falsch. ... ihr klarzumachen, dass ihr Verhalten auf ganzer Linie problematisch wird ... Es ist ja gerade nicht ihr Problem, oder zumindest noch nicht. Also wird sie auch nicht einsehen (wollen), warum sie irgendwas tun soll ... Für die Frau scheint es nicht so brisant zu sein, sonst würde sie eine Verhaltensänderung erwägen.

Der Punkt ist aber immer die Kommunikation. Um mich mal an den Ersteller zu wenden:

Es stimmt natürlich, dass du ohne Ansprache an sie DEIN Problem mit ihr nicht lösen können wirst. Ich würde dennoch sehr auf Ich-Botschaften achten. Dass du seit längerer Zeit beobachtest, wie sie sich verhält, und dich um sie sorgst. Frage sie, was mit ihr los ist, warum sie zu diesem Verhalten neigt. Frage sie, wie es ihr geht, und zwar sehr ernsthaft. Die Menschen stopfen sich meist voll, weil sie etwas zu kompensieren haben. Zeig ihr auch, dass du dich um das Kind sorgst. Wenn sie das ausblendet bzw. ein Gespräch komplett abblockt, dann ist es deine Wahl, das entweder zu akzeptieren oder aber klarzustellen, dass du von eurer Partnerschaft erwartest, dass ihr über wichtige Dinge reden könnt und alles gemeinsam anpackt.
Und stelle deine Angst, sie zu verlieren, etwas hintenan. Diese Verlustangst ist immer vorhanden. Doch irgendwann stellt sich die Frage, ob noch viel zu verlieren ist, wenn sie sich nur noch einigelt.
Oder noch besser: Sag ihr das. Dass du Angst hast, sie zu verlieren. Dass aber deine Erwartung an eine Partnerschaft ist, dass es möglich sein muss, über alles miteinander zu reden.

27.08.2022 11:24 • x 1 #7


E
Hallo meo,

ich hatte jahrelang einen alkholkranken Partner und habe das mit anzusehen ebenfalls als abstoßend empfunden und kann das daher gut nachvollziehen.
Das Problem ist, dass nur der suchtkranke Partner sich ändern kann, wenn er das auch möchte.

(1) Ich würde das Problem von der anderen Seite aus angehen. Also nicht das Problem ansprechen, sondern in einem Gespräch mich erkundigen wie es ihr aktuell geht, ob sie aktuell Dinge belasten oder wie ihr das letzte Ehejahr gefallen hat.
Weil mit offenem Gespräch und dem Problem direkt ansprechen blockt sie ja anscheinend ab.
Falls sich ein Problem herausstellt, könnte man es vorsichtig ansprechen und Lösungen für ihr Problem und gleichzeitig Lösungen für das gemeinsame Beisammensein suchen.

(2) Obgleich dies gelingt oder nicht- du fragtest nach Möglichkeiten der Abgrenzung.
Dabei hast du mehrere Optionen: Am hilfreichsten wäre es wohl, die Essensituation zu umgehen/zu verlassen. Wenn sie beispielsweise auf dem Sofa sitzt und Chips in sich reinstopft, beispielsweise das Zimmer zu verlassen oder gar nicht erst zu betreten und währenddessen ins Arbeitszimmer zu gehen, einen Spaziergang machen, sich mit Freunden treffen.

(3) Gleichzeitig sich auch regelmäßig was Gutes zu tun, vielleicht mit einer neuen Freizeitbeschäftigung nach der Arbeit.

(4) Und vielleicht auch das Gespräch mit einem Freund/Coach/Therapeuten/Seelsorger suchen um etwas Entlastung zu finden.

(5) Mir stellte sich aber hauptsächlich die Frage warum ihr geheiratet habt und ob die Gründe noch gegeben sind. War ihrerseits überhaupt Liebe da? Weil sie macht auf mich einen eher desinteressierten Eindruck dir gegenüber, als ob es ihr nicht wichtig erscheint wie es dir damit geht. So sollte Beziehung eigentlich nicht sein. Macht doch öfter wieder was zusammen, versucht den Zauber des Anfangs wieder zu entfachen und sie wird sich wieder mehr für dich interessieren.

Alles Gute!

29.08.2022 19:38 • #8





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