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S
Hallo,
ich hab folgendes Problem. Ich hab dummerweise vor ca. einem Jahr ein Informatikstudium (FH) abgeschlossen. Ich habe es von Anfang an nicht besonders gern studiert und meine Prüfungsnoten sind dementsprechend misserabel. Ich war auch während meines Studiums total Hoffnungslos/Niedergeschlagen und durch innere und äußere Zwänge nicht im Stande es abzubrechen. Ich war auch damals nicht in Behandlung, obwohl ich es dringend nötig gehabt hätte.
Nach einer tagesklinischen Therapie habe ich, trotz meiner Abneigung gegen die Informatik, versucht in der Branche zu arbeiten. Und zwar 5 Monate in einer zwielichtigen Internetfirma hier in Leipzig. Die Bedingungen dort waren wohl vergleichsweise schlecht. Viel Druck, schlechte Bezahlung, schlampige Quellcodes und kaum Dokumentation. Wie in der Informatik üblich, kam es dort verstärkt auf Teamarbeit an. Dies klappte anfänglich so einigermaßen doch am Ende gar nicht mehr. Überhaupt nicht bin ich mit meinen unmittelbar vorgesetzten Teamleiter zurechtgekommen. Und dann die übliche Leier – hatte Angst die Anforderung nicht zu erfüllen. Was auch genau so war. Ich war viel zu langsam. Hab mich ewig an Details aufgehalten. Hab dann gegen Ende alles nur total Trist gefunden und war auch extrem überfordert gefühlt. Nach 5 Monaten hat man mir die Kündigung, während ich krankgeschrieben war, zugesandt.
Naja, mein Fazit ist, dass ich wohl in der Informatik kein Fuß fassen kann und auch nicht will.
Meine eigentlichen Talente liegen auch eher im Bereich Grafik/Design(/Kunst). Ich stelle mir die Branche auch weniger maximalleistungsorientiert/materialistisch vor. Hab auch ein wenig Erfahrungen gesammelt die diese Vorstellung unterstützen. Im Moment versuche ich mittels einer Empfehlung meiner Therapeutin über das Arbeitsamt eine Umschulung in dieser Richtung zu bekommen. Obwohl ich nicht weiß, was genau ich dann machen würde.
Ich würde am liebsten nochmal was in Richtung Grafik/Design(/Kunst) studieren. Das Problem ist, dass ich dafür kein Geld habe. Mein Bafög- Anspruch ist wohl aufgebraucht und das Geld was ich im Moment vom Arbeitsamt bekomme, würde ich nicht mehr bekommen wenn ich erneut anfangen würde zu studieren. Wenn ich an den Bafög-Schuldenberg denke, den ich bereits angehäuft habe, bekomme ich Panik. Zumal ich aus dem Informatikstudium wohl keinen nutzen ziehen kann. Ursprünglich hatte ich geplant, mir das Geld für das Studium in einem Informatikjob so schnell wie möglich zusammen zu sparen, aber der Versuch ist gescheitert.
Was ich euch nun fragen wollte ist, ob ihr Möglichkeiten kennt, wie ich mir ein Studium finanzieren könnte. Könnte ich vielleicht mit meinen psychischen Störungen Anspruch auf irgendwelche Mittel haben? Gibt es eine Anlaufstelle für psychisch gestörte gescheiterte Existenzen mit dem festen Willen einen zweiten Versuch zu wagen ?

09.12.2009 23:33 • 03.02.2010 #1


8 Antworten ↓


Christina
Zitat von stso:
Meine eigentlichen Talente liegen auch eher im Bereich Grafik/Design(/Kunst). Ich stelle mir die Branche auch weniger maximalleistungsorientiert/materialistisch vor. Hab auch ein wenig Erfahrungen gesammelt die diese Vorstellung unterstützen.
Auf Vorstellungen würde ich mich nicht verlassen, wenn es um eine berufliche Richtungsentscheidung geht. Hast du denn schon Praktika in dem Bereich gemacht? Und v.a. in einem Bereich, der später auch dem Broterwerb dient und nicht nur brotlose Kunst ist?

Zitat von stso:
Im Moment versuche ich mittels einer Empfehlung meiner Therapeutin über das Arbeitsamt eine Umschulung in dieser Richtung zu bekommen. Obwohl ich nicht weiß, was genau ich dann machen würde.
Das solltest du m.E. dringend in Erfahrung bringen. Und dann überlegen, ob das für dich für einige Jahre in Frage käme und ob du so im Berufsleben Fuß fassen kannst.

Zitat von stso:
Ich würde am liebsten nochmal was in Richtung Grafik/Design(/Kunst) studieren. Das Problem ist, dass ich dafür kein Geld habe. Mein Bafög- Anspruch ist wohl aufgebraucht und das Geld was ich im Moment vom Arbeitsamt bekomme, würde ich nicht mehr bekommen wenn ich erneut anfangen würde zu studieren.
Stimmt, außerdem kommen bei den meisten Universitäten im Zweitstudium noch Gebühren dazu. Andererseits dürfte das Informatikstudium nicht so spurlos und erkenntnislos an dir vorübergegangen sein, dass es sich nicht wenigstens zum Jobben nutzen ließe - Stichwort Webdesign z.B., da kämst du auch schon ein bisschen in die Nähe des Künstlerischen. Du müsstest mal durchrechnen, ob sich so ein Studium inklusive Gebühren finanzieren ließe und ob du bereit bist, wiederum mehrere Jahre materiell auf sehr niedrigem Niveau zu leben. Und du solltest ernsthaft prüfen, wie die Berufsaussichten nach einem solchen Studium aussehen - und zwar generell, nicht nur für die 10 % Besten des Jahrgangs...

Zitat von stso:
Könnte ich vielleicht mit meinen psychischen Störungen Anspruch auf irgendwelche Mittel haben? Gibt es eine Anlaufstelle für psychisch gestörte gescheiterte Existenzen mit dem festen Willen einen zweiten Versuch zu wagen ?
Klare Antwort: nein, für den Luxus eines Zweitstudiums gibt es nichts dergleichen. So gesehen war es wirklich ein Fehler, das Studium abzuschließen.

Liebe Grüße
Christina

09.12.2009 23:57 • #2


A


Zweiter Versuch

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V
Hi stso,
mit Sarkasmus kommt man besser durchs Leben, nicht?

Psychisch gestört (gestraft) sind wir ja alle.

Das Studentenwerk könntest du probieren - sie geben Auskunft über Förderungsmöglichkeiten und Stipendien.

Vielleicht alternativer Weise Taxischein machen? Oder in der Disco jobben?



Daumendrück von mir.

10.12.2009 00:03 • #3


P
Puh, du bist in einer verzwickten Situation..
Da kann ich verstehen, dass du dich derzeit nicht gut fühlst.
Ich hab auch Bafög beantragt und hab jetzt schon Horrorvisionen von später, wenn ich die Schulden abbezahlen muss, und oft ein sehr schlechtes Gewissen meiner Mom gegenüber, weil die mir die Mensa, die Bücher, und die Kopierkosten öfter schon zugesteckt hat.
Ich kann mir also sehr gut vorstellen, wie du dich fühlst.

Aber: Es gibt ein paar Möglichkeiten, die du ausschöpfen kannst!

Befreiungsantrag
Unter besonderen Umständen kann man befreit werden, und zwar, was ich mir bei dir denken könnte wegen: Einer Behinderung oder wegen unzumutbarer Härte.

Behinderung:
Chronisch kranke, auch psychisch kranke Menschen, können mit Geduld auch mitunter einen Behindertenausweis bekommen. Eine Behinderung befreit automatisch von den Studiengebühren, du musst dann nur den Ausweis vorlegen und fertig. Versuch das auf alle Fälle mal! Wir haben bei uns Viele, denen man die Behinderung nicht anmerkt, die aber trotzdem befreit sind. Zum Beispiel ein Junge, der einfach seinen linken kleinen Finger nicht bewegen kann. Es gibt an fast jeder Uni einen Behindertenbeauftragten, der beraten und helfen kann. Geh da unbedingt mal hin.

Unzumutbare Härte:
Ein nicht genau definierter Begriff. Das heißt, jede Hochschule kann ihn auslegen wie sie will. Wer sich wortgewandt und geschickt anstellt, der kann hier echt was rausreißen. Du könntest z.B. mit deiner Erkrankung kommen und der Tatsache, dass dir keine Förderung mehr zusteht.
Du hast gute Chancen, bei uns ist einer, de rist wegen unzumutbarer Härte befreit weil: Seine Frau hat für ihn das Studium bezahlt bisher aber jetzt ist sie krank und es geht nicht mehr. Bafög kann er nicht beantragen, weil er zu alt ist. Befreiungsantrag wurde angenommen
Musst dich gut verkaufen und bisserl auf die Tränendrüse drücken, dann hast du da gute Chancen.

Besondere Leistungen
Manche Unis befreien Studenten, die sich sozial sehr engagieren.
Auch schön: Jeder, der ins Studentenparlament oder zum Vertreter gewählt wird, ist befreit!
Das strebe ich derzeit an.

Förderung
Die Unis selber geben Stipendien aus und viele Organisationen auch. Geht nicht nach Noten, sondern auch nach Mitarbeit, Fleiß, Eindruck der Profs von dir und sozialem Engagement.
Auch hier hat man gute Chancen. Es gibt viel Geld aber kaum Bewerber, weil viele denken, die schaffen es eh nicht und es gar nicht erst probieren.


Andere Ideen:
Bildungskredit
Wird von Banken an Studenten vergeben, hat nix mit dem Vafög zu tun. Gute Konditionen -meistens. Du musst aber genau vergleichen und das für dich passende finden.

Nebenher arbeiten
Ist sehr anstrengend, geht aber. Machen bei mir manche. Mo-Fr Uni, Sa-So arbeiten. So finanzieren die ihre Wohnung und das Studium. Aber das geht halt sehr an die Substanz.


Das war so das erste, was mir einfiel.

Nimm auch mal eine Studienberatung wahr, das hilft einem doch sehr bei der Entscheidung. Und prüfe genau, ob du echt in diesen Bereich willst. Mein Dad war Grafiker für Webseiten, Werbung, Plakate und Kataloge -und was der schuften musste war total abartig. Er kam Abends von der Arbeit Heim, hat die Arbeit kostenlos Daheim fertig gemacht, weil er es sonst nicht geschafft hätte, und war durchweg Mo-Sa in der Arbeit, ohne zweiten freien Tag die Woche.
Es muss nicht so sein, kann aber so enden.
Grafiker müssen auch schuften für ihr Geld.
Vor Allem das auf Knopfruck Kreativsein, das fand ich bei meinem Dad sehr hart. Kundenkontakt und Softskills sind auch sehr wichtig, vor allem eine geringe Frustrationstoleranz, denn es passiert sehr oft, dass man nach tagelanger Arbeit nen Katalog fertig hat und der Kunde sagt: Nee, das gefällt mir nicht, nochmal komplett neu bitte.
Und dann musst die lächeln und sagen: Aber gerne doch.
Ich will dir den Beruf nicht madig machen, aber das sind so die Schattenseiten, die ich beobachtet habe und kenne.

Ansonsten: Hut ab für deinen Mut zur Umorientierung!

Achso noch was zum Bafög: Wenn du innerhalb eines gewissen Zeitraumes keine feste Stelle findest, dann erlassen sie es dir komplett und du musst nix bezahlen. Weiß nicht, wie das mit Studium aussieht.
Erkundige dich mal.

Und: Nicht nur die Erstausbildung ist förderlich! Einen Studienwechsel aufgrund guter Gründe finanzieren sie dir weiterhin!
Vielleicht ist dein Fall ja so ein guter Grund.
Such mal das Gespräch mit dem Berater!

Alles gute,
Pilongo

10.12.2009 00:10 • #4


S
Hallo ihr Drei,
vielen Dank für eure Antworten. Das sind auf jeden Fall viele Ansätze, die ich verfolgen kann.
Mit wenig auskommen zu müssen, bin ich gewohnt. Wenn ich dafür etwas machen kann was mir deutlich mehr entspricht bin ich gern bereit bescheiden zu sein.
Mir das Geld selbst zu verdienen würde ich auch toll finden. Aber mit der Informatik will ich möglichst nichts mehr zu tun haben. Im Grunde habe ich das ja so versucht. Nur mit dem Unterschied es mir vorher zusammenzusparen um mich auf Studium konzentrieren zu können.
Daran den Bafög-Schuldenberg abzuschütteln hatte ich noch nicht gedacht. Werde mich aber auf jeden Fall erkundigen.

Grüße stso

10.12.2009 22:52 • #5


P
Berichte weiterhin, wie es dir ergeht -wir Studenten müssen zusammen halten

Mir ist noch was eingefallen: Die Studentenvertretung oder ASTA kennen sich oft sehr gut mit den Bafög-Regelungen und den Möglichkeiten der Studiengebühren aus.
Du solltest mal einen ganzen Tag an der Uni investieren, ich glaube, das wird sich lohnen
Asta aufsuchen, im Sekretariat nachfragen bezüglich der Befreiung und der Uniinternen Förderungsmöglichkeiten, vielleicht auch den Behindertenbeauftragten mal anhauen (bezüglich Antrag auf Behindertenausweis wegen psychischer Krankheit, wenn das für dich ok wär).

Es gibt so viel, was man da ausschöpfen kann.. und alles ist einen Versuch wert.

Alles Gute,
Pilongo

10.12.2009 23:55 • #6


S
Hallo Pilongo,
genau genommen bin ich ja kein Student mehr . Ich hab auch noch eine leicht körperliche Behinderung, denke ich, vielleicht kann ich mir diese mal zur Abwechslung zu nutze machen. Ich werde mich dann nächste Woche ins Gefecht stürzen. Hoffe das ich das alles hier (in Leipzig) regeln kann. Habe nämlich nicht hier studiert. Aber ich denk das müsste zu machen sein.

Noch mal vielen Dank,
Grüße stso

11.12.2009 20:48 • #7


P
Probier's einfach aus, wie gesagt, bei uns ist einer, der kann einfach den Finger nicht ordentlich bewegen und der ist auch komplett befreit.
Ein Versuch lohnt ich also auf alle Fälle.

Und berichte mal,wie es dir so ergeht!

12.12.2009 15:38 • #8


P
vorweg: mein Bafög habe ich schon lange zurückbezahlt, solche Probleme habe ich nicht mehr (Gott sei Dank)


Mein Vorschlag: wenn du doch nicht so genau weißt, was du mit dem zweiten Studium dann machen willst: frag fünf bis zehn Leute, die sowas machen, am besten je halbe bis eine Stunde aus, was sie machen, was spass macht, was nicht, wie es mit der Kohle aussieht, welche Arbeitszeiten, Aufstiegschancen, hirefire, Selbstständigkeit, etc.

Zeitaufwand dafür max. 10 Stunden (Zeitaufwand für das zweite Studium immerhin drei bis vier Jahre)

Bei Bafög und generell Fördermitteln sehe ich eher schwarz. Gibts halt bekannterweise nur für die erste Ausbildung. Bei der zweiten streiken die Ämter, auch wenn man keine akademische Ausbildung hat. Aber versuchen kann mans immer, wenn man die Geduld aufbringt. Kostenträger zu finden wird aber nicht leicht.
Übrigens: arbeite auch in der IT, finde EDV generell eine SEH KREATIVE GESCHICHTE, aber im Job ist halt alles anders.
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Die wenigsten Architekten entwerfen übrigens Häuser, die meisten machen 0815-Industriebauten, wie mir mal ein Stundent der Architektur erzählte.


Problematik ist halt, wie es mit dem Lebenslauf aussieht. Und: wenn nach dem zweiten Studium dich jemand einstellen soll, woher weiss er dann, daß jetzt alles paßt, wenn du es ja selbst noch nicht so genau weißt. Keine Firma schmeißt gerne jemanden in der Probezeit raus, denn das hat sie dann nur Geld gekostet. Mach wenigstens VORHER ein Praktikum, das ist dann auch für den nächsten Chef glaubhafter und nachvollziehbarer.

Ich weiß, das daß hier keiner hören will, aber so ist nun mal die Realität (im Jargon RL = Real Life).

So: ihr dürft jetzt auf mich einprügeln, aber einer muß halt auch mal die ANDERE SEITE BELEUCHTEN, man kann in einem Forum nicht immer nur hören, was man gern hören möchte
...die Dankbarkeit setzt dann verzögert nach ein paar Jahren ein, hoffe ich :?:

03.02.2010 02:41 • #9





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