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Jean_Darker
Hallo liebe Community,

ich hoffe dass ich in diesem Forum richtig bin, um mir mein Problem von der Seele reden zu können.
Die Wurzeln meines Problems liegen in meiner Kindheit.
Seit meinem sechsten Lebensjahr (dem Jahr in dem mein Bruder geboren wurde) wurde mir seitens meines Vaters immer wieder zu verstehen gegeben, dass ich an zweiter Stelle stehe.
Ich wurde bei Kleinigkeiten z.B. beim Versehentlichen Umkippen eines Wasserglases von meinem Vater angeschrien bzw. habe in jeder freien Minute Ärger bekommen.
Das lief dann darauf hinaus, dass mein Vater eines Tages zu mir sagte dass ich nichts wert sei.
Mein Bruder wurde nie angeschrien bzw. beleidigt.
Er wurde immer wie ein Glückskind behandelt.
Lange Zeit konnte ich das verdrängen (durch Unternehmungen mit meiner Mutter), die ihre Hand für mich ins Feuer gelegt hätte.
Ich habe mich bei ihr geborgen und geliebt gefühlt.
Bei meiner Mutter standen mein Bruder und ich an gleicher Stelle.
Aber das hat sich vor 4 Jahren geändert.
Der Grund dafür ist mein Stiefvater.
Ich mache meine Ausbildung 3 Stunden von meinem Zuhause entfernt und bin deshalb nur am Wochenende daheim, bzw. bei meiner Oma.
Letztens als wir (meine Mutter, meine Oma und Ich) bei meiner Oma zusammen saßen, (wir hatten uns 3 Wochen nicht gesehen) meinte Meine Mutter nach einer halben Stunde fahren zu müssen, da sie ja (ihrer Aussage nach) meinen Stiefvater nicht warten lassen könnte.
Ich habe fast geweint, da ich mich an meine Kindheit zurückerinnern musste.
Mein Vater hat mich damals zusätzlich sehr vernachlässigt.
Diese Angst an zweiter Stelle zu stehen frisst mich auf.
Sie spielt in mein Privatleben extrem hinein.
Wenn z.B. ein Kumpel von mir mit einem Mädchen redet, dass ich nett finde und ich aufgrund dieses Gespräches ignoriert werde, dann werde ich extrem wütend und eifersüchtig.
Ich frage mich dann immer, liegt es an meinem Aussehen oder an meiner Art, dass ich bei niemandem an erster Stelle stehe.
Ich will doch einfach nur geliebt und beachtet werden.

06.05.2018 12:11 • 06.05.2018 x 1 #1


3 Antworten ↓


K
Hallo Jean,

schön ist das mit deinem Stiefvater nicht.Diese Gefühle bleiben dann kleben, aber deine Mutter und Oma haben dich doch gleich behandelt.
Ich kann dir nur den Rat geben, zu versuchen nicht mehr an 1ter oder 2ter Stelle zu denken.
Wenn du erwachsen bist wirst du deine Frau und Kinder haben und bist an bei denen an erster Stelle.
Wenn du immer diese Gedanken hast, dann willst du wahrscheinlich später immer die Aufmerksamkeit haben und das ist für andere sehr anstrengend. Das ist ein Teufelskreis, weil sich die Menschen eher von einem entfernen.

06.05.2018 13:53 • x 1 #2


A


Ich stehe immer an zweiter Stelle

x 3


Jan_
Hallo Jean,

da hast du sehr unfaires erlebt, sehr nachhaltig schadendes, was dir heute einiges schwer macht.

Als Kind wächst man völlig abhängig von seiner Umgebung auf. Man lernt und formt seine Grundannahmen fürs Leben.
Schade dass dein Vater da so ein unfaires Ar.. war.

Heute bist du erwachsen. Du kannst für dich selbst denken, und lernen für dich selbst einzustehen.

Ich weiß nicht ob du mit deiner Mutter über solche Dinge sprichst oder sprechen kannst, aber vielleicht möchtest du sie darauf ansprechen?
Einen Realitätscheck machen, ob deine Befürchtung berechtigt ist? (Was natürlich nicht häufig/ständig passieren sollte; so macht Eifersucht Beziehungen kaputt.)
Oder du stellst dich selbst deiner Eifersucht entgegen.
Denn deine Mutter hat euch immer beide geliebt. Sie kam zu deiner Oma um dich zu sehen, auch wenn nur für eine halbe Stunde. Sie hat sich die Zeit genommen. Das heißt du bedeutest ihr sehr wohl etwas.

Eifersucht entsteht aus Unsicherheit, aus einem geringen Selbstwert.
Dem kann man nur selbst entgegen treten und sich bewusst machen dass man sehr wohl Wert hat und geschätzt wird, auch wenn es sich gerade anders anfühlt.

Wenn du das Gefühl hast unwichtig zu sein und ignoriert zu werden, dann mache dir bewusst wo du zuletzt oder in der Vergangenheit Anerkennung und Wertschätzung erfahren hast, wer dich mochte und mag, wer gerne Zeit mit dir verbringt und in dich investiert.
Auch wenn das Gefühl schmerzt kann die Erkenntnis dass es eine Fehlinterpretation des Gefühlsystems ist und das sich entgegen setzen und sich zusprechen das Gefühl zunehmend abschwächen. Die eine Situation und das eine zur Zeit sehr starke Gefühl ist nicht was dich aus macht und beschreibt nicht deine Beziehung zu (den) anderen.

Gruß
Jan

06.05.2018 19:15 • x 2 #3


G
Lieber Jean, ich habe in meinem Leben ein ähnliches Problem wie du und kann deine Situation daher gut nachvollziehen. Zwar hatte ich ein anderes Familienleben, aber ein Sandwich-Kind bin ich trotzdem. Mein großer Bruder (30) hat seit 15 Jahren eine feste Beziehung und ist Papa von 2 super tollen Kiddis. Sie haben Haus und Garten und und und. Mein kleiner Bruder (10) ist super niedlich und ganz einfach das Nesthäkchen. Ich - ich bin die 25-jährige Single-Frau, die weder Haus, Garten, Kind hat und in der Vergangenheit viel zu viele Männer mit nach Hause geschleppt hat. Wenn ich einen Menschen gerne habe, dann will ich immer, dass er mich genau so gern hat. Leider passiert das nie. Ich weiß auch, dass das absolut kindisch ist und genau so fühle ich mich auch. Wie ein allein gelassenes Kind. Mir hilft es dann schon, dass ich es zumindest rein kognitiv schon mal besser weiß und das Gefühl kommt dann meist irgendwann hinterher. Du bist nicht alleine mit solchen Problemen und Gefühlen. Vielleicht hilft es dir schon, das zu wissen. Liebe Grüße

06.05.2018 20:42 • x 1 #4





Dr. Reinhard Pichler