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Hallo zusammen,
ich bin aktuell noch krank geschrieben, Ende Oktober in der Tagesklinik und mein Ziel ist es im Anschluss eine Wiedereingliederung an der Arbeit zu machen.
Der Arbeitsstelle selbst will ich nochmal eine letzte Chance geben, vor der Option Kündigen und neue Stelle suchen, wenn ich ein paar Rahmenbedingungen anpassen kann übers BEM.
Aber ich habe Angst davor meinen Kollegen und Kolleginnen wieder zu begegnen.
Zur Zeit gibt es nur ganz wenige mit denen ich während der Krankmeldung Kontakt habe.

In unserem Team gibt es schon seit längerem zwei Fronten - ich sag mal die alten Hasen und die neu dazu gekommenen. Die neueren sind hauptsächlich als Elternzeitvertretung dazu gekommen und zum Teil noch befristet, aber eben dennoch mittlerweile fester Bestandteil des Teams.

Beide Seiten sind in einem Dauerkonflikt miteinander, weil unterschiedliche Ansichten aufeinander geprallt sind und durch das zu späte Intervenieren der Vorgesetzten die Konflikte teils in persönlichen Beleidigungen ausgeartet sind.

Irgendwann haben sich die Wogen dann wieder geglättet und man ist zumindest normal höflich zueinander, aber es ist von echter Teamarbeit weit entfernt, weil jeder seinen eigenen Vorteil sucht und dafür auch schon mal dem anderen in den Rücken fällt.
Es ist ein Vertrauensproblem, man weiß nicht, wo man beim anderen dran ist und ob er einen nicht ausnutzt oder gar manipulativ handelt.

Bei mir war es nach Rückkehr der Elternzeit ein Zwischending (habe die krassesten Konflikte nur aus Erzählungen mitbekommen).
Ich habe daher versucht die neuen neutral kennen zu lernen und wollte trotzdem nicht alle Segel zu den alten brechen, mit denen ich mich zuvor gut verstanden habe.
Das hatte auf den ersten Blick funktioniert und ich dachte Verständnis und Mitgefühl füreinander beruhen auf Gegenseitigkeit.

Das Ironische ist jedoch, dass genau die Leute, mit denen ich mich zuletzt voll gut verstanden habe, sich nicht mehr bei mir melden, ich werde behandelt, als würde ich nicht existieren.
Ich hab es einmal, als keine Reaktion auf meine Nachfrage im Gruppenchat, wie es aktuell an der Arbeit ist, konkret angesprochen, dass ich das schade finde, ich mir bewusst bin, dass Langzeitkrank Mist ist, aber ich mich nicht für etwas rechtfertige und entschuldige, dass ich mir nicht ausgesucht habe und man mir gerne auch per PN mitteilen kann, wenn es ein Problem mit mir gibt.
Daraufhin kamen von zwei der alten Hasen und der neuesten Kollegin, die eigentlich außen vor ist, weil sie vieles nicht mitbekommen hat, mitfühlende/normale Reaktionen und wir haben ab und zu über WhatsApp Kontakt.
Von den anderen kam einfach gar nichts (dabei war eine von ihnen sogar auch privat ne Freundin und der andere wusste von meinen psychischen Problemen, da er das Thema aus dem eigenen Umfeld kannte und man da den Eindruck hatte, er hat ne Ahnung davon, wie das ist).
Das ist es, was mir jetzt so zu schaffen macht, trotz des Abstands durch die Krankschreibung, weil ich nicht weiß wie ich damit umgehen soll und mein Kopf dadurch Freiraum hat sich alle möglichen Dinge zu überlegen, warum sie nichts mehr von mir wissen wollen:

Sind sie sauer wegen der Mehrarbeit durch meinen Ausfall? Glauben sie mir nicht, dass ich ernsthaft krank bin? Ist es ihnen tatsächlich egal, weil ich nur eine Arbeitskollegin bin?

Lauter solche Gedanken für die ich sogar auch Verständnis hätte, wenn man sie mir mitteilen würde.
Ich erwarte im Grunde auch nicht viel, aber andere schaffen es auch mal ein gute Besserung oder wie geht's dir zu schreiben, ohne, dass wir die mega enge Beziehung zueinander hätten. Man hätte auch einfach schreiben können, dass Kontakt zur Zeit nicht gewünscht ist, man sauer ist oder sonst was.
Ich hätte mich umgekehrt definitiv bei jedem von ihnen zumindest erkundigt, aber jetzt, wo ich weiß, dass ich da nichts erwarten brauche, frage ich mich wie ich nach meiner Rückkehr damit umgehen soll?
Den Kontakt einfach nur oberflächlich halten?
Weil nach tieferem habe ich kein Bedürfnis mehr nach den Ereignissen in der Vergangenheit.
Ich möchte aber gleichzeitig eine Ebene, wo man halbwegs normal miteinander reden kann und die Arbeitsabläufe vernünftig absprechen kann.

Kurz vor dem langen Ausfall wurde ich auch schon komisch behandelt, wenn ich nach Krankheit zurück kam (und wenn's nur eine Erkältung war).
Es fühlt sich unfair an, weil ich mir selbst nichts mehr wünsche, als möglichst lange stabil und gesund zu sein und es triggert meine Schuldgefühle selbst für meine wiederkehrenden Depressionen verantwortlich zu sein, die Gedanken ich könne doch einfach nur faul sein und vor allem ein Kernthema nichts wert, wenn man nichts leistet
Ich will diese negativen Glaubenssätze loswerden und gleichzeitig scheinen sie sich immer wieder zu bestätigen, dieses bescheuerte Gefühl a la ich bekomme keine Liebe/keine Aufmerksamkeit, wenn ich nicht die Erwartungen und Bedürfnisse der anderen mit erfülle.

Dankeschön, wenn jemand sich die Mühe gemacht hat und bis hierhin gelesen hat ️

Heute 10:06 • 25.09.2025 #1


8 Antworten ↓


Moin auch, ich kannte so was auch, habe über 40 Jahre in der Automobilindustrie gearbeitet. Es gab vor allem immer in den ersten Tagen nach einer Erkrankung meist dumme Bemerkungen oder Sprüche. Und das verrückte war das es meist die alteingesessenen waren, die sogenannten Bodenständigen. Krank sein oder krank werden wurde als Fehltritt angesehen, von denen die so gut wie nie krank wurden. Von der Firma, den Vorgesetzten, war es auch nicht gerade erwünscht. Es gab damals die bei uns sogenannten Fehlzeitengespräche was später Bam-Gespräche genannt wurde. Ersteres waren damals die sogenannten Tritte in den Hintern, später die sogenannte Fürsorgepflicht des Arbeitgebers. Mir persönlich hat das nie weh getan, ich hatte meine Bescheinigung und habe mich vor der Schicht AU gemeldet, man konnte mir nichts anhängen. Die Gespräche (zwei) habe ich im Beisein eines Betriebsrates geführt, habe nie erklärt was ich hatte auch den Kollegen gegenüber nicht. Muss man auch nicht. Waren andere krank habe ich mich zurück gehalten und nichts gesagt, es hat mich auch nichts zu interessieren. Leider aber denken andere sie müssten ihre Kommentare abgeben, dass habe ich immer mit einem Lächeln abgetan. Ich kenne auch das Gefühl wenn man nach einer Erkrankung wieder erscheint, die Blicke und die dummen Sprüche, aber im fachlichen Bereich war meine abgeleistete Arbeit vor allem in der Qualität auf einem extrem hohen Niveau gegenüber vielen anderen die sich ihr Maul zerrissen haben. Die konnten mir nix anhängen und waren in meinen Augen teilweise unverbesserliche Versager. Kannst du mal hier - wie geht dies - was mache ich damit etc. Deren Hilflosigkeit bei der Arbeit hat mir gezeigt auf welchen Ast diese Leute saßen, der war morsch und brüchig, und da Lächelte ich wieder nur! Sei du selbst und verhalte dich dementsprechend, reagiere nach Bauchgefühl und versuche deine Arbeit so gewissenhaft wie nur möglich zu machen, die können dir nichts anhaben, sei denn du lässt es dir gefallen!

P.S. Nachtrag.
Ich habe viele Jahre an mir gearbeitet damit ich in solchen Lagen besser werde. Habe den Bildungsurlaub dafür genutzt geht aber auch privat an Wochenenden oder ähnlich. Versuche es mal mit Rhetorik Kursen, meine nannten sich Gewalt durch Sprache. Das ist am Anfang sehr heftig aber mit der Zeit lernst du genau wie du in Gesprächen die absolute Oberhand behältst, so was sind Kurse die oft Managern angeboten werden. Bei mir war es in der Volkshochschule angeboten.

A


Umgang mit Arbeitskolleg*innen nach Langzeitkrank

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Zitat von sandracookie:
Das Ironische ist jedoch, dass genau die Leute, mit denen ich mich zuletzt voll gut verstanden habe, sich nicht mehr bei mir melden, ich werde behandelt, als würde ich nicht existieren.

Als ich 2011 fast das ganze Jahr krank geschrieben war, hat sich auch niemand gemeldet und ich mich auch nicht bei ihnen. Ich war sehr froh in Ruhe gelassen zu werden.

@Lokalrunde
Dankeschön für deine Antwort.
Ja diese Mentalität a la Krank sein = Fehltritt/Faul sein ist glaube ich leider immer noch sehr weit verbreitet und gerade hier in Deutschland, wo jahrelang auf Leistung gesetzt wurde auch ein generelles Problem der Mentalität unserer Gesellschaft.
Jüngere Generationen, die sich davon los sagen wollen und mehr darauf achten Privatleben und Job zu vereinbaren, werden direkt belächelt, dabei ist das ein großer Schritt in Sachen Selbstfürsorge sich nicht für die Arbeit aufzugeben, wenn man am Ende nicht mal fair belohnt wird (weder finanziell, noch in Form von Anerkennung oder dass man was zurück bekäme, wenn es drauf ankommt).
Ich denk mir nur, es könnten sich doch alle das Leben leichter machen, wenn man den eigenen Frust nicht untereinander aus lässt.
Man verbringt nun mal nicht wenig Zeit an der Arbeit und sich da dann auch noch das Leben gegenseitig schwer machen, weil man mit der Gesamtsituation unzufrieden ist?
Damit ist es leider schlimmer und es wird so getan, als wäre ich zu dumm bspw. meine Mails zu lesen, wenn ich nach ner verpassten Besprechung frage, dabei frage ich aus Interesse und weil die Zusammenfassung in den Mails eben oft doch nicht alles her gibt. Aber es scheint als wollten sie gerade zu, dass ich einfach mein Ding mache.
Kann ich gerne machen, aber dann ist es kein Miteinander und kein gegenseitiges entlasten, weil die Arbeit gleich aufgeteilt würde - so wird sicher keiner zufriedener...
Arbeitgeber Wechsel wäre noch eine Option, aber wenn ich mich in meinem Umfeld mit anderen austausche, gibt es eigentlich so gut wie keine Stelle mehr ohne solche zwischenmenschlichen Konflikte (bis zu einem gewissen Punkt ist es ja auch normal) und überall ist schlechtes Betriebsklima.
Ich fürchte dadurch, dass ich dann nur vom Regen in die Traufe käme.
Aber Kurse bzgl. Rhetorik klingen interessant, würde mir vielleicht insgesamt helfen was so die sozialen Ängste und das Thema Selbstvertrauen generell angeht.

Wenn ich das so lese scheint es eine allgemein toxische Stimmung auf Arbeit zu sein, in der du dich aufhalten musst und die vielleicht teilweise mit daran schuld ist dass du krank bist.
Leider ist es in der Arbeitswelt immer wieder so dass Krankheit nicht akzeptiert wird. Es scheint allgemein angenommen zu werden, man macht sich ne schöne Zeit zu Hause und ist gar nicht krank. Generell hat man zu funktionieren und wer nicht funktioniert wird geächtet. Ich beuge mich diesem Druck nicht mehr. Es ist zwar nicht immer einfach aber diese Leute haben keine Ahnung wie es ist und wie sehr man kämpft.
Die Kollegen können dir nichts tun. Es sind wenn überhaupt nur dumme Sprüche oder Blicke. Das kann dir egal sein. Von Freunden würde ich nicht sprechen so wie die sich verhalten.
Versuch einen Tag nach dem anderen zu nehmen und dich auf dich und die Arbeit zu konzentrieren.
Wenn jemand kommt und ihr euch nett unterhalten könnt ist es gut und wenn nicht dann nicht. Du musst dich nicht erklären und nicht rechtfertigen.
Wir sind keine Maschinen und jeder ist anders.
Wenn die Wiedereingliederung fertig ist kannst du dich ja mal nach was neuem umschauen.

@Schlaflose
Ja so kann man es auch sehen, hast du hinterher an derselben Stelle wieder gearbeitet? Wie war es dann? Alle einfach normal als wäre nichts gewesen? Ich weiß halt nicht, ob ich das kann...
Bei uns wäre bspw. definitiv eine Auffrischung der Einarbeitung erforderlich, aber nach dem ich die letzten Male bei Nachfragen schon blöde Reaktionen erhalten habe, kann ich mir vorstellen wie das laufen wird.
Bsp.: Die Reaktion auf Nachfragen, wie wir die anstehenden Aufgaben aufteilen wollen.
Fair im Team wohlgemerkt - die Antwort war stattdessen nur, man sei nicht zuständig immer alle einzuteilen - wo ich nur gemeint habe, dass ich keine Einteilung verlangt habe, sondern eine Aufteilung, daraufhin kam wiederum nur entscheide selbst wo deine Prioritäten sind - man, wir sind für denselben Bereich zuständig, wieso ist da ein Absprechen zu viel verlangt?
Man ist bis zu einem gewissen Punkt auf Informationsaustausch und Miteinander angewiesen, denn wenn etwas doch schief läuft, dann heißt es von den Vorgesetzten direkt wieder IHR müsst besser untereinander kommunizieren
Da wird auch nur Kritik ausgeübt, nicht zugehört und Überlastungen schlichtweg ignoriert, wenn man es ihnen übertrieben gesagt, nicht direkt unter die Nase reibt.

@kedici
Vielen Dank für diese Worte.
Ja in unserer Abteilung ist vieles nicht einfach und schon seit längerem was im Argen. Man hat das Gefühl, wie man es macht, ist es verkehrt.
Und nein diejenigen, die ich mal als Freunde betrachtet habe, sind es jetzt definitiv nicht mehr.
Es wird wahrscheinlich nur der Weg bleiben sich abzugrenzen und sich nach Möglichkeit auf die Dinge zu fokussieren, die man selbst in der Hand hat und ansonsten klare Kommunikation und klare Abgrenzung, dass man nicht der emotionale Mülleimer für den Frust anderer ist.
In einer meiner Abwesenheiten hatte ein Kollege echt viel zu tun, aber letztendlich hätte er selbst zu den Vorgesetzten gehen müssen und sagen müssen, dass er das Arbeitspensum nicht schafft, da einer krank und einer im Urlaub ist.
Die Vorgesetzten sind sich der Überlastung nämlich erst bewusst geworden, als ein Fehler aufgefallen ist und etwas nicht rechtzeitig bearbeitet werden konnte (ich war der gerade mal den zweiten Tag wieder da).
Aber auch sie hätten auf die Idee kommen können diesen Mitarbeiter rechtzeitig zu fragen, ob alles machbar ist, da sie schließlich auch wussten, dass Arbeitskräfte fehlen.
Dennoch war ich am Ende mittendrin und hab den Frust vom Kollegen und den Vorgesetzten mit abbekommen - er weil er frustriert war, da nicht gesehen wurde, wie viel Arbeit er geleistet hat, trotz der erschwerten Umstände und die Vorgesetzten weil solche Fehler natürlich nicht vorkommen sollen. Ihm ist zwar bewusst gewesen, dass ich nichts für meine Abwesenheit konnte, aber die Enttäuschung und der Frust, dass seine Leistung/Überforderung nicht gesehen wurde, ist gefühlsmäßig dennoch bei mir angekommen (bin zugegeben aber auch sensibel dafür Emotionen anderer wie ein Schwamm aufzusaugen, was nicht immer hilfreich ist...)

Liebe Sandracookie,

konzentriere dich jetzt auf dich! In der Tagesklinik wird es Psychogruppen zu diesen Themen (Arbeit) geben und dort kann man das super bearbeiten. So ist es zumindest in der Tagesklinik wo ich bin/war. Morgen ist mein letzter Tag (5,5 Wochen). Die Tagesklinik wird einiges ins rollen bringen und du wirst merken das sich deine Denke und auch dein Handeln verändern.

Von daher: Lass die Arbeit derzeit Arbeit sein. Es ist jetzt nicht wirklich wichtig; deine Genesung ist es allerdings.

Liebe Grüße

@Greta__
Liebe Greta,
Vielen Dank für deine Antwort.
Ja ich denke du hast Recht. Aktuell kann ich mich zwar mit dem Thema Arbeit beschäftigen, aber eine wirkliche Antwort wird es momentan noch nicht geben, also ist es im Grunde vergebene Mühe.
Ich hoffe, ich kann auch so positive Erfahrungen mit der Tagesklinik machen wie du und es freut mich sehr, dass dir das so gut getan hat.
Wie schnell gefühlt dann schon fast 6 Wochen rum sind. Ich wünsche dir auch für die Zeit danach alles Gute und dass du das Gelernte auch in den Alltag integrieren kannst.

LG




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