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Sylein
Hallo meine Lieben,

ich muss mir das wirklich von der Seele schreiben, meine derzeitge Situation belastet mich so sehr.
Vor etwa zwei Jahren lernte ich (w26) meinen Partner (m25) kennen. Ich war damals in einer depressiven Phase und mein Leben war ziemlich am absteigenden Ast weil ich Trost bei falschen Freunden, Dro. und Alk. suchte. In diesem Jahr hab ich auch mein Studium abgebrochen weil gar nichts mehr lief. Mein Freund war einer von denen, die immer auf irgendetwas waren, tag ein tag aus.
Er war aber auch immer der liebste Mensch überhaupt, war verlässlich, war ehrlich, sehr aufmerksam und man konnte über alles mit ihm reden, im Endeffekt habe ich mich in der Phase meines Lebens in ihn Hals über Kopf verliebt, er wollte lange keine Beziehung mit mir, was ich auch akzeptierte, mir war nur wichtig weiter Zeit mit ihm verbringen zu können, in welcher Form auch immer.

vor etwas mehr als einem Jahr bekam ich auf einmal Panikattacken, eine generelle Angststörung und heftigste Zwangsgedanken, was mich dazu zwang mit absolut allem aufzuhören. Von einem auf den anderen Tag traute ich nicht mal mehr Zig. so recht über den Weg, hatte vor allem Angst was mir Schaden könnte, geschweige denn mein Bewusstsein verändern. Etwa zu dieser Zeit wurde mein Freund bei sich zuhause rausgeschmissen und aufgrund meines Zustands habe ich ihn mit offenen Armen zu mir geholt. Ich wüsste nicht ob ich diese Zeit überstanden hätte wäre ich ganz alleine gewesen, sehe das noch immer als eine wirklich wundervolle Fügung.

Während ich versuchte mich selbst zu überleben, ging es bei ihm weiter bergab, ich verlor mehr und mehr das Interesse bis er dann anfing Dro. zu nehmen, wo ich mir dachte - jetzt oder nie mehr, wenn ich ihn jetzt nicht bekomme, dann wird er da nie mehr rauskommen. Daraufhin kamen wir zusammen, weil er die Hilfe auch dankend annahm an diesem Punkt.

Anfangs war es am schlimmsten, aufgrund dessen dass ich immer klarer im Kopf wurde ohne Dro. und Alk., ließ ich viele Bekanntschaften und gemeinsame Freunde fallen, weil ich merkte wie giftig sie waren, ich konnte viel klarer diejenigen sehen die nur davon lebten andere Menschen mehr und mehr in ihr Verderben zu lotsen. Versteht mich nicht falsch, es gibt gebrochene Seelen die einfach Liebe und Trost brauchen, mit solchen rede ich heute noch gerne, aber es gibt auch die, die genau auf der Suche nach solchen sind, um ihnen die schlimmstmögliche Richtung aufzuzeigen, wie es besser wird, gleich wie es bei mir war.

Deswegen kamen wir anfangs heftig zum Streiten, ich wollte diesen Lebensstil nicht mehr, und kam auch nicht mehr damit klar ihm zuzuschauen wie er sich selbst jeden Tag mehr kaputtmacht. Nach Monaten Dauerstreit schien alles in Richtung Normalität zu gehen, er fand wirklich eine Arbeit, ging arbeiten, hatte mit solchen Leuten größtenteils den Kontakt abgebrochen, war voller Energie und wir waren wirklich ziemlich glücklich.

Vor 4 Monaten fing es an, weil ich beruflich viel auswärts arbeiten musste. Er war immer total müde wenn ich anrief, egal wann ich anrief, und das obwohl er nichtmal irgendwas zu tun hatte weil in seinem Job Winterpause war. Im Haushalt macht er null, obwohl er den ganzen Tag nichts zu tun hat. Er hatte nie Geld übrig, egal wieviel er hatte bevor ich unter der Woche wegfuhr, wenn ich zurückkam war nichts davon übrig. Außerdem war er viel anschmiegsamer als sonst, ansonsten aber viel mehr in seinem eigenen Kopf. Sprich er war wieder total in seinem schei..
Habe auch mal Tabletten und einmal Dro. gefunden, habe ihm natürlich ein Ultimatum gestellt. Seitdem finde ich zwar nichts mehr, am Rest hat sich aber leider nicht viel geändert. Sex haben wir auch kaum welchen. Da ich dauernd das Gefühl habe seit Monaten im Prinzip belogen zu werden, während ich mir den Ar. abarbeite und er sich nur haushalten lässt, nichts zur Miete beisteuert (wir wohnen seit insg. 15 Monaten zusammen und er hat bis jetzt erst 3 Mal etwas zur Miete beigesteuert. ), im Haushalt nichts tut, mich ständig selbstverständlich als Taxi, Köchin, oder Taschengeldgeberin benutzt, sehe ich mich in einer Zwickmühle.

Er ist ein unglaublich lieber Mensch, wirklich. Ich habe noch nie jemanden erlebt der mich so sehr akzeptiert mit meinen ganzen Macken und Eigenheiten wie er. Wir haben soviel Spaß zusammen, ich bin so glücklich ihn zu haben, aber ich könnte ihn erwürgen, dafür dass er es einfach nicht auf die Reihe kriegt. Ich kann niemandem helfen der eigentlich keine Hilfe will, bevor er das zugibt muss er erstmal 3 Promille oder so haben. In dem Zustand sagte er dann auch immer er wäre so dankbar und froh dass ich ihm da raushelfe und blabla. Aber das hat sich dann seit dem Rückfall wohl wieder erledigt.
Ich möchte nicht mit ihm schlussmachen, ich liebe ihn wirklich sehr, aber die Situation macht mich kaputt. Ich habe ihn mittlerweile sogar schon betrogen und ich bin nicht gerade ein Mensch der so etwas leichtfertig macht. Nur ich bin es schon so leid ständig als Mama Ersatz betrachtet zu werden. Ich bin doch auch ein Mensch mit Bedürfnissen und ich bemühe mich wirklich mein Leben in Ordnung zu bringen und zu halten.
Außerdem ich weiß nicht ob ich jemals mit der Schuld leben könnte, wenn ich ihn verlasse was dann aus ihm wird. Ich weiß nicht ob es ertragen könnte. Ich weiß im Endeffekt wäre es nicht meine Schuld, ich würde sie mir aber immer geben. Ich weiß einfach nicht mehr weiter, auch wegen dem Betrug weiß ich einfach nicht mehr wo mir der Kopf steht.


Ich danke allen die sich diesen riesen Block durchlesen, es würde mir viel bedeuten wenn mir jemand eine objektivere Meinung zu der ganzen Sache sagen könnte, oder vielleicht aus eigener Erfahrungen erzählen könnte wie ich aus der Zwickmühle am besten wieder rauskomme :/

Danke!

12.04.2021 11:12 • 19.04.2021 x 1 #1


8 Antworten ↓


Icefalki
Nennt sich Coabhängigkeit und darüber solltest du mal nachdenken. Kannst den Begriff googeln und wirst eine Menge darüber finden. Viel mehr, als ich dir nun schreiben kann.

Hier mal ein kleiner Test zu dem Thema:
https://www.google.com/url?sa=tsource=...B2Z8KcYSBJ

12.04.2021 11:20 • x 2 #2


A


Trennung vom Suchtkranken Partner und habe Schuldgefühle

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Sylein
Was ich noch sagen muss, ich habe mich wirklich nicht leichtfertig in diese Beziehung gestürzt, mir war schon klar dass das mit jemandem wie ihm vielleicht alles andere als leicht werden könnte. Aber ich habe mir sein Verhalten angeschaut als wir nur zusammen wohnten und nicht zusammen waren. Er war so unglaublich verlässlich, sagte mir immer die Wahrheit, hat im Haushalt geholfen einfach das volle Programm. Nur seit wir zusammen sind... ist es als wäre das alles nur aufgesetzt gewesen.. Er hat zwar gute Phasen aber das sind ein paar Wochen in Relation zu Monaten nichts tun und faulenzen. Manchmal fühle ich mich als hätte er es die ganze Zeit darauf angelegt, dass er mit mir zusammenkommt und dann einfach ich alles für ihn mache. Im Gegensatz zu ihm habe ich die Schule fertiggemacht, eine sehr gute Ausbildung und mittlerweile auch wieder einen vielversprechenden Job mit super Aussichten für die Zukunft und guten Verdienst, Führerschein, eine große Wohnung, alles. Er hat weder Führerschein, noch eine Ausbildung, noch sonst irgendwas.

Ich kann gar nicht beschreiben wie sehr ich mich zerrissen fühle, einerseits weiß ich wie er sein kann, dass er ein unglaublich lieber Mensch ist der eigentlich nur Liebe braucht und jemandem dem er wirklich vertrauen kann. Andererseits weiß ich wie ausnutzerisch er anderen gegebenüber sein kann, und sehe ähnliches Verhalten auch bei mir.
Keine Ahnung was ich denken soll -.-

12.04.2021 11:24 • #3


Icefalki
Haste den Test mal gemacht?

12.04.2021 11:31 • #4


Sylein
Zitat von Icefalki:
Haste den Test mal gemacht?


Ja...
Ich weiß es ja auch, ich war sogar schon bei einer Beratungsstelle aber so wirklich helfen konnte mir da auch niemand. Im Prinzip sagen Beratungsstellen, Freunde, etc alle das Gleiche, entweder nimm die Beine in die Hand oder leide weiter bis du soweit bist. Aber mein Problem bleibt das Gleiche.. Wenn ich mich trenne würde ich mir mehr schaden als helfen.

Vielleicht sollte ich eine richtige Therapie und nicht nur eine Beratung in Betracht ziehen... ich weiß es nicht -.-

12.04.2021 11:36 • #5


Icefalki
Zitat von Sylein:
Wenn ich mich trenne würde ich mir mehr schaden als helfen.


Es ist immer relativ einfach, wenn man eine echte Entscheidung trifft. Entweder ja, oder nein. Dieses Dazwischen macht krank und gilt für alles.

Ergo, nimmer jammern, und andere befragen, sondern entweder das Jetzt ohne Murren akzeptieren können, oder das Thema beenden. Anders geht das nicht. Bei niemanden.

Mehr Therapie braucht es nicht, denn es ist dein Leben und du entscheidest, wie du es Leben möchtest.

12.04.2021 11:53 • x 2 #6


Ranibo
Zitat von Sylein:
Ja... Ich weiß es ja auch, ich war sogar schon bei einer Beratungsstelle aber so wirklich helfen konnte mir da auch niemand. Im Prinzip sagen Beratungsstellen, Freunde, etc alle das Gleiche, entweder nimm die Beine in die Hand oder leide weiter bis du soweit bist. Aber mein Problem bleibt das Gleiche.. Wenn ich mich ...


Auf der einen Seite möchtest du Rat haben was du tun sollstest, auf der anderen kannst du nicht akzeptieren, dass eine Trennung villeicht das beste für euch ist?

Worauf basiert deine These das es dir mit der Trennung schlechter gehen wird? Am Anfang villeicht aber du scheinst dein Leben gut im Griff zu haben abseits der Beziehung.

Im Grunde stehen dir 3 Möglichkeiten offen imO:

- Mach so weiter wie bisher und bleib unglücklich mit der Beziehung in der Hoffnung das er irgendwann die Kurve bekommt.
-Stell Ihm ein Ultimatum. Wenn er bereits gezeigt hat, dass er es anders kann, dann soll er beweisen das du es ihm wert bist.
- Mach einen harten Schnitt.

Du musst dir einfach vor Augen führen, dass er ein Problem in deinem Leben darstellt. Da kann er noch so nett sein, die Tatsache das du Beratung und Hilfe suchst, Ihn betrogen hast und es dir in dieser Beziehung schlecht geht, zeigt eindeutig das da etwas falsch läuft. Und du kannst noch so viel versuchen an dir selbst zu ändern, am Ende bleibt das Problem das gleiche.
Dir ist bewusst das er sich ändern muss, damit ihr eine Zukunft habt. Aber du kannst ihn nicht ändern, dass muss er selbst schaffen. Du kannst versuchen Ihm dabei zu helfen. Aber er muss von sich aus an sich arbeiten.

Villeicht wäre eine Trennung oder ein Ultimatum auch genau der Impuls den er braucht um sich selbst zu ändern. Einige Menschen müssen erst Ihren tiefsten Punkt erreichen, bevor sie sich ändern können. Aber das kann ich nicht beurteilen.

Es mag etwas gruselig und angsteinflößend sein und die erste Zeit nach der Trennung wird beileibe nicht einfach, aber so wie du es aktuell beschreibst würde ich eher zu einem Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende raten. Sei es dir selbst Wert die Chance auf eine bessere Beziehung und ein besseres Leben wahr zu nehmen als noch viel länger die aktuelle Beziehung aufrecht zu erhalten und dich selbst unglücklich zu machen.

Das ist jedenfalls meine Meinung.

12.04.2021 16:11 • x 4 #7


DieSonne
Hallo.

Erstenmal Hut ab, dass du dich selber so toll in den Griff bekommen hat. Das schafft nicht jeder und beweist sehr viel Stärke in dir. Diese Stärke wirst du leider nochmal bezüglich deines Freundes brauchen aber denk dran. Du hast sie!

Dein Freund hat ein ernsthaftes Sucht Problem. Daraus kann nur er selbst sich helfen. Du kannst ihn unterstützen, ja (in dem du ihn in einer Psychiatrie einweisen lässt z.B.) aber auch nur, wenn er wirklich daran arbeiten möchte. Das ist das Problem. Solange er daran festhält (und das macht er, sonst würde er nicht heimlich konsumieren oder es dir zumindest hinterher gestehen) wirst du nichts machen können außer auf dich selber zu achten. Ich kenne diese Situation zum einen familiär und ich hatte auch mal ein kaputtes Beuteschema. Meine Beziehung hat 4 Jahre gehalten. Als ich ihn dann wirklich in den Wind schoss (ich habe lange dafür gebraucht, obwohl mein Verstand das schon lange im Vorraus sagte) und er weg war habe ich mich frei wie noch nie gefühlt. Ich habe mein Leben so gelebt, wie ich es wollte und war einfach nur froh es getan zu haben. Ich Trauer ihn bis heute in keinster Weise hinterher. Natürlich habe ich mich auch mal einsam gefühlt aber es gibt so viele Menschen auf der Welt. Übrigens war ich damals auch in deinem Alter und ansonsten unabhängig. Man traut sich nur selbst erstmal nicht zu, es auch alleine zu können auch wenn man es schon alleine macht.
Du darfst dir aber auch keine Vorwürfe machen, wenn es mit deinem Freund weiter Bergab geht. Das tut es ja jetzt auch, obwohl du dabei bist. Wenn du dich trennen solltest und er sein Weg weiter geht, zieht er dich wenigstens nicht mit runter.

12.04.2021 16:40 • x 1 #8


Sylein
Ich danke euch für eure Antworten. Tut echt gut die Meinung anderer von außen zu hören.
Werde in den nächsten Wochen versuchen mir darüber klarzuwerden wie ich weiterverfahren werde..

19.04.2021 08:53 • #9