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... und danke sagen, dass es dieses Forum gibt.
Ich bin erleichtert, etwas von meinem inneren Druck hier lassen zu dürfen.

Ich bin 47 Jahre alt, habe seit über 25 Jahren massive Angstzustände.
Ich kann schon lange das Leben nicht mehr führen, das ich mir so sehr wünschen würde. Viele Jahre habe ich mich mit Bromazepam über Wasser gehalten, täglich war es mein Lebensretter um zu funktionieren und drei (Wunsch-) Kinder groß zu ziehen.
Mein Leben war trotzdem immer sehr eingeschränkt, ich brauchte immer Begleitpersonen, für all die Dinge, die sich außerhalb der Haustüre abspielen. Spontan ging garnichts, manches ging mit Planung, vieles musste ich absagen. Ich kann nicht alleine Auto fahren, viele Jahre konnte ich das Haus kaum verlassen und auch im Haus ging es mir schlecht. Eine geregelte Therapie war nie möglich, mein Mann musste arbeiten und hat, da er Schichtarbeiter ist, eh schon viele Dienste übernommen, einkaufen, Kinder wegbringen, Arzttermine etc.
Ich habe hier keine Familie und bin zugezogen. Foren wie dieses gab es früher nicht. Man dachte, man ist der einzige Mensch, der so falsch tickt.
Ich habe alles mögliche, Angst vor engen Räumen, Tunnel, Aufzüge,Zug, Bus, Höhe, Auto fahren,Fremde, vor Menschen (soziale Phobie), vor Aufmerksamkeit in der Menge, Angst vor dem Leben und dem Tod.
Ich habe Schwindel, Schmerzen, Herzrasen, Atemnot,Erstickungsgefühle, Herzschmerzen, Todesängste, das ganze Programm rauf und runter. meine Krankenakten sind so dick, dass man Teile auslagern musste. Psychisch, psychisch, ich sitze in einem psychischen Rollstuhl oder in einer psychischen Herz-Lungen-Maschine.

Vor rund drei Jahren habe ich selbst das Bromazepam abgesetzt, den Entzug zu Hause gemacht. Gut, meine Dosis war nie übermäßig hoch, max. eine dreiviertel Tablette, doch die psychische Abhängigkeit war rießig. Es gab auch Zeiten, da habe ich, nachdem die Kinder im Bett waren, oft B. getrunken (nie gesoffen), einfach um ruhiger zu werden und die einsamen Nachtschichten zu überstehen.
Alk. vertrage ich zum Glück schon lange nicht mehr, er verursacht mir Herzrasen.
Ich hatte mich in den letzten drei Jahren relativ gut stabilisiert, kam ohne Ängste im Haus zurecht, Tag oder Nacht, konnte mich wenigstens im Dorf aus dem Haus wagen mit meinem Rad. Und mit Begleitung ging auch das Einkaufen ohne Panik.
Doxepin half mir dabei, meine Dosis lag bei max. 1 Tablette von 25 mg.
Im Sommer reichte eine halbe. Ich dachte ich bin stabil, letztes Jahr klappte sogar ein Deutschlandurlaub und es schien, als würde ich endlich etwas vom Leben spüren, Lebensfreude, etwas genießen können, in mir ruhen.
Nun kam der Einbruch, mit aller Macht. Mir geht es so schlecht, wie noch nie, tägliche Todesängste, mein vegetatives Nervensystem spinnt total, spontane Durchfälle , ich bin so hilflos, wie ein verlassenes Baby. Ich haber Gummibeine, schwer wie Beton, die nicht mehr laufen wollen, ich kann das Haus kaum noch verlassen, nur mit meinem Mann .
Kein Einkaufen mehr möglich und alles wird vermieden.
Ich hatte jetzt drei Termine beim Therapeuten ( im Frühjahr dachte ich, ich würde ihn nicht mehr lange brauchen, falsch gedacht).
Mein Therapeut meinte, hier kämen zwei Dinge zusammen:
Der Herbst, der mir wohl schon immer körperliche Probleme verursacht. Dieses Jahr vermutlich sehr massiv.
Und eben Kindheitstraumas, die wieder aufgebrochen sind.

Ich habe nun über 2 Monate gekämpft, jeder Tag war ein Kampf, ihn zu überleben. Man hat Angst zu sterben und doch wäre der Tod eine Erlösung. Ich falle, falle, falle, die Panik hat eine Dimension, die mich fast erstarren lässt, ich denke ich werde Wahnsinnig und drehe durch. Ich habe meine Gedanken nicht mehr im Griff. Ich habe das Gefühl, als ob alles über meinem Kopf zusammenbricht, ich erlebe Dinge, die ich nicht kannte.
Mein Mann musste Urlaub nehmen, das hat mir geholfen.
Heute ging er wieder zur Arbeit und schon drehe ich fast am Rad. Zum Glück hat nun mein Sohn Urlaub, ich bin nicht ganz alleine, aber eigentlich beruhigt mich das nicht so sehr. Es ist doch eine Schande, dass meine Kinder mich so sehn, so viele Jahre habe ich es erfolgreich geschafft, sie nicht merken zu lassen, wie ich bin, wie es mir geht.

Seit vorgestern nehme ich nun 1/4 Tablette Bromazepam, mein Antidepressiva Doxepin habe ich schon seit 3 Wochen auf 2 Tabletten a 25 mg. erhöht. Mein Therapeut meinte, diese Dosis dürfte ich gerne noch auf 4 Tabletten erhöhen, wobei es mir vorkommt, als würde diese Dosiserhöhung eher Unruhe und Herzrasen verursachen.
Ich will euch nicht mit Tablettenmedikamentationen langweilen, sorry. Ich schreibe gerade einfach drauf los.

Ich komme mir vor, wie ein totaler Versager, es war schon alles auf dem richtigen Weg. Nun ist alles weg, mein Leben ist keines mehr.
Ich weiß, dass ich nie so sein werde, wie Menschen, die einfach in den Tag leben, ich werde viele Dinge nicht können.
Aber nun scheint es, als kann ich nicht einmal nur überleben.
Ich bin am Ende meiner Kraft und meines Verstandes.

18.12.2008 12:29 • 19.12.2008 x 1 #1


5 Antworten ↓


R
Liebe Angelique,

lass dich mal richtig kräftig drücken. Glaube mir, alle die hier reinlesen wissen von was du sprichst. Es ist ein Teufelskreis der wirklich nicht enden will. Was sehr schwer ist, wenn man gerade so weit unten ist, den Anfang zu finden etwas zu ändern.
Nur du alleine könntest etwas ändern (natürlich auch ein Psychologe, aber der kann nicht immer bei dir sein. Der kann die den richtigen Weg weisen). Mit kleinen Schritten ins Leben zurück zu finden.
Ja, dass hört sich mal wieder sehr leicht an, ist es aber nicht. Jeder Anfang ist schwer und kostet ganz viel Kraft.
Ich habe mich viel damit auseinandergesetzt und mich viel belesen. Jedes Buch brachte mich weiter. Dann fing ich an mit kleinen Schritten ins Leben zurück zu finden.

Mein Problem ist heute noch die Geduld.

Wünsche dir ganz viel Kraft.

Liebe Grüße

Regi

18.12.2008 16:30 • #2


A


Tod als Erlösung durch Kindheitstrauma

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A
Danke Regi. für deine Antwort.

Ja, Geduld habe ich auch nicht und leider bin ich auch sehr hart zu mir selbst, kann selbst den kleinsten Erfolg nicht anerkennen, den ich mache.
Wie soll man sich über Dinge freuen, die für 95 % (oder mehr), der Menschen selbstverständlich sind? Die für einen selbst ja auch mal selbstverständlich waren, die man täglich gemacht hat, ohne nachzudenken?
Nicht einfach, wenn man erzogen worden ist in dem Sinn, dass nur der Erfolg zählt und anerkennenswert ist.

Mein Thera ist jetzt für 4 Wochen im Urlaub, ich hoffe, dass ich das überstehe.
Gestern habe ich mir 4 Bücher geordert, über Angst und wie man sie bewältigen könnte. Ich hoffe, dass ich mich überhaupt aufs Lesen konzentrieren kann und ein paar neue Erkenntnisse darin finde.
Kopfmäßig weiß man viel, aber wenn die Panik so massiv da ist, wie jetzt bei mir, dann vergisst man alles.

19.12.2008 09:16 • #3


R
Hey Angelique!

Hast du es mal mit Muskelentspannungs CD´s probiert? Mir haben solche CD´s sehr geholfen, besonders als ich am Höhepunkt meiner Ängste war. In dieser halben Std. bin ich wirklich runter gekommen. Dann war ich ruhig genug etwas zu lesen. Alles was ich gelesen habe, habe ich aufgenommen wie ein Schwamm und es klang auch sehr logisch.
Mit kleinen Babyschritten kommt man wirklich ans Ziel. Vor einem Jahr hätte ich nie gedacht, dass meine Bemühungen etwas bewirken.
Natürlich bin ich noch nicht ganz durch, aber ich fühle mich jetzt soweit, dass ich so weiter leben kann.
Sport tut sehr gut, denn da kann man Kräfte sammeln.
Stelle dir eine Herausforderung am Tag oder sogar nur die Wochen. Zeit und Geduld, das bringt uns weiter.

Liebe Grüße
Regi

19.12.2008 11:52 • #4


A
Muskelentspannung habe ich schon gemacht, in einer Gruppe. Da fühlte ich mich sicher. Zu Hause hatte ich nie den Mut , ich kann da nämlich so sehr entspannen, dass ich einschlafen könnte. Das Gefühl, wenn ich alleine bin, jetzt gleich wegzukippen, macht mir panische Angst.
Sport mache ich, in meinem Keller (Ergometer). Als es mir bis vor diesem Rückfall gut ging, habe ich täglich mind. 45 Minuten gemacht. Im Moment traue ich mich das nur ab und zu.
Babyschritte, ja, so sollte man es sehen, fällt mir schwer, ich bin doch schon so alt

19.12.2008 12:06 • #5


R
Quatsch, zu alt!
Man ist immer so alt wie man sich fühlt.
Ich bin 38 Jh. und es gibt Tage da fühle ich mich wie 18 und dann wieder wie 60 jh.
Also ran an den Speck!

19.12.2008 13:25 • #6





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