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A
Hallo!
Ich weiß einfach nicht mehr weiter...fange gerade meine zweite Therapie bei einem neuen Psychologen an und finde es FURCHTBAR! Mir geht es danach immer total schlecht. Könnte jedesmal heulen.
Das ist doch nicht normal?

Aber ich glaube nicht, dass es am Therapeuten liegt, der ist wirklich nett. Hatte das Problem schon bei der Therapeutin davor.
Es kann auch nicht am Thema liegen, denn der Therapeut drängt mich zu nichts und ich erzähle was ich möchte.

Habe in der Therapie davor schlechte Erfahrungen gemacht...liegt das daran? Bin ich jetzt vorbelastet?

Und irgendwie kommt mir die Therapie so affig vor. Dann schweigt der manchmal und ich denke mir nur: Aha, dass macht er als psychologischen Trick, um mich zum Reden zu bewegen. Oder er frägt mich nach Hobbies und ich weiß ganz genau: Ahaaa, jetzt untersucht er mein soziales Umfeld um erneut festzustellen, dass ich zu wenig Kontakte und Hobbies hab und dass ich das ändern sollte.
Das weiß ich doch aber schon.
Andererseits kann ich nicht offen mit ihm reden. Das ist erst meine zweite probatorische Sitzung gewesen, aber ich glaube, ich werde einem Therapeuten nie vertrauen können. Dabei will ich so gern! Will mir wirklich gern helfen lassen.
Aber mich belastet diese gekünstelte Gesprächssituation, in der man sich spontan fallen lassen soll. Ich kann das nicht. Und ich kann ihm das nicht mal sagen, weil ich ihn nicht kenne und ihm nicht vertraue...
Einfach auch die Gesprächssituation an sich...die dürfen ja nie ihre Meinung sagen.
Manchmal glaube ich es wäre besser mit ner Freundin zu reden, andereseits kann die einem ja bei psychischen Problemen nicht helfen.

Und ich bin noch nicht mal soweit richtig benennen zu können, was mein Problem ist. Woran ich arbeiten möchte. Ich dachte, da helfen die einem? Ich hasse dieses: ich geh da jetzt mal hin mit irgend nem Thema und erzähl. Mir ist das im Alltag nicht so bewusst und deswegen hab ich nie was zu erzählen.
Hätte viel lieber, dass der einen lenkt. Mit Fragen oder so.

Und ich weiß einfach nicht, was ich ändern kann/soll? Hat da jmd. ähnliche Erfahrungen?
Und bitte nicht sagen, dass ich mit ihm da drüber reden soll. Ich weiß, dass das das Beste wäre, aber ich kann einfach nicht.

Grüße

24.01.2013 15:09 • 26.01.2013 #1


8 Antworten ↓


Schlaflose
Ich habe meine ersten zwei Therapien vor Jahren auch vorzeitig abgebrochen, weil die Therapeuten erwarteten, dass ich von mir aus die ganze Zeit rede. Da ich aber kein großer Redner bin, verliefen die Sitzungen zum größten Teil in Schweigen und dazu war mir meine Zeit zu schade.
Vor 2 Jahren musste ich erneut eine Therapie beginnen, weil ich nicht mehr arbeiten konnte und anders hätte ich keine längere Krankschreibung bekommen. Ich fand zum Glück direkt einen Therapeuten und in den ersten 3-4 Sitzungen dachte ich, meine Güte, was für ein komischer Kauz. Aber ich bin geblieben und bald hat sich herausgestellt, dass er ein ganz lieber und humorvoller Mensch ist. Es fiel mir überhaupt nicht schwer, zu reden und er hat mir auch immer konkrete Fragen gestellt bzw. er hat dann selbst erzählt, auch von sich und seinen persönlichen Erfahrungen. Als nach 50 Sitzungen Schluss war, hat es mir richtig Leid getan, dass ich nicht mehr hinkonnte.
Ich rate dir, erstmal noch durchzuhalten und zu schauen, wie sich das entwickelt. Das Vertrauen entsteht ja erst im Laufe der Zeit.

24.01.2013 17:52 • #2


A


Therapieresistent? Hilfe!

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F
Hallo,

erst mal kann ich dir nur raten, dass du noch etwas Geduld haben solltest, denn das Vertrauen muss sich erst noch entwickeln. Am Anfang meiner Therapie ging es auch noch nicht so mit dem Reden und zwar war das nach meinem ersten Klinikaufenthalt und einer anschließenden stationären Psychotherapie, als mir ambulant noch eine Therapie empfohlen wurde. Das war nach dem plötzlichen Tod meiner Mutter, als ich zusammengebrochen war und es mir körperlich und seelisch sehr schlecht ging und ich große Angst hatte, zu sterben. War wegen ner endogenen Depression und ich hatte überhaupt keine Kraft mehr, so das es erst mal der bessere Weg war, in eine Klinik zugehen, auch wenn mir der Schritt nicht ganz leicht gefallen war, hatte ich ja noch kleinere Kinder.
Lernt man den Therapeuten auch erst mal kennen und da ist es ganz normal, dass am Anfang noch kein Vertrauen vorhanden ist nach zwei Sitzungen. Aber ich hatte ein positives Gefühl dabei und ließ mich darauf ein, weiterzumachen.
Mit der Zeit gelang es mir immer mehr, mich zu öffnen, auch wenn meine Therapeutin nicht immer was sagte (meistens redete ich) und das wertete ich auch als Erfolg. Und so kam es, dass ich mir dann später zu jeder Therapiestunde zu Hause Notizen machte, über das was mir wichtig war zu reden in der Therapie. Es hatte sich im Laufe meines Lebens soviel angesammelt, war ich ja damals schon ca.30, als ich krank wurde. Und so machte ich weiter und habe manchmal noch einen Termin, was mir sehr gut tut.
Bevor ich erkrankte, hatte ich alles gemacht, war für die Kinder da, auf Arbeit, für den Haushalt, einkaufen und für meine kranke Mutter. Nur leider ging es eines Tages über meine Kräfte.

Wünsche dir alles Gute und Kraft

24.01.2013 19:20 • #3


B
Hallo,

ich persönlich fände es wichtig, dass Du dem Therapeuten erzählst wie Du empfindest. Sonst kann sich da wohl nie eine vernünftige Basis für eine Therapie aufbauen, weil der Therapuet Dich unter Umständen auch falsch einschätzt.

Resistent bist Du sicherlich nicht. Ich war nun beireits bei einem Kindertherapeuten (als Teenager), einem Psychater, einem Therapeuten, einer Therapeutin, ganz kurz in einer Tagesklinik und schließlich bin ich jetzt wieder bei einer Therapeutin gelandet.

Von jedem kann man ein bisschen mitnehmen, auch wenn man es am Anfang nicht merkt. Sogar mein - in meinen Augen - sinnloser Aufenthalt in der Tagesklinik hat etwas gebracht, nämlich die Erkenntnis dass das der falsche Weg war.

Vielleicht bist Du auch in der falschen Therapieform gelandet? Es gibt viele verschiedene Ansätze bei Therapien und es ist wichtig Feedback zu geben um notfalls anders behandelt zu werden.

Liebe Grüße und einen schönen Tag noch,

BrainTrain

25.01.2013 11:16 • #4


A
Vielen Dank erstmal für eure Antworten!

Also, ich hatte davor ja auch schon eine Therapeutin. Die war Verhaltens- und Traumatherapeutin.
Und bei der musste man eben immer ein Thema mitbringen und reden. Da mir meine Probleme damals aber gar nicht bewusst waren (und auch heute habe ich noch Probleme damit meine Probleme zu erkennen^^) und die mich im Alltag nicht so beschäftigt haben, hatte ich nie was zu erzählen.
Die hat mich dann gedrängt von früher zu erzählen, weil man ja sonst nicht weiter kommt und dass hat dann in Weinkrämpfen bzw. Gedächtsnisverlust geendet. Also kurzum: schei.. Vor allem hat die immer versucht die Fehler meiner Mutter gutzureden, indem sie mir erklärt hat, was meine Mum wohl für traumatische Erfahrungen gemacht hat. Das war ja ne nette Idee, vllt. wollte sie mir das ganze so erklärbar und damit greifbarer machen, aber ich saß am Ende da und dachte alles wär meine Schuld.
Ich hab ihr dann das mal gesagt und sie meinte dann, dass das ja nichts bringt und ich mir jemand anderen suchen muss.
War mir ganz Recht ich wollte auch nicht mehr. Jetzt hab ich eeeeewig gewartet und diesen Platz bekommen. Und die Vorstellung wieder zu jmd. neuem zu gehen und dem wieder die ganze Leier zu erzählen, macht mich fertig.

Der neue macht Tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie. Damit hab ich dann ja alle drei Verfahren mal ausprobiert. (von psychoanalytisch halt ich nicht so viel)
Ich weiß eben nicht, welche Therapieform die Beste wäre, weil ich nicht weiß, was mir fehlt.
Aber ja wahrscheinlich komm ich nicht drum rum mich zu überwinden und ihm das zu erzählen...
es ist nur so, dass ich Angst habe, dass alles umsonst ist, weil es mit ihm nicht klappt.

Ich weiß nicht wie ich die Therapie gestalten soll...er meinte, dass der größte Input schon von mir kommt...er wird auch mal Fragen stellen, aber ansonsten gehört der Raum mir.
Aber das ist so strukturlos...ich weiß nicht wie er vorgeht, dass hat er nicht erklärt...(dürfen die das nicht?)
ich mein, ich weiß nicht, wo ich anfangen soll zu erzählen...
wie gesagt, im Alltag beschäftigt mich das nicht so. Und wenn ich von früher erzähle gehts mir schei....

wie ist das denn bei euch? Hat jemand Erfahrungen gemacht? Müsst ihr euch auch immer die Themen überlegen?

Hat jemand für mich vielleicht Gliederungsvorschläge?
Oh mann, ich weiß nicht mal, was ich ändern will...ich merk eben nur, dass die Vergangenheit ihre Spuren hinterlassen hat und dass sind nur so Kleinigkeiten, wo mir das auffällt...

25.01.2013 15:02 • #5


N
Grüß Dich, Angsthase123!

Zitat von Angsthase123:
(von psychoanalytisch halt ich nicht so viel)

Das sagt schon viel, scheint mir der Grund Deiner Anlaufschwierigkeit zu sein.
Wenn Du nicht offen gegenüber der Methode bist, weshalb möchtest Du sie dann ausprobieren?

25.01.2013 15:15 • #6


B
Hallo,

meine Therapeutin möchte auch immer dass ich beginne. Sie frägt mich, wie die letzte Zeit für mich war, dann soll ich erzählen. Dann folgen Kommentare und Vorschläge und wir besprechen das weitere Vorgehen.

Mein Vorschlag an Dich wäre, es vielleicht mit einer Art Therapiebuch zu versuchen. Wenn Du in einer Situation bist, die es wert ist besprochen zu werden, schreib es auf. Am Anfang meiner Therapien habe ich das auch so gemacht, schon aus dem Grund, um nichts zu vergessen. Es hat auch ganz gut getan, oft ging es einem schon nach dem schreiben besser.

Ansosnten würde ich dem Therapeuten einfach erzählen was mir in den Sinn kommt. Was mich gefreut, geärgert, geängstigt hat. Was mir sorgen macht und eben auch was mnich an der Therapie stört.

Ich kenne das auch, dass der Therapeut wenig bis gar kein Feedback gibt und nur schweigt. Diese Art Therapie hatte ich als Teenager. Man gewöhnt sich da sehr langsam daran, das dauert. Der Therapeut erklärt Dir den Grund dafür nicht genau, weil es die ganze Übung zerstören würde. Ich denke der Zweck liegt einfach darin, dass Du lernst das Wort zu ergreifen, dich verständlich zu machen und Dich ein wenig mehr im Mittelpunkt siehst. Man redet sich praktisch die Sorgen vom Leib und heilt sich so selbst, der Therapeut mischt sich nur dann ein, wenn man auf dem falschen Weg ist. Gib der Sache eine Chance, aber spreche Deine Sorgen auch unbedingt an.

Libe Grüße und einen schönen Tag noch,

BrainTrain

25.01.2013 15:46 • #7


A
@ Nautilus: Ich mache ja eine tiefenpsychologisch-fundierte Therapie. Ich unterscheide zwischen teifenpsychologisch und Psychoanalyse. Manche Therapeuten dieser Richtung verwenden zwar auch noch die Psychoanalyse nebenbei, aber ich finde, die ist veraltet. Und klar, die Tiefenpsychologie resultiert aus der Psychoanalyse, hat sich aber wie ich finde so weiter entwickelt, dass man sie von der Psychoanalye abgrenzen kann. Wenn ich also gegen die Psychoanalyse wettere, dann meine ich die alte Schule nach Freud, die ich eben wie gesagt veraltet finde. Aber das ist nur meine spärliche Meinung. Bin um ehrlich zu sein auch nicht so in der Materie drin als dass das jetzt was zählt. Warum fragst du eigentlich? Meinst du diese Richtung wäre hilfreich?

Mmh, ja Braintrain, so was wie ein Buch hatte ich mir auch schon überlegt. Es ist eben nur so, dass ich mich frage, ob ich echt in der Therapie auch über Alltagsschrott reden darf (z.B. mein nachbar ärgert mich^^)? Ich denke eben immer ich muss doch arbeiten. Und dafür braucht es harte Fakten: Ich MUSS von meiner schlimmen Vergangenheit erzählen oder mich MUSS im Alltag etwas schwer Gravierendes beschäftigen (z.B. so was krasses wie Selbstmordgedanken, die ich aber nicht habe).
und dann hätte ich eben gern einen konkreten Plan:-) Punkt Nr. 1 der Tagesordnung: Ich lerne heute keien Verlustangst mehr zu haben^^
Ich weiß, dass ist lächerlich, ich weiß auch, so funktioniert das nicht. Trotzdem bleibt das Gefühl der Unproduktivität.
Ich denke dann immer da passiert nichts. Und habe Angst meine wertvollen Stunden zu verplempern. Man darf ja dann erst wieder 2 Jahre danach Therapie machen.
Aber ich habe mir jetzt vorgenommen, auch diese Gedanken das nächste mal anzusprechen. Zumindest hat mir meine schwester geraten knallhart erhlich zu sein, auch wenns schwer fällt.
Vielleicht muss ich für mich erstmal definieren, wie Therapie läuft, was ich mir davon erhoffe, was ich ändern will, bevor es ans Ändern geht. Das ist nämlich auch eins meiner Hauptprobleme: ich verdränge alles und weiß überhaupt nicht, was mein Problem ist^^

Danke jedenfalls für euer Feedback. Wenn jemand noch einen Tipp hat, oder ähnliche Erfahrungen gemacht hat, bin ich trotzdem dankbar fürs posten. Werd vielleicht mal noch weiterschreiben, wie die nächste Sitzung in 2 Wochen lief.

Liebe Grüße an euch und ein schönes Wochenende!

26.01.2013 16:15 • #8


N
Zitat von Angsthase123:
Warum fragst du eigentlich? Meinst du diese Richtung wäre hilfreich?

Ja, ich hatte auf einmal so ein klares Bild vor Augen, das mich an Abwehrtricks in meiner eigenen Psychoanalyse vor rund 20 Jahren! erinnerte. Glaub mir - ich habe erst letztes Jahr (hoffentlich endlich!) vollumfänglich verstanden, was einige wesentliche Bemerkungen meiner Guten Seele, wie ich die Fachärztin nennen mag, für eine Bedeutung hatten, die ich selbstverständlich damals auf keinen Fall an mich ranlassen durfte.
Was war das manchmal für ein heilloses Gekasper mit mir, aber ich bin ihr so dankbar und bereue nichts! Auch wenn Du den Eindruck hast, da kommt ja nichts rüber oder bei rum -- nur Geduld! Schreib Dir das auf, was für Dich intuitiv etwas bedeuten, triggern, bewirken will, was Du aber noch nicht einordnen oder zulassen kannst. Aber gib nicht voreilig auf, es kann ein halbes Leben dauern, bis der Groschen fällt ...
Ich habe vieles aus der Zeit damals sogar heute noch wörtlich im Ohr.

Zitat von Angsthase123:
Ich unterscheide zwischen teifenpsychologisch und Psychoanalyse. Manche Therapeuten dieser Richtung verwenden zwar auch noch die Psychoanalyse nebenbei, aber ich finde, die ist veraltet. Und klar, die Tiefenpsychologie resultiert aus der Psychoanalyse, hat sich aber wie ich finde so weiter entwickelt, dass man sie von der Psychoanalye abgrenzen kann.

Jaja, genau, Du hast mein Bild messerscharf erkannt
Freud ist der Vater und die Psychoanalyse die Mutter der Tiefenpsychologie; Abgrenzung ist wichtig, aber es wird dem Kind kaum gelingen, die beiden Alten auszugrenzen
Du stammst von ihnen ab -- Worauf ich hinauswollte ist, dass Du in dieser Verbindung für Dich einen Konflikt der eigenen Herkunft assoziieren könntest ...
Jetzt hoffe ich, dass diese Ansicht etwas in Deinem Sinne erhellen konnte und wünsche Dir in Deiner Therapie jede Menge lichte Momente

26.01.2013 16:58 • #9





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